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Nr. re, Wch«»««e, »»8 >»»«!««» wettkaWWieheu und Dienslappell der Kriegerkameradschaft 1843 Am Sonntag, dem 5. November 1939, fand auf dem Schiehstand am „Steghaus" das vom Gauverband Elb« des Deutschen Reichskriegerbundes angeordnete Wett- kampfschiehen statt. Gemeldet war eine Abteilung von 8 Mann, von denen di« 6 besten gewertet wurden. Geschossen wurden 10 Schuh liegend freihändig mit Kleinkaliber. Die besten Schützen waren: Kamerad Feig 110. Rößger 106, Bausch 103, Kohlase 94, Fleischer 89 und Schneider 88 Ringe, sodah die Kameradschaft mit 590 Ringen abschloß. Mit dem Wettkampfschiehen war ein PreiSschiehen verbunden worden, an dem sich 45 Kameraden beteiligten. Geschossen wurden 3 Schuß lie gend freihändig mit Kleinkaliber. Die beste Leistung voll brachte Kamerad Kasper, der mit dreimal 12 die höchst- ereichbare Ringzahl 36 schoß. Es standen eine große Anzahl schöner Gewinne zur Verfügung, die den Kame raden, die sie erhalten konnten, viel Freude bereiteten. Ein gu!er Teil war liebenswürdigerweise gestiftet worden, sodaß das Schießen einen Aeberschuh von rund RM. 3-2.00 erbrachte. Nach der Preisverleilung versammelten sich die Kameraden im „Steghaus" zu- einem außer ordentlichen Dienstappell. Kameradschaftsführer Böhme eröffnete den Dienstappell mit begrüßenden Worten. Nach einem gemeinsam gesungenen Lied sprach Propaganda wart Kohlase als Tagesspruch ein Wort unseres Führers Adolf Hitler aus seinem Ausruf an das deutsche Volk vom 3. September 1939. Kamerad Schreiter wurde als neues Mitglied herzlich begrüßt. Altveteran Oswald Wunderlich, der vor kurzem seinen 90. Geburtstag feiern konnte und dabei durch ein Bild des Führers und eine Spende der Bundesleitung sowie . zahlreichen Glück wunschschreiben vom Landesverband usw. geehrt wurde, ist am 27. Oktober zur ewigen Ruhe gebettet worden. Die Gewehrmannschaft und eine Anzahl Kameraden haben ihm die letzten militärischen Ehren erwiesen. Die Versammlung erhebt sich za seinem Gedenken von den Plätzen und gedenkt dabei auch der beiden zur großen Armes versammelten Bundesmilglieder Karl von Einem und Graf von Wedell. Bei der Führerbesprcchung mit Lem Ortsgruppenleiter ist der Vorschlag gemacht wor den allen im Felde befindlichen Zschopauern von der Stadt aus ein Päckchen zu schicken und die dadurch ent stehenden Kosten im Sinne einer Volksgemeinschaft von den Verbänden gemeinsam zu tragen. Dem wird zu gestimmt. doch sollen unser« Mitglieder auch weiterhin Liebesgaben von der Kameradschaft erhalten. Als Kas senprüfer werden wiedergewählt die Kameraden Förster und Fröhner. Schießwart Felg dankt« zunächst allen Kameraden für die Spenden zum heutigen Preisschießen. Dann berichtet er über die Sitzung der Schießwart«. Eine Scharfschützenabteilung muh neu ausgestellt wer den und wirb nach seinen Vorschlägen gebildet. Beim Bundeswettkampfschießen hat sich die Kameradschaft 100 Patronen errungen. Kamerad Rößger wird der ihm dabei zugesprochene Ehrenpreis, ein schönes Buch von General Ludendorff, überreicht. Der Reingewinn vom heutigen PreiSschiehen soll für die im Felde stehenden Kameraden verwendet werden. Hierauf sprach Kame radschaftsführer Böhme über „Die innere Front. Nicht Schwätzer, sondern treue Soldaten Adolf Hitlers werden heute auch im Innern gebraucht. Die alten Soldaten sind am besten geeignet, auch im Innern den Gemein schaftsgeist zu pflegen. Di« Arbeit in den Kameradschaf ten geht trotz des Krieges weiter, für eingezogene Kame raden springen sofort andere ein, um die Arbeit zu tun, Belehrung und Aufklärung zu bieten. Nun folgte der Vortrag des Propagandawarts Kohlase: „Der deutsche Feldzug in Polen". Nachdem er über den Grund zum Kriege gesprochen hatte, berichtete