einen Ansatz für das eigene Schaf fen, doch wollte er nicht, wie gera de in der deutschen Romantik, al lein das innere Licht der Seele leuchten lassen, sondern seine „Helden" sollten von ihm zum in tensiven Erleben hin gewendet werden, äußeres Verhalten, Aktion und Reaktion zeigen. Das Aktivie ren der menschlichen Psyche stand für ihn gegen das passive Dulden. So kam er zwangsläufig zu ande ren Denkansätzen, erweiterten sich für ihn die traditionellen Formen und Ausdrucksregeln für beispiels weise schmerzhafte Gefühle oder überschäumendes Glück. Das Fremdartige, die Halluzination, das Phantastische, auch das Grandiose und gar das Groteske entsprechen weitaus eher dem heftigen Über maß derartiger Gemütszustände. In dem übermenschlichen Gegen satz zwischen idealem und realem Menschen muß man die eindrucks volle Größe der Berlioz'schen Ro mantik sehen. Musik sollte eben nicht nur Genuß sein, sondern müs se an den Nerven zerren und in seelische Abgründe schauen las sen. Er bereicherte die Mittel des musi kalischen Ausdrucks, suchte in der Verstärkung seines Orchesters („viel fache Besetzung") einen größeren Farbenreichtum durch Klangmi schungen unterschiedlichster Instru mente zu erzielen und eine weitaus größere Klangstärke als alle seine Vorgänger zu erzeugen. Er wurde zu einem wahren Magier in der In ¬ strumentationskunst. Berlioz kann als der Schöpfer des modernen Or chesters angesehen werden. Bereits in Beethovens Sinfonien hat te er „einen poetischen Gedanken" entdeckt, „ohne die Hilfe des Wor tes, um damit den Ausdruck zu fi xieren". Die Sprache der instru mentalen Musik sei es gerade, die den bloßen Gedanken weit über schreite, meinte er. Sie stoße in seelische Innenräume vor, die einer neuen künstlerischen Welt gleich kämen. Eine musikalische Suggesti on entsteht durch die „reichere, mannigfaltigere, weniger fixierte Sprache" der reinen Instrumental musik. Musik und Literatur würden sich aber gegenseitig anregen und ergänzen. Allerdings gibt er der Aussagekraft der Musik den abso- Satirische Darstellung von Berlioz als Dirigent seines extravagant besetzten Orchesters (Wiener Theaterzeitung 1846) 1844 schrieb Berlioz eine Instrumentations lehre, die, in viele Sprachen übersetzt, für nachfolgende Ge nerationen zum un schätzbaren Vademe- cum wurde („Traite d'Instrumentation et d'Orchestration mo dernes").