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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193909154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19390915
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19390915
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-09
- Tag 1939-09-15
-
Monat
1939-09
-
Jahr
1939
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1939
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Oie neue Arbeitslosenhilfe Ein DurchführungSerlatz der RrichSarbeitSmlnister» Der Neichsarbettsminifter hat einen Erlaß zur Durch führung der Verordnung zur Arbeitslosenhilfe herausgegeben. Die Erfüllung einer Anwartschaftszeit ist nicht mehr Vor aussetzung der Unterstützung, Es genügt vielmehr, daß der Arbeitslose dem Arbeitseinsatz zur Verfügung steht und un- sreiwtllig arbeitslos ist. Dem Arbeitseinsatz steht nicht zur Verfügung, wer nicht imstande ist, durch eine Tätigkeit wenig stens ein Drittel dessen zu erwerben, was geistig und körper liche gesunde Personen derselben Ari durch Arbeit zu ver dienen pflegen, ferner, wer durch Bindungen behindert ist, andere als nnr geringfügige Beschäftigungen zu iibcrncbinen. Die Arbeitslosenunterstützung wird grundfätzlich ohne Beschränkung der Bczugsdancr gewöhn. Asoziale ge hören nicht in den Kreis der Unterstützungsempfänger. Tie Wartezeit fällt für den Regelfall ganz fort, Ausnahmen kann das Arbeitsami bestimmen. Familicnzujchläge können fetzt auch für die Angehörigen gezahlt werden, denen der Arbeitslose ans Grund einer sitt lichen Pflicht Unterhalt zu gewähren hat, wenn er zn dem Unterhalt tatsächlich nicht nur vorübergehend und nicht nnr geringfügig beiträgl. Hier kommen besonders minderjährige Geschwister ln Betracht. Durch die Verordnung wird ge sichert, daß die Sätze der Unterstützung etwaigen Aendernngen des Lohnes folgen. Es bestehen nur noch fünf Lohnklassen, die Unterstützungssätze sind vielfach erhöht. Bei der Bedürf tig k e i t s p r ü su » g ist davon anszugchen, daß die Per- sviicn, für die Familienunterstützung gewährt wird, diese für ihren Lebensunterhalt brauchen, so daß aus der Familien- un.crftützung nichts ans die Arbeitslosenunterstützung anderer Famtlicunuschörigcr ungerechnet werden kann. Die Ver wertung von Vermögen des Arbeitslosen darf nur verlangt werden, wenn sie keine unbillige Härte bedeutet und auch nicht unwirtschaftlich ist. Dabei ist die Lebenshaltung des Arbeits- lolcu zn bcrücksichttacn. AtMahmen «SM ArSeitrMtz Arbeitszcitvorschristen neu geregelt Nach der vom Ministerrat für die Reichsverteidigung erlas senen Verordnung über die Abänderung und Ergänzung von Vorschriften aus dem Gebiete des Arbeitsrcchtes vom 1. Sep tember 1939 sind sämtliche Vorschriften der Arbeitszeitgeseße über die Dauer der werktäglichen Arbeitszeit für männliche erwachsene Gcsolqschastsmitgueder außer Kraft getreten. In einer weiteren Anordnung vom 11. September d. I. hat der Aeichsarbeitsminister die näheren Bestimmungen über l^e Dauer der Arbeitszeit für Frauen und Jugendliche getroffen. Jugendliche über 1tz Jahre und Frauen dürfen nach dieser Anordnung in dringenden Fällen täglich bis zu zehn Stunden, jedoch nicht über SO Stunden in der Woche hinaus