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DRESDNER PHILHARMONIE ZUR EINFÜHRUNG Freitag, den 15. Januar 1971, 20 Uhr Sonnabend, den 16. Januar 1971, 20 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Günter Kootz, Leipzig, Klavier Piotr Warzecha „Przenikanie" („Durchdringung") für Orchester geb. 1941 DDR-Erstaufführung Rainer Kunad geb. 1936 Konzert für Klavier und Orchester Uraufführung PAUSE Ludwig van Beethoven 1770-1827 Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 (Eroica) Allegro con brio Marcia funebre Scherzo (Allegro vivace) Allegro molto GÜNTER KOOTZ wurde 1929 in Görlitz geboren. Ersten Klavierunterricht erhielt er im Alter von fünf Jahren bei W. Schmidt, erste Konzerte studierte er an der Leipziger Musikhochschule bei mit Orchester gab er 13jährig. 1946 bis 1949 Prof. Rudolf Fischer. 1949 wurde er Aspirant, 1951 Dozent für Klavier, 1961 Abteilungsleiter für Tasteninstrumente am gleichen Institut. 1948 erhielt der Künstler den ersten Franz-Liszt-Preis in Weimar, 1950 einen Bach-Preis in Leipzig und 1963 den Kunstpreis der DDR, 1964 wurde er zum Professor ernannt. Günter Kootz konzertierte mit allen führenden Orchestern der DDR und unternahm u. a. Konzertreisen nach Polen, der CSSR, nach Bulgarien, Rumänien, Albanien, Österreich, Italien, China, in die Sowjetunion, nach Westdeutschland und nach Finnland. Bei der Dresdner Philharmonie war er seit 1952 wiederholt zu Gast. Der junge polnische Komponist Piotr Wo rze c ha , Jahrgang 1941, studierte an der Staatlichen Musikhochschule in Katowice. Sein Lehrer in Komposition war Prof. Boleslaw Szabelski. Piotr Warzecha trat bisher mit verschiedenen Orchester- und Kammermusikwerken erfolgreich an die Öffentlichkeit. Mit dem Orchesterstück „Evolutionen" gewann er 1966 den 1. Preis im IX. Wettbewerb für junge Komponisten des polnischen Komponistenverbandes. Für das heute zur DDR-Erstaufführung gelangende einsätzige Orchesterwerk „Prze nikanie'' („D urchdringun g"), das im Jahre 1967 entstand, erhielt der Komponist im gleichen Jahr den 1. Preis im Grzegorz-Fitelberg-Kompositions- wettbewerb. Die vielbeachtete Uraufführung des Werkes, mit dem Piotr Warzecha sein Festival-Debüt beim „Warschauer Herbst" gab, erfolgte am 27. September 1969 durch die Dresdner Philharmonie unter Kurt Masur im Rahmen eines Gast konzertes anläßlich des XIII. Internationalen Festivals für zeitgenössische Musik „Warschauer Herbst". Diese Aufführung wurde auch in einer dokumentarischen Schallplattenei ns pielung festgehalten. Uber Anliegen und Konzeption seiner Komposition, die in gewisser Weise bezeichnend ist für das experimentelle Suchen nach neuen Ausdrucksmöglich keiten im polnischen Musikschaffen der Gegenwart, äußerte Piotr Warzecha: „Der Titel .Durchdringung' kann verschiedentlich ausgelegt werden, doch hängt die formgestaltende Konzeption der Komposition eng mit dem Versuch einer gegenseitigen Durchdringung und Gegenüberstellung bestimmter Kompositions techniken zusammen, die auf ihre expressiven Fähigkeiten und ihre konstruktive Nützlichkeit hin geprüft werden. Das Stück stellt eine erweiterte Auseinander setzung mit Problemen dar, die ich bereits in meinen vorherigen Werken zu lösen versuchte; doch ergeben sich auch neue Probleme. Ich verwarf das Prinzip einer fortwährenden, allseitigen und maximalen Veränderbarkeit des musika lischen Materials und beschränkte mich auf die Ergründung der meiner Ansicht nach interessantesten Elemente der Komposition. In meiner Arbeit bediene ich mich mehrerer Klangflächen von verschiedenartigem Kolorit und verschiedenartigem gegenseitigen Verhalten. Diese Flächen ordnen sich nach dem Grundsatz der Berührung, des Aufeinanderlegens und der Durch dringung. Die Kontraste im Klang und in der Dynamik treten in diversen Orche stergruppen auf, sie überlagern und kreuzen sich in wechselnden Formgestal tungen und Proportionen. In vielen Momenten sind die Orchestergruppen .ge sprengt', jedes Instrument realisiert eine besondere Partie — einem Solospiel gleich; diese ist jedoch der Flächengestaltung der ganzen Gruppe untergeordnet. Die Möglichkeiten der musikalischen Aussage lassen sich auf zwei wesentliche Formen zurückführen: erstens auf eine .zufällige', die Resultante des Zusammen stoßes von tonrhythmischen Durchgängen (bzw. Flächen) innerhalb einer Gruppe und zwischen den einzelnen Instrumentengruppen im Orchester; zweitens auf eine .gesteuerte' — das Ergebnis zielbewußt aufgebauter klangdynamischer Formen von großer Ausdruckskraft." RainerKunad, der heute in der vordersten Reihe der jungen Komponisten unserer Republik steht, wurde am 24. Oktober 1936 im damaligen Chemnitz geboren. Während der Schulausbildung besuchte er die Volksmusikschule in seiner Heimatstadt und erhielt erste kompositorische Unterweisung durch Paul Kurzbach und Werner Hübschmann. Das nach dem Abitur am Dresdner Konser vatorium begonnene Studium schloß er im Jahre 1959 an der Musikhochschule Leipzig als Schüler der Professoren Fidelio F. Finke und Ottmar Gerster ab. Zunächst tätig als Dozent für Musiktheorie und Gehörbildung am Robert-Schu mann-Konservatorium Zwickau, wirkt er seit 1960 als Leiter der Schauspielmusik am Staatstheater Dresden. Neben seinen Dresdner Verpflichtungen ist der