er an Hand einer großen Übersichtskarte über den Aufmarsch der deutschen Armeen, die Aufgaben der einzelnen Heeresgruppen (nach dem Bericht des Oberkommandos der Wehrmacht) und die glänzende Lösung durch das großartige Zusammenwirken aller Truppengattungen. Einmarsch der Russen bis zur festgesetzten Demarkations linie, Kapitulation Warschaus. And dann bot er Pro ben aus Feldpostbriefen und Zeitungsberichten über mili tärische Heldentaten und Idyllen im Felde, sowie zum Schluß einen ausführlichen Tatsachenbericht unseres Kameraden Dr. Lenk über die Erlebnisse seiner Kom pagnie, in der so viele unserer Kameraden und andere Zschopausr für ihr Vaterland Dienst tun. Der Vortrag wurde mit Beifall ausgenommen. Mit einem Sieg-Heil auf unsern Führer und seine Großtaten schloß der Ka meradschaftsführer den anregend verlaufenen Dienstappell. Künftige Lehrer aus den Volksschülern. Um in Eltern kreisen bestehende Unklarheiten über die Ansbanlehrgiinge für das Studium an den Hochschulen für Lehrerbildung zu be seitigen, hat der N e i ch s e r z i e h u n g s m i n i st e r ein Merkblatt über die staatlichen Aufbanlehrgnnge herausgegcbcn, das baldigst allen in Betracht kommenden Eltern bekannt gegeben werden soll. In enger Zusammenarbeit wählen Schule und Partei in diesen Wochen die geeigneten Jungen und Mädchen aus den Volksschülern und Pollsschülcrinncn aus, die Ostern 1910 die Schule verlassen. Bevor sie zu den vierjährigen Ansbnnlchrgängen zugelassen werden, deren er folgreicher Besuch die Berechtigung zum Studium vermittelt, werden die Ansgewählten in MnsterungSlagcrn einer Be- währungs- und Leistungsprobc unterzogen. Die Erziehung und Ausbildung erfolgt in der bewährten Fonn der Laaer- uud Formalionscrziehung. Außer einer einmaligen ersten Ausrüstung mit Wäsche und einem monatlichen Taschengeld von zwei ins acht Mark, je nach dem Einkommen der Eltern, erfolgen Unterbringung, Verpflegung, Bekleidung, Erziehung und Ausbildung in den Aufbaulehrgängen völlig auf Staats kosten. Aur Eltern mit günstigen Einkommcnsvcrhältnissen werden zu einem Monatsveitrag von 10 bis 40 Mark heran- aezoaen. Auch das anschließende zweijährige Studium an den Hochschulen für Lehrerbildung ist gebührenfrei. Alte Irachtbricsvordrurke können aufgcbraucht werden. Die Ende dieses Jahres ablaufende Frist für die Verwendung der alten Frachtbricsvordrnckc, die nicht den lebt cingcsührlcn einheitlichen Mustern entsprechen, ist durch Verordnung des Acichsver'ehrsmiuisters um ein Jahr, bis Ende 1910, ver längert worden. Kündignngsrecht der Einberufenen. Nach dem geltenden Recht wird durch die Einberufung zu eitler Dienstleistung im Wehrdienst das bestehende Bcschäfiigungsvcrhältnis nicht ge löst. Die beiderseitigen Rechte und Pflichten ruhen für die Dauer der Einberusung. Indessen bleibt das Recht des Ge- solgschastsmitgliedes aus Kündigung des Bcschäsiigungsvcr- hältnisscs unberührt. Der Unternehmer kann das Bcschäftl- gungsvcrhälinis nur kündigen, wenn der Rcichstreuhändcr der Arbeit dies zulägt. Hierdurch wird, wie der RcichSarbcits- minister in einem Erlast an die Arbeitsämter aussührt, den zum Wehrdienst einbernfencn Arbeitskräften ihr Arbeitsplatz erhalten, cs sei denn, baß sie ihrerseits von dem Kündignngs recht, das die Verordnung vom 1. September nicht einschränkt, Gebrauch machen. Ist dies der Fall, so ist die Zustimmung des Arbeitsamtes nicht erforderlich, denn für die Beschrän kung des Kündigungsrechts der zum Wehrdienst Einberufenen liegt auch kein arbcitscinsatzmästiges Bedürfnis vor, da diese Arbeilslrästc dem Arbeitseinsatz nicht zur Verfügung stehen. Nossen. Durch die geschlossene Schranke. Hier fuhr an dein Rcichsstraßenübergang auf Bahnhof Deutschenbora ein Motorradfahrer aus Nossen in die ge schlossene