Hector Berlioz 1803-1869 (um 1830); Gemälde von Emile Signol 10 (Louis) Hector Berlioz, heute am meisten bekannt als Komponist der „Symphonie fantastique", hatte zu seinen Lebzeiten sowohl als Ton schöpfer als auch als Mensch enor me Schwierigkeiten, sich innerhalb der Gesellschaft zu behaupten oder gar durchzusetzen. Er wird oft und gern als charakterlich pro blematisch dargestellt, als exzen trisch und abweisend, ein Außen seiter. Doch solche Abwertungen haben viele Künstler erfahren müs sen, die unbeirrt so manche Enttäu schungen - wie er - hinnehmend, ein Lebensziel verfolgen wollten. Solche Attribute können heute zwar auch ohne nähere Untersuchungen zum Wahrheitsgehalt hingenom men werden, wichtiger vielmehr ist, in Berlioz eher den kühnen Ex perimentator und Neuerer zu se hen, einen musikalisch wie litera risch gleichermaßen begnadeten Künstler, der letztendlich gar eine epochale Erscheinung der europäi schen Musik wurde. Gegen den Widerstand des Vaters, eines Arztes, wollte der junge Ber lioz nicht in dessen Fußstapfen tre ten, sondern wandte sich mit ganzer Leidenschaft der Musik zu. Jean-Franqois Le Sueur (Komposi tion) und Anton Reicha (Kontra punkt und Fuge) waren ab 1826 seine Lehrer am Pariser Conserva- toire. Doch die späterhin sein künst lerisches Leben prägenden Ein drücke erhielt er jenseits der aka demischen Bildung. Er begeisterte sich für die Opern Glucks, nahm die Sinfonien Beethovens tief in sich auf und wurde erfaßt von den literarischen Strömungen in Paris in den 1 820ger Jahren, von Lord By ron z. B. Er schwärmte für Goethes „Faust" und las E. T. A. Hoffmann, dessen Phantastik und makabrer Humor ihn wesensverwandt an zog. Victor Hugos Plädoyer für ei ne Kunst, die auch vor Trivialität und Häßlichkeit nicht zurück schreckte, kam seinem eigenen künstlerischen Empfinden entge gen. In der Romantik sah Berlioz