Volltext Seite (XML)
Freitag, den 25. Dezember 1970, 20 Uhr Sonnabend, den 26. Dezember 1970, 20 Uhr Festsaal des Kulturpalastes Dresden 4. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Konzert für Klavier und Orchester A-Dur KV 488 PAUSE Erstaufführung Serenade für Streichorchester op. 48 Allegro Andante Presto Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 g-Moll op. 22 Andante sostenuto Allegro scherzando Presto Pezzo in forma di Sonatina Valse Elegie Andante - Allegro con spirito Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Peter Tschaikowski 1840-1893 Camille Saint-Saens 1835-1921 DRESDNER PHILHARMONIE ZUR EINFÜHRUNG Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert A-Dur KV 488 ist in der Reihe seiner meist für den eigenen Bedarf komponierten Konzerte für dieses Instrument eines der bekanntesten und beliebtesten. Das am 2. März 1786 beendete Werk gehört zusammen mit den Konzerten Es-Dur KV 482 und c-Moll KV 491 zu einer Gruppe von drei Klavierkonzerten, die in den Wintermonaten 1785 86 für die musikalischen „Akademien" der Fastenzeit geschrieben, von der geistigen Atmosphäre geprägt sind, die die gleichzeitige Arbeit an „Figaros Hochzeit" umgibt. Diese Zeit der Entstehung, eine Zeit glücklichen Schaffens, in der Mozart große künstlerische und sogar auch einige materielle Erfolge ver zeichnen konnte, scheint gerade in dem liebenswürdig-heiteren, anmutig ver spielten A-Dur-Konzert unmittelbare Widerspiegelung gefunden zu haben. Die hier vorherrschende lichte, liebliche Grundstimmung wird bereits durch eine entsprechende Instrumentation unterstützt: Trompeten und Pauken fehlen, statt der herberen Oboen werden die weicher klingenden Klarinetten eingesetzt. Aber trotzdem sind auch in diesem Werk, das durch seine Einfachheit und leichte Ein gängigkeit dem Publikum ganz besonders entgegenkommt, Töne zarter Wehmut und Melancholie nicht zu überhören. Ein festlich-heiteres, gelöstes Musizieren von größter Klarheit und Schönheit, bezaubernder Leichtigkeit und Eleganz — nur gelegentlich von Andeutungen einer ernsteren Stimmung ein wenig getrübt — bestimmt den Charakter des ersten Satzes (Allegro). Der kurze langsame Mittelsatz in fis-Moll mit seinem elegischen Siciliano-Thema bildet einen ausgesprochenen Kontrast zu den bei den Ecksätzen; schmerzliche Klage, ja Resignation spricht aus der ergreifenden, verinnerlichten Haltung dieses wunderbar innigen, tief empfundenen Musik stückes. Im Finalrondo (Allegro assai) dominieren dann wieder sonnigste Heiterkeit, liebenswürdige Ausgelassenheit — alle Bedrängnis der Seele wird gelöst und überwunden. Von zahllosen geistreich-witzigen Einfällen nur so funkelnd, beschließt der graziöse, helle Satz in virtuoser Brillanz das Konzert. Neben dem völlig andersgearteten Berlioz ist Camille Saint-Saens der größte französische Musiker des 19. Jahrhunderts. Frühzeitig als Wunderkind hervorgetreten, Schüler des Pariser Konservatoriums, teilweise auch Autodidakt, besaß er einen unaufhörlichen Wissensdrang, der ihn eine umfassende Kenntnis der Musik aller Länder und Zeiten erwerben ließ. Gewiß erreichte er eine ungewöhnliche Meisterschaft in den vokalen und instrumentalen Formen durch seine frühen praktischen Erfahrungen an Klavier und Orgel, Instrumente, die er glänzend beherrschte, doch konnte das umfangreiche Schaffen, zahlreiche Opern, darunter „Samson und Dalila" (1877), Oratorien, Kantaten, Chöre, Lieder, sechs Sinfonien, vier sinfonische Dichtungen, fünf Klavierkonzerte und andere kon zertante Werke, Kammer-, Klavier- und Orgelmusik umfassend, insgesamt nicht ohne Schwächen bleiben. In den von seinem Freund und Förderer Franz Liszt angeregten sinfonischen Dichtungen lieferte Saint-Saens seinen wohl wesent lichsten Beitrag zur Erneuerung der französischen Musik, doch auch die klassi- CECILE OUSSET wurde in Tarbes (Frankreich) geboren und zeigte bereits in frühester Kindheit ein außerordentliches musikalisches Talent. Sie studierte Klavier bei Marcel Ciampi am Pariser Nationalkonservatorium und erhielt schon mit 14 Jahren einen ersten Preis, dem sich in der Folgezeit noch zahlreiche Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben an schlossen. Die hochbegabte junge französische Pianistin hat seitdem eine brillante internatio nale Karriere angetreten. Eine ausgedehnte Konzerttätigkeit führte die Künstlerin bisher zu Soloabenden und Konzerten mit großen Orchestern in fast alle Länder Europas, darunter nach Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Westdeutschland, in die Schweiz sowie nach Nordafrika und Nordamerika. In der DDR gastierte sie erstmalig 1964, Mit der Dresdner Philharmonie musi zierte sie bereits 1966, 1968 und 1969.