4. Teil Margarete singt das berühmte Goethesche Spinnradlied: „Meine Ruh ist hin", allerdings als freie Paraphrase in Form einer eher pa thetischen Romanze. Die lärmend unbeteiligte Außen welt zeigt musikalisch deutlich die Einsam keit der verlas senen Margarete. Die Natur beschwörung ist eine Ergänzung von Berlioz gegenüber Goethe, um einen melancholisch einsamen Helden, ganz im Lichte der Weitsicht Lord Byrons zu zeigen. Faust hat keine Wahl und opfert sich selbst. Gretchen allein: Immer wieder, schließlich vergebens, wartet sie auf den Geliebten. Sie hält Zwie sprache mit ihrer Seele. Im Orche ster Klopfen als mahnendes Pochen des Gewissens. Soldaten- und Stu dentenlieder erklingen gleichsam als Erinnerung an das unbe schwert-friedvolle Einst. Faust im tiefen Wald: Er hat sich vor den die Liebe einschränkenden Zwängen erneut in die Natur ge flüchtet, beschwört sie. Heim tückisch malt Mephisto Gretchens Bild in Fausts Gedanken. In ihrer Liebessehnsucht hatte diese ihre Mutter mit einer - vom Höllenfür sten erhaltenen - Überdosis Schlaf pulver, natürlich unfreiwillig, zu To de gebracht und erwartet nun im Kerker ihre Hinrichtung. Mephisto würde Faust, der Schuld an ihrem Schicksal verspürt, helfen, wenn dieser ihm - eben das ist das Me- phistophilesche - seine Seele zu ei gen mache. Während Faust den Blutpakt unterschreibt, ertönt es zur heiteren Jagd (Hörner). Höllenfahrt: In wildem Ritt stürmen Mephisto und Faust dahin zur ver- meindlichen Rettung von Marga rete. Eine geradezu plastisch-bild hafte Musik, wie aus einer Filmsze ne. In der Hölle: Der rasende Ritt endet in der Hölle. Schreiend triumphie ren die Höllengeister in völlig un verständlichen Wörtern, aber mit sehr verständlichem Ausdruck. Ein solches Höllenlatein ist ein außeror dentlicher Kunstgriff des Komponi sten, um von der Musik allein - los getrennt vom verständlichen Wort - die völlig andere „Lebensdimen sion" ausdeuten zu lassen. Von der Erde her ertönt ein „Wehe" (Män nerstimmen). Im Himmel: Der auf Erden gestraf ten Margarete wird im Himmel Ver zeihung gewährt. Engel-Chöre schweben empor. Wie beseligt er klingen zart verklärte Harfen, Gei gen und Flöten. Das gnadenvolle Himmelslicht siegt über Höllenspuk und Höllenlärm.