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WopMer« TageblM und Anzeiger Anzeigsn preise: Die 4S mm breit« Millimeterzeile 7 Pf.; dis YZ mm breite Millimeterreile im Text- teil 25 Pf.; Nachkajzstaffel L; Ziffer- und Nachweirgebühr 25 Pf. zuzüglich Porto. Vas „Zschopaucr Tageblatt und Anzeiger" erscheint werktäglich. Monatlich. Bezugspreis !.70 AM. Zustellgebühr 20 Pf. Bestellungen werden in unserer Geschäftsst.,von den Boten, sowie von allen Postanstalten angenommen. Vas „Zschopauer Tageblatt und Anzeiger" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrats zu Zlöha und des Bürgermeisters zu Zschopau behördlicherseits bestimmte Blatt und enthält die amtlichen BekÄnntmachungen des Zinanzanite» Zschopau — Bankkonten: Lrzgebirgische Handelsbank e. S. in. b. H. Zschopau, Semeindegirokonlo Zschopau Ar. 24i, Postscheckkonto: Leipzig Nr. 42SL4 — öernsprecher: Nr. 712 Zeitung für die Orte: Börnlchen, Dittersdorf, Dittmannsdorf, Gornau, Hohndorf, Krumhcrmersdorf, Scharfenstein, Schlößchen Porschendorf, Waldkirchen, Weihbach, Wilischthal, Witzschdorf 197 23. 1939 197. Ioln-gang Srohmder polnWer MM M Vanzig Eine kriegsstarke Division an der Danziger Grenze ausmarschierk Wie gemeldet wird, ist die Stadt Oanzig von einer gemischten polnischen Division im Süden und Westen umschlossen worden. In dieser Division gehört das Znf.-Rgt. SL aus Zlotow, Inf.« Kgt. SS aus Lissa, Inf.-Rgt. 65 und Art.-Rgt. US aus Graudenz. Durch diese Zusammenziehung einer kriegsstarken polnischen Division unmittelbar an der Grenze des Danziger Gebiets ist die Gefahr eines unmittelbar bevsistelMden Handstreichs auf die Freie Stadt in größte Nähe gerückt. Im englischen Unterhaus hat Ministerpräsident Chamberlain ernent davon gesprochen, daß Polen in diesen Wochen „große Nnhe und Selbstbeherrschung" gezeigt habe. Das ist bezeichnend für die unentwegte Aufwieg lung Polens durch England! Tenn diese Erklärung wurde an einem Tage abgegeben, der gekennzeichnet ist durch polnische Mobilmachungsmaßnahmen, durch die Be schießung deutscher Flugzeuge, durch neue grausige Ver brechen an Volksdentschen und schließlich durch die Zu- sammenziehung einer polnischen kriegs starken Division im Süden und Westen von Danzig! Ruhe und Selbstbeherrschung haben Polen seit jeher gefehlt, und jetzt ganz besonders! Es ist eine uner hörte Herausforderung Europas, wenn das selbe Polen, das damit gedroht hat, Danzig in Trümmer zu schießen, jetzt Truppen gegen diese deutsche Stadt in Marsch setzt! Allerdings: früher mag es den Polen ge lungen sein, durch Handstreiche „vollendete Tatsachen" zu schassen wie bei dem Ucbcrfall auf das deutsche Ostober schlesien, bei dem Einbruch in Wilna und schließlich noch 1938 bei dem Angriff auf das Olsa-Gebiet. Heute sind dkese Zeiten vorbei! Wenn Polen cs wagt, die Fackel in das Pulverfaß zu werfen, dann wird es selbst das Opfer dieses Verbrechens werden! Mitschuldig aber sind die, das wollen wir anch in dieser Stunde fest stellen, die Polen aufgestachelt und voller Freude die wachsende Hab- und Raubgier dieses Staates registriert haben. Es zeugt von einer seltsamen Verkennung der wirk lichen Lage, wenn polnische Zeitungen glauben, zum An griff trommeln zu müssen! Hände weg von Danzig! Und wenn Polen diese Warnung nicht hören will, dann wird es sie eben zu fühlen be kommen! Des können die Herren in Warschau sicher sein. Mobilmachung