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1». 1SS Zsch»p«»er Tageblatt »»d «»zeige» Mittwoch, de» 11, Juni 18SS Die unpotttisGe Seite Lannen relst über die Anden Erlebnis von Otto Steiniger. ''Vir saßen in der winzigen Eisenbahn, die über die Anden fährt und Chile mit Argentinien verbindet — ein Russe, ein Franzose und ich. Wir waren aus blühenden Tälern ge- kommen, in Venen Weingärten mit Orangenhainen und Eukalypiuswäldern wetteiferten. Mit verdrießlichem Stöhnen schob sich unser Bähnlein in das Reich der Berariesen ein. Vor uns, getrennt nur durch eine halbhohe Rückenlehne, saßen drei Damen. Sie schauten auf die schroffen Felshalden, auf die reißenden Gebirgsbäche, die mit Donnergepolter ins Tal stürzten. Es stellte sich heraus, daß eine dieser Danren Französin war und die zweite Polin. Sie waren schlank, von zarter Anmut. Die dritte aber war eine schwarzäugige, schwarz haarige Spanierin. Glutsprühenö und feurig war sie allerdings nicht. Der Wahrheit die Ehre: Die Spanierin zeigte jene üppigen Formen, die Meister Tizian so gerne malte und für die auch die alten flämischen Künstler eine erhebliche Schwäche besaßen. Die Earmen war wie eine romanische Walküre: üppig, gewaltig, kolossal. Aber eine Walküre, die Ruhe liebte. Die Polin, die wohl auch etwas sarkastisch veranlagt war, flüsterte mir ins Ohr: „Sie ist eine alte Kuh!" Das Schicksal wollte es, daß ich neben diese „alte Kuh" zu sitzen kam. „Die Fahrt ist'schön, Seüorita, nicht wahr?" begann ich die Unterhaltung. „Jawohl, Tenor." „Waren Sie lange in Chile, Seüorita?" „Jawohl, Tenor." „Werden Sie wieder nach Chile zurückkehren?" „Ich weiß nicht, Tenor." So schaukelten wir ungezählte Schlangenlinien hinauf, glitten durch Tunnelanlagen, traten schließlich in das Reich der ersten Schneefeldcr ein. Der Wind heulte wie eine Horde hungriger Wölfe. Schließlich setzte gar Schneetreiben ein. Vor uns zur Linken thronte der Aconcagua, siebentausend Meter hoch, der höchste Berg beider Amerika, aber er war finster und abweisend und hatte sein Haupt in schützende Nebelwolken eingehüllt. Und hier im Angesicht des Bergriesen öffnete die Spanierin zu unser aller Staunen ungefragt den Mund, indem sie nachdenklich auf die wirbelnden Schneeflocken blickte: „Na, jetzt werden wir bald auf der Höhe sein. Da ist's ja, wo alle die schwachen Leute krank werden. .Soroche' nennt man das, die Bergkrankheit. Ich bin neugierig, wenn es hier von den Herrschaften erwischen wird. Es wird manchem an die Nieren gehen!" Die Seüorita lachte hämisch. Wir blickten sie bestürzt an. Was war nur in sie aelabren? Wir fürchteten sie alle: „Soroche" — die Bergkrankheit! Kopfschmerzen, Schwindelgefühl, Erbrechen, Nasenbluten und Herzbeklemmungen attackieren oen armen, geplagten Körper. Man sitzt im Zug, kann nicht leben, nicht sterben, Nicht gehen, nicht stehen, ist weiter nichts als ein lammerndes Häuflein Unglück. Wir saßen stumm und nachdenklich auf unseren Plätzen, schauten verlegen auf den Boden oder auf unsere vcr- staubten Schuhe. Die zierliche, kleine, spöttische Französin flatterte und weinte vor Angst. Die spanische Seüorita mit den tizianischen Formen aber kicherte vergnügt vor sich hin. Sie stieß mich in die Rippen, daß es krachte, und meinte: „Heda, Tenor, wir wollen etwas essen! Wie denken Sie darüber?" Und sie zog den riesigen Korb hervor, packte Würste aus, die von Fett troffen, Kuchen, aus denen ein ranziger Duft stieg. Getrockneter Stockfisch war nicht vergessen. Ich roch gehorsam. Ich aß gehorsam. Ich trank gehorsam. Ich folgte