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BlLet auf Leipzig parklan-schafi wir- zur Reichsnährstands-Ausstellung Für Leipzig, die Stadl der 5. Reichsnährstandsausstel- lung, die zugleich die erste Großdeutsche Landwirtschasts- schau sein wird, gilt dasselbe wie für andere Groß städte, Auenwald und Grünstreifen reichen an vielen Stellen weit in daS Häusermeer hinein. So ist es auch in der Wcsworstadt Klein-Zschocher, die nun schon seit Monaten im Zeichen der Aufbauarbeit für die alle früheren Veranstaltungen bei weitem über treffende 5. Reichsausstellung des Nährstandes steht. Der Oberbürgermeister der Neichsmessestadt ha» eine herrliche Parklandschast zur Verfügung gestellt, eine Landschaft, die bereits von der Hand des Gärtners geformt und gepflegt wurde, aber bis vor wenigen Monaten noch ohne rechten Anschluß an das Netz des Großstadtverkehrs war. Lehiijvj im Ausbau. In unglaublich kurzer Zeit hat sich dort vieles derart gewandelt, daß der Reichsnährstand kaum irgendwo ein schöneres, für die vielgestaltige, lebendige Neichsschau geeigneteres Gelände finden könnte. Breite Anfahrts- straßen sind geschaffen worden, sogar Brückenbauten ent standen. Die erste Leipziger Oberleitungs-Omnibuslinie — in ganz Deutschland gibt es deren nur sechs! — stellt den Anschluß an die Hauptverkehrsstraßen her, die aus allen Himmelsrichtungen in die Reichsmessestadt ein münden. Große Geländestrecken wurden entwässert und planiert, so daß der Besucher der Schau trockenen Fußes von einem Teil zum anderen wird gelangen können. Und er wird viel zu gehen haben, um viel zu sehen. So weit räumig ist das Äusstellungsgelände, daß ein ganzes Dorf mit allen seinen Häusern und Fluren darauf Platz hätte. So weiträumig, daß alles, was den deutschen Landwirt interessiert, was Gewerbe- und Jndustriefleiß für ihn schufen und was er selbst dem deutschen Volk an Erzeug nissen zur Verfügung stellen kann, übersichtlich und in kluger Auswahl erschöpfend vorgeführt werden kann. Arbeitseinsatz sichert den Erfolg Das gilt auch für die vorbereitenden Arbeiten zur 5. Reichsnährstandsausstellung. Als am 1. Mai die zur Zeit auf dem riesigen Gelände schaffenden Bauarbeiter das Richtfest des Lehrhofes gemeinsam feierten, konnten sie zurückblicken aus Monate intensiver Arbeit, auf ein sorgfältig durchgeführtes, von Fachleuten «nd Künstlern mit Sachkenntnis und Geschmack gegliedertes Baupro gramm, das von Tag zu Tag mehr und eindrucksvoller der Vollendung entgegenreift. Im Januar 1039 bewegten emsig arbeitende Ko lonnen gewaltige Erdmengen, um das Gelände anfzu- schließen und einzuteilen. Damals ließ sich noch nicht erkennen, wie sinnvoll nnd wie großzügig hier eine Stätte geformt wurde, die in wenigen Tagen Hunderttansende deutscher Menschen vertraut macken ioll mit dem. was der Bauer für die Nation leistet. Anfang Februar ent standen als erste Bauten die etwa 20 Meter langen Unter künfte für die Vorbereitungsstelle für Kundgebungen des Neichsbauernführers und fiir die Schauleitung. Das ge waltige Gelände — annähernd SO Hektar — wurde ein« geplankt, zu Hügeln türmte sich das Baumaterial neben den Bauhütten. Die Verwaltungsgebäude wurden zu wohnlichen Arbeitsstätten» Lichtmaste wurden aufgerichtet, Kabel gezogen, Brunnen gebohrt. Im März breiteten sich zwischen den Bauplätzen für die Hallen und Zelte die ersten Felder der Freilandschauen. Punkt für Punkt wurde schon damals die vielgestaltige Anfbauplanung durchgeführt, so daß Anfang Juni die Ausstellung in allen Teilen sertiggestellt sein wird. Landarbeiterhaus neben dem Lehrhof Zur Rechten der in ihrem ersten schnurgeraden Ab schnitt 600 Meter langen Fahnenstraße wuchsen die Grundmauern des Lehrhofcs aus dem Boden. Wohn haus, Stallungen und Scheune sowie das Wirtschafts gebäude wurden zu gleicher Zeit in Angriff genommen. Und auf der anderen Seite der Straße packten tWersten Fäuste zu, den schönen, tribüncnumgebcnen Vorführungs ring zu schaffen, in dem das Beste gezeigt werden soll, das Deutschlands Landwirte heute an Tieren züchten und Pflegen. Im April erlebte Leipzig von Woche zu Woche neue Ueberraschungen. Zwar hatte ein Uebersichtsplan eine erste Vorstellung gegeben von der Größe des Geländes und der Vielgestaltigkeit der Einrichtungen, die darauf entstehen sollten, aber die Verwirklichung, die nun ziel bewußt einsetzte, übertraf alle Erwartungen. In der Nach barschaft des Lehrhofes wuchs ein Landarbeiterhaus empor, das allen Anforderungen an Zweckmäßigkeit und Wohnlichkeit entspricht. Am Ende der Hauptstraße er hoben sich Riescnstapel von Bauhölzern, darunter die schweren Binder für das Haus des Reichsnährstandes, das als repräsentativer Hauptbau der Ausstellung die Ehrenhalle und die aufschlußreichen Lehrschauen auf nehmen