beschäftig! werden. Diese Ausnahme gilt indes nicht für Frauen während Ser letzten drei Monate der Schwangerschast und während der Lulizett. Sw gilt ferner nicht für gesundheitsgefährliche Arbei ten, iiir die eine besondere Regelung der Arbeitszeit besteht. Die Arbeitszeit der Jugendlichen unter 16 Jahren darf in dringenden Fällen einschließlich der llnterrichtszeit in einer Berufsschule bis zu zehn Stunden täglich, ausschließlich der Un terrichtszeit jedoch nicht über 48 Stunden in der Woche hinaus ausgedehnt werden. Um den Frauen und Jugendlichen auch bei längerer Arbeits zeit nach Möglichkeit > frühen Betriebsschluß zu sichern, läßt die Anordnung sen ne Verkürzung der gesetzlichen Ruhe pausen zu, wenn die ...oeit wiederholt durch Kurzpausen unter- brachen wird, so daß ohnehin eine ausreichende Erholung der Gesolgschastsmitglieder gewährleistet ist. Das Verbot, Arbeite rinnen und Jugendliche in der Nachtzeit zu beschäftigen, wird arundfätzlich aufrechterhalten' eine allgemeine Ausnahme gilt jedoch für den Fall, daß Arbeiterinnen oder Jugendliche über 16 Jahre in Früh- und Spätschichten in regelmäßigem Wechsel iätit sind. Die Anordnung läßt schließlich noch Ausnahmen von den Vorschriften des Jugendschutzgesetzes über das freie Wochenende zu. Im Einzclfall können weitergehcnde Ausnahmen von den zuständigen Gcwerbcaussichtsämtern genehmigt werden. Diese können andererseits auch die allgemein bestehenden Ausnahmen für einzelne Betriebe einschränken, wenn dies der Arbeitsschutz dringend fordert. Storch Sel in Sie W Vor einigen Tagen brachte Güterdirektor Heymg m einem Sack freundlichst einen eigenartigen Gast in den Letpziaer Zoo logischen Garten: einen jungen Storch mit noch schwärzlicher Schnabelspitze, dessen Weißes Gefieder rußig aussah und der so matt war, daß er sich nicht allzu lange auf den rötlichen Stelzbeinen halten konnte. Wie war daS zugegangen? Milt» August kommt ein Flug durchziehender Störche nach Belgers hain, seht sich auf die Dächer des Rittergutes und zwei aus den 25 Meter hohen, zur Zeit außer Betrieb befindlichen Schorn stein eines Seitengebäudes. Nun sollte man meinen, der Klap perstorch wisse mit der Feueresse Bescheid. Aber der junge Herr hotte Pech und — fiel hinein. Kein Mensch hatte es ge sehen. Nach etwa zwei Wochen haben Leute zufällig an dem Schlot zu tun, ziehen einen Schieber hoch, hören etwas flat tern und ziehen heraus — den Storch. Ohne Nahrung und Wasser hat er in dieser verzweifelten Lage ausgehalten. Na türlich holte er versucht, hernnszukommen; das bewiesen seine beschädigten Flügel. Jedenfalls lebte er noch. Seine Genossen waren freilich längst davongeslogcn. Von der tiersreundlicheu Gutshcrrschost wurde er ins Grüne gesetzt und Knoben aus die Froschjogd geschickt. Aber die „Gecken" nnhm er nicht, er trank zuerst nur. Er war überhaupt sehr niatt; später mischte er sich mit unter Gänse und Enten ans dem Hof. Nun ist er hier Im Leipziger Zoo obgcslicgcn. Jetzt frißt er auch. Aber die An strengung ist ihm noch deutlich onzumerkcn. Damit er sich erst gänzlich erholen kann, ist er in den großen Ncibersluakäfig gesetzt worden. . Der Torf tft gut trocken geworden. In oer allgemeinen Mobilmachung der wirtschaftlichen Kräfte Deutschlands