willenlos dem starken Willen dieser robusten spanischen Seüorita, der die Bergkrankheit nichts an zuhaben schien. Wir schaukelten über eine mächtige Hochebene, dje wie ein urzeitlicher, riesiger Hexentanzplatz aussah. Grauschwarze Wolken jagten darüber hinweg und brachen sich an einigen schroff hervorstoßenden Felszacken. Die Seüorita schien jetzt in ihrem ureigensten Element. Sie lachte derb wie ein Mann und schmatzte beim Essen wie ein Stallknecht. Und dazwischen erzählte sie mit unglaublicher Beharrlichkeit von den furchtbaren Bergkrankheitsanfällen, die all die zierlichen feinen Dämchen auf dieser Höhe regelmäßig zu bekommen pflegten. Plötzlich ein gellender Schrei: entsetzt, hilseflehend. Die Französin springt auf. Sie preßt das Taschentücklein vor den Mund, stürzt ans Fenster. Ihr Körper zuckt und windet sich. Und sie ovsert. Opfert grenzenlos, hemmungslos den strengen Göttern, ine auf dieser furchtbaren Hochebene regieren. Und noch ein Schrei. Auch die Polin ist aufgesprungen. ' Ihr stieg die Bergkrankheit in die Nase. Blut strömt heraus. Sie muß sich auf die Bank legen und das Taschentuch fest vor die Nasenlöcher Pressen, aus denen der rote Lebenssaft quillt. In diesem Durcheinander, in diesem Schluchzen, Fluchen, Flehen und Trösten hört man ein hämisches Kichern. Ist es die Seüorita? Man weiß es nicht. Die Spanierin sitzt längst wieder ruhig und beschaulich auf ihrem Platz, in derselben Stumpfheit, aus der sie erwachte, um das Strafgericht der Götter anzukündigen. Sie nagt an einem tropsenden Hühnerbein. Nachts gegen zehn Uhr langten wir in Mendoza an. Ich blieb in jener Stadt, die anderen siedelten in den Zug der argentinischen Pazifik-Bahn über, der sie nach Buenos Aires bringen sollte. Dort sah man die Seüorita tizianifch üppig und faul am Fenster des Abteils sitzen. Sie hatte eine rotbraun« Knackwurst in der Hand, in die sie bisweilen einbiß. Und mit dieser Knackwurst winkte sie mir ein Lebewohl zu. Ein Schornsteinfeger in Nölen Wer möchte nicht am frühen Morgen beim ersten Schritt auf die Straße einem Schornsteinfeger in die Arme laufen! Aber dieser schwarze Mann ist nicht nur ein Glücksbringer, wie es im Volksmnnde heißt, er kann zuweilen auch einmal selbst Glück haben. In Wien hat sich ein solcher Fall ereignet, aber der ahnungslose Schorn steinfeger wnßle nicht, daß das Bündel mit 2800 Mark Banknoten, welches er in einem Ranchsang versteckt auf fand, irgendwelchen Wert hatte, und so macht« er sich am Abend im Kreise einer größeren Anzahl von Zech kumpanen den Spaß, an sie großzügig -150 Mark zu ver teilen. Mit einem schadenfrohen Lächeln verließ er das Lokal und malte sich' aus, was für lange Gesichter die beschenkten Gäste in der Wirtsstube machen würden, wenn sie mit diesem Gelde, das angeblich keinen Wert habe, bezahlen wollten. Das lange Gesicht machte aber einzig und allein der Schornsteinfeger, denn ihm wurde am näch sten Tage zu seiner Ueberraschung eröffnet, daß die ver bliebenen 2350 Mark echtes und gültiges Geld waren. Zunächst lief der Schornsteinfeger znr Gaststätte, um viel leicht vom Wirt die Namen der übrigen Gäste erfahren zu können, denen er die Banknoten ausgehändigt hatte. Dann eilte er zur Polizei, um ordnungsmäßig den Fund an- zuzeigcn. Nebrigens ist unser schwarzer Mann reichlich in Nöte geraten, weil er sicher ein Anrecht auf den Fund haben wird, da es kaum möglich sein wird, den ursprüng lichen Besitzer, der das Geld in den Ranchfang steckte, anfzufinden. Die Polizei bemüht sich zur Zeit noch, den unbekannten Besitzer zu