Volltext Seite (XML)
«r. 107 Skandal um ErnahrmMminifler Voollou llndurchsichlige Beziehungen zu einer Kriegsaewiunlersirma Stockholm, 9. Mai. (HS.-Meldung). Ein neuer Skandal bereitet sich in England vor. In seinem Mittelpunkt steht der ErnährungSministcr Lord Wovlton. Tie ersten Hinweise auf diese typisch plutokratisch« Angelegenheit erhielt die Oeffentlichkeit durch eine Rede des schottischen Labour-Abgeordneten Mac Kinlay vor kurzer Zeit im Unterhaus, über die der grösste Teil der Presse still- schmeigeud hinwcgging und die nur vom „Manchester Guar dian" in einem längeren Auszug mitgeteilt wurde. Es handelt sich dabei um folgendes: Tie Firma Lewis hat in England und Schottland eine ganze N«ihe von Ladengeschäften, die Fleischwaren, Konser ven, Delikatessen usw. verkaufen. An dieser Firma war Lord Woolton, bevor er ins Kabinett eintrat, maßgeblich be teiligt. Angeblich hat er, als er Minister wurde, auf diese Beteiligung verzichtet. Man vermutet aber, daß er in ge tarnter Form noch immer Partner von LcwiS ist. Ter Ab geordnete Mac Kinley beschäftigte sich nun mehr mit den Geschäftspraktiken dieser Firma, die offenbar infolge ihrer guten Beziehungen bevorzugt behandelt werde und infolge dessen grobe Uebergewinne machen könne. Die Firma, die sich in letzter Zeit vor allem auf den Verkauf von Fleisch konserven spezialisiert habe, bekomme ihre Ware von einer Großfirma. Diese Grotzfirma sei in der Lage gewesen, ihr« Lieferungen an Lewis in der letzten Zeit außerordentlich stark zu steigern, obwohl ihre Erzeugung amtlich um 38 v. H. herabgesetzt wurde. Der Abgeordnete Max Kinlay wieS dar auf hin, daß die Firma trotzdem in der Lage gewesen sei, an Lewis bedeutend mehr als früher zu liefern, indem sie den Kreis ihrer Kunden, vor allem der Einzclhandelsgeschäfte der großen Arbeiterbezirke, «inschränkte. Die Firma Lewis wurde also auf Kosten der Arbeiterbezirke, vor allem von Westschottland beliefert. Das habe sich rasch hcrumgesprochen, und infolgedessen sei an einem der letzten Sonnabende daS ganze Transportsystem von Glasgow in Unordnung ge wesen, weil ungeheure Menschenmengen zu den Lewis-Läden pilgerten, das es in anderen Geschäften, vor allen in den Arbeitervierteln, überhaupt kein Fleisch gegeben habe. Le wis mache ungeheure Profit« und steigerte diese auch noch durch U«berpr«ise. Die Kontrolle des Ernährungsministe riums habe vollkommen versagt. Man darf gespannt s«in, wie Llord Wollton diesen Zu stand und seine «ngen Beziehungen zu dieser Kriegsgewinn- lcrfirma erklären wird. Lady Astor rechtfertigt die Räumung von Plymouth. Unerhörte Schlamperei des Gesundheitsministeriums. Versäumnis der Vorbereitung einer der größten Fehler des Krieges. Genf, 9. Mai. (HS.-Meldung.) Lady Astor, die Bürgermeisterin von Plymouth, machte dem „Daily Mirror" sensationelle Mitteilungen über die eigenmächtige Räumung der Stadt durch die städtischen Be hörden entgegen dem Willen der Regierung. Sie sagte u. a.: „Plymouth ist eine Festung. Kinder und Frauen haben hier nichts zu suchen. Wir haben seit 15 Monaten verlangt, Plymouth als Zwangsräumungs- gebist erklären zu lassen. Angesichts des unerhörten Zö gerns der Regierung handeln wir jetzt auf eigene Faust. Wir werden die Stadt mit Heereskraftwagen räumen lassen. Die Stümperei des Gesnndbeitsministeriums in dieser Sache ist ein Riesenskandal und eine unerhörte Schlamperei. Das Versäumnis der Vorbereitung von Räumungsplänen für die größten Städte ist der größte Fehler des ganzen Krieges." Eine derartige rücksichtslose Sprache veranlaßte die Re gierung, einen Beamten nach Plymouth zu entsenden, der über dis Räumung verhandeln soll. Die dabei gemachten Erfahrungen sollen dann, wie „Daily Mirror" glgubt, auch in anderen „schwer getroffenen" Städten ausgewektot werden. Industrie- und Hasenvicrtcl i« Brand gesetzt. Der deutsche Lustangriff aus Hull. N e u y o r k, 9. Mai. sHS.