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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1941
- Erscheinungsdatum
- 1941-01-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-194101223
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19410122
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19410122
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1941
-
Monat
1941-01
- Tag 1941-01-22
-
Monat
1941-01
-
Jahr
1941
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 22.01.1941
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Nr. 1!» Zschopaner Tagedtatt an» Anzeiger Mittwoch, »en 22. Januar 1UN „Wie in SeuischiaO" Deutsche Soldaten erleben die Kunststadt Lrügge PK Cs soll »icdi Auigabe dieser Zeiten sein, das, >vas die Kanstsiad, Brügge Bcici. mit den AUgen des Künstlers zu sehe» und inji der Hetzer des sachverständigen zu schreiben. Sie dienen einem anderen Zweck, nämlich dem. aufzuzeigen, n:ic im allgemeinen der denlsche Mensch, hier oerkörperl durch S-n einiaclien Loldaien ausgeschlossen ist gegenüber Dingen, t-.-cen liiiistlerische Bewenung nichi seine Sache ist, die er aber, wenn anc!> iiiilnnicr nur ahnend, ersaßl Der einfache Landser Hal zimieisi ke>i,e Vorstellung, was zum Beispiel aus dem Ge- b.eie der Baukunst Vie einzelnen Stile bedeuien. Gotik, No- inanlik, Empire, Nenaissancc - das alles sind für ihn unklare Hegnssc Baas er aber erfassen kann und auch ersaßt. ist die Schänhcii der Form die er lies in sich ansnimnil Ein Besuch der allen flämischen Sladi Brügge gab uns den Beweis. 'An einein wolkenverhangenen winlergrauen Sonnlag war als wir von Frankreich kommend, durch das wuchlige alle Tiadilvr in die Hauplsladl der belgischen Provinz Westflan- Peru einfuhren Die mir wenige Slunden zuvor noch inmillen des lallen Gemäuers sranzösischer Znduslriestädle waren emp- sanden soforl das Anheimelnde eines Siadlbildes. wie es in gleicher Weise immer wieder ln Deulschland cheispielsweife Nürnberg, iHolbenburg u a > aus uns wirkt So nimmt es uns nicht wunder, wenn man immer wieder aus Soldaicnmuuü das „wie in Deutschland' Hörl Aus dem Markl lrasen wir eine Menge Soldaten die gerade einen Nundgang unler Füh rung des Sladlpropagandisten begannen Wir schlossen uns an, nin einen Einblick zu run. wie der deutsche Soldat all dies Große und bisher unbekannte Schöne empfindet Zweifellos ist der größte Eindruck in baulicher Hinsicht der wunderschöne Markt, aus ihm hervorragend der 8ll Meter hohe , Turm des Belfrieds Zwei Soldaten schlossen wir uns be sonders an. einem Ostpreußen und einem Westfalen „Weißt du", meinte der letztere, „es erinnert mich direkt an den Partei tag. wenn ich hier so durch die alten Straßen gehe und dabei die gemütlichen alten Häuser mit den schönen Giebeln ansehe. Die Leute, die das vor so langer Zeit geschaffen haben, waren bestimmt auf der Höhei" Das war keine in künstlerische Form geprägte Betrachtung, sondern entsprach so klar dem gesunden Eindruck, den dieser einfache Landser durch einen Blick emp fangen Hane Ein ganz besonders aufgewecktes Interesse aber zeigie der Besuch des Gruuthus-Musenms. eines ehemaligen Herrensitzes, in dem nun Waffen. Schnitzereien, Bilder, Gerät schaften vergangener Jahrhunderte zusammengetragen sind ..Dies ist ein alter holländischer Renaissance-Schrank" erklärte r r Wärter, und in den Augen der Betrachter war neben der Aueciennung der Schönheit die Bewunderung zu lesen, die Bewunderung kür den Meister der dies geschaffen halte Daß l die allen Waffen besonders eingehend betrachte» wurden, ver steht sich Venn da wurden die Erinuerungen an die Bücher der Jugend lebendig, in denen die Kämpfe