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DRESDNER PHILHARMONIE Donnerstag, den 4, Februar 1971, 20.00 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Heinz Bongartz geb. 1894 Dirigent: Lothar Seyfarth Solist: Theo Adam, Dresden. Berlin, Bariton Der Mensch - Zyklus von sechs Liedern nach Gedichten Friedrich Hölderlins für Bariton und Orchester op. 47 Wer Gutes ehrt Wenn Menschen fröhlich sind Der offne Tag Der Mensch erwählt sein Leben Des Geistes Werden Die Menschen finden sich Christoph Willibald Gluck 1714-1787 Uraufführung Ouvertüre zu „Iphigenie in Aulis" Johannes Brahms 1833-1897 Vier ernste Gesänge für Bariton und Orchester op. 121 (Instrumentation: Karl Maria Zwissler) Denn es gehet den Menschen Ich wandte mich O Tod, wie bitter bist du Wenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen redete PAUSE Ludwig van Beethoven 1770-1827 Sinfonie Nr. 1 C-Dur op. 21 Adagio molto - Allegro con brio Andante cantabile con moto Menuetto (Allegro molto e vivace) Adagio - Allegro molto e vivace Heinz Bongartz THEO ADAM Der Mensch Lieder nach Gedichten von Friedrich Hölderlin Wer Gutes ehrt, er macht sich keinen Schaden, Er hält sich hoch, er lebt den Menschen nicht vergebens, Er kennt den Wert, den Nutzen solchen Lebens, Er traut dem Bessern sich, er geht auf Segenspfaden. Wenn Menschen fröhlich sind, ist dieses vom Gemüte, Und aus dem Wohlergehn, doch aus dem Felde kommet, Zu schaun der Bäume Wuchs, die angenehme Blüte, Da Frucht der Ernte noch den Menschen wächst und frommet. Die Aussicht scheint Ermunterung, der Mensch erfreuet Am Nutzen sich, mit Tagen dann erneuet Sich sein Geschäft, und um das Gute waltet Die Vorsicht gut, zu Dank, der nicht veraltet. Der offne Tag ist Menschen hell mit Bildern, Wenn sich das Grün aus ebner Ferne zeiget, Noch eh des Abends Licht zur Dämmerung sich neiget, Und Schimmer sanft den Klang des Tages mildern. Oft scheint die Innerheit der Welt umwölkt, verschlossen, Des Menschen Sinn von Zweifeln voll, verdrossen, Die prächtige Natur erheitert seine Tage Und ferne steht des Zweifels dunkle Frage. Der Mensch erwählt sein Leben, sein Beschließen, Von Irrtum frei kennt Weisheit er, Gedanken, Erinnerungen, die in der Welt versanken, Und nichts kann ihm der innere Wert verdrießen. Dann kann der Mensch des Lebens Sinn auch kennen, Das Höchste seinem Zweck, das Herrlichste benennen, Gemäß der Menschheit so des Lebens Welt betrachten, Und hohen Sinn als höheres Leben achten. Des Geistes Werden ist den Menschen nicht verborgen, Und wie das Leben ist, das Menschen sich gefunden, Es ist des Lebens Tag, es ist des Lebens Morgen, Wie Reichtum sind des Geistes hohe Stunden. Wie die Natur sich dazu herrlich findet, Ist, daß der Mensch nach solcher Freude schauet, Wie er dem Tage sich, dem Leben sich vertrauet, Wie er mit sich den Bund des Geistes bindet.