-Meldung). Associated Preß meldet aus einer ungenannten nordöst lichen englischen Küstenstadt lvcrmutlich Hulls über die Wir- ! kuug des deutühen Luftangriffes in der Nacht znm DonnerS- t tag. Ueberall so heißt es h' r, seien Hilfsmannschasten dabei, ! die Brände zu löschen und Verschüttete zu bergen. Die Zahl der Opfer sei noch nicht bekannt. Bei dem Angriff, so schildert der Berichterstatter, sei zu erst das ganze Industrie- und Hafenviertel in Brand gesetzt, dann seien Explosivbomben geworfen worden. Jede «in- schlagcnde Bombe hab« Gebäude im Umkreis vieler Meter zerstört, ganze Straßenzügc seien in Trümmer gelegt. Trup- l*.n unterstützten die Feuerwehr bei den Löscharbeiten. Stel lenweise sei di« Wasserversorgung unterbrochen, sodaß lang« Fenerschlauchlinien znm Haken gelegt werben mußten. Kleine Nachrichten aus England. — Jimmy stiftet 123 Bettdecken. — Verpuffter Ncklametrick. Genf, 9. Mai. (HS.-Meldung.) Roosevelts Sohn, Jimmy Roosevelt, der zum Haupt mann befördert wurde, ohne bisher Soldat gewesen zu sein oder eine militärische Ausbildung erhalten zu haben nnd aus propagandistischen Gründen nach dem jugoslawischen Putsch nach Belgrad geschickt werden sollte, hat der Stadt Oxford das königliche Geschenk von 125 Bettdecken gemacht. Der schickte sie an die Stadt Oxford und erwartete daraus für sich und seinen Vater vermutlich eine großartige Reklame. Sie ist aber ausgeblieben. Die englische Presse verzeichnet den Vorgang recht frostig unter „Kleine Nach richten". „Daily Sketch" beschränkt sich z. V. auf die lakonische Bemerkung: „Die Decken werden den Räumungs beamten zu geeigneter Verwendung überwiesen werden". Offenbar war von Jimmy etwas viel Ausdrucksvolleres er wartet worden. Abschließlich will Jimmys Familie, die ganze Familie Roosevelt, am Krieg verdienen und nicht Opfer für ihn bringen. Schwere Unruhen in einer indischen Stadt. Britische Polizei feuert in die Masse. — 8 Tote, 43 Verletzte. Schanghai, 9. Mai. (HS.-Meldung.) Wie in Lahore bekanntgegeben wurde, sind in einer Stadt in Punjab schwere Unruhen ausgebrochen. Starke bewaffnete britische Polizeitrnppen wurden eingesetzt, die mehrere Male auf die indische Bevölkerung feuerten und acht Personen töteten und 43 schwer verletzten. Ueber die ganze Stadt wurde das Kriegsrecht verhängt. Menzies in Mien Eine wenig zuversichUnbe Jungfernrede deS australischen Ministerpräsidenten in den USA. Der anstralische Ministerpräsident Menzie s, der sich zur Zeit in Washington anfhält und nüi Roosevelt einiges zu be sprechen hat, machte unterwegs in Ottawa Station und hielt dabei seine erste öffentliche Siede in Amerika, in deren Verlaul er unter anderem erklärte, in diesem gefährlichsten Kriege der ganzen Weltgeschichte müsse das Volt bereit sein, seinen Füh- rcrn zu folgen, wenn nötig bis ins Jenseits Herrn Menzies ist nicht sehr wohl. Er weiß, daß er bei seiner Rückkehr in die Heimat eine sehr deftige Kritik wegen seiner Londoner Politik zu erwarten Hal. Davor wird ihn ver mutlich auch dieser Appell an das Volk nicht bewahren, denn bisher Hai Menzies dem australischen Volk nicht die Notwen digkeit Nachweisen können, daß ausgerechnet australische Trup pen die feige Flucht der Briten aus Griechenland decken muß- ten nnd für die Regimenter des englischen Mutterlandes sich verbluten dursten Im übrigen scheint Menzies wahrend seines englischen Nuscmhalies die Lage der Insel als ziemlich hoss- nungslos erkannt zu haben, und deswegen Hai er gleich bei seiner Ankunft in den USA die 'Amerikaner beschworen, zu helfen, da es bald zu spät sei Bevor er sich aber zu Roosevelt begab, suchte er den Premierminister von Kanada, Macken- z i e K i n g, auf, um sich einmal zu unterrichten, wie sieb das Ver- hälmis Kanadas zu den USA. gestaltet Hai. Scheinbar hielt Men- zies diese vorherige Jnsonnaüon sur notwendig, um vor den allgewaltigen Herren des Weißen Hauses in Washington Gnade zu finden. Dabei ist auch die von Eburckill einberusenc Empire-Konferenz erörtert worden, die Mackenzie King bekanntlich mit dem Hinweis beantwortete, daß es in diesen Zeiten wichtiger erscheine, in Washington zu verhandeln, an statt in die Zentrale des Emp'rs zn fahren. Diele Auskunft, die nicht gerade von dem großen Vertrauen aus das englische Mutterland zeugt, hat Menzies