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RundsGau im Milde Ak nslki Mn ns DM; INN Blöcke WM« Im Schutze »es Beiches Bild links: Die Waqcn mit Gaulcitcr Forster und anderen Vhre'wöstcn befahren die neue Brücke über die Weichsel, die Pontonbrücke bei Notebndc. (Presse-Hoffmann, Zandcr- Mnlüplcr-K.l — Bild rechts: Nicht nur Bvlksdcntschc, sondern auch Anqehöriqe anderer Minderheiten in Polen sind schwersten Drangsalierungen ausgesetzt. Co sind nun auch zahlreiche Ukrainer mit weniger Habe geflohen, um sich in den Schutz des Reiches zu begeben. Man sicht sic hier in einem Lager der Ostmark, l^cherl Bilderd., Zand.-Mult.-K) Ms dem Weg m Moskau - Danzigs StMsaberhWt - WMg i« dn DomWreel Bild links: Die Maschine des Ncichsaußcuministcrs von Ribbentrop, das Condor-Flugzeug „Grenzmark", bei ihrem nächtlichen Abflug vom Flughafen Tempelhof nach Moskau. (Presse-Hoffmann, Zander-Multiplex-K.) — Bild Mitte: Gauleiter Albert Forster ist als Staatsoberhaupt der Freien Stadt Danzig erklärt worden. (Presse-Hoffmann, Zcnr- der-Multiplex-K.) — Bild rechts: Nach der Beendigung der englischen Kabinettssitzung eilten die Ehefreporter der Lon doner Presse in die Downingstreet 10, um dort vom Ministerpräsidenten ein Kommunique in Empfang zu nehmen, Die Zeitungsmänner scheinen ein wenig betreten zu sein. (Scherl Bilderdienst, Zander-Multiplex-K.) - - - - §07 Lopvrizlit t>v -Verl»g, kerlia uw 3. Fortsetzung. Meine Ehefrau Anna, geborene Schneidewind, hat zeit lebens ihren Wohnsitz aus dem Gut. Der Erbe ist ihr zu standesgemäßem Unterhalt verpflichtet. Im Falle einer Wiederverheiratung erlischt diese Verpflichtung." Das war im wesentlichen alles. Der Justizrat blickte in fünf bleiche Gesichter. Frau Kcrkovcn weinte leise vor sich hin. Sie hatte in diesen kurzen Sätzen die harte, befehlende Stimme des Toten gehört; die Stimme, vor der jeder dreißig Jahre lang aus dem Gut gezittert hatte. Der Justizrat wiegte seinen weißen Kopf hin und her. »Mas ist da zu tun?" unterbrach er das Schweigen. Georg nahm als erster bedrückt das Wort: „Was soll ich denn nur hier? Ich bin doch Jurist, bin kein Bauer, und Lotte ist doch auch keine Bäuerin. Wie hat der Vater sich denn das bloß gedacht? Er hätte doch wissen müssen, daß der Christian sich niemals zu einer Heirat zwingen läßt. Roch dazu, wo er das Mädchen gar nicht kennt. Es ist schon ein starkes Stück, wenn sich da einer plötzlich hinstellt und seinem Sohn befiehlt: die und die heiratest du und keine andere! Basta! Man sucht sich doch die Frau selber. Ich werde aber jederzeit gern hier her kommen, um euch zu besuchen. Wenn nur Christian wieder zurückkäme. Wo der bloß steckt? Der scheint doch auch keine Ahnung zu haben, daß Vater gestorben ist. So ein Dickschädel. Mutter, kennst du eigentlich Gret Wolter?" „Ich kenne sie auch nicht. Ich weiß nichts. Ich habe nie etwas von den Plänen eures Vaters gewußt!" Frau Kerkovcn hatte das gauz leise gesagt. Sie hatte die Hände gefaltet, und sie blickte auf diese Hände nieder. Daß eine Anklage gegen den Toten aus ihren Worten Nang, das bemerkte sie wahrscheinlich nicht. In ihren Augen waren Tränen. Georg begann wieder: „Christian hätte sich selber mal darum kümmern sollen, ehe er davonging. Aber, was gibt es da weiter für Rätsel zu raten? Da haben Vater und Wolter eben eines Tages den Irrsinn vereinbart. Das ist ja zwischen großen Gütern meistens so gemacht worden. Aber Vater hätte wissen müssen, daß Christian das ungeeignetste Objekt dafür ist. Der läßt sich doch eine Heirat nicht befehlen. Ich bin immer stolz