Schranke, stürzte und blieb bewußtlos ans einem Gleis liegen. Ein sich nähernder Zug konnte rechtzeitig durch Signale eines Stellwerkwärtcrs angehalten werden. Der Motorradfahrer ist mit einer leichten Gehirnerschüt terung und Kopfverletzungen davongckommen. Siebenlehn. Neues Rathaus. Nachdem schon' seit längerer Zeit die äußere Gestaltung des Nathaus- bancs beendet wurde, geht nun anch der innere Ansban seiner Vollendung entgegen. Die Inbetriebnahme des neuen Rathauses bzw. dessen Einweihung mit Ueber- nahme durch die Stadt soll Ende.des Monats erfolgen. Mügeln. Tödlicher Hufschlag. Der Gcschirr- fahrer Hccrd war kürzlich beim Putzen der Pferde von einem Tier gegen den Leib getreten worden. An den Fol gen dieses Unfalls ist der Verunglückte nnnmehr gestorben. Grimma. Verlegung der Kreisbanern- schäft. Die Krcisbancrnschast Grimma, die bislang ihren Sitz in Wurzen ha.tte, wird mit dem 11. Novem ber nach G r i m in a verlegt. Durch die zentrale Lage im Kreis wird für den Vanern eine wertvolle Erleichterung geschaffen. Die Krcisbaner,nschaft wird vorläufig ihren Oitz in der Gattersburg haben. Lclsuitz t. V. G r o ß z ü a i a e s 'W o h n u n g s b an- st r o g r a m m. Als erster Bauabschnitt eines von der Ciadt ausgestellten großzügigen Wohnnngsbauprogramms sollen im Jahr 1940 im Raume zwischen Tieirich-Eckart- vnd Forstsiraste vierzig Mieibäuser und Eigenheime mit minieren Wohnungen und hundert Volkswohnungen cr- siebcn. Träger des Bauvorhabens ist die Landessicdlnnas- gesellscbast Sachsen. Der Naum in dem der Linger als tteiuer Markwlatz gedacht sein soll, wird eine geschlossene SKMaonna erhalten Stegmar-Schönau. Tod am Arbeitsplatz. In einem hiesigen Betrieb verunglückte ein Werkzeugmacher- Lehrling an seinem Arbeitsplatz und zog sich dabei so schwere Verletzungen zu, daß der Tod bald nach der Ein lieferung ins Krankenhaus eintrat. Der erst Fünfzehnjäh rige stammte aus Ursprung. Hohenstein-Ernstthal. Unfall eines Pferde geschirrs. In Flur Oberlungwitz wurde ein Pferdegeschirr von einem entgegenkommenden Lastkraft wagen gestreift. Ein am Lastwagen vorstehender eiserner Haken riß dabei dem Pferd des Geschirrs die Halsseile auf. Das Tier mußte sofort getötet werden. Wauyen. Z u s a m m e n st o ß a u f d e r K r e u z u n g. Zu einem schweren Verkchrsunglück kam es aus der un übersichtlichen Kreuzung Wettinstraße und Straße der SA. Ein Lastkraftwagen befand sich etwa auf der Mitte der Kreuzung, als er von einem Lastzug so heftig ange fahren wurde, daß er umstürzte. Der Lastzug geriet dann ans den Fußsteig und riß zwei Frauen um, von denen - die 46 Jahre alte Friede Köckeritz aus Wawitz unter die ! Näder geriet und so schwer verletzt wurde, daß sie bald nach der Einlieferung im Krankenhaus starb. Von den s Fahrern der Lastwagen wurde einer leicht verletzt, ebenso auch die zweite Fußgängerin. Copyright by ^ulwLcts-VerlsZ, Lettin dttN? 6. Fortsetzung. Er zahlte, zog seinen Mantel an und schritt dem Äus- gang zu. Da klang plötzlich sein Name an sein Ohr. „Herr Doktor Holand! Herr Doktor Holand wird am Telephon verlangt!" Ungestüm macht, er kehrt und lief dem liv rierten Jungen nach, der eiljertig von Tisch zu Tisch schritt. „Hierl Hier! Wo ist die Telephonzelle?" Und als er dann, ein wenig atemlos, in dem engen heißen Naum den Hörer ans Ohr gerissen hatte, erklang auch sogleich Veras Stimme. „Herr Doktor Holand, entschuldigen Sie mich bitte — nein, Ich. konnte nicht, beim besten-Willen...", die Worte kamen abgerissen, wie in höchster Eile oder Angst. „Aber morgen, ja, morgen, um dieselbe Zeit... Wo? Ja, dort, wo Sie j°tzt sind. Gute Nacht..." Holand hatte kaum ein Wort erwidern können, da wurde drüben eingehängt. Er hielt den Hörer noch eine Weile am Ohr, dann legte er ihn