osfcnsichtlich sehr zu denke» gegeben. * Wie ans Ottawa gemeldet wird, wurden auf Grund der Kricgsgcsetze in Kanada vier U SA. - Z c t t u n g c n ver boten. Schluß miS den „Nervemnirigen"! Portugals erneutes Bekenntnis zum neuen Europa. Gegen die Versuche, Portugal durch Intrigen und Ein- flüstcrungen aller Art von seiner neutralen Haltung abzubrm- gen, nimmt „Di ar io de Noticias' in einem offensicht lich inspirierten Leitartikel Stellung, in dem erklärt wird: „Keine Intrigen und keine Einflüsterungen vermögen Por tugal von seiner Haltung abzubringen, die der nationalen Ehre wie der persönlich» Treue gleichermaßen gerecht wird. Das Bewußtsein der Einheit des Landes, die sentimentale Meinungsverschiedenheiten oder Gegensätze ausschließt, ist die beste Garantie für eine völlige Neutralität der Absichten wie der Taten, die wir unter allen Umständen durchführen. Por tugal ist nicht geneigt, für wen es auch sei, zum Sprung- breit zu dienen. Wir glauben mit vollem Recht, derartige aufrichtige oder unaufrichtige Befürchtungen über sogenannte „Möglichkeiten', die von verschiedenen Seiten, besonders jen seits des Atlantiks, ost und eindringlich wiederholt werden, zu widerlegen und damit einer Art ,,N e r v e n t n t r i g e', die schon durch gewisse sichtbare und offizielle Tatsachen entkräftet wurde, ein endgültiges Ende zu sehen. Nach dem Ende der Zerstörung in Europa mutz früher oder später der Augenblick kommen, wo unter Gefahr des Verfalls alles übrigen die Wie derausrichtung und der Neuaufbau nötig werden. Diese Wieder herstellung und diese Neuordnung werden aus sozia- ler Grundlage geschehen müssen. Soviel ist heute schon ersichtlich, ein neues Europa muß kommen, oder es wird kein Europa mehr geben. Deutsche Jugendherbergen — für den Frieden geschossen, im Krieg bewährt! Vor- 6M6IN /s/ir iio/ Die «nglisch-französische Absicht, unter Bruch ber holländischen und belgischen Neutralität in das Ruhrgebiet etnzufallen, veranlaßte den Führer zn einem blitzschnellen Gegenstoß der deutschen Wehrmacht. Am 19. Mai 1949 be fahl der Führer Sen Einmarsch in Luxemburg, Holland und Belgien, um so den Machenschaf ten unserer Feinde znvorzukommen. — Der deutsche Soldat, der schon im Polenfcldzng Unglaubliches geleistet hatte, vollbracht« hier im Westen bis dahin nie geahnte Taten. Durch kühnen Handstreich unserer Fallschirm jäger wurde das Fort Ebn Emacl, bas größte Befestignngswcrk der stärksten Fe stung der Welt, Lüttich, genommen. Bereits in der ersten Woche, und zwar am 14. Mai, kapitulierte Holland. Auch die Nordwcst- vcrläugcruug der Maginotlinie wurde schon wenige Tage nach Kampfbeginn durchbrochen. Somit ivar der Ausgangspunkt für die Um klammerung des Feindes, di« zur größten Vernichtungsschlacht der Geschichte, der Schlacht in Flandern und im Artois, führte, belegt. Jin kühnen Vordringen unserer Panzerkräfte wurde bald darauf Abbeville genommen und hierdurch ivar die Nord armee, unter welcher sich di« besten Kampf- kräfte des französischen Heeres befanden, ab geschnitten. Diese UniklammerungSschlacht führte nicht zuletzt dazu, daß am 27. Akai der belgische König um Waffenruhe bat. In der dritten Kampfwoche ging die Flanderuschlacht zu Ende und die Truppen konnten nunmehr zur Vernichtung des französischen -Heeres «ingcsetzt werden. Unaufhaltsam ging der Vormarsch unserer Divisionen weiter. Som me und Marne wurden überschritten, der Aisne-Uebergang in hartem Kampf er zwungen, die Weygand-Linie durchbrochen. Ueberall zog sich der Feind sluchtartig zurück. Der Einzug der deutschen Truppen in Paris am 14. Juni veranlaßte bereits drei Tag« darauf Marschall Petain, der die neu« Ne gierung führte, nm die Bekanntgabe der Waffenstillstandsbedingungcn zu bitten. Am 22. Juni wurde di« Schmach von Compicgue an der gleichen Stelle gelöscht, an der im Jahre 1918 Deutschland seine tiefste Ernie drigung hinnchmcn mußte. Ter Führer selbst wohnto de» Verhandlungen im historischen Wag«n im Wald von Eompicgne bei. Ain 25. Juni, mittags 1.35 war somit der Krieg im Westen beendet. (Atlantic, Hempel, Kartcnbi«nst Erich Zander, M.j