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Was Hat -er Westen zu sagen? Die Rede, die der Führer in Danzig gehalten bat. wird das Ausland noch eine ganze Zeil beschäftigen. Wie das Echo in der Weltpresse erkennen läßt, haben die Führcrworle ihren Eindruck nicht verfehlt. In den Staaten, die sich aus dem europäischen Konflikt heraus gehalten haben, hat man grobes Verständnis für die unerbittliche Abrechnung Adolf Hitlers mit den britischen Kriegshetzern. Aus der anderen Seite aber hat man auch sehr wohl verstanden, daß Deutschlands Kriegs- ziele nach der Vernichtung Polens erreicht sind. Das heißt, wohlgemerkt, Ziele eines Krieges, der Deutschland aufgezwungen worden ist. Wenn der Führer in seiner Nede wiederum betont hat, daß unsere Grenzen im Süden und Westen festlägen, so ist das uns nichts Neues und kann mir die überraschen, die frühere Führerreden nicht oder nur oberflächlich beachtet haben. Immer wieder hat der Führer daraus hingewiesen, daß er nach Bereinigung der Saarsrage an Frankreich keine Forderungen hat, und so ist es.denn verständlich, wenn er in seiner Danziger Nede wieder fragt, wofür denn eigentlich der französische Poilu kämpfen wolle. Deutschlands Forderungen sind nach der Niederzwingung Polens unverrückbar. Das hat die Welt zur Kenntnis genommen, und das mag auch denen gesagt sein, die etwa den immer wiederkehrenden starken Friedenswillen des Führers als deutsche Schwäche ans zulegen geneigt sind. Wir wollen den Frieden, aber wenn man auf der Gegenseite den Krieg haben will, dann Werden wir auch den Krieg zu führen wissen. Allerdings soll man sich in England darüber klar sein, daß nicht Großbritannien die Dauer des Krieges bestimmt, sondern daß auch wir da noch ein Wort mitzureden haben. Unsere deutsche Kriegswasfe hat im Osten deutlich genug gezeigt, was sie zu leisten vermag. Der Krieg in Polen war ein guter Maßstab für die Schlagkraft unserer Wehrmacht, und man ist sich hoffentlich bet den Westmächten darüber klar, daß bei einem etwaigen dortigen Einsatz die Wucht der dcu^chcn Waffe um nichts geringer sein wird, Der Führer hat Deutschlands Standpunkt noch ein mal klar hcrausgeFellt und alle etwa noch bestehenden Zweifel durch seine Danziger Nede behoben. Die Fronten sind jetzt klar. Hier steht Deutschland, und seine Politik bedeutet den Frieden Europas, und dort steht England, dessen ganze Politik, wie es die Wochen vor dem Ausbruch des Konflikts und noch mehr die letzten Wochen bewiesen gaben, nur das eine Ziel kennt: Krieg in Europa. Und tu welchem Zwecke führt England den Krieg? Seine Parole heißt: Gegen den Hitlcrismus. Man ist heute in London schon so kühn, das Kriegsziel offen zuzugeben, nachdem der Schwindel mit Polen gründlich entlarvt wor den ist. Polen war nur ein Vorwand für England. Wir haben das von vornherein durchschaut und haben die Welt nicht darüber im Zweifel gelassen, daß wir Englands niederträchtige Heuchelei vom ersten Tage an erkannt haben. England kämpft anch nicht etwa gegen den HitleriS- mus, weil es die Demokratie verteidigt, nein, cs kämpft nur aus reinen egoistischen Motiven heraus, es kämpft um Erhaltung des britischen Imperialismus. Großbritannien, gewöhnt, als Herr der Welt angesehen zu werden, kann es nicht begreifen, daß andere Nationen ihren Platz an der Sonne verteidigen. Als das Diktat von Versailles geschrieben wurde, da führte der englische Imperialismus die Feder. Versailles sollte die deutsche Großmacht ein für allemal zerschlagen. Das Verbrechen von Versailles, das der Führer treffend als Aberwitz und Unsinn kurzsichtiger und verblendeter Politiker gebrandmarkt hat, hat sich gegen seine Urheber selbst gewandt. Das Deutschland Adolf Hitlers hat die Fesseln zerbrochen und sich die ihm verwehrte Freiheit