kopfschüttelnd zurück. Lr verließ die Zelle und trat hinaus in die kalte Winter- mit. Laufen — laufenl Ein Marsch durch den Tiergarten vürdc ihm guttnnl Und während er mit hochgestelltem Kragen ans ver schneiten Wegen mit schnellen Schritten vorwärts eilte, suchte er sich mit Gewalt zu einem Entschluß durchzu- nngen. Nein, das war nichts für ihn! Hangen und Vangen, wie ein verliebter Student... Er würde morgen m letzter Minute absagen, es war das beste, wenn er diese 6era Liebich niemals wlcdersah! Aber — warum war sie eigentlich nicht gekommen? Sie Satte doch ossensichtlich nicht die Absicht gehabt, ihn zu ver setzen, sonst hätte sie ja nicht angeruscn. Und warum hatte sie nm Telephon einen so verstörten Eindruck gemacht? Holands Kops war kühl und seine Gedanken arbeiteten klar, als er in seinem Hotelzimmer bedächtig und überlegt für die Nachtruhe rüstete. Da lagen wohlgeordnet seine Notizen über seinen Aufenthalt in Bombay — nein, d«» 8. November 19» Thalheim. Diamantene Hochzeit. Werkmei ster i. R. Alban Vogler und seine Ehesrau geb. Scherzer tonnten das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit feiern. Dem Jubelpaar wurden zahlreiche Ehrungen zuteil. Zwickau. Von der Straßenbahn erfaßt. Aus der Schneeberger Straße im Ortsteil Alt-Bockwa wurde der Invalide Friedrich aus Cainsdorf von einem Straßenbahnwagen angefahren und ein Stück mttgeschlcist. Mit lebensgefährlichen Verletzungen wurde Friedrich in das Heinrich-Braun-Krankenhaus gebracht. Zwickau. Greis tödlich verunglückt. Beim Ueberschreiten der Straßenkreuzung Bosen- und Römer strabe lief der 86jährige Postschaffner t. R. Hermann Bau mann aus Leubnitz bei Werdau in die Straßenbahn und wurde so schwer verletzt, daß er im Hetnrich-Braun-Kran kenhaus an den Folgen des Unfalles erlag Aus Gachsens GerichisfSsen Liebespärchen lebt von Verbrechen Ler 28jährige Karl Eotterbe aus Leipzig und die 23säh- tige Herta Götze waren im Februar ein Liebesverhältnis ein- aegangen. Mehr und mehr führten sie ein gemeinsames Leben, Lei dem sie keine Not zu leiden brauchten, weil beide Arbeit hatten. Als die Braut aber Anfang Juli ihren Arbeitsplatz aufgab und sich in die stille Häuslichkeit zurückzog, wurden die Mittel der beiden knapper. Der Bräutigam mußte nunmehr für zwei Menschen sorgen, und um sich die damit verbundene Mühe zu erleichtern, verschaffte er sich auf unredliche Weise Geld und Eeldeswert, worin er von früher her schon einige Uebuna besaß. Er beraubte mehrere Autos und drang in Geschäfte und Woh nungen ein in eine von ihnen am gleichen Tag fbgar dreimal. In einem Laden erbeutete er eine Kassette mit 650 Reichsmark Bargeld. Besonders gemein und dreist war ein Diebstahl, den das Paar gemeinschaftlich beim Großvater der Braut aus führte und bei dem die beiden für 140 Reichsmark Betten Mit nahmen. Mit Hilfe eines Wohnungsscheins, den Eotterbe der Brieftasche eines Betrunkenen „entnommen" hatte, der auf einer Bank eingeschlafen war, erschwindelte er sich in einem Leipziger Kaufhaus mit falscher Unterschrift auf Kredit eine Jacke und eine Hose. Jetzt mußten sich die beiden vor dem Leip ziger Amtsgericht verantworten. Eotterbe wurde wegen schwe ren Rückfalwiebstahls in acht Fällen, einfachen Rückfalldiebstahls in drei Fällen und außerdem wegen Betruges und Urkunden fälschung zu drei Jahren sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Die Angeklagte Götze, die mehrmals Schmiere gestanden und einen Anteil abbekommen hatte, erhielt wegen gemeinschaft lichen schweren Diebstahls in zwei Fällen, Anstiftung zum schweren Diebstahl und Hehlerei irr fechs Fällen zwei Jahre zwei Monate Gefängnis. Für sich selbst Sicherungsverwahrung beantragt Ein haltloser, verbrecherisch veranlagter Mensch ist der 89 Jahre alte Erich