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Vit. LLL Soauadead, de« r». Sep,«,«»'«« w» fieventen Tas Kommodore Velersen Erzählung von Paul Dreinial bin ich diesem Petersen bisher begegnet, und jede Pegcgnung wäre eigentlich eine Geschichte für sich. Aber die eine ist ohne die andere nicht vollständig, und deshalb muh ich alle drei erzählen... Das erste Mal war Petersen noch Leichtmatrose auf einer Biermastbark. Ich mag damals so zwölf oder dreizehn Jahre alt gewesen sein. Die Bark lag bei uns im Seehafen. Mit klopfendem Herzen starrte ich in die Wanten, die von der Ver schanzung ans in schwindelerregende Höhen führten. In diese Wanten stieg Petersen. Der Steuermann hatte ihn gerufen, um eine neue Flaggenleine einzuscheren. Nuhig, sicher, Schritt um Schritt klomm Petersen die schwankenden Wanten empor, über der Schulter die zusammen« gerollte Flaggenleine tragend. Immer höher kletterte er, vor« bei an der obersten Rahe, bis an das letzte Stück des nun kahlen Mastes. Freihändig, ganz weit ausgestreckt, konnte er noch so eben und eben eine Pardune fassen, eine dünne Stahltrosse, die bis dicht unter den Flaggenkopf führte. Hier zögerte Petersen «inen Augenblick, aber nicht länger, dann hatte er schon seinen Halt am Mast losgelassen und war an die Pardune gejumpt. Wie er dann höher kam, weiß ich nicht mehr, denn mir wurde plötzlich ganz schwindelig — und als ich wieder aufsah, scherte er die Leine bereits durch den Block... „So ein langweiliger Bengel!" schimpfte der Steuermann von Deck und rannte ungeduldig hin und her. Petersen aber sauste wie ein geölter Blitz an der dünnen Pardune nach unten und fragte bescheiden den Steuermann, ob er seine Arbeit viel leicht nicht richtig gemacht hätte? Der Steuermann tat verdutzt, als verstände er den Leicht matrosen nicht. Dann aber holie er weit mit der Hand aus und knallte dem Petersen eins gegen den Schädel, daß der wie ein Klotz gegen die Verschanzung flog und trat hinterher mit dem Fug nach ihm. Ruckweise, schwer keuchend, rappelte Petersen sich auf und ging, ohne ein Wort zu sagen, ohne den Steuermann über haupt noch einmal anzusehen, stur und gerade über das Fall reep an Land. Der Steuermann drehte verlegen das Ende der sauber eingeschorenen Flaggenleine zwischen feinen Fingern und sah unentschlossen dem Davongehenden nach. Ob Petersen nun abmusterte, weiß ich nicht. Ungefähr zwanzig Jahre später lag ich mit einem kleinen Frachter in Hamburg an den Pfählen im Ionashafen. Wir warteten auf Ladung, und unser erster Steuermann, eben jener Steuermann von der Bark, wartete außerdem auf seine Er nennung zum Kapitän. Denn unser Käppen war krank geworden. Es hieß, der „Erste" käme nun an seine Stelle. Während der ganzen -Liegezeit stand er Tag für Tag gespannt am Fallreep und wartete auf den Inspektor, der die Nachricht überbringen sollte. Wir Matrosen hingen in nächster Nähe des Fallreeps außenbords auf einer Stelling und pickten Rost von den Platten. Endlich löste sich aus dem Gewimmel der Fahrzeuge eine Weiße Barkasse mit unserer Kontorflagge am Bug. Ordentlich stramm stand der „Erste", als die Barkaffe ani Fallreep anlegte. Der Inspektor, dachten wir, und unwill kürlich pickten wir etwas lebhafter. Aus der Kajüte trat ein großer Mann in KapitänS- I a c v b - L a n g « n b c ck. uniform. Aya, der neue Käppen! durchzuckte eS mich, und etwas wie Mitleid für inneren Ersten quoll in mir hoch. Er Verfiel nämlich sichtlich, und