fehlt in diesen, Jahre auch nicht der Torf. Es sind große Men gen gestochen worden. Der Torf ist durch die anhaltende warme und sonnige Witterung sehr gut abgetrockuet, so daß die Gewähr sür ein vortreffliches Brennmaterial besteht. Die Bauern fahren jetzt ihren Bedarf an Torf aus dem Moore nach House oder verkaufen ihn teilweise sofort an Ort und Stelle an Verbraucher, die dann selbst den Tors absahren. Es ist erfreulich, daß dieser Brennstoff auch mithelfen kann, die wirtschaftlichen Kräfte unseres Vaterlandes zu verstärken Behördliche Erlasse Meldepflicht zurückgewanderter Auslandsdeutscher. Alle N u s l a u d s d e u t s ch e n, das heißt Reichsdeutsche aus dem Ausland, die in den letzten Tagen und Wochen aus dem Auslande in die Heimat zurückgekehrt sind, werden ersucht, sich unverzüglich beim Rückwanderer-Amt der Nuslands- Organisation der RSDAP„ Berlin, Potsdamer Straße 9, mittels Postkarte zu melden. Es ist auf dieser Karte der bis herige Wohnort und die jetzige Jnlondsadresse auzngcbeu so- wie die in der Begleitung befindlichen Familienmitglieder. Die Meldung entbindet nicht von der Meldepflicht bei den zuständigen Polizeibehörden. Freiwillige für die U-Totenkopfstandartcn. Die ^-Toten- kopfstaudarten stellen einmalig eine beschränkte Anzahl von Freiwilligen der Jahrgänge 1921 und 1922 ein. Merkblätter durch jede noch bestehende ^-Dienststelle sowie unmittelbar vom ^-Hauptamt, Amt Ergänzung, Berlin SW 11, Priuz- Albrecht-Straße 9. Beginn der Annahmcuntersuchungcn Ende September. Beschleunigte Entladung der Güterwagen. Der ein- setzende H e r b st v e r k e h r stellt an die Reichsbahn hin sichtlich der Gttterwagcngestcllung außerordentliche Ansprüche, namentlich mit dem Beginn der Kartoffel- und Zuckerrübcu- ernte. An alle Benutzer des Gütcrwagcnverkehrs, unter denen in den nächsten Monaten die Landwirtschaft au hervor ragender Stelle steht, ergeht der Appell, ihrerseits die Be mühungen der Reichsbahn noch Kräften zu unterstützen. Dazu gehört einmal die beschleunigte Entladung der eiugetroffcnen Güterwagen. Durch gegenseitiges Nnshclsen mit Gespannen können die landwirtschaftlichen Betriebe wesentlich zu einer schnellen Entladung beitragen. Weiterhin mutz für den Trans port landwirtschaftlicher Erzeugnisse eine restlose Ausnutzung der Tragfähigkeit der Güterwagen »„gestrebt werden. Wenn du an der Erhaltung deines Volkes praktisch helfen willst, gehörst du ins Deutsche Note Kreuz! r»me». Spörl' Spiel M-tige LeWugen der lüchMet» Leichtathleten Die JahreSbefllcistungen Die Hauvtkampfzelt der Leichtathleten konnte 1939 noch unter normalen Verhältnissen stattsinden, und die Tatsache, daß mit Rücksicht aus die politisch« Lage die tm September geplanten Veranstaltungen nicht mehr zum Auötrag kamen, hat auf daS Gesamtbild der Leistungen kaum irgendwelchen Einfluß. Deutschlands Leichtathletik war 1939 weiter ans dem Bormarsch; vor allem in den Laufstrecken wurde vielfach der Anschluß an die internationale Spitzenklasse erreicht. Auch Sachsens Leichtathleten hoben wieder großen'Anteil an den Erfolgen gehabt. Allen voran trug unser Dresdner Meister Rudolf Harbig dazu bei, daß Sachsen in der Reichs- besten liste 1939 hervorragend vertreten ist. Außer Har- big, der