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Nr. « Souuabend/Sountag, den 11./1S. Januar 1941 Zschopauer Tagevlarr nno Anzeiger Ssr« §z§U§«ten Las Schuluss zur inneren M« Adssuderliche Müel. die MUerkNe 3-1 verlreidev Bon Richard Schüler auf den nackten Körper legt. In der o>lul, die ans dem Leibe des Hockenden hervordringt, taut die Hülle wieder aus, die bcetthart geworden >var, und die herabricsekndcn Tropfen verdampfen, bis das Gewebe trollen ist. Tie Probe Wird wiederholt, bis die Sonne anfgeht. Eis im Alkohol. Dem weißen Manne sind solche Kuren frcind. Seine Mittel sind harmloserer Art. Er weiß allerdings nachgerade, daß -um Beispiel der Alkohol nur vorübergehend erwärmt, daß er auf „Der Winter ist ein harter Mann." Aber der Dichter, der dies Wort geprägt hat, ist schon viele Jahre tot, und be sonders die Jugend von heute, die dein Sport in Schnee und Eis huldigt, weiß auch diesen gestrengen Herrn von der heiteren Seite zu nehmen. Cie braucht allerdings auch nicht mit Kälte graden zu kämpfen wee etwa der Eskimo im eisigen Grönland oder auch nur der Tibetaner auf deni „Dach der Welt". Um so verwunderlicher sind bisweilen die Mittel, deren sich diese Bulker im Kampfe gegen den Winter bedienen. Bei den Tibe tanern zum Beispiel gibt es die Schulung zur inneren Wärme. Sie ist seltsam und geheimnisvoll wie so manches, was uns die Forscher aus jenem merkwürdigen Lande berichten... Des Geistes Kraft allein! Mit Atemübungen beginnt die Unterweisung tu oieser eigenartigen Schule. Das kann uns nicht in Erstaunen ver setzen, denn die wärmende Wirkung kräftigen Luftholens ist weit bekannt. Aber bei den Tibetanern kommt cs auf das Ans- atmen an. Der Stolz und die Dummheit werden ausgcalmct, der Zorn und der Haß, die Gier und die Faulheit. Damit sind die Boraussetzuugen für die Selbstcrwärmung geschaffen. Der Ucbergang in die nächst höhere Klasse sicht eine gehörige Kne tung des Magens vor. Sic erfolgt in der Hockcrstelluug, aus der nun der Schüler mit gekreuzten Beinen in die Luft springt. Non nun an aber wird auf jegliche Bewegung verzichtet. Der Schüler verharrt 'n völliger Nacktheit regungslos im Schnee oder Eis. Der Geist löst sich vom bisherigen Dasein und ver setzt sich mit solcher Eindringlichkeit in einen Zustand der Er wärmung, daß auch der Leib von dem eingebildeten Feuer er griffen wird. Tas Ziel ist erreicht. Tie Abschlußprüfung findet in 4000 Meter Höhe statt, im nächtlichen Winterstnrm. Die Eisdecke des gefrorenen Flusses wird durchbrochen, und man taucht Tücher hinein, die sich der B runvtt e. die Dauer sogar schädigen kann. 'Eine Störung im engeren, eigentlichen Sinne vermag er nicht hcrvorzubringcn. Bor allem der eisgekühlte Schnaps ist mit Vorsicht zu genießen, mag er auch noch so beliebt sein. Im vergangenen Winter hat ein vereister Likör gar ein Menschenleben ausgclöscht... Wie ein Arzt erzählt, war ein Ehepaar in einer Ober harzer Jagdhütte eingelehrt. Um die grimmige Kälte zu ver treiben, halten die beiden ein tüchtiges Feuer angezündet. Und zu besonderer Freude gereichte es ihnen, als sie an eine Flasche mit gefrorenem Knkaolilör gerieten. Der Alaun zerschlug das Gesäß. Aber das Eis brannte ihnen wie Feuer auf der Zunge. Der Mann schleuderte die seltsame Erfrischuug schleunigst von sich. Die Frau dagegen, die in ihrer Angst das Eis hinunter geschluckt hatte, brach zusammen und starb. Die Kälte hatte die Magcnwände so sehr verletzt, daß der Körper nicht mehr lebensfähig war. Der Alkohol allerdings trug nur mittelbar die Schuld. Er hatte die Menschen in Versuchung geführt. Und es war ihnen sicher nicht