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VORANKÜNDIGUNGEN: Sonnabend, den 10. Juni 1989, 19.30 Uhr (Anrecht A 1) Sonntag, den 11. Juni 1989, 19.30 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 9. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Mario di Bonaventura, USA Solist: Günter Kootz, Leipzig, Klavier Sprecher: Matthias Henneberg, Dresden Werke von Haydn, Strauss und Paul-Heinz Dittrich Nach dem Konzert am 10. 6. 1989 Foyergespräch Sonnabend, den 17. Juni 1989, 19.30 Uhr (Anrecht B) Sonntag, den 18. Juni 1989, 19.30 Uhr (Anrecht C 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr in der Ausstellungshalle 8. ZYKLUS-KONZERT Dirigent: Jörg-Peter Weigle Solist: Roland Hermann, Schweiz, Bariton Sprecher: Horst Drinda, Berlin Christoph Hohmann, Dresden Werke von Strauss, Brahms und B. A. Zimmermann Chefdirigent: GMD Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1988/89 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,6 JtG 009-25-89 EVP —.50 M Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl. phil. Sabine Grosse Die Einführung zu Richard Strauss verwendet Texte aus Reclams Konzertführer von Hans Renner und Klaus Schweizer, Stuttgart, 1985, und von Ernst Krause. ZUR EINFÜHRUNG mehrfach künstleri- und Ge- die Begleitung gegeben (z. B. einen Text in Sinn in seiner nem ersten gedruckten Liederband steht der Satz: .Lieder zu schreiben, ist für mich seit fast 40 Jahren eine natürliche Lebensäußerung'. Noch immer treffen jene Worte auf mich zu: Ich denke und fühle im Lied, wenn ich auch in den letzten Jahren hauptsächlich größer an gelegte Instrumentalwerke geschrieben ha be — sind sie mein ureigenstes Ausdrucksme dium geblieben, und wie Kilometersteine ste hen sie entlang dem Wege, den ich gehe und den mich das Leben führt. Im Liede suche ich den Menschen und dem Menschlichen in viel fältigen Lebenssphären, Gedanken, Gefühlen, Empfindungen musikalische Gestalt zu verlei hen. Es ist wahr, daß jedes meiner Lieder ein Stück Selbstbiografie ist, doch habe ich im mer angestrebt, die Kraft zu gewinnen, um mein Denken und Fühlen, Erleben, Beobach ten und Kämpfen in Tönen so zu formulieren, daß auch andere, daß die Zeitgenossen, mit denen gemeinsam ich lebe und schaffe, be rührt werden mögen. Eine ganze Reihe der Lieder waren ursprünglich Klavierlieder. Durch Gustav Mahlers großes Vorbild wurde mir klar, daß zur Charakterisierung von Stimmung und Detail vorsichtig eingesetzte Bläser- und Streicherfarben oder hinzugesetzte Stimmen den einem Liede zugrunde liegenden Text ver deutlichen, bereichern können. Dabei schien mir in einer Reihe von Fällen durch Streich-Kammerorchester .Spätsommernacht'). Wenn ich Musik setze, suche ich dessen Gesamtheit und in jeder Zeile, ja jedem Wort nach des Dichters Intention und gleichzeitig nach einer eigenen Auffassung musikalisch zu verdeutlichen. Dabei bin ich mir bewußt, daß bereits das nur wortmäßig-sprachliche Lesen oder Rezitieren des Textes im einzelnen wie im ganzen oft eine Vielzahl von Ausdeutungs möglichkeiten zuläßt. Aufgrund meines allge meinen gedanklich-psychischen So-Seins, mei ner Lebenserfahrungen, meines Tempera ments, meines Verhältnisses zur literarischen Lyrik und meines weltanschaulichen Werde ganges bieten sich mir bestimmte Lösungen als verbindlich, ja oftmals als einzig mögliche an. Ich glaube an die unerschöpfliche Vielfalt und Ausdruckskraft der Melodie als Haupt element im Lied — Vermittlerin der Kontinuität der Musik, entscheidendes Medium ihres Ge fühls- und Gedankengehaltes, Trägerin ihrer Charakterisierungskraft und Schönheit." Bis auf das kecke, lebhafte Liebeslied „Tau send Dinge“ und wenigen kurzen leidenschaft lichen Ausbrüchen erscheinen die ausgewähl ten Sechs Orchesterlieder verhal- Ernst Hermann Meyer wurde 1905 ge boren. Er studierte an der Berliner Musikhoch schule bei Max Butting und Paul Hindemith Komposition. Seine musikwissenschaftliche Ausbildung erwarb er in Berlin und Heidel berg bei Wolf, Blume, Hornborstel, Sachs und Besseler. Er hatte enge Beziehung zur Arbei terklasse und komponierte für Agitprop-Grup- «m. 1933 emigrierte Ernst Hermann Meyer ■h England, 1949 kehrte er nach Berlin zu ck und wurde Mitglied der Akademie der Künste und Ordinarius im Institut für Musik wissenschaft der Humboldt-Universität. Er er hielt dreimal den Nationalpreis der DDR und den Vaterländischen Verdienstorden und war Gründungsmitglied des Verbandes der Kom ponisten und Musikwissenschaftler der DDR sowie der Zeitschrift Musik und Gesellschaft. Mit seinen musikwissenschaftlichen Arbeiten, besonders zur altenglischen Kammermusik, zur deutschen Klassik und Frühklassik und zur marxistischen Musikästhetik, sowie mit seinem kompositorischen Schaffen beeinflußte er so wohl die Musik als auch die Musikwissenschaft unserer Zeit. Ernst Hermann Meyer starb am 8. Oktober 1988. Sein umfangreiches kompositorisches Werk umfaßt mit der Oper „Reiter der Nacht“, mit dem „Mansfelder Oratorium", mit Kanta ten, Chören und Liedern, Sinfonien, Instrumen talkonzerten und Kammermusik nahezu alle Gattungen der Musik. So wie sein Wesen von Einfachheit, zielstrebigem Tätigsein und menschlicher Größe gekennzeichnet war, spie gelt sich in seinen Werken neben • er Meisterschaft emotionale Tiefe nkenreichtum wider. Die Dresdner Philharmonie hat sich für die Aufführung Meyerscher Kompositionen eingesetzt. So erklangen in unseren Konzerten bisher zehn seiner Orchester- bzw. chorsinfo nischen Kompositionen, darunter als Urauffüh rungen zuletzt die Sinfonia „Kontraste, Kon flikte" 1977 in Dresden und das „Lied vom großen Anderswerden" 1981 in Berlin. Die Lie der unseres heutigen Konzertes haben die Philharmoniker unter Leitung von Herbert Ke gel, mit Rosemarie Lang als Solistin, im Fe bruar dieses Jahres bereits auf einer Schall platte festgehalten. Zu seinem Liedschaffen äußerte sich der Komponist wie folgt: „In mei-