in den Laufstrecken von 200 bis 800 Meter Spitzenlei stungen vollbrachte und dabet über 400 und 800 Meter zwei Weltrekorde schuf, sind in der Reichsbestenliste in den Läufen noch Gebhardt über 10 000 Meter und im Marathonlauf, so- Wie die Leipziger Hürdenläufer Richter, A. Müller, Wedlich und Darr unter den ersten Zehn verzeichnet. An den Sprün- gen brachten sich Luz Long und einmal mehr der ewig junge Bornhöfft, Limbach, unter die besten Zehn, während dies in den Würfen nur dem Leipziger Speerwerfer Berg gelang. Bei den Frauen fanden Frau Gerschler tm Hochsprung, Frau Künstle, Leipzig, im Diskuswerfen und Luise Krüger im Speerwerfen Ausnahme in die Netchsbestenliste. Erwähnt sei in diesem Zusammenhang noch, daß im Jahre 1939 von den sächsischen Leichtathleten und Leichtathletinnen insgesamt ein Dutzend Sachsenbestleistungen geschaffen wurden. Eine Übersicht über die sächsischen Jahresbestleistungen 1939 ergibt folgendes Bild: Männer: 100 Meter: Feldmann, Dresdner SC. Kreher, SS-Sportgem. Dresden je 10,8 Sek.; 200 Meter: Harbig, Dresdner SC 21,5 Sek.; 4 00 Meter: Harbig, Dres dener SC 46,0 Sek. (Weltrekord); 500 Meter: Harbig, Dresdner SC 1:01,7; 800 Meter: Harbig, Dresdner SC 1:46,6 (Weltrekord); 15 00 Meter: Drechsel, ATV 45Leip zig 4:04,4; 3 000 Meter: Gebhardt, Post-SV Dresden 8:52,8:5 0 00 Meter: Zschernig, Post-SV Dresden 15:28,8; 7500 Meter: Zschernig, Post-SV Dresden 24:48,5; 10 000 Meter: Gebhardt, Post-SV Dresden 8209,6; 25 Km. (Bahn): Gebhardt, Post-SV Dresden 1:24:30 (sächs. Rekord); Marathonlauf (42,2 Km.): Gebhardt, Post-SV Dresden 2:56:24; 10-Km.-Gehen (Bahy): Modes, TSG Leipzig- Lindenau 47:39,5; 15-Km.-Gehen (Bahn): Nagel, SA.- Brigade 35 Leipzig 1:13:56 (sächs. Rekord); 20-Km.-Gehen (Bahn): Prehn, TSG Leipzig-Lindenau 1:39:42,6;,25-Km.- Gehen (Straße): Prehn, TSG, Leipzig-Lindenau 4:51:13,5; 100-Meter Hürden: Richter, TSV 67 Leipzig 15,1 Sekunden; 2 00 Meter Hürden: A. Müller, Wacker. Leipzig 25,3 Sek. (sächs. Rekord); 400 Meter Hürden: Darr, TSV 67 Leipzig 53,7 (sächs. Rekord); 8000 Meter Hindernis: Unger, Ziitaner BK 9:53; 4mal100 Mir.: Dresdner SC 41,7 Sek. (sächs. Rekord);; 4mal 400 Meter: Dresdner SC 3:27; 8mal1000 Meter: Kriegsschule Dresden 8:00 (sächs.Rekord); Hochsprung: Vornhössi, ATV Limbach 1,87 Meter; Weitsprung: Long, Leipziger SC 7,49 Meter; Dreisprung: Wöllner, TSV 67 Leipzig 14,36; Stabhochsprung: Knauer, TSV 67 Leipzig 3,80 Mir.; Kugelstoßen: Naumann, Arminia Leipzig- 14,26 Meier; D i s k n s w e r f e n: Clauß, Marathon Leipzig 45,56 Meter (sächs. Rekord); Speerwerfen: Berg, TSV 67 Leipzig 69,48 Meter; Hammerwerfen: Niemeier, Dresdner SV 44,60 Meter; Fünfkampf: Schmidt, TV Garsebach 3288 Punkte (sächs. Rekord); Zehnkamps: Clauß, Marathon, Leipzig 5899 Punkte (sächs. Rekord). Frauen: 100 Meter: Kessel, Dresdner SC 12,5 Sek.; 200 Meter: Toobe, Dresdner SC 26,6 Sek.; 86 Meter Hürden: Krüger, Dresdner SC 12,4 Sek.; 4 mal 100 Meter: Dresdner SC 49,2 Sek.; Hochsprung: Frau Gerschler, Dresdner SC 1,57 Meter (sächs. Rekord); Weitsprung: Kanditt, Dresdner SC 5,31 Meter; Ku gel st oben: Krauß, Dresdner SC 11,91 Meter; Diskus werfen: Künstle, ATV 45 Leipzig 42,46 Meter (sächsischer Rekord); Speerwerfen: Krüger, Dresdner SC 46,27 