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7. ^ nL,ß cli[^^ anzei1 { Montag, den 26. Oktober 1970, 20.00 Uhr, Festsaal des Kulturpalastes Dresde 1 JUGEND-KONZERT Dirigent: Lothar Seyfarth Solistin: Elisabeth Leonskaja, Sowjetunion, Klavier PROGRAMM FOLGE: Claude Debussy 1862-1918 Maurice Ravel 1871-1937 Prelude ä l’apres-midi d’un faun (Vorspiel zum Nachmittag eines Fauns) Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Allegramente Adagio assai Presto Pause Ludwig van Beethoven Konzert für Klavier und Orchester Nr. 2 B-Dur 1770-1827 op. 19 Allegro con brio Adagio Rondo Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Sinfonie B-Dur KV 319 Allegro assai Andante moderato Menuetto Finale (Allegro assai) Elisabeth Leonskaja, eine hochbegabte junge Vertreterin der sowjetischen Pianistenschule, stammt aus Tblissi Im Alter von sieben Jahren begann ihre Ausbildung an einer Musikschule ihrer Heimatstadt. 1959 gab die damals Vier zehnjährige ihr erstes öffentliches Konzert. 1963 gehörte sie zu den besten Teilnehmern des Wettbewerbs anläßlich des „Prager Frühling“, und ein Jahr später errang sie den ersten Preis und die Goldmedaille des Internationalen Enescu-Wettbewerbs in Bukarest. Im gleichen Jahr wurde sie in das Moskauer Konservatorium als Schülerin von Prof. Milstein aufgenommen. Als Gewinnerin des dritten Preises ging die Künstlerin 1965 aus dem schwierigen Marguerite- Long-Jacques-Thibaud-Wettbewerb in Paris hervor. Seither konzertierte sie in vielen Städten der Sowjetunion und auch im Ausland, so u. a. in Finnland, Belgien, in Rumänien, in der DDR. Doch nicht nur als Solistin trat Elisabeth Leonskaja erfolgreich hervor, sondern auch als Duopartnerin ihres Gatten, des namhaften sowjetischen Geigers Oleg Kagan, sowie als Mitglied eines Klaviertrios, dem neben Oleg Kagan die Cellistin Natalia Gutman angehört. ZUR EINFÜHRUNG „Er war der unvergleichliche Maler des Geheimnisvollen, des Verschwiegenen, des Unwägbaren — ihm gelang die Übertragung von Eindrücken, deren Mit teilung vor ihm wohl keiner so getroffen." Dies schrieb einmal H. Prunieres, der französische Musikologe, über Claude Debussy, den Begründer und un übertroffenen Meister des musikalischen Impressionismus. Mit den Worten des Komponisten Robert Oboussier sei fortgefahren: „Er löste die abstrakte Archi tektonik der traditionellen Form auf und setzte an ihre Stelle das Bild einer klangoptischen Vorstellung .. . Wo immer wir seinem Klang begegnen, berührt uns die Helligkeit und Schwerelosigkeit, jene Harte, die seiner Musik ihr un verkennbar französisches Gepräge gibt." „Man lauscht nicht auf die tausend Geräusche der Natur, die uns umgeben, man ist nicht geöffnet gegenüber dieser so verschiedenartigen Musik, die uns die Natur in einer solchen Fülle darbietet. Diese Musik umgibt uns, und wir haben mitten in ihr bis heute gelebt, ohne davon Kenntnis zu nehmen. Hier ist nach meiner Meinung der neue Weg..." Dergestallt erläuterte Debussy das Wesen seiner Musik, die also empfangene Eindrücke, Impressionen, wiedergeben will. Das, was den französischen Meister am stärksten fesselte, war das Atmosphärische der Dinge, etwa Wechsel und Kontrast von Licht, Farben und Geräuschen, kurz „der ferne Widerhall der Matur". Wahrhaftigkeit kennzeichnet Debussys Stil, von dem der Komponist selbst sagte: „Ich habe ganz einfach meine Natur und mein Temperament sprechen lassen." Wie die impressionistischen Maler die feinen Linien zugun sten der Farbe zurücktreten ließen, gab Debussy die formale Symmetrik im Musikalischen auf und verabsolutierte die Farbwerte der Klänge, kombinierte die Klänge der Orchesterpalette nicht mehr grammatikalisch-logisch, sondern nach seinem klangmalerischen Instinkt. Debussys Musik wendet sich zunächst weniger an den Verstand als vielmehr an die Empfindungswelt des Hörers, übermäßige Dreiklänge, Septimen- und Nonenakkorde, Quarten- und Quinten parallelen, die Verwendung der exotischen Ganztonskala — das ist Debussys Handwerkszeug.