alter Zeit mit Dreschflegeln und Morgensternen geschildert waren Ein aus dem 16 Zahrhunsen stammendes Spinett mit dreieinhalb Oktaven erweckte ein säst zweifelhaftes Erstaunen daß man § daraus überhaupt se Hai musizieren können Lebendig aber wurde die Stimmung in der riesengroßen Küche „Die Hans- srauen von damals müssen wohl halbe Schwerathleten gewesen sein", meinte einer, als er die durchweg handgeschmwdcien Geräte sah. wie Masseleisen ans dem l4 Jahrhundert, Speru- latiussormen. alte Bügeleisen, abgesehen von dem schweren, über der großen Feuerstclle bäiracnden Kessel Erweckte die Betrachtung dieses viel handwerkliches Met- sterlönnen bezeugenden Inhalts dieses Museums viel Lebendchkeil. so war der Eindruck in der Liebfrauenlirche mit ihren Schätzen ein viel mehr innerlicher Neben einigen be- sonders eindringlichen Gemälden nnler ihnen vor allem der 1626 von A van Tnck gemalie „Christus am Kreuz" in seiner hervorstechenden plastischen Figurengestallung, war es hier die einzige in Belgien vorhandene italienische Bildhauerarbcii, die auch bei dem, der kein ausgesprochenes, wenn auch nur leichtes küustlerisches Empfinden sein eigen nennt, eindring lich wirkte: Maria mii dem Kinde Als Fünfundzwanzig- jähriger Hai es Michelangelo Buonaroni aus edelstem, weißem Marmor geschaffen Aufrecht sitzt Maria da, ernste Be- sinulichkctt weist das feine Gesicht ans: am köstlichsten aber ist der Knabe, der sich nackt und pumpelig an die Mutter schmiegt, cm Paischhändchen drückt er in die schlanke, seingliedrige Hand der Mune.r. während das andere sich fest um ihr linkes Bein legi Hellste Begeisterung und Bewunderung lasen wir in den Augen unserer Begleiter, und in ihrer stummen Andacht vor der Größe dieses Genies lag mehr, als viel gelehrie Worle hätten sagen können Das anschließend besichligie Chorgestühl konnie den großen Eindruck noch nichi verwischen, bis ein neues Wunderwerk sie in der Kapelle des Pieier LanchaiS, eines Bürgermeisters aus dem Mittelalier. gefaugennahm Es war der Sarkophag der Tochter des Herzogs Karl des Kühnen von Burgund Maria Siaunend ersnhren sie. daß der Meister sieben volle Jahre an diesem Werke gearbeitei hatte, und wahr lich. es ist eine Arbeit von Künstlerhand die jeden beeindrucken muß Neben der seinziselierten Darstellung des Stammbaumes um den Sarkophag ist es besonders die aus ihm ruhende Ge stalt Marias mit dem seinen jugendlich-edlen Gesichi und der hohen Stirn mit den ausdrucksvollen Händen und der ans Wunderbare grenzenden, genauen Nachbildung des Spitzcn- gewandes. die eine dankbare Ehrfurcht auslöst. Was noch aus dem Besichligungsgang folgte, der Besuch der „Goedshmsen" «Gotteshäuser,, einer Palrizicrstiftung aus dem 15 Jahrhundert, deren 'Nutznießer noch heute arme alte Leute sind indem sie dort eine 'leine Rente beziehen und freie Wohnung haben der Kapelle des Heiligen Blutes, deren romanische Wucht allerdings offensichtlich kein begeistertes Mitgchen hcrvorrief des prtnzlichen Beguinenstistes <Siy eines rein flämischen weiblichen Ordens» mit seinen schmucken Häuschen, der Kathedrale mit einem wertvollen handgeirieve- nen Reüguienschrcin, all das sessclte unsere Landser ungemein. Der größte Eindruck aber blieben doch die märchenhaft schöne Bildhauerei Michelangelos und der Sarkophag Marias von Burgund Und wenn unsere Begleiter beide am Schluß er klärten, daß sie diese Schätze unbedingt bei erster Gelegenheit auch einmal ihren Kameraden zeigen mußten so ist das ein überzeugender Beweis für die eingangs ausgestellte Behaup- iiiiig, daß im einfachsten deutschen Menschen das Streben nach dem Höheren schlummert Männer die in blutigen Kämpfen