Mcwr «deutscher Rekord); Fünfkampf: Dopheide, TSV Eintracht, Leipzig 244 Punkte. .... Oopvräsbt bv -VerlsK, Lsriiv kiV 7 18. Fortsetzung. „Georg will mindestens fünf Kinder haben. Da ist ja für mich das Leben ans, wenn ich mich in all den Jahren nicht ein bißchen amüsieren darf. Später bin ich zu alt dazu." Georgs Mutter sagte leise: „Du bist Mutter! Damit hast du das Schönste auf det Welt, was dir gegeben werden konnte." Lotte sah bittend auf ihre Schwiegermutter: „Nicht* böse sein, Mama, ich habe das nur so daher-" geredet, ich freu' mich doch so." Ja, sic freuten sich aus das Wunder! Alle freuten sie sich! Georg würde der erste von den Kindern sein, der der Mutier einen Enkel schenkte. Mit Maria ging in dieser Zeit eine seltsame Verände rung vor. Sie wurde verschlossen gegen die Mutter. Sie ging ost allein spazieren und besuchte jetzt öfter ihre Freundin Ilse Behrendt, deren Vater die Domäne Erd- mannsgut bewirtschastcte. Frau Anna Kerkovcn sand nichts dabet, ja, sie sreute sich, daß die beiden Mädchen wieder mehr znsannncnhieUen. Hans, der Brudei^Jlfe Behrendts, der Mediziner, war jetzt in den Ferien zu Hause, und Frau Anna'dachte, daß sich vielleicht ihr jahre lang gehegter Wunsch crfü-llen würde. Schon ihr ver storbener Gatte hatte einmal eine Bemerkung darüber ge macht. Aber die Behrendts waren Menschen, denen man seine eigenen Wünsche nicht anfdrängen konnte. Wenn sich das nicht von selber fügte, bestimmen konnte man da nichts. Das mochte auch ihr Gatte eingesehen haben. Es war ihm sicher schwer genug gefallen, seine Wünsche und seinen Willen hintenanzusicllcn. Aber sie, die Mutter Marias, hoffte noch heute, datz sich die beiden jungen Menschen fänden. Die Kinder waren miteinander auf- gewachsen, hatten in Breslau im selben Internat ge- wohnt nnd waren in den Ferien auch jeden Tag zusammen gewesen. Verband sie nicht mehr als eine Kindersreund- Kbnkt mitsinander? Und darum lraate lick» Frau Kcrkcmcn. weshalb Maria jetzt wieder oft mit dem Ziad zu den Behrendts fuhr. Eine knappe halbe Stunde brauchte sie. Die Mutter konnte sie noch lange von ihrem Fenster aus mit den Augen verfolgen, wenn sie abfuhr. Hans Behrendt wollte Arzt werden. Er studierte Medizin in Breslau. Auch er war ein fleißiger, braver Junge. Außer für sein Studium hatte er nur für Malerei Interesse. Einige jüngere Maler kannte er persönlich und verkehrte viel in ihren Ateliers. In diesen Ferien hatte Hans seinen Freund Arnold Brnckdorser mit nach Hause gebracht. Er war einer der begabtesten Maler der neuen Generation. Er war älter als er, so an die Vierzig, weitgereist und viclersahren. Aber mit Geld konnte er schlecht umgehen, er hatte nie etwas, ganz gleich, ob er wieder ein Gemälde vcrkanft hatte. Es war immer gleich wieder weg. Hans Bebrendt hatte diese schwache Seite seinem Vater nicht verraten, denn der sparsame alte Herr hätte darin bestimmt einen Eharakterschler gesehen und wäre dem Freunde des Sohrres niemals mit der Herzlichkeit ent gegengekommen, die er ihm nun zeigte. Und wozu denn auch so «twas erzählen. Jedenfalls war Arnold Bruck- dorscr ein ausgezeichneter Gesellschafter. Als er die alte Domäne malte, war Vater Behrendt ganz ans dem Häuschen. Der kluge alte Herr sah auch