bcwnßt gewesen, daß er das Wasser für eine ge raunte Weile vor dem Gefrieren schützt. Es mag dreißig Grad Kälte erreichen, ehe cS fest wird. Ein Eisstück von solcher Be schaffenheit aber zerstört die Schleimhäute der Zunge und des Magens gleich einer heißen Flamme. Frostbeulen vor Gericht. Ein harter Winter ist ein besonders eindringlicher Lehr meister. Nicht immer legt er jedoch solch fühllose Strenge an den Tag wie in der Oberharzer Jagdhütte. Auf eine ver hältnismäßig milde Art hat er die geradezu ungeheuerliche Dummheit bestraft, die während einer Gerichtsverhandlung in Graz an die Öffentlichkeit gekommen ist. Im verflossenen Winter stand dort ein Schwindler vor den Schranken, der sich als Versichcruugsbetrüger betätigt hatte. Er war recht groß zügig vorgcgangcn. Er „versicherte" seine Opfer nicht nnr i gegen Feuer, Unfall, Diebstahl und Einbruch, sondern auch ! gegen — Frostbeulen! Pvlizen händigte er natürlich nicht aus. : Aber die Prämien nahm er selbstverständlich an. Und die ! Leute glaubten in der Tat, die Versicherungsgesellschaft werde ' ihnen eilte gehörige Entschädigung zahlen, wenn sie an den Füßen Frostbeulen erhalten sollten! Die Einfältigen mußten es an ihrem Beutel spüren und der Betrüger an dem harten Lager seines Kerkers, daß mit dem Winter nicht zu spaßen ist... I Naum, aber wie ungleichmäßig sind sic über den Globus der- ! teilt, wie ungleichmäßig auf Kontinente, Länder, Städte und > Dörfer! Hier riesige Zusammenballungen von Menschen- . masset^ in verhältnismäßig kleinen Räumen — dort große s menschenarme oder gar menschenleere Gebiete, die der Besied- > lung und Kultivierung harren. Und als Kernstücke besonderer Siedlungsdichte die Großstädte, diese steingewordenen „babylo nischen Bcvölkerungstürme"! Nach Angaben von „Wirtschaft und Statistik" gibt cs heute in der Welt rund 700 Großstädte mit je 100 000 und mehr Einwohnern. Sie alle zusammen beherbergen eine Bicrtcl- milliarde Menschen, das heißt durchschnittlich jeder achte Erd bewohner ist ein Großstädter. Mit rund 300 Großstädten sicht Europa an dcr Spitze dieser Entwicklung. Ihm folgen Asien mit etwa 215, Amerika mit 155, Afrika mit 20 und Australien mit 10 Städten, die mehr als 100 000 Einwohner aufweisen. Von den jetzt in Großstädten lebenden Menschen entfallen nicht ganz die Hälfte auf Europa, fast drei Zehntel auf Asien, ein i Viertel auf Amerika und dcr Nest auf Afrika und Australien ! zusammen. Relativ am stärksten durchsetzt mit Großstädten j ist übrigens Australien, wo mehr als der dritte Teil der Be völkerung auf die Großstädte entfällt, während in Europa und Amerika lediglich etwas mehr als je ein Fünftel in Großstädten lebt. Australien mit seinem von angelsächsischen Patent- demokratcn so verdächtig laut gelobten Commonwealth-System hat demnach von allen Erdteilen die verhältnismäßig stärkste Großstadtbcvölkcrung der Welt. Das ist ein Zustand, der für den „jüngsten" Kontinent nicht als günstig gelten kann. Daß eine Stadtbcvölkerung, in ihrer Gesamtheit gewertet, nicht die gleichen physischen Reserven wie die Landbevölkerung besitzt, ist kein Geheimnis. Selbstverständlich sind beim Städter > ebenfalls Abstufungen vorhanden. Ein recht zuverlässiger Wert messer ist dabei die militärische Musterung. So hat man über- , eiustimmend festgestellt, daß Angehörige dcr vorwiegend in sitzender Tätigkeit auSgeübten Berufe für den Dienst mit der Waffe weniger gut geeignet sind als beispielsweise die in der industriellen Produktion tätigen Arbeiter. Die als Bauern und Schiffer tätige Bevölkerung beläuft sich in Deutschland . auf 50 v. H., in