knickte in sich zusammen. Bevor der neue Käppen die Barkaffe verließ, überflogen seine Augen kurz die Breitseite unseres Frachters, und ich hatte das Gefühl, als ob er alles — auch uns und Vre Arbeit — scharf und genau lreep hoch. und sofort, ohne mich über» mte ich den ehemaligen Leicht er auf der letzten Stufe, direkt erfaßte. Dann kam er do Nun sah ich sein Gr. Haupt besinnen zu müssen, > matrosen Petersen. Jetzt n vor dem Steuermann. Ab.r er blickte an ihm vorbei, über unsere Köpfe hinweg in den Tunst des Hafens. Immer mehr sackte der Erste zusammen. Mühsam suchte er nach Worten. Auch Petersen konnte e er wollte nichts sagen. Seine Augen hielt er zusammengckniffcn, so, als ob er eine unan genehme Erinnerung auslöschen möchte. Plötzlich legte er die Hand kurz an den Mützenrand und ging zurück in die Barkasse. »Jur Inspektion!" rief er dem Führer zu. Der Erste stand wie angemauert, starrte verzweifelt der davonsausendcn Barkasse nach, und stand immer noch so, als sie nach ungefähr einer halben Stunde zurückkam. Sie brachte den Inspektor. „Gratuliere —!" rief der schon vom Fallreep aus. Und als der Erste nicht gleich begriff, fügte er hinzu: „Den Kapitänsposten hätten Sie verdient, nicht er, meint Petersen. Ist doch ein komischer Kauz " Wo ich Petersen das dritte Mal begegnete? — Ein Paar Reisen später, im Nebel, bei Terschelling, als wir von See zurückkamen! Ich stand am Ruder. Unser neue Käppen rannte wie durchgedreht auf der Brücke hin und her. Irgendwo wim merte Terschelling-Feuerschiff. Ueberall heulten Sirenen. Zwischendurch warnte dumpf ein bestimmt ganz dicker Kasten. Immer näher schob sich das unheimliche Brummen. Unsere Maschine lief längst ganz kleine Fahrt, die des dicken Kastens sehr wahrscheinlich auch. Aber dessen ganz kleine Fahrt hatte die Wucht einiger zehntausend Tonnen in sich, und wenn man daran dachte und nichts sehen konnte... < v v Ja, ich verstand unseren Käppen! Jetzt hörten wir schon deutlich das feine Singen der Tur binen. Von wo aber? Von wo? Wir können nur lauschen — mit geöffnetem Mund — und ins Grau starren. Da — endlich — genau vor dem Bug: Ein schmaler, hoher Schatten! Wie rasend schnellt unser Käppen an den Maschinentelegrafen, klingelt, reißt den Hebel hin und her. Jäh zerhaut vor uns ein schnittiger Steven den Nebel. Wandel decks tauchen auf und eine weitausladende Kommandobrücke. Auf ihrer äußersten Nock steht der Kommodore: Im blauen Mantel und goldumrandeter Mütze, beide Hände auf die Reling gestützt. Ob er unseren kleinen Frachter noch gar nicht gesehen hat? Ich bin wie gelähmt. Mein Käppen, auf den ich mich immer so fest verlaffen habe, klammert sich verstört an den Ma schinentelegrafen. Fünfzig Meter nur noch — und nun sehe ich, wie drüben der Kommodore ein wenig — und auch nur ein einziges Mal — mit dem rechten Zeigefinger nach Steuerbord tippt. Das gilt dem Rudergänger. Der mächtige Passagierdampfer dreht auch schon gehorsam ab. Wie das Brausen einer Böe schert er so nahe tNacüdruck uerbaiLu.1 6. Fortsetzung. „Las tut doch kein Mensch. Der Eduard will doch bloß nicht. Also kommen Sie nur morgen ruhig nach Haidar Pascha hinüber! Wir fahren von dort mit dem ersten Frühzug." „Da kann ich noch nicht. Ich muß erst meine Morgen briefe erledigen." „Dann kommen Sie mit dem Vormittagszug nach! Am Bahnhof in Jsmid erwartet Sie eine kleine Räuberbande von Tsckierkeffen mit Pferden. Vertrauen Sie sich den Kerlen ruhig an! ES