standen, die jetzt noch des Krieges Lasten tragen, vermögen sich dabei noch tm Angesicht großer Kunst glücklich zu fühlen Die in ihrem tiefsten Grunde empfindsame demsche Seele osfen- barie sich uns hier wieder in schönster Weise Kriegsberichter Si'egsrie'd Mennenöh. Zeder Erfolg ist „moralisch Eine Erzählung um britische politische Ich saß einmal mit dem englischen Gelehrten Dr. Frederik Johnson, der au der schönen Mosel einen beglückenden Urlaub genoß, bei einer zungenlöscnden Flasche edlen Moselweins, lind es dauerte nichi lange, da begann er sein geliebtes Steckenpferd zu reiten: Kritik an seinen Landsleuten. „Wir Engländer haben eine merkwürdige Art, die Moral unserer Handlungen nach ihrem Erfolg zu beurteilen. Darauf ist ein erheblicher Teil unserer Politik aufgebaut. Ein recht berühmtes Beispiel dafür ist der berühmte und — berüchtigte Jameson-Raid aus dem Jahr 1895 — Sie wissen doch?" „Natürlich. Es war eure schlechte Komödie." „Ach, es war etwas viel Schlimmeres. Um diese Dinge ganz zu verstehen, muß man die damaligen Verhältnisse in Südafrika kennen. Cecil Rhodes war der ungekrönte König in Südafrika und waltete ganz nach seinem Gefallen. Doktor Jameson, der sich spärter durch seinen durch nichts berechtigten Einfall in Transvaal höchst zweifelhaften Ruhm erwarb, war damals Statthalter von Maschonaland und die rechte Hand von Rhodes. Zn jener Zeit war Joe Chamberlain Kolonial- Minister." „Wie war das denn nun eigentlich — hatte Doktor Jameson Auftrag für seinen Einfall in Transvaal oder nicht?" „Das ist schwer zu sagen. Einen offiziellen Auftrag hatte er natürlich nicht, sonst hätte der englische Kolonialminister Joe Chamberlain ihn nicht öffentlich vor dem Parlament ver urteilen und die Verantwortung für Jamesons Streich ab lehnen können. Jameson ist ja auch pro forma bestraft wor den für eine Handlung, die andere Völker vielleicht als Landes verrat bezeichnet hätten. Das geschah im Jahre 1895. 1994 sehen wir denselben Dr. Jameson als Premierminister der Mechoden von Heribert Eber st ein. Kapkolonie!!! Das läßt ganz klar erkennen, wie willkommen sein Streich in Wirklichkeit der englischen Negierung war. Nur — der Jameson-Raid verlief unglücklich! Also sagte man sich offiziell davon los. Wäre das Gegenteil cingetrelcn, so hätte man schon einen Dreh gefunden, Jamesons Streich und seinen Erfolg als eine glänzende Tat aufzusrisieren. Sie fragen mich, ob Jameson einen Auftrag hatte? Nun, von London aus be stimmt nicht. Dazu ist man in London zu klug. Aber niemand wird glauben, daß auch Cecil Rhodes, sein hoher Herr, nichts davon gewußt haben soll. Doktor Jameson aber war ein kluger Mann - er nahm die ganze Verantwortung aus sich —, und das war sehr klug, denn keine zehn Jahre später war er, wie gesagt, Premierminister der Kapkolonie." Er nahm einen Schluck Wein und zündete sich eine von seinen langen, dünnen Zigarren an. Seine Miene war finster. „Ueberhaupt haben wir in Südafrika keine Lorbeeren ge erntet, trotz unserer großen Geschäftigkeit. War es nicht ein starkes Stück, daß England die Bantu gegen die Buren aus- spiclte — daß wir in dem Kamps der Freistaaten gegen die Basuto letztere mit Geld und Waffen versorgten? Und wie miserabel haben wir die Buren behandelt! Gan; abgesehen von unserem Feldzug gegen das tapfere Banernvolk — wie haben wir immer die Zeit abgewartet, daß sie durch ihre Kassernkämpfe geschwächt waren, um sie daun um ihre schwer erworbenen Rechte schmählich zu prellen! Spricht es nicht Bände, wenn der sehr edle Sir Shcpstone aus die Beschwerden der Buren antwortet, wenn sie die englische Oberhoheit nicht anerkennen wollten, könne er ihnen auch noch die