ermitteln. Spiel zwischen Traum und Wirtlichkeit Der kleine Irrtum der Frau Mantini Als die 54jährige Frau Maria Mantini, die kn der Nähe der oberitalienischen Stadt Jntra lebt, sich eines Morgens nach dem Aufwachen den Arbeitsplan für den Tag zurechtlegte, fiel ihr ein, daß sie bei der letzten Ziehung der Schatzanleihe eine Million Lire gewonnen hatte und daß sie nun das Los einlösen müsse. Sie machte sich dann im Laufe des Vormittags auch auf den Weg, besuchte im Vorübergehen einige Freundinnen, denen sie von ihrem Glück erzählte und die ihre neidischen Gefühle kanm verbergen konnten, und dann betrat sie stolz den Schalterraum der Stadtbank von Jntra, wo sie die von ihr gekauften Lose der Schatzanleihe vorlegte. Aber da er fuhr ihre überglückliche Stimmung eine gründliche Dämpfung: Der Beamte teilte ihr mit, daß sie im Irrtum sei und daß kein einziges ihrer Lose gezogen worden sei. Die Frau, die sich schon als Millionärin gesehen hatte, war ganz fassungslos, und auf die Frage, wer ihr mit- geteilt habe, daß sie einen Millionengewinn gemacht hätte, wußte sie keine Antwort zu geben. Da versagte ihre Er innerung, und als sie nun begann, darüber nachzudenken, wie sie zu der Meinung gekommen sei, das Große Los gewonnen zu haben, dämmerte ihr die Wahrheit auf. Die Frau hatte einfach geträumt, daß sie eine Million Lire gewonnen habe, und in dem Augenblick des Erwachens war anscheinend der Eindruck des Traumes noch so stark, daß ie sich seiner Unwirklichkeit gar nicht bewußt wurde. Jetzt st aber auch dieser schöne Traum von der Million ver logen, so wie immer noch alle Träume Schäume aeworden ind... Potpourri von Liebe, Meer, Bürgerkrieg, amerikanischen Matrosen, französischen Jungfrauen und kleinen Kindern Schön ist die Liebe im Hafen, singen Matrosen und Landratten, und alle wissen davon manches zu erzählen, ohne Namen zn nennen oder zu wissen. Diesmal handelt es sich um den Hafen Villefranche-sur-Mer bei Nizza. Dort werden nämlich seit einiger Zeit die französisch amerikanischen freundschaftlichen Beziehungen durch amerikanische Matrosen und reizende junge Französinnen aus Villcfranche und Umaebnna aktiviert. Das Ergebnis der Annäherung dokumentiert sich augenblicklich in einer Anzahl junger Erdenbürger, die nach dem Papa schreien. Vor mehr als zwei Jahren begann es schon. Der amerikanische Kreuzer „Omaha" ankerte im Hafen von Villcfranche und machte während des spanischen Bürger krieges gelegentlich Abstecher nach Barcelona und nach Cartagena. Oft lag das Schiff im Hafen, und die Ma trosen gingen am Land ihrem ureigenen Vergnügen nach, gaben sich dem süßen Nichtstun hin nndopfertcn sich gcrnund mit Hingabe der weiblichen Jugend von Villcfranche. Nach sechs Monaten mußten bereits infolge höherer Gewalt die ersten Hochzeiten stattfinden, und im Laufe der Zeit haben etwa 100 amerikanische Matrosen ihr Herz und noch viel mehr an die reizenden Landtöchter verloren und sie nach und nach zum Traualtar geführt. Zwar haperte es im allgemeinen gegenseitig bedenklich mit den Sprachkennt- nisscn, aber man stotterte sich eben mehr oder weniger zu sammen, und das Wesen der Liebe soll ja auch weniger in Worten als vielmehr im Gefühl und sonstigen Zutaten liegen. Da es nun unter dem Wechsel des Mondes bekanntlich nicht immer so bleiben kann und der spanische Bürgerkrieg inzwischen sein Ende gefunden hat, hat sich die amerika nische Admiralität des schon fast vergessenen Kreuzers „Omaha" im Hafen von Villcfranche erinnert und das Schiff samt Besatzung zuriickgernfen. Ein großes Weinen