Frankreich (vor dem Kriege) auf 30 v. H., in England nur auf 7 v. H. Die in Landwirtschaft und Indu strie tätigen Menschen machen in Deutschland 70 v. H. dcr berufstätigen Bevölkerung, in Frankreich ebenfalls, in England hingegen nur 45 v. H. aus. Hingegen stellt sich die Zahl der in öffentlichen und freien Berufen, im Handel und im Haus halt Tätigen in England auf 55 v. H., in Deutschland und in Frankreich auf je 30 v. H. Hier erklärt uns also der Rechen stift, wesl-ald Euolud seit erdenklichen Zeiten nicht imstande ist, eine starke Landarmer aus eigenen Bevöllerungsteilen auimstcllenl Zeder achte Erdbewohner Großstädter Zusammenhänge, die der RechenW verrät Von Dr. Ernst Der Reichtum eines Staates liegt bekanntlich in der Fruchtbarkeit seines Volkes. Diese Erkenntnis, erstmalig von Friedrich dem Großen verkündet, dient auch dem deutschen Siedlungswerk im Osten des Reiches zur Richtschnur aller Planungen und Maßnahmen. Oft genug hat der Führer von der Notwendigkeit gesprochen, das deutsche Volk möge sich auf den Urquell seiner besten Kräfte besinnen, die Seele und das Leben eines gesunden, in sich gefestigten Bauerntums. Nun wissen wir aus Erfahrung, welche eigenartigen Erscheinungen und Zustände (Völkerwanderungen, Kriege, Landfluchten u. a. m.) durch die Ungleichmäßigkeit von Besiedlungen größe rer Gebiete hervorgerufen wurden und noch heute werden. Geitau wie bei uns die sich über Jahrzehnte erstreckende Ab wanderung wertvoller Volksteile aus den Ostgebieten Gefahren heraufbeschwor, deren wir jetzt durch geeignete Maßnahmen Herr zu werden beginnen, hatten und haben auch andere Völker mit ähnlichen Sorgen zu kämpfen. So hielt unlängst anläßlich der ersten Jahrestagung nach Abschluß des deutsch-japanrschen Aerzteabkommens Professor vr Shozo Toda von der Universität Kioto einen aufschluß- Hillebrand. reichen Vortrag über die Deutschland, Italien und Japan gleichermaßen bewegenden bevölkerungspolitischen Fragen der Gegenwart. Dabei erläuterte er unter anderem die jetzige Zu sammensetzung der japanischen Bevölkerung und hob besonders hervor, daß seit dem russisch-japanischen Kriege, dem Welt kriege und dem mandschurischen Konflikt genau wie früher bei uns die Landbewohner eine starke Neigung bekundeten, sich in die Städte umzusiedeln. Man könne annehmen, daß all mählich etwa ein Viertel der japanischen Landbevölkerung von den Städten eingesogen sein werde, und somit liege die Dring lichkeit wirksamer Maßnahmen zur Unterbindung solcher un gesunden Entwicklung auf der Hand. Fruchtbarkeit, Jugend lichkeit und Verbundenheit mit dem Boden seien die ewigen Garanten einer Macht, die den Völkern verloren gehe, wenn sie diese Frage bewußt mißachten. In der Tat hat der lapanische Gelehrte hier ein ernstes Problem aufgerollt. Mit der Zunahme der Jndustrialisie- rungsbestrebungen in aller Welt wuchs naturgemäß auch das Tempo oer Verstädterung des Landvolkes in vielen Ländern. Für mehr als zwei Milliarden Menschen hat die Erde reichlich Sprüche Von Frida Schanz. Starke Zett will starken Herzen. Hohes Ziel will hol)en Sinn. Im Erkämpfen und 'Verschmerzen liegt der göttliche Gewinn. Opfer brinHen und verschweigen, mancher wär dazu geneigt, könnt' er durch ein Spältchen zeige», was er opfert und verschweigt. Ma« sieyt gern Täuschung an der Wahrheit Stelle. Pflegt schönen Trug, zu dem das Herz uns zieht. Glückselig, wer geklärt zu inn'rer Helle auch mit geschloßnen Augen richtig sicht. * Wie einen Dornzweig, den wir mit uns rragen, tragen wir manchen Fehler unbetvußt. Wer wagt, dem Freund die Wahrheit ganz zu sagen? Wer fürchtet nicht den