ist nur ein« deutsche Meile bis zu dem Urwald." „Auf Wiedersehen!" Paul Buddenhaus war gegangen. Imme blickte ihm nach, bis sein Kaik im Sonnenflimmern des Bosporus ver schwamm. Dann musterte sie ihren Bruder und platzte- heraus. „Was machst du denn für ein Gesicht, wie acht Tag« Megenwetter?" „Ich ..." Es klang unmutig. „Eifersüchtig? Auf die eigene Schwester?" Sie schlug die Hände zusammen. „Aber das machst du jedesmal so! Fch soll hier nur für dich auf der Welt sein." „Unsinn. . ." „Eigentlich bist du der reinste Paschal Deinetwegen dürfte ich überhaupt niemanden ansehen . .." „Es kommt nur darauf an, wen! . . . Aber in diesem Fall . . ." „Was denn: in diesem Fall?" Imme fragte es plötzlich leise und betroffen. „Du weißt schon, was ich meine... Du kannst dich ja gar nicht verstellen." Imme Reyck erwiderte nichts. Sie ging in das Haus. Ans der Tür trat zwei Stunden später, nach einem beiläufigen, väterlichen Schwatz mit seinen beiden Töch tern — der Perle und dem Diamanten — der armenisch« Gemüsegärtner Obowian. Er trat in das Haus eines Landmanns. „Meine Esel traben zu langsam. Leih mir detb« Maultierstute! Ich muß nach Stambul galoppieren." Dort, in dem mächtigen armenischen Handelsmaga- >in, dem Han Babadja», stand er nach dreißig Minuten staubbedeckt, ehrerbietig vor dem Herrn des Hauses in der Kontorzelle. Babadjan, der greise Wucherer von Kon stantinopel, saß schlaff, wcißbürtig hinter dem Rechen brett. Er blinzelte den Mitverschworenen des Geheim- bundes „Gregor der Erlenchter" vor ihm streng fragend an, und der Gärtner Obowian murmelte: „Meinen Töch tern Jndschi und Elmas hat es die Deutsche vorhin er zählt: Der rothaarige Russe fährt morgen mit dem Vor- mittagszug von Haidar Pascha zu ihr nach Jsmid!" >» «- „Gut: Die Hammelsteuer — der Tribut von Aegypten — das Salzmonopol..." Babadjan, der armenische Reiche, sprach es eine Stunde später drüben in Pera im Stadtpalais Lambas, des levantinischen Goldraffers, so laut auf griechisch zu dem ihn bis zum Portal begleiten den Hausherrn, daß der christliche Dienertroß ringsum es verstehen konnte. Und leiser, schon draußen am Kut schenschlag des Landauers: „Ich hielt mein Versprechen. Sie wissen jetzt, was der Russe morgen vorhat." „Und was ich vorhabe..." Die beiden Festräger trennten sich. Der greise Babad jan fuhr nach Stambul zurück. — Drüben in Pera verließ Palamidi Lamba sein prunk voll italienisches Stadtpalais. Nicht weit davon, in der Grande Rue, betrat er einen der vielen kleinen Antiqui tätenläden. Es waren gerade vornehme Ausländer zum Kauf darin — Herren und Damen —, und er hörte, wi« ein sie begleitender Landeskundiger von irgendeiner euro päischen Gesandtschaft auf französisch sagte: „Bei Papa Talkers können Sie getrost kaufen. Der alte Sonderling ist der einzige vor: der ganzen Bande, der nicht betrügt." Und gedämpfter, während der stillfreundliche, grau bärtige Altertumshändler geschäftig aus dem Hintergrund byzantinische Münzen, bunte gläserne Mosaikstückchen aus der Hagia Sophia, Marmorbruch aus Troja herbeiholter. „Dieser Kram ist nämlich für den alten Talkers nur ein Vorwand. Er war früher Tütündschi, Tabakhändler. Seit der Einführung der Staatsregie gilt er für den größten Tabakschmnggler von Konstantinopel. Man kauft jetzt die ausländischen Zigarren bei ihm viel billiger als früher, weil die zwar die Grenze, aber nicht mehr das Zollamt sehen!" Ein paar türkische Straßenbälge bettelten. Der