und Wehklagen ist ob dieses Beschlusses in der sudfranzö- sischcn Hafenstadt ausgebrochen. Sieben amerikanische Ma trosen, die so weit waren, mit ihren Herzallerliebsten in den Stand der Ehe hincinzutretcn, wurden die notwendi gen Papiere im Hinblick auf die bevorstehende Abreise von der amerikanischen Botschaft in Paris veriveigert. Man hat sogar beim Marinedepartement in Washington eine Bittschrift cingereicht, das Schiff in Villcfranche zn belassen. Ein Jdvll ist durch diesen plötzlichen Beschluß der Abreise zerrissen worden, nnd die 6000 Kilometer Entfernung über den Atlantischen Ozean hinweg ist nicht dazu angetan, einen Tropfen Balsam in die wehen Herzen der Frauen, Bräute und Kinder zu senken. Ein Teil der Frauen will ihren Männern nach Amerika nachkommen, andere wollen auf den ach so fernen Geliebten warten. Muß Liebe doch schön sein...! Miß Paris aniworiei nichi Hinter den Kulissen der Wahl zur Schönheitskönigin Die Pariser Gesellschaft hat für dieses Jahr aus reichenden Gesprächsstoff. Jedes Jahr im März wählt ein Komitee ein junges Mädchen aus Paris zur Schön heitskönigin von Paris, das nach der Wahl den Titel „Miß Paris" erhält. Im April wird dann auch noch die Schönste von Frankreich auserwählt, die ihrerseits den Titel „Miß France" erhält. Man kennt den Zauber in Deutschland aus der Zett vor 1933. Interessant an dieser Miß Paris in Paris sind nun einmal die gesunden Ansichten der Schönheitskönigin und andererseits das Spiel hinter den Kulissen und die Gcschäftemachcrei um eine solche Wahl herum, die dabet aufgedeckt worden sind. Man hat also die junge Fran zösin in Paris gewählt. Kaum war dies geschehen, kam das Komitee, das die Wahl organisiert hatte und ver langte von ihr: Erstens müsse sie allen gesellschaftlichen Verpflichtungen nachkommen, die ihr vom Komitee vor geschrieben würden, zweitens müsse sie den Vorsitz auf Festlichkeiten übernehmen, drittens in Kabaretts auf treten, viertens sich photographieren lassen, fünftens sich den Ftlmwochenschauen zur Verfügung stellen und vieles andere mehr. Was sie von all diesen Repräsentationen an Einkommen beziehe, müsse sie zu einem Teil an das Komitee abführen, also im ersten Jahr 40 Prozent aller Einnahmen, im zweiten Jahr nach der Wahl 30 Prozent und im dritten Jahr noch 20 Prozent. Die Miß Paris ließ diesen Redeschwall über sich er gehen und stellte dann sachlich fest, daß ihr von all diesen Forderungen im voraus gar nichts gesagt worden sei. Sie fühle sich also auch zu gar nichts verpflichtet. Außer dem wohne sie bei ihren Eltern, könne und wolle nicht so oft ausgchcn. Ferner übe sie einen Beruf aus, als Tänzerin an der Opöra Comique, der sie voll und ganz in Anspruch nehme. Kurz und gut: sie denke überhaupt nicht daran, sich in das Joch des Komitees nehmen zu lassen und nun auf einmal dessen Sklavin zu sein. Trotz aller Ueberredungskünste war die Miß Parts nicht um- zustimmcn. Man brachte die Sache in großer Verzweiflung vor einen Friedensrichter, der den Fall schlichten und entscheiden sollte. Die gewählte Schönheitskönigin zog es aber vor, auf all diese Machenschaften die beste Antwort zn erteilen, nämlich nicht zu erscheinen. Hat die Miß Paris reckt ode» nicht — das ist die Frage, die man sich in Paris stellt. Wunder -er modernen Technik Photozellc bewacht Goldschätze Das elektrische Zeitalter verspricht uns noch unge ahnte Möglichkeiten auf allen Gebieten des kulturellen Fortschritts. Schon die ersten Anfänge unserer Zeit brach ten uns Erfolge, die an Wunder grenzen. Der Radtofunk, die drahtlose