Zulus aus den Hals schicken! Gewiß, das ist schon lange her — aber alle diese Dinae sind so typisch für England! Und was hat sich im Grun^- d-r Ari unserer Politik groß geändert?" ,„Ja, England bat in Südamerika manche Sünde auf dem Gewissen", sagte ich „Ach Gott, die Kette der Dummheiten, Verstöße und Un gerechtigkeiten ist endlos. Sie erinnern sich doch noch der Tra gödie des Sohnes Napoleons lll., des Prinzen Louis Na poleon?" „Gewiß. Er kämpfte aus seilen Englands gegen die ZuluS und wurde von ihnen umgcbracht" Johnson gab mir einen langen düsteren Blick — dann schüttelte er den Kopf und murmelte: „So heißt es in der Ge schichte. Ich aber habe Auszeichnungen gesehen, die etwas gan» anderes behaupten. Aber ich will darüber nicht sprechen, denn diese Dinge sind unverbürgt. Aber — cs ist schon so, wie ich sagte: Sehr viele Lorbeeren Hal England in Südasrika nicht gesammelt." Und wie oft war ich zu höflich, ihm zu widersprechen. 'LLS'L war der Anfang Kurbrandcnbnrgs erster Kolonialvcrtrag. Im Januar des Jahres 168:1 wurde aus dem Fort Groß- Fricdrichsburg an der Küste von Guinea die kurinanvcn- bnrgische Flagge zum ersten Male feierlich gehißt. Hier be gann die brandenburgisch-preußische Kclouialarbcii ihre Wirk- snmleit iu der deutschen Geschichte Bereits zwei Jahre früher, am 16. Alai >681. hatte der turfürstliche Schisssbaupmiann Block mit den drei Häupilingcn Pregattc, Sophouge und Apany einen grundlegenden Handels- nud Nwdcrlassuugsvcr- irag abgeschlossen Ter Große Kurfürst, dessen WeiiGi.k schon immer der 'Ausdehnung der brandenburgischen Seefahrt «ne des Handels gegolten batte, ließ Block mit einer kleinen Flotte im Golf von Guinea Verbindungen anbabncn und legte Wer« daraus, daß von Zeil zu Zeil im Allaniischen Ozean Branden burgs Flagge sich zeigte. Der Vertrag vom 16 Mai 1681 war erst mögtteh gcwoiden nach Schaffung einer ansehnlichen kurbrandcuburgischen Kriegsmarine Dcr Vertrag verpflichtete die Häuptlinge, uni mil brandenburgischen Schiffen und Kaufleuten Handel zu treiben, ferner den Bau eines Forts zu gestatten und zu fördern sowie den Kurfürsten von Brandenburg als obersten Schutzherrn anzuerienucn Im März 1682 gründete der Große Kurfürst zum Teil mil ansehnlichen eigenen Mitteln die „Handelskompanie ans den Küsten von Guinea" und entsandte Block, dcn Fübrci der „Marille", und Kapitän de Voß mit dem „Chnrprinz", einem stolzen Segler, nach dem Kap der drei Spitzen, wo bei Axim sofort mit dem Bau des Forts Groß-FriedlüchSburg begonnen wurde. Die Bauleitung lag in dcn Händen des kurfürstlichen Kammerjnnkers Friedrich von dcr Groebcn Major Groebcn hatte manche Intrige zn überwinden, manchen Argwohn der Nachbarn, vor allem dcr Holländer, zu zerstreuen: als seine gulausgerüstcien brandenburgischen Sol daten. sünsundvierzig an der Zahl, landeten, erhob der Ver treter einer fremden Handelskompanie Protest, dcn Groebcn aber geschickt zu parieren verstand. Zudem wußte er durch weitere Verträge mil Häupllingcn der Goldküslc den Besitz j und den Einsluß Brandenburgs zu mehren. Ter wackere : Märker Groebcn. dcr nachher viel unler dcr Malaria zu leiden gehabl Hal, gehört zu dcn ältesten Kolonialpioniereu des schwarzen Erdteils. Friedrich l. konnie das väterliche Erbe nicht erhalten; dieses in großem Umfange wieder ausznnchmcn und forlzn- führen, blieb Bismarck Vorbehalten. In den ersten Jahren nach der Erwerbung unserer Kolonien in Ostafrika durch Dr. Karl Peters gab es dort noch keine Schutzlruppe: nur so war es möglich, daß die deutschen Niederlassungen von den Ein- geborenen überfallen und zerstört werden konnten. In dieser höchsten Not berief Bismarck einen jungen