in Polen Alle Vorberellungen völlig offensiv Nach zuverlässigen Meldungen aus dem Korri- dorgcbiet hat am Donnerstag in Polen die Mobil machung begonnen. Am Donnerstagvormittag wurden von sämtlichen Feldern Landarbeiter von Gcndarmeric- bcnmten alarmiert und sofort in die Garnisonstädte ge schafft. Dieser Meldung entsprechen Nachrichten aus O st - oberschlesicn, 100 polnische Militärbehörden in der Nacht zum Donnerstag eine geheime Mobilmachung an- gcordnet haben. Sämtliche Polizei- und Geudarmeric- lräfte wurden aufgeboteü, um noch nachts die Gestellungs befehle in die Häuser zu tragen. In den meisten Fällen wurden die zum Kriegsdienst Einberufenen aus den Betten hcrausgeholt und in bereitstchcnden Kraftwagen sofort zn den einzelnen Wehrkommandos transportiert. Am Freitag früh war das Stratzenbild in Ostobcr- schlesicn ausschließlich von solchen Transporten beherrscht. Man hat sich nicht nur darauf beschränkt, alle wehrpflich tigen Männer einzuziehcn, sondern auch alle wehrunfähig geschriebenen Männer wurde» zum Kriegsdienst cin- gczogen. Für die Transporte wurden sämtliche erreich baren Lastkraft- und Personenkraftwagen beschlagnahmt. polnische Angnffspläne gegen Gleiwitz? Ostc-bcrschlesien befindet sich seit den letzten Stunden in einem regelrechten Kriegszustand. Auf Anordnung der Militärbehörden sind sämtliche Schul- und Versammlungs räume mit M-litär belegt worden. Die Grenzorte sind mit Truppen vollgestopft, und ständig treffen neue Truppen - transp 0 rte ein. Alle Pcrsoncnkraft- und Lastkraftwagen sowie .Krafträder lind von den polnischen Militärbehörden für ihre Zwecke be schlagnahmt worden. Fronen und Kinder und selbst ge brechliche Leute sind zn Schanz- nnd Befestigungs arbeiten eingesetzt worden. Die Belegschaften der ein zelnen Industrieunternehmen müssen ebenfalls gruppenweise in diesen Arbeiten antreten. In vielen Ortschaften ist"es den Bauern verboten, auf ihre Felder und in die Wälder zu gehen, wo sieberhast an Befestigungen gearbeitet wird. Besonders intensiv werden die Arbeiten in dem Abschnitt um Nicolai durchgcsührt. In diesem Abschnitt ist anch die größte Truppenscmzcntratton scstznstellen. Die hier angelegte Stellung mit Richtung aus Gleiwitz kann unmöglich als Verteidigungslinie angesehen werden, sondern stellt in ihrer ganzen Bauart und in ihrer strategischen Lage eine klare N u s- j a i l st c l l u n g des polnischen Militärs nach Gleiwitz zn dar. Neuler berichtet ans Warschau, daß drei wettere Klassen polnischer Reservisten ciubcrufcn worden seien. Der polnische Ministerpräsident hat die Nückberufung aller Staatsbeamten aks dem Urlaub angeordnet, und der Anfang des neuen Schuljahres, der auf den 4. Sep tember festgesetzt war, ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Die militärischen Vorbereitungen der Polen haben jetzt offensiven Charakter angenommen. Die Kriegspsychose inner halb der polnischen Armee ist auf dem Höhepunkt angelangt. Die polnische Presse trommelt zum Angriffskrieg, Alle Anzei chen sprechen dafür, daß Pole» schon in den nächsten Stunde» einen Handstreich unternimmt und gegen Danzig vorgeht. Die Saat der westlichen Kriegshetze ist aufgegangen, und während die Warschauer Regierungsstellen noch unter dem läh menden Eindruck der Unterzeichnung des deutsch-russischen Nicht- angrifss- und Konsultationspaktes stehen, wartet Militär stünd lich