ELISABETH WILKE, Jahrgang 1952, gebürtige Dresd nern; Lehre als Industriekaufmann; danach Gesangs studium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" Dresden; Teilnahme am Internationalen Mu sikseminar Weimar; seit 1975 Mitglied im Solisten ensemble der Staatsoper Dresden; Debüt als Hänsel in Humperdincks „Hänsel und Gretel“; 1984 Händel- preis der Stadt Halle; Verpflichtungen als Konzert sängerin; Engagement für zeitgenössische Musik (Her- chet, Stockhausen, Dittrich, Matthus); Rundfunk-, Fernseh-, Schallplattenaufnahmen; Auslandsgastspi®!® u. a. in die UdSSR, CSSR, nach Polen, Ungarn, garien, Jugoslawien, Italien, Großbritannien, SP a ' nien, Japan, in die BRD und Schweiz. JOSEF SCHWAB, 1934 in Ungarn geboren; Studium an der Leipziger Hochschule für Musik „Felix Men delssohn Bartholdy" bei August Eichhorn; 1956 dort Aspirantur; Förderung durch Gewandhaus-Kapellmei ster Franz Konwitschny; erfolgreiche Teilnahme an In ternationalen Wettbewerben in Genf, Wien, Moskau; seit 1974 Professor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Berlin; Gastspiele bei allen großen Orchestern der DDR und in der UdSSR, CSSR, in Polen, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Algerien, Chile, Ägypten, Öster reich, Schweden und der BRD; Verpflichtungen bei Funk, Fernsehen, Schallplatte. ten, gedämpft. Die von Louis Fürnberg bzw. Theodor Fontane poetisch beschriebenen Na turbilder, der den Gedichten innewohnende bewegende Ausdruck menschlichen Fühlens weisen auf Sehnsucht, Abschied und Verge hen — nicht in Resignation, aber auch nicht ohne Wehmut. Der sanften Stimmung spürt Meyers Musik nach. Knapp gefaßt und spar sam instrumentiert, entsteht durch den Kom ponisten weniger eine neue Dimension als ein einfühlsames Nachempfinden. Die sechs Lieder, besonders aber die Fürnberg-Verse in „Epilog“, „Wenn ich einmal heimgeh, dorthin, woher ich kam, werde ich ein Fremder sein an inem Ursprung" sollen unser musikalischer chruf sein auf das erfüllte, tätige Leben Ernst Hermann Meyers. Als Vermächtnis hinterließ Ernst Hermann Meyer den 1. Satz seines Konzertes für Violoncello und Orchester, das im Auftrag der Direktion der Dresdner Musikfestspiele geschrieben werden sollte. 1987/88, bis zu seiner Krankheit, hat er dar an gearbeitet. Der Satz erklingt heute als Ur aufführung. Moderato, in gemäßigter Bewe gung, größtenteils in lyrischer Grundhaltung, sehr sparsam und durchsichtig vom Orchester begleitet, erhält das Soloinstrument die nicht übermäßig virtuose, aber deutliche Führung im gemeinsamen Musizieren. Es beginnt al lein mit einem gesanglich fließenden Thema, das in seiner herb-melodischen Linie an Scho- stakowitsch erinnert. Die Streicher gesellen sich bald, Holzbläser und Hörner erst allmäh lich und noch zaghaft hinzu. Mit dem Einsatz des Blechs und einem neuen, rhythmisch ge prägten Motiv wird ein anderer, energischer Ton angeschlagen, in den das Solocello nicht mit einstimmt. Es setzt dagegen unbeirrt sei nen Gesang mit dem Anfangsthema fort, führt allmählich zu beschwingterer Bewegung, B poco piu mosso (etwas bewegter) eine fWagnante, marschartige Episode beginnt, die wiederum dem Solisten den Vorrang gewährt. Nach einem kurzen, aber intensiven Dialog mit den tiefen Streichern gibt es die Führung an die 1. Violinen ab, die mit den übrigen Streichern und den Hörnern einen Hymnus anstimmen. Nach wenigen Takten aber schon führt ein spannungsvoll verhaltener Übergang in die Coda. Dieser Schlußteil gewinnt seinen Reiz aus trioienbewegten Läufen des Soloin struments, die gelegentlich auch Harfe und Holzbläser aufgreifen. Mit einer Reminiszenz an das erste Thema verklingt der Satz zart. Die Solostimme löscht ihn gleichsam aus — allein, wie sie begonnen hatte. Richard Strauss begann seinen Weg als begabter Nachfolger der Klassiker. Bis et wa zum 20. Lebensjahr entstanden mehrere Werke verschiedenster Art im „klassischen" Stil, jedoch unüberhörbar bereits mit eigenem Ton. Hans von Bülow begeisterte ihn vorüber gehend für Johannes Brahms, bis ihn in Mei ningen 1885 durch den Einfluß Alexander Rit ters das Kunstideal Wagners und Liszts gefan gennahm. Sein Wirklichkeitssinn entzündete sich an der Idee der Sinfonischen Dichtung. Hier konnte er, wie es das „Programm" erfor derte, seine scharf gezeichneten Themen im Sinne der Berliozschen „Idee fixe“ als Sym bole für seine Helden „leitmotivisch" verwen den, ohne Rücksicht auf den „Plunder" eines akademischen Formalismus, den schon Liszt beiseite geschoben hatte. Strauss war Indivi dualist. Er sah die Wirklichkeit so, wie er sie zu sehen wünschte. Er begriff sie aus seiner bürgerlichen Bildungs- und Vorstellungswelt heraus. Er neigte dem schönen dekorativen Schein, der Illusion zu. Selbstverständlich be jahte er demzufolge alles Artistische. Und es ist nicht ein Zeichen von innerer Leere, son dern von zielbewußter Kraft, wenn er aus ei genem Vermögen zu einer originellen und bislang unerreichten Virtuosität vorstieß. Er hatte Freude an der psychologischen Finesse. Ihr galt sein leidenschaftliches Bemühen. Und so entwickelte Strauss zunächst in seinen Sin fonischen Dichtungen das äußerst differenzier te Orchester als unerläßliches Instrument für alles Weitere. Bald überstieg sein Instrumen tarium beträchtlich das Wagners. Immer sind klare Themen vorhanden, die im Sinne der Programme Abenteuer bestehen. Sie ändern ihre Gestalt im Verlauf der Ereignisse meist nicht wesentlich. Sie bleiben stets — auch, wenn sie nur in Teilmotiven aufblitzen — sie selbst. Aber sie werden in einen Strudel schil lernder Harmonien und Farben gerissen, mit prunkvollen Ornamenten umgeben. Den Gipfel auf diesem Wege erreichte Strauss in seinem „Till Eulenspiegel" (1895). Er be deutet die Vollendung des Lisztschen Ideals. Die folgenden Werke gelangen über ihn nicht mehr hinaus. Mit der Sinfonia domestica (1904) ist die Werkreihe als abgeschlossen zu betrachten. Elf Jahre später gab Strauss zwar als letzte Sinfonische Dichtung noch die pompöse Alpensinfonie heraus (1915). Sie sollte alles andere in den Schatten stellen, erbrachte aber einen Rückschritt. Strauss’ Sin fonische Dichtungen, obschon sie eindeutig durch Programme angeregt sind und etwas Bestimmtes ausdrücken sollen, können durch-