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Zum 2. Satz Mit geradezu schockierender Virtuosität bricht der 2. Satz, ein Scherzo (Vivacissimo), los. Ununterbrochene Bewegung, ein Perpetuum mobile voller Übermut! Eine zweimalige Unterbrechung durch markante Episoden voll von grimmigem Humor kann dem übermütigen Treiben nichts anhaben. Zum 3. Satz Mit dem 3. Satz (Moderato), gekoppelt sind mehrere Gedanken, wird die lichte Atmosphäre des 1. Satzes wieder aufgenommen. Es kommt zwar auch hier, eben wie im 1. Satz, zu gewissen Auseinandersetzungen zwi schen den lyrisch-träumerischen Elementen und den gegensätzlich grotesken, doch gewinnen die dunklen Kräfte keineswegs die Oberhand. „Und wenn schließ lich ... das lyrische Hauptthema des ersten Satzes in traumhafter Ferne einsetzt, im Orchester begleitet vom ersten Thema des letzten Satzes, so ist der Sieg der ‘träumerischen Motive’ errungen“ (Streller, a.a.O.). Das Werk endet heiter, gelöst, in geheimnisvoll-schim- mernden, geradezu ätherisch-schwerelosen Klängen und löst sich in reinem D-Dur. müsse es einfach lieben). Obwohl das Violinkonzert in den Kriegs und Revolutionswirren geschaffen wurde, zeigt es nicht eine Spur die ser historischen Ereignisse, viel mehr erweist es sich eher als ein etwas verträumtes, ja weltabge wandtes Werk. Ein wenig verrät es natürlich die zeitliche Nähe der „Klassischen Sinfonie", vor allem in einer klaren, fast durchsichtigen Instrumentierung und einer weitaus möglich erscheinenden klassisch geprägten Formenbehandlung. Hierzu gehört allerdings ebenso, daß er sich sowohl in humorhafter Überhöhung zu ergehen versucht und überraschende Wendungen findet, als auch groteske, geradezu hart wirkende Elemente ebenso einbezieht, wie lyrische Momente. Ausgangspunkt für das Konzert waren ursprünglich „träumerische Motive", wie der Komponist sich ausdrückte und sie übrigens bereits 1915 für ein angedachtes einsätzi- ges „Violinconcertino" notiert hat te. Diese wuchsen sich dann schließlich zu einem ganzen Kon zert aus, bestehend „aus drei Sät zen, die allerdings, das erinnert an die einsätzige Ausgangsform, lose miteinander verbunden sind: Das Hauptthema des ersten Satzes kehrt am Ende des dritten Satzes wieder und rundet so das formale Bild des ganzen Konzertes ab" (Friedbert Streller, Sergej Prokofjew, Leipzig 1960). Recht ungewöhn lich aber ist die formale Anlage dieser Komposition: Zwei lyrische langsame Sätze umrahmen ein schnelles, wild-virtuoses Scherzo. „In diesem Werk versucht Pro kofjew das alte Virtuosenkonzert mit deutlicher Trennung von tech nisch brillanten Partien und sinfo nisch entwickelten Episoden des Orchesters zu überwinden und das sinfonische Geschehen für alle Tei le dienstbar zu machen. Der Solist tritt gleichsam als führendes Mit glied des Orchesters auf, als 'Erster unter Gleichen'" (Streller, a.a.O.).