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Epilog Ich sollte ruhn? Ich soll die Liebe zwingen, Die feurigfroh noch hoher Schöne strebt? Ich soll mein Schwanenlied am Grabe singen, Wo ihr so gern lebendig uns begräbt? O schonet mein! Allmächtig fortgezogen, Muß immerhin des Lebens frische Flut Mit Ungeduld im engen Bette wogen, Bis sie im heimatlichen Meere ruht. Er hat das Schwerdt zum Spiele nicht genommen, Der Richter, der die alte Nacht verdammt, Er ist zum Schlafe nicht herabgekommen, Der reine Geist, der aus dem Aether stammt; Er strahlt heran, er schräkt wie Meteore, Befreit und bändigt, ohne Ruh' und Sold, Bis, wiederkehrend durch des Himmels Thore, Sein Kämpferwagen im Triumphe rollt. Und ihr, ihr wollt des Rächers Arme lähmen, Dem Geiste, der mit Götterrecht gebeut, Bedeutet ihr, sich knechtisch zu bequemen, Nach eures Pöbels Unerbittlichkeit? Das Irrhaus wählt ihr euch zum Tribunale, Dem soll der Herrliche sich unterzieh’n, Den Gott in uns, den macht ihr zum Scandale, Und setzt den Wurm zum König über ihn. — Drum laßt die Lust, das Große zu verderben, Und geht und sprecht von eurem Glücke nicht! Pflanzt keinen Zedernbaum in eure Scherben! Nehmt keinen Geist in eure Söldnerspflicht! Versucht es nicht, das Sonnenroß zu lähmen! Laßt immerhin den Sternen ihre Bahn! Und mir, mir ratet nicht, mich zu bequemen, Und macht mich nicht den Knechten untertan. So führt den Krieg mit offner Kraft und Tat! Und könnt ihr ja das Schöne nicht ertragen, Sonst ward der Schwärmer doch ans Kreuz geschlagen, Jetzt mordet ihn der sanfte kluge Rat; Wie manchen habt ihr herrlich zubereitet Fürs Reich der Not! wie oft auf euern Sand Den hoffnungsfrohen Steuermann verleitet Auf kühner Fahrt ins warme Morgenland! Umsonst! mich hält die dürre Zeit vergebens, Und mein Jahrhundert ist mir Züchtigung; Ich sehne mich ins grüne Feld des Lebens Und in den Himmel der Begeisterung; Begrabt sie nur, ihr Toten, eure Toten, Und preist das Menschenwerk und scheltet nur! Doch reift in mir, so wie mein Herz geboten, Die schöne, die lebendige Natur. Das Werk von Paul-Heinz Dittrich ist im Mu sikverlag Edition Peters Leipzig erschienen. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 24. Juni 1989, 17.00 Uhr (Freiverk™ Sonntag, den 25. Juni 1989, 17.00 Uhr (Freiverkauf) Schloßpark Pillnitz 1. SERENADE Dirigent: Jörg-Peter Weigle Solisten: Henry Philipp, Klarinette Mario Hendel, Fagott Werke von Beethoven und Karl Stamitz Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig Der Text über Paul-Heinz Dittrich und sein Werk ist ein Originalbeitrag von Dr. sc. Frank Schneider, Ber lin, für das vorliegende Programmheft. Chefdirigent: GMD Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1988/89 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-26-89 EVP -.25 M