aus den Befehl zum Losschlagen. Unter diesen Umstünden ist es durchaus wahrscheinlich, daß die Truppen im blinden Vertrauen auf die Kriegshilse der westlichen Demokratien die Nerven verlieren. Die Warschauer Regierung, die mit dem Abschluß des eng lisch-polnischen Beistandspaktes die Voraussetzung für die von Tag zu Tag gesteigerte Kriegspsychose schuf, ist zur Stunde nicht mehr Herr über die Entschlüsse der Armee. Aus ganz Polen laufen unablässig Alarmnnchrichten ein, dre zuverlässig darauf schließen lassen, daß in vielen Teilen des Landes die Standortkommandos sich nfcht mehr den Warschauer Anordnungen fügen, sondern entschlossen sind, auf eigene Faust zu marschieren. In übersiü-zrer Eile werden Trupxcnkonzeztttationcn, ins besondere im nördlichen Pommerelleu, vorgenomme» und Vc- sestigungswerkc errichtet. In Kattowitz gehen die Reservistcneinberufungcn weiter. Durch die Stadt rollen den ganzen T/ag über motorisierte Abtei lungen polnischen Militärs in Richtung auf die deutsche Grenze. In der Stadt selbst sind seh' sämtliche Personen- und Lastkraft wagen sowie sämtliche Taxen requiriert. Alle Lokomotiven stehe.n, soweit sie nicht schon für Truppentransporte eingesetzt worden sind, vor den Remisen unter Dampf. 2m Gebiet von Schrimm (südlich Posen) müssen alle Gutsbesitzer und Bauern Tag und Nacht Beton fahren. Das Wongrowitzer Dreieck wird in aller Eile befestigt. Die Wälder im Gebiet Wongrowitz und Nogüsen sind voll von polnischem Militär. DMziger Grenze Vor allem werden aus allen Teilen Polens große Trup- penverbnnde an die Danziger Grenze transportiert. Der ganze übrige Verkehr stockt. In dem Gebiet zwischen Bentschen und Birnbaum sind wei tere Tan'falien und MG.-Nester sowie Panzerkanonen einge baut, Brücken, und Wegkreuzungen zur Sprengung vorbereitet worden. Greuze nach Danzig abgenegelt Güterwagen und Kähne angeh alten Seit den Morgenstunden des Donnerstag sind von den Polen sämtliche für Danzig bestimmten Waggons mit Warr» in Dirscha» angehalten worden. Wcichsclkähne wurde,! eben falls i» Dirfcha» fcstgehaltc». Eine fernmündliche Verbindung mit Gdingen war am Donnerstag nicht mehr hcrzustellcn, da man sich auf polnischer Seite weigerte, die Gespräche anzuneh- nie». Taraushin hat auch Danzig den Post- nnd Fernsprech verkehr mit Gdingen eingestellt. Auch nach verschiedenen nndc< rcn Orten Polens konnte heute leine telephonische Verbin dung erreicht werden. Um 11 Uhr mittags schloß Polen nach einer Meldung dc- „Danziger Vorposten" die Grenze nach Danzig regelrecht. Statt Lebensmittel Waffen Während ein wilder Mordterror gegen die Volksdeutsche« sich austobt, betreibt Polen fieberhaft die Kriegsvorbereitungcu, die sich ganz besonders gegen Danzig richten. Für die illegal« Bewaffnung der in Danzig ansässigen Polen bringt der „Dan ziger Vorposten" jetzt neue Beweise. Die Danziger Polizei beschlagnahmte einen als LebenS- milteltransport deklarierten polnischen Eisenbahnwaggon, de« ausschließlich mit Kisten voll Munition und Kriegsmaterial beladen war. Nach flüchtiger Ueberprüfung wurden in den, Waggon 2V Kisten mit Gewehrmunition, 4 Kisten Schuß Mw nition, 20V Stahlhelme, 300 Gasmasken, 10 Kisten Granat zünder, 21 Kisten mit Flatterminen, Sprengkapseln, Maschinen- aewehrcrsatzteilen und Sanrrstoffapparaten, dazu Sauerstoff flasche!!, festgestellt. Im Zusammenhang mit der Beschlagnahm« des Waggons wurden