genommen. Diese Befreiung aus dem Versailler Joch ist für England der einzige Grund, wes wegen es gegen Deutschland kämpfen will. Und für diesen Kampf setzt es weniger die britische Nation ein als viel mehr fremde Völker. Polen hat es geopfert, nun soll der französische Soldat für Englands Weltherrschaft bluten. Wir können die italienische Presse nur allzu gut ver stehen, die nach der Führerrede eindringliche Appelle an Frankreich richtet und ihm klarzumachen versucht, daß für Frankreich ein Krieg im Westen völlig sinnlos ist. Wir wollen diesen Krieg nicht führen. Wenn aber Frankreich meint, daß ihm'Englands Herrschaft ein neues Blutopscr wert ist, dann mag es sich an der deutschen Front im Westen den Kops cinrennen. Sollte nicht Frank reich das Schicksal Polens bedenklich gestimmt haben? Jenes Polens, das, verblendet durch Londons schlechte Ratschläge, in sein Unglück gerannt ist, jenes Polens, das aus die deutschen Angebote nicht gehört hat und die britische Garantieverpflichtung als sicheres Unterpfand einschätztc? Dcntschland Wied die Dinge nehmen, wie sie kommen. Es ist zu einem gerechten Frieden bereit, aber es wird niemals kapitulieren. Das war der Ton der Danziger Führcrrede. Wir haben keinen Krwgs-grnnd mehr. Wenn die Wcstmächte einen haben, so fallen sie den Krieg führen, wir nehmen den Fehdehandschuh, den uns England hin- gcworscn hat, auf. Es hängt von der Einsicht der anderen av, ob Europa von einem Krieg erschüttert werden soll. Warten wir ab, was die Kabinette im Westen auf die Füh rerrede zu antworten haben. Zschopaner Tageblatt und Anzeiger Donnerstag, be» ri. Sepie»v«r Ui»S GMler Teil der MWralne besetzt Welkerer Vormarsch der Roten Armee Ter sowjetruf fische Gene rat stab veröffentlicht > folgenden Heeresbericht vom 19. September: „Die Truppen I der Noten Armee drängten die polnischen Streitkräfte.weiter I zurück und besetzten nach zweistündigem Kampf gegen Abend im Norden West-Weißrußlands die Stadt Wilna, ferner di« Städte Welika Berestowitsa <5» Kilometer östlich von Bialyswk) Prujany, Kobrin <40 Kilometer nordöstlich von Brest-Litowsk). Im Süden der westlichen Ukraine wurden die Städte Wladimir Wolunski, Sokal (am Bug), Brody, Bobrka, Rogatin und Dolina genommen. Kavalleriestreitkräst« und TankeinheUen drangen in dt« nordöstlichen und südlichen Vorstädte von Lemberg ein.' Herzliche Begrüßung der Truppen Die Moskauer Blätter veröffentlichen an hervor ragender Stelle das Kommunique des Gcneralstabes der Noten Armee vom 19. September über den Vormarsch der Sowjettruppen in Ostpolen. Am dritten Tage der militäri schen Operationen haben die Truppen der Roten Armee dem nach Wilna erobert. Sie stehen nur noch 5« Kilometer von Bialystok entfernt. Im Süden ist bereits der größte Teil der West Ukraine besetzt. Lemberg wurde von schnellen Truppen erreicht. Die Zeitungen veröffentlichen weiter zahllose Berichte von der Front und aus den bereits besetzten Gebieten. In den Schilderungen über den Vormarsch der Noten Armee wird allgemein hervorgehoben, daß die Bevölkerung der Westukraine und des westlichen Weißrußlands die russischen Truppen überall herzlich begrüßt. polnisch-rumänische Grenze abgeriegelt Am Dienstag um IS Uhr ist der polnische Grrnzort Kuty von den russischen Trnppcu besetzt worden. Damit ist die ganze r u m ä n t s ch - p o l n i s ch e Grenze in rus sischer Hand. Die rumänischen Behörden haben darauf die Grenze für jeden Verkehr geschlossen. Nm die Mittagsstunde war es dem Generalstab eines polnischen Armeekorps mit einem General an der Spitze noch gelungen, sich über die Grenze in Sicherheit zu bringen. Die polnischen Offiziere waren sehr erstaunt, als sie entwaffnet ' wurden. Sie erklärten, ihnen sei von ihren militärischen Dienststellen ausdrücklich