Volltext Seite (XML)
Texte zum Konzert des Dresdner Kreuzchores Orlando die Lasso: Prendi l'aurata lira Prendi l'aurata lira, Urania, I e i dolci accenti, ehe pon I fermar i venti, accorda al suon, ch'ogni mortal ammira. I Tal col tuo canto spira nelle I mia mente ardore, ehe possa i scoprir fore quel, ch’ella i dentro intende della virtu, ehe sopra ogni altra splende. Ergreif die goldne Harf, Urania! Beschwichtige des Herzens Stürme mit Klängen aus der Ewigkeit! Stimm an das süße Lied, davor die Sterblichkeit verstummt! Dein Sang entzünd’ in meinem Herzen Läuterglut, auf daß erscheine, was meines Gei stes Blick erkennt als jener Schön heit Kern, die jede andre überstrahlt. Hans Leo Haßler: Ich sing und spring Ich sing und spring, will alles Trauren meiden, Tag und Nacht leb'n in aller Lust und Freuden, ob mich gleich drumb meine Mißgönner neiden. Trutz, wem’s nicht gefällt, darnach tu ich nicht fragen, will fröhlich sein und andre lassen klagen, und sollt all mein' Feinden ’s Herz drob verzagen! Orlando di Lasso: Ola, o ehe bon echo Ola, o ehe bon echo! Pigliamoci! Piacere! Ha, ha, ha, ha, ha! Ridiamo tutti! O bon compagno! Che voi tu? Vorriache tu cantasi! Una canzona! Perche? Perche si? Perche no? Perche non voglio! Perche non voi? Perche non mi piace! Taci dicu! Taci tu! O Granpoltron! Signor si! Orsu non piu! Andiamo! Addio bon Echo! Rest in pace! Basta, Basta! Holla, welch gutes Echo! Rufet es an! Versucht es! Ha, ha, ha, ha, ha! Lacht einmal alle! Hör an, Geselle! Was willst du? Du sollst uns etwas singen! Sing uns ein Liedchen! Warum? Ei warum? Warum nicht? Ei nun, ich will nicht! Warum denn nicht? Weil ich keine Lust hab! Schweig doch stille! Schweig du doch! Du Grobian! Zu dienen! Nun ist’s genug! So gehn wir! Leb wohl denn, Echo! Bleib in Frieden! Basta, basta! Johannes Bahms: Fahr wohl Fahr wohl, o Vöglein, das nun wandern soll, der Sommer fährt von hinnen, du willst mit ihm entrinnen: fahr wohl! Fahr wohl, o Blättlein, das nun fallen soll; dich hat rot angestrahlet der Herbst, im Tode gemalet: fahr wohl! Fahr wohl, all Liebes, das nun scheiden soll! Und ob es so geschehe, daß ich nicht mehr dich sehe: fahr wohl! Ernst Pepping: Herr Walther von der Vogelweide Herr von der Vogelweide, o Walther, knabengleich, so zart im Faltenkleide und schweren Sinnes reich! Das Haupt seitab gezogen, geschmiegt in schmale Hand, das Knie zu Ellenbogen und Traum zu Liede fand. Das Schwert an deiner Seiten ist dir wohl viel zu schwer — für Zucht und Maß zu streiten, taugt Wort und Fiedel mehr. Die Blumen dir zu Füßen blühn auf im deutschen Mai. Du hast uns hold gewiesen, wes Art die unsre sei. Es steigt in leichter Schwebe vom Schwertknauf auf das Lied, daß es uns Einfalt gebe und adle das Geblüt, daß es uns spät begleite und wachse durch die Zeit: Nach Unrast, Gram und Streite die deutsche Menschlichkeit. Rudolf Mauersberger: Herbstnacht im Gebirge Hell ist die Herbstnacht aufgegangen; vom Sternenmantel Überhängen steht rings der Wälder dunkle Wacht. Vom Mondlicht wunderbar umzogen, schwingt sich der Berge weiter Bogen in die Unendlichkeit der Nacht. Doch aus der Stille dringt ein Klingen. Aus Waldestiefen hörst du singen der Wasserquellen ew’ges Lied. Und aus den fernsten Himmelsweiten kommt Stern um Stern, dich heimzuleiten. Wie hell die Herbstnacht über das Gebirge zieht. K. Schäfer Rudolf Mauersberger: Die alte Klöpplerin Sie sitzt im Zwielicht spät an ihrem Tag, wie eine alte Reisigsammlerin am Kreuzweg sitzt, vermüht. Sie pröbelt vor sich hin und sinnt und mißt ihr Gestern mit dem Stundenschlag. Noch einmal wandelt sie auf nackten Kinderfüßen ins Holz, das Beerenkrüglein an der Seite. Noch einmal hört sie von der braunen Leite den Kuckuck ihres Frühlings grüßen. Noch einmal steht sie, eine Braut, im Hag. Dann klirrt der Klöppelsack in ihr Gedankenspinnen um Geld zum lieben Brot. In ihren Händen verknäueln sich zu Posamenten zehntausend Perlen, Schlingen, Fadenenden. Dazwischen schrillt das Wimmern eines dünnen, verstörten Stimm leins, kräftigt sich, wird still, bis wieder eins sich nicht bescheiden will und auch ein drittes noch . . . Dazwischen geschieht das Wandeln heiliger Gestalten am Weihnachtsleuchter, und die ahnenalten Gesänge des Gebirges ziehn, die schwärmerischen. Und horch, die Mettenglocken jauchzen von den Halden! Die Greisin nickt verklärt, ins Gestern tief verstrickt. Reich war ihr Gestern, milde ist's verblichen. Mag alles nun wie Abendwind verwehn, die letzten kargen Wünsche ausgestrichen! Nur in die Metten möchte sie noch einmal gehn, nur in die Metten . . . K. A. Findeisen