mehrere Verhaftungen vorgenommcn. Der Verdacht, daß die in Danzig ansässigen Polen illegal von Polen bewaffnet würden, besteht seit längerer Zeit. Del Beweis für Wasfenverteilungen in kleinerem Umfange ist be reits mehrfach erbracht worden, u. a durch die Verhaftung del polnischen Terroristen am Mittwoch. Die Danziger Polizei richtete schon seit längerer Zeit ihre Beobachtung aus die Wester platte, auf der die Polen bekanntlich ein Munitions- und - Wassenlaaer nntoghalten und deren Besatzung sie von 88 aus niehrere hundert Mann erhöht hat. So war es den Pole» nicht leicht, Wassen von der Westerplatte nach Danzig einzu schmuggeln. Aus diesem Grunde mußte es versuchen, von außen her Waffen hereinzubringen. Die Entdeckung des all Lebensmitteltransport getarnten Wasfenschmuggels hat dei Danziger Polizei recht gegeben. Hotels geräumt — Kraftwagen beschlagnahmt tier drängte man Sparer auszahlen. Pofen selbst stand Donnerstag im Zeichen der sieberhastcn Mo bilmachung. 2n überstürzter Hast wurden, die Reservisten der verschiedenen Jahrgänge aus den Wohnungen und aus den Werkstätten durch Polizei, Radfahrer und Meldegänger geholt. Uebcrall sah man einzelne Leute und kleinere'Trupps mit kleinen- Lebensmittelpaketen zu den Sammelplätzen marschieren. Die Stimmung der Bevölkerung war sichtlich gedrückt. 2n der Stadt Poß k'. .rung be chlagnay fen wurden alle Hotel zur Einquar» — , . „ wcw bei den zahlreichen jüdischen Geschäftsreisenden eine. Panik hervorrief. Auf dem Bahnhof ich an den Schaltern und ein wirres Durchcin» . -- Bahnhofsvorhalle, wo ganze Familien ander herrschte in der Bahnhofsvorhalle wo ga mit Kisten, Wäsche und Betten auf die Abfertigung warteten. In der Stadt selbst waren dis Levensmittelgeschäfte überfüllt, und e» wurde wahllos gekauft, um sich für alle Fälle zu sichern. Nur mit Mühe konnten die Banken die in Massen anstehenden Wie die VeoMenmg deMt Der Höhepunkt, der Verwirrung wurde erreicht, als di, Militärbehörden die Taxen und Privatwagen beschlagnahmten, um ihre Truppentransporte durchzusühren. Der Stimmungsumschwung bei der polnischen Bevölkerung selbst ist charakteristisch. Während man noch vor einigen Tagen damit rechnen mußte, wenn man Deutsch sprach, keine Antwort zu bekommen oder womöglich angepöbelt zu werden, wurde einem heute in den Restaurants, in den Hotels und auf dem Flughafen zuvorkommend auf Deutsch geantwortet. Man sagt« zwar, „man wäre bereit", aber jedes Gespräch endete doch mir der merkbaren Hoffnung, daß vielleicht „auf irgendeine Weise" der Krieg noch vermieden werden könnte. Das persönliche Verhalten der polnischen Bevölkerung bil dete Henle einen merkwürdigen Gegensatz zu den wilden Kriegs- tirnden der volnischen Presse. Erschütternde Szenen In vielen Orten Ostoberschlesiens spielten sich erschütternde und herzzerreißende Szenen ab. Die Mobilmachungwirtte auf die an sich schon seit längerer Zeit beunruhigte Bevölkerung wie ein Keulenschlag. Viele Männer, dH nicht die geringste Lust dazu verspüren, ihr Blut für eine verlorene Sache ause Spiel zu setzen, versuchten, der Aushebung zu entgehen und sich zu verbergen. Die Gendarmerie- und Polizeibeamten sührten daraufhin sofort eine regelrechte Jagd nach ihnen durch, und wo sie ihrer habhaft wurden, trieben sie sie zu Scharen, segelten sie aneinander und hetzten sie wie Verbrecher durch die Straßen zu den Kommandosteücn.