wird, die sich um architektonisch höchst wirkungs voll gestaltete Jnnenhöfe gruppieren werden 12 Mann — für einen Binder Wer die Arbeiter auch nur einen der 400 in Spezial werkstätten hergestellten Binder an den ihm vorbestimm ten Platz bringen und aufrichten sah, der mag Wohl in diesem einfachen Arbeitsvorgang, bei dem ein Dutzend deutscher Menschen ihre ganze Kraft einsetzten, ein Sinn bild gemeinschaftlichen Arbeitseinsatzes erkannt haben, wie es so bildhaft nur selten zu schauen ist. So viel Anstren gung uni einen Binder, und davon mußten 400 aufgerich tet werden, nm das Gerippe für die imposante Hallen front zn schaffen. Und diese Hallen wieder sind nur ein Teilstück der Riesenschau. Nicht weit davon wurde das Haus der Düngung und ihm gegenüber das Haus der Pflanzenzucht in Angriff genommen. Die überdachte Tribüne am Vorführungsring wurde fertiggestellt. Viel bestaunt wurden die für Leipzig neuen Stahlrohr tribünen, wie sie bereits bei Großveranstaltungen in Ber lin, bei großen Länderspielen in Düsseldorf und Köln ver wandt worden sind. In kurzer Zeit können derartige Tri bünen für viele tausend Zuschauer aufgebaüt werden. Alle Teile sind genau ineinandergepaßt, und die fertige Tribüne ist nach den bisherigen Erfahrungen jeder Belastung ge wachsen. 8000 Sitzplätze sind an den vier Seiten des Vor führungsringes vorgesehen; viele tausend Stehplätze wer den auch dem letzten Besucher der Vorführungen der Land jugend, der Tnrnierteilnehmer und der Zuchttiere gute Sicht gewährleisten. Tierschau im Grünen 300 Pferde, 500 Rinder, 300 Schafe, 450 Schweine... Sie alle — ausgesuchte Tiere aus allen Gauen des Reiches — müssen zweckentsprechend und gesund nntergebracht wer den. Auch auf dem Gelände der Tierschau, das von drei Seiten eingeschlossen sein wird von tzbönem, altem Wald- bcstand, ist man im April ein gutes Stück vorwürtsgekom- men. Zwischen den Geländestreifen für die Stallungen entstanden außer dem Sammelring die Nichtringe für die einzelnen Tierarten. Erstaunlich schnell gewinnen hier die Räume ihre endgültige Gestalt; ein Beweis für die Präzi sionsarbeit, die von der Vorbereitungsstelle für Kund gebungen des Neichsbauernführers in Berlin geleistet wor ben ist, noch ehe auf dem Gelände selbst etwas von dem Aufbau zu bemerken war, ein Beweis aber anch dafür, wie genau die Bauplannng von den zahlreichen, mit der Aus führung betrauten Baumeistern mit ihren Gefolgschaften in die Wirklichkeit übertragen wird. Die Straßen sind nun auch auf dem Gelände selbst nahezu fertig. Noch rollen auf ihnen die Lastzüge und Gespanne mit den Baumaterialien heran, bald werden die Ausstellungsgüter folgen. Endlich werden die Tiere Ein zug halten und dann erwartet Leipzig den endlosen Strom der Besucher. Sie wollen nicht allein schauen, sie wollen auch gesellig beisaminen sein, ihre Einorücke austauschen und sich erfrischen. Selbstverständlich werden auch hierfür alle Voraussetzungen geschaffen. Schon Mittel April wurde es lebendig auf den Plätzen, die in der Planung für die großen Verpflegungszelte vorbestimmt sind. Und am 1. Mai konnte das Richtfest der Ausstellung im ersten, voll- kommen eingerichteten Zelt begangen werden. Fünf solche Zelte, die je über tausend Besucher zu fassen vermögen, werden entstehen; dazu kommen ein Ausstellungskaffee und zahlreiche Kosthallen des Reichsnährstandes. Kehren wir über die Hauptstraße zurück zum Eingang der 5. Neichsnährstandsausstellung, die sich schon im Schmuck der blühenden Sträucher und Bäume als ein Meisterstück gartenkünstlerischer, und baulicher Ge staltung darbietet, so schweift der Blick über die klar ge gliederten, in den letzten Tagen übersichtlich abgesteckten Felder für die einzigartige Schau der 10 000 Maschinen und Geräte. Leipzig ist gerüstet Unser Nnndgang ist beendet. Er hat «ns die Neber« zeugung gegeben, daß in Leipzig verläßlich und freudig an der Ausführung des Auftrages gearbeitet wird, den der Reichsnährstand der Neichsmessestadt gegeben hat. Leipzig bewährt sich hier einmal mehr als Stadt der Arbeit. Es ist aber auch — Hunderttausende von Messebesuchern, die Die Ehrenhalle entsteht. im Frühjahr und im Herbst regelmäßig in Leipzig zu« sammcnströmen, wissen davon zu erzählen — eine gast freundliche Stadt. Die deutsche»» Bauern werden auch das erfahren; das heißt, sie haben es schon erfahren. Als im März vom Reichsnährstand ein Aufruf erging, 50 000 Privatguartiere für die Dauer der Ausstellung derart zur Verfügung zn stellen, daß 300 000 Gäste darin übernachten und ihr Frühstück einnehmen können, dancrte es nur ein paar Tage, bis das Quartieramt melden konnte: 50 000 Zimmer zur Stelle! Photo (4): Max Ellrich (M). In diesen Ställen findet die Tierschau statt. Ein großer Binder wird aufgerichtet.