gesagt worden, daß sich die polnische Armee auf rumänischem Gebiet sammle und neu ordne, um dann wieder eingesetzt zu werden. Ein einzelner polnischer Offizier, dem es gegluckt ist. sich durch dt« russischen Truppen durchzuschlagen nnd bet Snyattn nach Rumänien zu fliehen, berichtete, daß bet Kolomea noch Kämpfe zwischen Russen und Polen stattfinden, weil die Polen in voller Verzweiflung nach Süden drängten. Doch befänden stch di« polnischen verbände in Auflösung, und es fei keine Aussicht aus Rettung vor handen. Moskau: Polens VSttergemisch war nicht lebensfähig Sämtliche Moskauer Zeitungen widmen khre Leitartikel nach wie vor dem Einmarsch der Roten Armee in Ostpolen. Die sowjetamtliche „ISW «st tja* schreibt, der rasche Zerkall der polnischen Staatsmaschin» sei lei« Zufall, vielmehr habe .sich der Nationalitätenstaat Polen als nicht lebensfähig erwiesen. Die polnischen Magnaten hätten u. a. die Westukraine und Weißrußland in »ine rechtlose Kolonie verwandelt, die schonungslos auSgebeutet wurde. Die ganze Nationalitätenpolitik habe sich auf gewaltsame Polonifierung und hemmungslosen Terror gestützt. Aus diesem Grunde sei in Polen niemals eine innere Einheit und Geschlossenheit er reicht worden. Unter den Schlägen der erst«» militärischen Niederlage sei Polen als Staat aus den Fugen gegangen und zerfallen. Nach einer Meldung des Sonderberichterstatters der Agenzia Stefani an der rumänischen Grenze, hat der russische Kommandant der Äesatzungstruppen nach einer Sitzung der gemischten rumänisch-russischen Militär- kommtssion zur Regelung der Grrnzfragen der rumänischen Regierung die Erklärung abgegeben, daß die politischen und militärischen Behörden der Sowjetunion die genaue Weisung erteilt haben, die rumänische Grenze unter allen Umständen zu respektieren. Diese Anordnung werde von den russi schen Truppen peinlich befolgt werden. Londoner kriegsverlangerer am Pranger Schwere italienische Vorwürfe gegen Englands vlulpolitik „England bekräftigt auch »ach der entfch.osscnc» und klaren Red: erneut seine Nnnachgiebigkeit" — so beurteilt das halb amtliche „Giornale d'Jtalia" in riesigen Schlagzeilen die neue Lage, um dann unter der Ueberschrift „Aufbau öder Zerstörung" die Frage aufzuwcrfen, warum man den Kampf jetzt noch fort- setzen wolle, wo die deutsche Zufuhr weit sicherer als die eng lische sei und die Vernunft heute nur zu einem Waffenstillstand und einer Vermittlung raten könnte. Set denn der Massenmord von Millionen und der Ruin der Kustur einen Krieg wert, so fragt die Zeitung, der kein Ziel mehr habe und nicht einmal jenes der theoretischen Be stätigung einer unabwägbaren Hegemonie? Heute ist weder eine demokratische Vorherrschaft noch eine totalitäre Vorherr schaft möglich. Die Völker Europas fordern den Wiederauf bau, aber nicht die Zerstörung; das ist der gerechte Weg, auf dem Rom wiederholt und nachdrücklich aufmerksam machte." — Auch „Tevere" wirft die Frage nach dem Ziel einer Fortfüh rung des Krieges auf. Auch der vorsichtigste Mtlitärkritiker könne nicht abschätzen, wieviel den Engländern nnd Franzosen dieser Rachekrieg gegen ein Regime kosten werde, das di« Un gerechtigkeit und Torheit von Versailles nicht länger erdulden wollte. Ministerrai in pari- Daladier erstattete Bericht. Am Mittwoch fand im Elysöe die Sitzung des Minister- rates unter dem Vorsitz Lebruns statt. Daladier gab einen dokumentarischen Bericht über die Gesamtlage in militärischer und diplomatischer Beziehung ab. Der Ministerrat billigte diesen Bericht und sprach — dem „Heroismus" Polens seine Achtung aus. Unter Bezugnahme aus Darstellungen der deutschen Presse über die militärische Lage au der Westfront stellt das Stock- holmer „Follets Dagbladet" fest, wenn Frankreich einig hinter seiner