auf Christian gewesen, und heute ist es nun ein wahrer Segen, daß ich nicht auch Bauer geworden bin. Ich will meinen Anteil als Zweitgcborener, auf alles andere verzichte ich. Christian muß wiedcrkommen. Ich will mit ihm in Frieden leben, ich will ihn nicht von seinem Gut ver drängen. Denn ihm gehört es, ihm allein." „Wenn doch Christian ein einziges Mal geschrieben hätte", warf die Mutter ein, und strich sehr sorgfältig ihre schwarze Scidcnschürze glatt. „Man muß Christian suchen", sagte Elisabeth. Sie war sehr hübsch und wußte das auch. Ihre braunen Augen blitzten froh. Sie glaubte nicht daran, daß ihr Bruder Christian untcrgcgangen sein könnte. Christian? Aus geschlossen. Der war so groß und stark und gesund, der half sich ganz allein weiter. Der beugte sich niemanden! — der Vater hätte das am besten wissen müssen. Der Justizrat sagte sachlich: „So geht das nicht. Man kann die Klausel des Testaments nicht umstoßen. Christian Kerkoven ist ent erbt, das heißt, er tritt in die Rechte des zweiten Sohnes, wenn er Fräulein Margarete Wolter nicht heiratet. Moralisch ist das natürlich ein großes Unrecht, wenn je mand eine solche schwerwiegende Entscheidung auf diese Weise erzwingen will. Dieses Mädchen muß aber doch in irgendwelchen Beziehungen zu den Kerkovens gestanden haben. Oder die Verwandten dieses Mädchens. Es ist selt sam, daß dein verstorbener Gatte, liebe Anna, dich selbst so im unklaren lassen konnte. Aber wenn du mir die Voll macht dazu erteilen willst, dann würde ich mich gern mal nach dieser Gret Wolter erkundigen. Ich würde auch einen Aufruf erlassen, damit sich Christian melden soll." „Christian kommt, wenn er kommen will", sagte Frau Kerkoven. „Man muß ihn gehen lassen", meinte Elisabeth. „Aber er wird nun vielleicht niemals wiederkommen, denn er heiratet diese Gret bestimmt nicht", sagte Maria. „Und schenken läßt er sich auch nichts", warf Georg ein. „Schenken?" fragte verwundert der Justizrat. „Ja, schenken! Denn so und nicht anders würde er es auffassen, wenn ich von meinen Rechten zurücktrete, ohne daß Christian die Gret Wolter heiratet", sagte Georg. „Mein Mann hat diesem Sohn ein großes Unrecht an getan", flüsterte Frau Kerkoven. Die Kinder waren erstaunt. Die Mutter hatte noch nie etwas gegen den Vater gesagt. Heute aber sprach sie ganz offen aus, was sie alle drei schon immer als großes Un recht gegen den älteren Bruder empfunden hatten. Frau Kerkoven nahm wieder das Wort: „Lieber Burmeister, wir wären dir alle dankbar, wenn du Licht in diese Sache bringen könntest. Ich meine, wenn wir wenigstens einmal erfahren würden, was eigentlich meinen Mann mit dieser Familie Wolter verband. Ich habe ilk der Hinterlassenschaft meines Mannes keine Briefe oder Aufzeichnungen darüber gefunden. Natürlich weiß ich, daß mein Mann und Hermann Wolter zusammen in Heidelberg studierten, und daß mein Mann fast jedes Jahr auf ein paar Tage nach Bersach fuhr. Aber sonst weiß ich nichts..." „Ja, das ist eine geheimnisvolle Geschichte. Aber, aber, liebe Anna, ob es am Ende nicht doch besser ist, wir leuchten da nicht hinein?" Der Justizrat hatte es recht nachdenklich gesagt, denn ihm waren plötzlich merkwürdige Gedanken gekommen. Anna Kerkoven sah ihn forschend an, dann nickte sie. „Ja, es wäre bestimmt nicht im Sinne meines Mannes, wenn wir diesen Dingen nachforschten. Er soll ruhig schlafen können. Und mein Sohn Christian war immer stark und selbstbewußt, der läßt sich so leicht nicht vom Schicksal unterkriegcn." .Ja. aber...", unterbrach sie der Jnllizrat. (Fortsetzung lolgt),.