Berlioz kann gerade zu als der Schöpfer der sogenannten „Programm-Musik" angesehen werden. Seine „Fantastische Sinfonie“ hat ein „Programm", das sich wie ein „Künstlerroman" liest. Aufführungsdauer: ca. 2,15 Stunden luten Vorrang. Der musikalische Ausdruck, der Effekt muß wirken. Er selbst sprach von „imprevu" (un erwartete Wendung). Doch auch das Wort innerhalb seines Werkes ist für Berlioz dennoch ein selbst verständlicher Bestandteil. Einer seits gab er einigen reinen Orche sterwerken gar geschriebene Programme mit, andererseits griff er immer wieder zu literarischen Vorlagen, die er zu Gesangssze nen verarbeitete. Hier konnte er die im Wort verkörperten Bilder und Stimmungen mit letzter Konse quenz in Musik umsetzen. Wo ihm das gesungene Wort noch hinter seinen Vorstellungen zurückzublei ben schien, da setzte er unbedenk lich alle orchestralen Mittel ein, um die beabsichtigte Wirkung zu er reichen. Alles in allem, die Modernität sei ner Gedanken und deren komposi torische Umsetzung haben ihn ge radezu zu einem Wegbereiter der künstlerischen Moderne, der nichts mehr - weder die Mittel, noch der Ausdruck - selbstverständlich ist, gemacht. digungsbrief mit der Zusendung der Partitur. Doch Goethe, nach ei ner äußerst abfälligen Äußerung seines Freundes Karl Friedrich Zel ter, gab lieber keine, als eine un freundliche Antwort. (Zelter schrieb an Goethe: „Gewisse Leute können ihre Geistesgegenwart ... nur durch lautes Husten, Schnauben, Krächzen und Ausspeien zu verste hen geben; von diesen einer scheint Herr Hector Berlioz zu sein.") Die Faust-Szenen gingen später - zum Teil umgearbeitet - in das große Werk La damnation de Faust/Fausts Verdammung ein. Die Übersetzung de Nervals diente als Grundlage für das Libretto, doch den größten Teil dichtete Ber lioz selbst, obgleich Almire Gandonniere, ein heute völlig un bekannter Dichter, ebenfalls mitge arbeitet hatte. Die erste konzertan te Aufführung fand 1 846 in der Pa riser Opera Comique unter der Lei tung des Komponisten statt und blieb ohne positive Resonanz, ja stürzte Berlioz in ein finanzielles Fiasko, da er alles auf eigene Rechnung vorbereitet und durchge führt hatte. 12 Als Berlioz 1828 den ersten Teil von Goethes „Faust" in der Über setzung Gerard de Nervals ken nenlernte, war er sogleich davon fasziniert. Meist trug er sogar das kleine Büchlein bei sich, um den Text parat zu haben. Noch im sel ben Jahre komponierte er „Acht Szenen aus Faust" und dankte dem bewunderten Dichter in einem Hui- Das Werk ist weder Oper noch Oratorium, weder Kantate noch Chorsinfonie (wie später seine „Dramatische Sinfonie Romeo und Julia"), es ist zwischen allen Gat tungen angesiedelt, eher eine „Traumoper" (W. Dömling), die nicht auf einer realen Bühne statt findet, sondern gewissermaßen im Kopf und in der Vorstellungskraft