gar nicht, was sich in seiner Nähe abspiclte. Er freute sich nur, daß es in seinem Hanse so fidel herging. Hans Behrendt aber tourde immer nachdenklicher. Er sah, daß sich etwas zwischen Maria Kerkoven und Arnold Brnckdorser anfpann. Maria war immer scheu und zurück haltend. Die flirtete nicht mit jedem. Aber Bruckdorser, der die Liebe nie ernst nahm? Würde der sich um der schönen blonden Maria willen ändern können? Maria durfte nicht unglücklich werden. Niemals. Hatten sich nicht seine eigenen Wünsche um die Jugendgespielin ge- rankt? Konnte er vor Maria hintreten und ihr sagen: „Hör mal, der Brnckdorser ist nichts für dich. Kehr lieber beizeiten nm, Maria, ehrlich meint der es niemals." Das konnte er ihr doch nicht sagen. Wollte er vielleicht seinen Freund vor ihr bloßstellen? Das ging doch auch nickt . . . In dem verschneiten Wäldchen, das kurz vor der Doinäne an der Straße lag, erwartete v-r Bruck dorser Maria Kerkoven. „Endlich", sagte er, als sie kam. Maria wurde rot vor Glück und Freude .Rin ick unvünttlick?" kraate lie leise. „Rein, nnr meine Ungeduld lietz sich nicht länger bän digen." Er zog sie an sich und drückte sie an seine Brust. Still lag sie in seinen Armen. Sie küßten sich. Und Maria wnßte, daß das so hatte kommen müssen. Ihre Liebe verlangte nach den heißen Küssen dieses Mannes. Es war ihre erste Liebe und ihr erster Traum von Glück. Sie strich dem Geliebten die wirren Locken aus der Stirn und flüsterte: „Komm bald zu meiner Mutter, Arnold." Er erschrak. „Maria, muß denn gleich die liebe Mama dabei sein, wenn sich zwei junge Leute gern haben?" Langsam löste sie sich'aus seinen Armen; sie sah ihm in die Augen und fragte freundlich: „Vielleicht mag in der Stadt eine Liebe, von der die Angehörigen sehr lange nichts erfahren, möglich sein. Hier aber geht das nicht. Mich kennen die Leute in der Um gegend. Wenn man mich mit dir sieht, dann kann es leicht jemand meiner Mutter hinterbringen. Und es wäre mir lieber, ich dürfte meiner Mutter offen sagen, daß wir uns lieben." „Es hat uns doch keiner gesehen, und diese erste Zeit, wo wir beide nnr aslein um unsere Liebe wissen, die ist bestimmt die schönste", sagte er und nahm sie von neuem in seine Arme. Sie legte voll Vertrauen den blonden Kopf an seine breite Brust. Stunden, Tage voll Glück folgten. Jeden Tag setzte sich Maria aufs Rad und fuhr die paar Kilometer auf^den gefrorenen Wegen dem Geliebten entgegen. Die blasse Wintersonne beschien das Glück der beiden. Maria sah nicht die traurigen Augen des Jngendfreundes Hans Behrendt. Sie sah nur den Gekickten. Aber die andern wußten nun doch um diese junge Liebe. Der alte Behrendt nahm sich seinen Sohn vor «nd polterte los: „Hör mal, Hans, für solch einen Schlappsticfel hätte ich dich nicht gehalten. Läßt du dir das Mädel wegnehmen?" „Maria ist frei, sie kann den Mann wählen, der ihr bester gefällt als ich", sagte Hans Behrendt ruhig. „Auch eine Auffassung. Ich hätte alles kurz und klein geschlagen, wenn ich deine Mutter nicht gekriegt hätte. Dann liebst du das Mädel nicht stark genug. Dann ist es ja gut, wenn der Brnckdorser sie nimmt. Deine Schwester hätte er nicht bekommen." <Jort>etzuug folg:).
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