Alte war kinderlieb. Er drückte ihnen schmunzelnd Fünfpara tücke in die Schmutzpfoten. Er komplimentierte die Aus- änder zur Tür hinaus und wandte sich mit einem fragen den Lächeln an Palamidi Lamba: „Exzellcnza?" Der Levantiner sah finster in die verwitterten, milden Züge drüben. „Mit neun Jahren kam ich nach Konstan- inopcl!" sagte er. „Ich kenne Konstantinopel wie mein« lasche..." „Und Konstantinopel kennt Exzellenza." „Und doch bin ich in Konstantinopel gegen Sie ein fremder — gegen einen Europäer Gott weiß woher." „Ich bin aus Belgien und stehe hier in der Konsu- »tslilte." Der Alte packte friedlich seine frommen byzan tinischen Münzen ein. Palamidt Lamba sah ihn schläfrig- ausdrucklos und doch durchdringend an. „Wie viele Menschen haben Sie so im Lauf der Jahre in Konstan tinopel umgebracht, Tütündschi Talkers?" Ein bedauernder Blick aus klaren alten blauen Augen über den Ladentisch. „Exzellcnza - ich weiß es wirklich nicht. Ich habe sie nicht gezählt." Er kam staubwischend nach vorn. Beiläufig: „Ist jemand Exzellcnza lästig geworden?" „Ja. Und ich wollte ihn umsonst allein beseitigen." „Das muß man nie versuchen, Exzellenza! Wozu ist denn der alte Takkers da?" Der Greis kolate aufmerksam den keilen Worten deS an uns vorbei, daß die Nock der Brücke beinahe unsere Take lage berührt. Wie Dreck taumelt unser Frachter in der Bug welle des Riesen zur Seite, doch der Kommodore hat nicht einen Blick für uns. Wir sacken ins Kielwasser. „Hart Steuerbord!" brüllt mich mein Käppen an, fügt aber gleich leise hinzu: „Mittschiffs das Ruder", denn er hatte doch wohl gemerkt, daß er mit seinem Befehl etwas zu spät kam. „War das nicht Petersen da drüben?" fragt er mich nach einer Weile. „Ja", nicke ich — „und den Fußtritt von damals hat er Ihnen eben sehr nobel zurückgegebcn, Käppen —" Groß sieht er mich an, schiebt seine vcrspeckte Mütze in den Nacken, zieht das Taschentuch und wischt nachträglich den Schweiß von seiner Stirne. Aber gefragt hat er mich weiter nicht. Oder meint etwa jemand, daß sich im Nebel ein Kapitän mit dem Rudergänger unterhält? Höflicher Lruckier Anton Bruckner war einmal zu einer Familie geladen, deren Hausfrau früher seine Schülerin gewesen. Sie hatte sich allerdings damals nicht durch besondere Fähigkeiten aus gezeichnet, und ihr Lehrmeister wußte das natürlich noch. — Nach dem Essen nun trat die Frau des Hauses auf ihren würdigen Gast zu: „Herr Professor, sind Sie einverstanden, wenn ich etwas auf dem Flügel Vorspiele? Sie hören dann Ihre alte Schülerin gleich einmal wieder!" — Bruckner ent gegnete mit verbindlichem Lächeln: „Aber gern, mein Herzel, nur, wann i bitten dürft — etwas recht Kurzes — zaa?" Wissen Sie schon... daß in Bredtstodt, bei Hamburg, «in Schwalbenpaar s«in Nest in den Schaft eines Stiefels baute, der in der Wasch küche stand? daß im Hafen von Batavia ein großer Dampfer landete, auf dem sich viele hübsche chinesische Mädchen scheu und ver ängstigt in «ine Ecke drückten? Die Jüngsten von ihnen zählten erst 16 Jahre. Sie waren von gewissenlosen Agenten „verkauft" worden. daß das Jahr 1838 Deutschland bi« höchsten Geburten ziffern brachte? Die Spitze zeigten die schlesischen Städte mit 18,1 auf 1006 Einwohner. daß Dänemark der erste Staat war, der in allen seinen Kolonien di« Sklaverei abschaffte? daß an der Unterhavel in fünf Jahren nicht weniger als 16 600 Zentner (!) Wollhandkrabben gefangen wurden? (Auf einen Zentner gehen etwa 4700 Stück). daß eins der ältesten Geisteine den Namen „Pegmatit" hat? Dies ist ein grobkörniger Granit, der im Osten von Kanada vorkommt. Das Alter dieser Gesteinsart wird aus 1280 Millionen Jahre geschätzt. daß in Berzdorf, Sachsen, ein dreijähriger Knabe in einen 20 Meter tiefen Nohvbrunnen stürzte, der nicht zu gedeckt war (!)