Offizier, dessen Name später mil goldenen Leitern in dcr deutsche» Kolonial- geschichle verzeichnet worden ist: Hermann v Wissmann. „Tie sind Tausende von Meilen entfernt, stehen Sie aus eigenen Füßen! Ich gebe Ihnen nur immer wieder dcn Auftrag: Siegen Sie!" Mil diesen Worten Halle Bismarck den Offi zier entlassen. Zusammen mit einigen Offizieren und Unter offizieren zog Wissmann hinaus und warb Sudanesen und Zulus, die sich als gnte Krieger bald erweisen sollten. Im Mai des Jahres 1889 rückte er mit seiner kleinen Truppe gegen mehrere feindliche Stämme vor und schlug dcn An führer der Ausständigen, den Oberhäupiling Buschiri, bei Bagamoja entscheidend; es gelang ihm nun, auch die anderen Aufrührer zu besiegen, doch erst mit der Gefangennahme Buschiris konnten die Eingeborenen als wirklich besiegt an gesehen werden. Im Januar 1891 — also vor nun fünfzig Jahren — konnte Hermann von Wissmann dem Altreichskanzler melden, daß Deutsch-Osi-Asrika nun wieder gan, in deutschem Besitz sei. Bismarck sandte Wissmann ein Telegramm mit dem Wortlaut: „Glück z» weiterhin! Diesen Januar wird kein Deutscher vergessen!" Hans Walter. Das kann man wissen Ein bisher unbekannter, noch nicht näher bestimmter Stoff wurde im Noggenmchl entdeckt, der die Eigenschaft hat, bei Bestrahlung mit ultraviolettem Licht grün zu leuchten. Merk würdigerweise kommt er in den übrigen Getreidearten nicht vor. * Die Straße von Gibraltar hat sich im Laufe der Jahr hunderte wesentlich verbreitert. Nach Angaben antiker Schrift- steiler betrug ihre Breite im 5. Jahrhundert v. Chr. nur eine halbe Meile, während sie zu Beginn der christlichen Zeit rechnung bereits sieben Meilen breit war. Heute hat sich die Breite der Meerenge ans etwa l5 Meilen erweitert. Zwischenspiel in Mexiko-SiM Humoreske von Heinz Heynrg. Marco war seit kurzem Majordomo auf Manuelas Hazienda. Er besah das besondere Wohlwollen Manuelas, offenbar aber nicht nur, weil er ein gewisses Geschick zur Füh rung einer großen Hazienda bewiesen hatte, nein, Unterrichtete und Schwätzer wollten wissen, daß es zwischen dem Majordomo und ferner jungen Herrin außerdem private Berührungs punkte gab. Kurz und gut: Eines Morgens ließ Marco seinen Schimmel satteln und ritt nach Mexiko-Stadt. Es stellte sich heraus, daß er sich für einige Zeit hatte be urlauben lassen. Ader nicht etwa um einmal ein paar Tage dem Müßiggänge zu huldigen, eher im Gegenteil. Marco liebte Manuela. Und zwar so, daß er glaubte, nie mehr ohne sie leben zu können. Ihren Anblick brauchte er wie die tägliche Nahrung, und ihre Stimme war ihm himmlische Musik. Außerdem wußte er, daß sich in Manuelas Blut eine gehörige Portton Paprika befand, und das war etwas für Marco Boletto. Nur eines wollte ihm nicht recht gefallen: daß Manuela eine so große Hazienda besaß, also reich, e'' selbst hin gegen aber mit irdischen Gütern nicht gesegnet war. Nun, er ritt jetzt nach Mexiko-Stadt, um dieses Verhältnis grundlegend zu ändern. Er war gläubig oder naiv genug, seines unbedingten Erfolges sicher zu sein. Zweifellos war Marco der passende Majordomo, aber eS muß auch gesagt werden, daß er in allem, was außerhalb der Sphäre einer Hazienda lag, grün und unerfahren, noch feucht hinter dcn Ohren war wie zwei mexikanische Regen perioden. Nach scharfem Ritt langte er nachmittags in der Stadt an. Er kaufte sich unverzüglich Briefpapier und suchte dann die Wirtschaft „Zum wilden Reiter" auf, in der er zu übernachten «dache«. Nachdem er fei» Pferd versorgt wußte, setzte er sich an einen abgelegenen Tisch in der Schenke, nahm sich das Briefpapier vor und schrieb — nach jedem Wort einen prüfenden Blick auf einen