Steinbach aus Leipzig, dessen Leben schon vom 18. Lebensjahr an eine ununterbrochene Kette von Straffällen kennzeichnet. Mehrfach mit Gefängnis bestraft, machte er schließlich Bekanntschaft mit dem Zuchthaus, und nun hatte er sich wieder wegen versuchten schweren Einbruchsdieb stahls in zwei Fällen vor einer Strafkammer des Landgerichts Leipzig zu verantworten. Laut dem abgegebenen Gutachten des Sachverständigen wurde ihm einmal wegen Unzurechnungsfähig keit der 8 61 zuerkannt und bei Freispruch seine Ueberführung in eine Heilanstalt angeordnet, die er fast geheilt wieder ver ließ, um bald darauf erneut straffällig zu werden. Im April dieses Jahres versuchte Steinbach, in der Nordstraße bei einem Bäckermeister durch das Schiebefenster in den Laden einzudrin gen, uni die Kasse zu berauben. Durch die hinzukommende Ver käuferin wurde er gestört. Zwei Stunden später suchte er in der gleichen Straße ein Lebensmittelgeschäft heim, dessen Türe im Hausflur er mit einer Latte und einem Stuhlbein aufzuwuchten versuchte. Auch hier wurde Steinbach durch eine» hinzukommen, den Hausbewohner gestört und konnte von der herbeigerufenen Polizei festgenommen werden. Steinbach ist geständig. Er hat durch seinen Verteidiger selbst darum gebeten, in Sicherungsverwahrung genommen zu werden. Nach dem neuen Gutachten des medizinischen Sachverständigen konnte ihm diesmal die Unzurechnungsfähigkeit nicht zugebllligt wer den. Das Urteil lautete aus ein Jahr sechs Monate Zuchthaus, Unterbringung in einer Heilanstalt und Sicherungsverwahrung. arbeiten würde er nicht mehr, gegrübelt hatte er auch zur Genüge, jetzt war es das beste, die ganze Sache einmal zu überschlasen. Aber trotz aller Klarheit und Kühle konnte er nicht verhindern, daß das reizvolle Bild des jungen lebendigen Mädchens mit den großen sprechenden Augen sich in seine Träume drängte und ihm die lockendsten Zu kunftsphantasien vorgaukelte. Seltsamerweise erschien ihm Vera in diesen Träumen nicht als Europäerin, sondern sie stand als schöne schwer mütige Inderin am Brunnen, oder sie trippelte als zier liche Japanerin auf klappernden Sohlen duM^tne endlose Straße vor ihm her. * Vera legte hastig den Telephonhörer zurück. Erregt lauschte sie — war nicht jemand im Nebenzimmer? War Egon ihr etwa gefolgt, um sie auch hier beim Telephonieren zu stören? Die Portiersfrau lachte. „Na, haben Sie Ihren Schah versetzt, Fräulein Halder? Ist recht so, die Männer wollen s ja nicht anders haben!" Vera drückte der Frau ein Fünfzig-Pfennig-Stück in die Hand. „Vielen Dank, Frau Bansen! Es war fein, daß ich bei Ihnen telephonieren konnte. Unser Apparat ist morgen hoffentlich auch wieder in Ordnung. Gnte Nacht!" Pera zitterte innerlich noch immer vor Aufregung, als sie nun die Treppen zu ihrer Wohnung wieder hinaufsticg. Ein maßloser Aerger erfüllte sie, sie ballte die kleinen Fäuste. Oh, sie hätte diesen Egon schlagen können, der sie heute, wie auch früher schon ein paarmal, um ein schönes Erlebnis gebracht hatte! Um acht Uhr, als sie gerade fertig angezogen vor dem Spiegel stand und noch einmal mit der Bürste über das braune, dichte Haar fuhr, war er plötzlich bei ihr in« Zimmer erschienen. Er hatte sich auf der Couch nieder gelassen und eine allgemeine Konversation begonnen. Er hatte gefachsimpelt und scheinbar gar nicht gemerkt, daß Vera nur einige zerstreute Antworten gab. Aber da sie endlich entschlossen zu Hut und Myntel griff, stellte er sich ihr plötzlich in den Weg: „Du willst fort? Wohin denn eigentlich? Und hast du auch den alten Herrn um Erlaubnis gefragt?" Er stand vor ihr und sah si> mit seinen vorstehenden Augen spöttisch an. Zugleich ergriff er wie spielerisch ihren Schlüsselbund, der neben ihrem Täschchen aus dem Mitteltisch lag. * (Forts, folgt.)