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suchen wollten, uni» niemand ging leer aus. Es schien, als habe sich plötzlich das ganze Gebirge in Silber verwan delt. Niemand achtete darauf, wie und aw er Haufen konnte. Die Knappen und Häuer fchlüpsten unter, wo sich nur «in Dach fand, mochte es auch noch so dürftig sein, der Glanz, der von den Silberfunöen ausstrahlte, ließ sie alle Unbilden mit in Kauf nehmen. Mit der Zeit wurde dieser Zustand aber doch drückender, und da war es -es regierenden Meißnischen Herzogs Bru der, Heinrich, Alberts zweiter Sohn, dem die Acmter Freiberg und Wolken stein gehörten, rvelcher des Volkes Not sah und in seiner menschenfreundlichen Weise Helfend «ingrisf. Heinrich erkannte, abweichend von den meisten zeitgenössischen Fürsten, das Recht des Volkes auf menschen würdige Behausungen. Er selbst war ein ausgesprochener Feind alles höfi schen Zeremoniells, liebte Fen freien Verkehr mit seinen Unlersimen, war ein besonderer Freund des Handioerks, sodaß man ihn ost stundenlang in den Werkstätten der Wolkensteiner Bürger sehen konnte, um sie in ihrer Tätigkeit zu beobachten, und erwarb sich so einen Einblick in das Leben des Volks und im seine Bedürfnisse. Er fuhr ost mit in di« Bergwerke ein und faßte dadurch eine besondere Vorliebe für das Berg wesen. Daher verwirklichte er den Plan, den traurigen Wohnungsverhält- niffeu auf -er wüsten Schletta durch Gründung einer Stadt ein Ende zu machen. Da ihm selbst die praktische Erfah rungen fehlten, welche ein so großes Werk erfordern, so ließ er sich zwei schon bei St. AnnabergS Erbauung hochverdient geworden« Männer, den Medilus und Bürgermeister von Frei berg, Dr. Ullrich Niihlrin von Kalbe «ad Rudolph von Bünau, kommen, welche auch sogleich mit ihrem Werk« begannen. Heinrich hatte auf das g«- aaueste seine Wünsche niederg«legt. Da er selbst «in Freund von Lieht, Sonn« and Freiheit war, und eng«, krumme Gassen alter Städte nicht möchte, koo- dern lieber mit seiner Dogge durch -i« Wälder strich, so wünschte er auch für feine neu« Stadt einen weiten, ge räumigen Markt und regelmäßig« breite Straßen, dergestalt, daß an jeder der vier Serien drei Gaffen und zwi schen jeder Gasse zwölf Häuser gelegen sein sollten. Sonnnabend . post Jubilate anno Domini 1521 wurde die Urkunde unter zeichnet. Alle, die sich ansiedeln woll ten, erhielten Freiholz, und bald fand sich eine große Menge Baulustiger ein, welche die Gelegenheit ergriffen, zu einem schönen, neuen Anwesen zu kom men. Er selbst ließ sich am Markt ein gro- ßes Jagdhaus bauen, um seinen Leuten nahe sein zu können. Er hat es auch in der Folge oft bewohnt und wurde da- durch seinen Untertanen so lieb un- vertraut, daß man von ihm nie anders als vom Herrn Heinze sprach, und er eine Verehrung und Anhänglichkeit ge noß, wie wohl noch kein Fürst vor ihm und nur wenig« seiner Nachfolger. Schon ein Jahr nach der Gründung standen 200 stattliche Gebäude, und die ehemalige wilde Schletta, der Bären und Wölfe Asyl, war zu einer freund lichen Wohnstätte zufriedener Menschen geworben. Da man schon zwei der Bergstäöte nach den Eltern der Gottesmutter, St. Annaberg und St. Joachimsthal, be nannt hatte, so beschloß Heinrich, di« neue Siedelung St. Mariaberg zu nennen. Im Jahre 1523 begabte er die neue Stadt mit reichen Privilegien, unter anderem verlieh er ihr das Stadt- und Bergrecht, freie Straßen, das Recht, Richter und Geschnwrene zu wählen, allsonnabendlich freien Wochenmarkt, einen Jahrmarkt für Sonntag nach Fronleichnam, Zoll- und Geleitssreiheit und anderes mehr. Clement Schiffel, auch Schmidt ge nannt, war der erste Richter der neuen Stabt. Der erste, von Herzog Heinrich persönlich schon bei Auffindung des Bergwerks angestellte Bergmeister hieß HauS Lreutzuach De« Titel Bürger-