Zeitungsausschnitt werfend — ein paar Zeilen. Dann steckte er den Briefbogen in einen Umschlag, ver gaß dabei aber nicht, fünf Pesoscheine mit beizulegen. Sofort machte er sich auf den Weg zum Hauptpostamt. Er schaute sich in den Straßen nicht um, so eilig hatte er es, den Brief in den Kasten zu werfen. Dann aber machte er es sich auf einer schattigen Bank bequem, schob seinen Sombrero in den braunen Nacken und blies, befriedigt lächelnd, den Rauch einer guten Zigarette in die Luft. Nun folgten Tage er Unruhe. Immer wie^-r nahm er die Zeitungsanzeige, au, die er geschrieben, zur Hand und ms sie: Wie werde ich reich? Verblüffend! Einfach! Sensationell! Senden Sie Ihre Anschrift und fünf Pesosch^ine an Post- fach 117. Die Tage schlichen dahin wie altersschwache Schildkröten, dafür verflüchtigte sich sein an sich schon nicht hoher Bestand an Pesos desto schneller, denn er besaß einen gesegneten Appetit und eine immer trockene Kehle. Nicht mehr lange hätte es gedauert, dann wären alle sonsti gen Erwägungen von seiner Sehnsucht nach Manuela über flutet worden. Endlich erreichte ihn am Morgen des sechsten Tages seines Aufenthaltes in Mexiko^tadt ein Brief. Es war die ersehnte Antwort. Eine Drucksache zwar nur, aber doch eine Antwort: Caballero! Wie werde ich reich, fragen Sie? Machen Sie eS jo wie ich! Denn ich bin es in wenigen Stun den mühelos geworden! Rechnen Sie selbst: 68 247 Briefe sind auf meine Anzeige hin eingegangeu: 53 247 mal fünf Pesos! Ziehen Sie daraus also Ihre Lehre! „Earamba!" stieß Marco hervor, „Earamba!". Er be stellte irgendein scharfes Gesöff und stierte vor sich hin. Plötz lich schlug er mit der Faust auf de« Tisch, ergriff das Glas, trank eS mit einem Zuae leer und lief aus der Schenks Einige Minuten später besand er sich am Anzeigenschalter der größten mexikanischen Zeitung und gab folgende Anzeige auf: Wie werde ich reich? Verblüffend! Einfach! Sensationell! Senden Sie Ihre Anschrift und fünf Pesoscheine an Marco Boletto, z. Zt. „Zum wilden Reiter", Mexiko-Stadt. Dann schlenderte er vergnügt durch die Straßen und nahm schließlich ein ausgezeichnetes Mittagsmahl in einer der besten Gaststätten der Innenstadt ein. Gegen vier Uhr machte er sich auf den Weg zu seiner Unterkunft. Man hatte ihm versprochen, daß die Anzeige in dcr Mittagsausgabe noch erscheinen würde. Es könnte >a sein, so dachte er deshalb, daß ein Teil der Anfragen schon beute mit der Nachmittagspost eintrefsen würde. Eine dicke Brasil rauchend, ging er seinem Glück entgegen... Je mehr er sich indes seinem Quartier näherte, desto lang- samer konnte er sich fortbeweaen. Vor ihm schob sich ein Strom von Fußgängern in die gleiche Richtung. In die Schenke „Zum wilden Reiter" zu gelangen aber war auf dem üblichen Wege einfach unmöglich. Hier lärmte sich eine dicht- gedrängte, wildgestikulierende Menge. Jetzt hörte er auch, was man rief: „Betrüger!" — „Stürmt die Grotte!" — „Will uns noch einmal prellen!" Und dazwischen: „Earamba! Earamba!" Marco brauchte einige Augenblicke zur Sammlung, dann aber war alles an ihm'majordomische Entschlossenheit. Er drängle sich zurück, umging eilig dcn Häuserblock und betrat durch einen Hintcreingang das Grundstück. Mit geübten Griffen sattelte er seinen Schimmel. In diesen Augenblicken drückte die tobende Menge vorn die Tür zur Schenke ein. Ein Strom ergoß sich in das Hans Schon quollen die ersten hinten wieder heraus, da warf sick Marco auf sein Pferd und preschte zum Hoftor hinaus. Er ritt wie der Leibhaftige in Richtung Manuelas Hazienda. Denn die Menge, die er hinter sich fühlte, schätzte er aus 53 246 Köpfe...
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