schmerzlichen Verlust? Ser Sellige «ms dem Morgenland Heitere Erzählung oau Fridel Köhne. Als Graf Adolf von Schauenburg, Hamburgs guter und edler Schutzherr, mit dem Erzbischof Hartwig im Jahre des Heils 1196 ins heilige Land zog, um dem Kaiserheere im Kampfe gegen die Ungläubige» zu helfen, strömten ihm von überall fromme Männer zu, die ihrem Gotte mit dem Schwerte und der Enthauptung recht vieler Ungläubigen dienen wollten. Die Kirche hatte einen guten Ablaß für Kreuzfahrten ver sprochen, und manch einen gab es im Lande Nordaldingien, dem viele Höllenjahre gewiß waren, wenn er nicht zuvor ferne Seele durch heilige Opfer reinigte. Derweilen hatten die nordalbingischen Weider viel Not aus zustehen. Ob die Blänuer einem adligen Herrn oder einem geistlichen Stift untertan waren oder ich sie als freie Bauer« am einem der reiche» Höfe sahen, sie wurden gleichermaßen aebrandschatzt von den Truppen des Adels und der Priester schaft. Manch ein Junker und manch ein Pfaffe glaubten, auch Frauen gehörten zur Eiegesdeute oder zum Quartier. Den fernen Eheherren aber war es auch nicht leicht, bei den schönen Sarazenenmädchen, den Griechinnen und Türkinnen und all dem fremden Weibervolk, das die Kreuzfahrer umschwirrte, der Liebe abzuschwören. Der Junker Wirad war einer der erste« Nordalbingier, die im Jahre 1190 wieder auf ihrer Burg ein zogen. Es war eine armselige Burg, und die goldene Beute, die der Ritter sich von seinem KreuMge erhofft hatte, war aus geblieben. Er hatte nur das riesengroße, steinerne Bild eine- Heiligen mitgebracht und begann ioKeich, diesem Heiligen am Fuße feiner Bury mit eigenen Händen eine Kapelle zu errichten. Der Knappe Henneke erzählte, daß man eine gottgefällige Tat vollbringe, wenn man beim Bau der Kapelle Helse. Die Frauen kamen und rühnen Mörtel, die Männer brachten Steine angekarrt, ein Schmied erbot sich, die Tür z» schmieden, ein Zimmermann, das Gebälk zu fügen, ein Glas macher aber stiftele ein kleines Fenster, mW ein paar Tischler fertigten das Gestühl und einen einfachen Altar. So gingen kaum zwei Monate ins Land, und des Junkers Wirad Kapelle »um heiligen Jncognito stand fertig. Inkognito?, fragten die eifersüchtigen Priester. Wer ist dieser heilige Jncognito aus dem Morgenlande? Der Junker Wirad gab ernst und würdig Antwort: das sei der unbekannte Heilige, mitten unter den Ungläubigen im Türkenlande habe er ihn errettet. Was er denn für Wunder täte, dieser morgcnländische Heilige mit dem großen Turban auf dem Kopfe und der Nute in der einen, dem Kreuz in der anderen Hand? Er erkenne und vergebe die Untreue von Mann und Weib. Da lachten die Männer ein etwas gezwungenes Lachen. Der Junker Wirad aber sagte mit demütig gesenktem Haupt: „Wenn ein Ungetreuer in die Kapelle tritt, fallen große Tränen aus seinen Augen auf das Kreuz und die Nute." Da gingen die Leute betreten heim, mtd mancher ver wünschte nn stillen seine Hilfe beim Bau der Kapelle. Der Knappe Henneke streifte landauf, landab, des Lebens Notdurft für seinen Junker zu erfragen. Hier und da fragte ein Mann ihn: „Der neue Heilige von Wirade vergibt doch auch Untreue. Was verlangt er zur Buße?" Der Knappe senkte sein Haupt genau so demütig wie sein Herr: „Opfer verlangt er. Sechs Gebete in voller Reue und Demut und auf den Altar einen Silberpfennig oder einen Schinken, ein gutes Stück Kupfer oder eine fette Gans. Wenn er vergibt, so weint er nicht mehr. Ausgelöscht ist im Bliche der Sünde alles ungetreue Tun." — Da kam an einem schönen Sonntag im Juli ein wall fahrender Pfaffe durchs Land. Er bat den Junker, zu Nutz und Frommen der