Regiernng stehe, wäre Frankreich und England nicht zu trennen. Aber der Krieg sei in Frankreich nicht populär Lektion für LtGA Vollständige japanisch-russische Einigung. Schneller als erwartet ist eine vollständige Einigung zr-rr- schen den-japanischen und den russischen Unterhändlern über die Durchführung des russisch-japanischen Abkommens zustande gekommen. Neben dem Austausch der Gefangenen, Verwun deten und Gefallenen verpflichten sich beide Seiten, ihre bis herigen Stellungen unverändert zu lassen und keinerlei Ver stärkungen irgendwelcher Art heranzuziehen. Die allgemein vorherrschende Ansicht in Tokio ist, daß beiderseits das Bestre ben erkennbar sei, die friedliche Beilegung als Ausgangspunkt sür die Wiederherstellung normaler Beziehun gen zu benutzen. Das Tokioter Blatt „Mijako Schimbun" schreibt hierzu, dak die friedliche Beileanna anscheinend in den Vereinigte» Z)er Kützrrr in Darrris Staaten verstimmt habe. Da Amerika doch sonst immer für Weltfrieden einträte, so sollte es diese neuen Tatsache begrüßen, durch die die Möglichkeit weiterer Verwicklungen zwischen Ja pan und Sowjeirußland beseitigt wurde, und daß die russisch- japanische Annäherung dazu dienen würde, den Friedensschluß zwischen Japan und China zu beschleunigen. Wenn dagegen dir Vereinigten Staaten nur deswegen gegen die Einigung seien, weil sie eine ungünstige Rückwirkung auf England und Frarkkreich befürchteten, fo sei es mit der sogenannten „Mensch lichkeit" Amerikas recht mager bestellt. Frankreich- Geschäftsträger de» Molotow Englands Vertreter in Moskau hat noch keine Instruktionen Der französische Geschäftsträger in Moskau, Pavart, suchte am Mittwoch um eine Unterredung mit dem russischen Außenkommiffar Molotow nach. Es Hecht, der französische Geschäftsträger beabsichtige, dem sowetischen Außenkommiffar eine Note zu überreichen, in der die französische Regierung die Sowjetregierung um nähere Informationen über das Vor gehen der Roten Armee m Ostpolen bittet. Die englische Botschaft behauptet dagegen nach wie vor auf Anfragen neutraler Pressevertreter, „sie hätte bis jetzt keine Instruktionen" aus London zur Frage "des sowjetischen EinmarsechS in Polen erhalten. Auslaadsnachrichte» Chamberlain tief erschüttert Im englischen Unterhaus gab der britische Premiermini ster Chamberlain einen Ueberlick über die militärische Lage, der natürlich im englischen Sinne gefärbt war. Er konnte je doch nicht verschweigen, daß in Polen nur noch „Inseln des Widerstandes" existieren und daß das polnische Heer Erledigt ist. Er gab zu, daß England diese Katastrophe „nicht habe ab wenden können". Chamberlain gab weiter der schweren Ent täuschung über die Entscheidung der Sowjetregierung Aus druck, deren-Auswirkungen er „sehr ernst" nannte. Ueber Mo tive oder Folgen der russischen Aktion könne man noch kein endgültiges Urteil fälle». Chamberlain machte im übrigen wieder die üblichen Redensarten über die „deutsche Drohung" und bestätigte, daß England über den Verlust der „Courageus" tieferschüttert ist. — In der Debatte erklärte der Führer der Opposition, daß den polnischen Verbündeten nicht mit der ge botenen Beschleunigung Hilfe gebracht worden wäre. AuS den englischen Dominions Nach einem Reuterbericht auö der kanadischen Hauptstadt Ottawa hat die kanadische Regierung bekanntgegeben, daß st« für den „Notfall" zwei Divisionen Expeditionskorps aufstellen könne. — Der irische Ministerpräsident de Valera, der nach Amerika zu reise» beabsichtigte, gibt bekannt, daß er seine Reis« abgesagt hat und iü der irischen Hauptstadt a :i seinem Posten bleiben wird. Bild links: Der Führer bei seiner Rede im Artushok. — Bild rcchts: Die alte deutsche SIE Danzig war in «in Meer von Fahnen getaucht. (Presse-Hoffmann 2, Zander-Mult.-K-t,