? Das Kind konnte gerettet werden. daß Deutschlands schönster Vergnügungspark in Leipzig entsteht? Ek wird zur „Gutenberg-Reichsausstellung" im Jahre 1840 eingeweiht. daß in Obernaundorf, Sachsen, zwei Pferd« vom Blitz erschlagen und der Knecht daneben betäubt wurden? Levantiners. Er schüttelte bedenklich das Haupt. „Ein russischer Untertan? Oh, das hält schwer! Das wäre sehr teuer." „Ich zahle jeden Preis." „Er fährt morgen vormittag von Haidar Pascha? Gut! Lassen Sie mich machen, Exzellenza!" Der graubärtige Antiquitätenhändler war allein. Draußen, auf der Grande Rue, nahte die Nacht. Er ver schloß seine Gewölbe. Er wandelte bedächtig durch di« Straßen nach dem Hafenviertel Tophane hinab. Hier gab es kaum noch Europäer. Die Tscherkeffen, die in diesen finsteren Häusern die Töchter ihrer kauka sischen Heimat für die Harems der Großen feilboten, hiel ten mit Hilfe der Polizei das Auge des Abendlandes von dem heimlichen Sklavenmarkt fern. Um so weniger fiel es auf, wenn aus diesen Hinter höfen der bis an die Zähne bewaffneten Zirkassier ein vornehmer Alttürke nach Besichtigung der Waren heraus trat und noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang, mit dem ein neuer Tag für die Türkei begann, den Rückweg nach Stambul einschlug. Der Tütündschi Takkers war da drinnen ein Para diesvogel geworden. Ein golddurchwirkter Mekkaturban krönte jetzt sein graues Haupt. Ein langer, grünseidener Kaftan umwallte seine hagere Gestalt. Unter weiten, himmelblauen Kniehosen schimmerte das marokkorote Pantoffelleder an seinen Füßen. Er schritt der Brücke über das Goldene Horn zu, wo jetzt, am Abend, Pera und Stambul ihre Menschenmassen austanschten. Er drängte sich in dem Gestüte von zwanzig Nationen dem Strom der Christen entgegen, die für die Nacht die Tür kenviertel drüben räumten. Ein niedriges Holztor tut sich auf, noch ehe der Tütündschi Takkers mit dem Eisenring klopfte. Der Hadschi Ibrahim-Efendi, tagsüber seit vielen Jahren Schreiber im Ministerium der frommen Stiftungen und Moscheegüter, trat ein. Seine vielköpfige Familie wußte, daß es in diesen geistlichen Beamtenftnben immer viel zu tun gab. Sie wartete schon auf ihn. Er kauerte sich mit seinen Familien zu Tisch — drei Frauen und dreizehn Kindern. Würdevoll, mit untergeschlagenen Beinen, hockt« Ibrahim-Hadschi zwischen den Seinen. Er griff als erster mit der Rechten in die Schüssel voll reisgcfüllter Gurken. Mit tiefer Stimme sprach er dazwischen von dem Aerger, den sein hoher Vorgesetzter, der Intendant aller Moschccn- pfründen der Türkei, mit den Christen habe. Dann verließ Ibrahim, der Mekkapilger, noch einmal sein Haus und schritt, ein Schatten der Nacht, durch finstere Vorstadtgassen zum nahen Meer. Die Weißen Schaumkümme leuchteten im Dunkel. Hier lagen und landeten die Boote der Tabakschmnggler. In dem stachen Uferwasser konnten ihnen die draußen kreuzenden Zoll- kittter nicht folgen. Lichter über dem Meer meldeten, ob bestochene Beamte an Bord waren, oder warnten, wenn Europäer im Dienst des Verwaltungsrats des Osma nischen Schuld zur Kontrolle mitfuhren. (Fortsetzung folgt).