Gläubigen eine Abendandacht in dcr neuen Kapelle halten zu dürfen. Der Junker gestattete eS ihm. Nun meinten Männer und Frauen, mau könne nicht gut fernbleiben, und alles zog zur Andacht in die neue Kapelle. Da nun auch die Witwe des Ritters Hardebrecht dabei war, ließ man ihr als der Vornehmsten den Vortritt. Und siehe da: kaum war Frau Agatha vor dem Heiligenbilds, da fielen große Tropfen aus den steinernen Augen und Sickerten auf Rute und Kreuz. Nun strömte rasch alles in die Kapelle, um das Wunder zu sehen. Denn von Frau Agatha wußte männiglich, daß sie ihre Liebe einem Ritter auf ihrer Burg schenkte, der nicht hcim- fiuden konnte zu Weib und Kind im fernen Frankenlande. Der wandernde Pfaffe hielt ein Predigt, die Andächtigen gingen gestärkt und froh nach Haus«. Frau Agatha war tief ver- sonnen. Wie kam Junker Wirads Helliger zu seinem Wissen? Sie wurde sehr bedenklich. Mit dem Seelenheil durfte mau wohl doch keinen Spott treiben, auch als junge, schöne Witfrau nicht. Und sie ließ ihren Ritter ziehen, als er wieder einmal von Heimweh und Pflicht sprach. Die Männer aber und die Frauen gingen jetzt ost heimlich und still zur Kapelle, verrichteten unter strömende« Träiren des Steinbildes ihre Andacht und schmückten den Mtar mit güten Gaben. Und als der Basdorfer Nikolaus seinen sechsten Silber- Pfennig dargebracht und feine sechste Andacht verrichtet hatte, versiegten die Tränen plötzlich. Das vertraute er hocherfreut dem Wulmstorfer Jochen an, der mit ihm im kaiserlichen Heer ge- i standen und noch keinen Mut gefunden hatte, zum Helligen aus dem Morgenlande zu beten. Nun schleppte der Wulmstorfer sechs Tage lang Schinken und Speckseiten und sein beschwertes Gewissen vor den Helligen, da ihm die Silberpfcnnige knapp waren, und siche: Sankt Jncognito erwies auch ihm Gnade, beim sechsten Räucher schinken rannen die Tränen nicht mehr. Der Junker Wirad aber sammelte die Gaben, die man seinem Helligen zubrachte, und der Knappe Henneke brauchte nicht mehr landauf und landab zu ' reiten, um die Notdurft feines Herrn zu erfragen. Als der Erzbischof von diesem Heiligen hörte, der eine gute Pfründe ersetzte, schickte er seinen Legaten Paucratius, das Wunder zu erforschen. Der tat gar gestreng und machug. Ter Junker Wirad aber blieb freundlich und demütig, wre es emem Dianne geziemt, der im Helligen Lande war. Er schlug dem ! Legalen vor, in die Kapelle zu gehen. Das tat der Herr Pan- ! eratius. Sein Gefolge blieb vor der Tür stehen und sah mit > Entsetzen, wie das mächtige Steiublld große Tränen aus oen Augen fallen ließ, die unaufhörlich auf Ruie und Kreuz herniederklickerten. Der Legat aber stand einen Augenblick leichenblaß, dann wandle er sich zur Tür und rief: „Schließt dce Pforte, ich muß die Untersuchung allem führen." I Der vornehme Legat Pancralms aber legte, als er allein war, seine lästigen Kelten und Umhänge am Altar nieder und versuchte, das Steinbild zu erklettern. Tas gelang ihm nicht. Ihm war aber, als hätte er ein unterdrücktes Lachen qebort, i und das ließ ihn'noch einmal erblasten. Rasch legte er Umhange und Ketten wieder an, und als er sich bückte, weil ihm 'eme Spange entglitten war, hob er das Tuch am Attar ein wenig, da war ihm, als hätte er in dem dämmerigen Lictu cwei Menschenbeine hinter dem Heiligen gesehen. Er gmg uni oe« Altar herum und richtig — da kam ein Mannsbild aui ihn zu. „Kennt Ihr den Henneke von Wirade noch, edler Herr?" fragte Herrn Wirads Knappe ohne Scheu „Tu Schuft", knirschte der Herr PancrattuS, „laß: ein Steinbild weinen!" Henncke lachte: „Aber nur da, wo Untrem erwiesen ist, Herr Legat."