Telegraphie, die Fernphotographie, das Fernsehen, die Photozellc — ein jedes ist ein Wunder für sich! Die photo-elektrische Zelle ist eine Einrichtung, die Lichteffekte wahrnimmt und in elektrische Effekte um- wandelt. In der Photozellc löst ein Lichtstrahl den Strom aus, durch den andere elektrische Einrichtungen in Funk tion treten. Der Tonfilm war eine der ersten uno popu lärsten Nutzanwendungen der Photozelle. In modernen Fabrikbetrieben wird die Photozelle bereits als elektrisches Auge zur fehlerlosen und außer ordentlich schnellen Zählung kleiner Fabrikattonsartikel benutzt. Sie dient zum Ueberwachen des Trinkwassers, in dem sie, unabhängig von dem schnell ermüdenden und un zuverlässigen menschlichen Auge, selbst sehr geringe Ver färbungen bzw. Trübungen des Wassers einwandfrei fest stellt und anzrigt, was für die Versorgung der Städte mit gesundem Trinkwasser eine wichtige Aufgabe ist. Die Photozelle schützt die Geldtresors moderner Banken vor Einbrüchen; denn wer sich dem Geldschrank nähert, kreuzt notgedrungen eines der unsichtbaren Lichtbündel, die die Photozelle bestrahlen, wodurch im selben Augenblick das „Relais" ausgelöst und alle Alarmsignale in Tätigkeit gesetzt werden. Getarnte Photoapparate knipsen gleich zeitig den Eindringling von allen Seiten, und mechanisch schließbare Schotten machen ihn zum Gefangenen, wäh- rend draußen eine Sirene seine Gegenwart verrät. Von der Existenz dieser Strahlen wußte man früher noch so wenig wie von den infraroten Strahlen, mit denen es möglich ist, auf mehrere hundert Kilometer Entfernung durch Nacht und Nebel klare Aufnahmen zu erzielen. Dieses Wunder der Technik bietet uns erhebliche prak tische Vorteile, denn die infraroten Strahlen dringen durch Rauch, Nebel und Gas. Schiffe, die sich im Nebel befinden, militärische Stellungen, die vergast oder künstlich ver nebelt sind, können trotzdem genau sestgestellt werden, wie auch die künstliche Vernebelung in der Luft den Flug zeugen keinen Schutz vor dem Feinde mehr bieten kann. Essen fertig - ich komme Häuslicher Friede durch eine Brieftaube hergcstcllt Täglich in den ersten Morgenstunden, noch ehe sich die Autobusse einer großen Londoner Verkehrsgesellschaft in Bewegung setzen, steigt am Autobusbahnhof dieser Gesell schaft eine Brieftaube in die Höhe und nimmt sofort den Kurs nach Tilbury, der bekannten großen Vorstadt Londons. Ter Chauffeur eines der großen Omnibusse folgt aufmerk sam und befriedigt dem Flug der Taube, ehe er sich zur Abfahrt bereit macht und an das Lenkrad setzt. William Ramsay kann nun ruhig seinen Dienst ver sehen; denn soeben hat er durch die Brieftaube seiner Frau Mitteilung davon gemacht, welchen Kurs er heute fährt, wann sein Dienst zu Ende ist und um wieviel Uhr er nach Hause kommen wird. Früher gab es immer Krach im Hause Ramsay; denn entweder war das Essen schon lange fertig, ehe der Mann heimkam, und dann schmollte die Frau, oder es war überhaupt noch nicht gekocht, und dann wütete der Ehemann. Den genauen Zeitpunkt seiner Heimkehr hatte er bisher nie angeben können, weil die Diensteintcilung für die einzelnen Kurse und Wagen der Omnibusgesellschaft immer erst am Morgen in den Garagen bekanntgegeben wird. So kam der Mann auf die glänzende Idee, sich Brieftauben abzurichten, mit denen er allmorgentlich seiner Frau den Tagesfahrplan über mitteln kann, so daß sie genau weiß, wann er heimkommt und wann das Essen zubereitet sein soll. Die einzigartige Idee hat sich bewährt; denn jetzt herrscht bet Ramsays reines Glück und Zufriedenheit.