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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1939
- Erscheinungsdatum
- 1939-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193907275
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19390727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19390727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1939
-
Monat
1939-07
- Tag 1939-07-27
-
Monat
1939-07
-
Jahr
1939
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1939
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Donnerstag, den S7. ZuN 1SSS Rr. '7L Die unpoiMMe Sette Muthestus. el- Tatsächlich begegnen wir den Zweigen und Blättern dieses lungcn Baumes schon auf Schritt und Tritt im täg- lickcn Lebe«. Aber bevor der Beweis hierfür angetreten wird, piele übe" iftcu 'cinz sakka uirch ictor Ger- seilt- rließ »den und- r oft g in lanö- , -aß nilie ißten daß ffcn. über ände von und ilfen. »gen i -ie lisch» lani aran mbia sats- Tter- die Nan des rten, yan- stitt- >?rre itten hlie- indi- rufel hun- bzw. vver aner zu-. egs- M auf dem den rkley läge , die der tim» Ge- o Ur nen-» lust. daß fiert, esses itrgt, klar- ulken Zschopaaer Tageblatt ««» «nzeiger lüka- --löst am >adei von l als etlich 2VN- ichen eiten Hren ügen Die Fabrik ohne Vande Ans neuen Stammbäumen wachsen neue Verlslotse ring in den Brotbeutel gesteckt. SS ist Zeit zum Verduften. Die Nachbardivision hat nie herausbekommen, wer der Wahnsinnige am Riesenblindganger war... Semmling ist seinem Umgang mit lebenden und toten Blindgängern nicht zum Opfer gefallen, wie es den Dompteuren wilder Tiere zu gehen pflegt. Aber wir verloren ihn au- den Augen, well er verwundet wurde. Natürlich auf seltsam« Art. Damals, beim Vormarsch. Als Reserve marschiert« di« Kompanie auf d«r Landstraße: „Achtung, Fliegerdeckung!" Wirklich sagen da zwei englische Flieger in 50 Meter Höhe heran. Wir treten unter die belaubten Strahenbäuni«. MG s schießen. Semmling hat eS nicht eilig. KomycheS Klirren auf der Straße. Nanu? Fneg«rpseile! WaS ist mit Semmling? Er ist gestürzt als einziger. Ein Pfeil, ein Ding ohne Kupferring — lächerlich — hat ihm den Oberschenkel durchschlagen. Er blutet stark. Runter mit dem Koppel. Ist der Brotbeutel schwer! Und aufgeschlitzt. Ein zweiter Pfeil hat dem „Angler" den Tresor, seine Schatz kammer, zerrissen. Klirrend fallen Ringe, zerbrochene, breite, schmale, bearbeitete und rohe, in den Straßenstaub. Die schönen Sachen... hier liegen lassen? Nie! Trotz deS stechenden Schmerzes, trotz rieselnden Blute? rappelt sich Semm ling hoch, flucht fürchterlich, grabscht mit beiden Händen seine Beutestücke zusammen und verstaut sie in Rock- und Hosentaschen. Und das weiß ich: so herzlich ist Wohl selten bei einer schwe ren Verwundung gelacht worden. Semmling, der blutende Granatenangler, lachte mit — aber sicher nur, weil er seine Ringe wieder hatte. Von vr. B. Die Chemie d«r TeerS, der Stammbaum, der sich auf der Kohle aufbaut und dessen zahlreiche Verästelungen zu den künstlichen Farbstoffen, Medikamenten und anderen Erzeug. Men der verschiedensten Ari führen, ist im Laufe der letzten vierzig oder fünfzig Jahre zum Allgemeingut des gebildeten Menschen geworden. Dieser aus bildlichen Darstellungen zur Genüge bekannte Stammbaum ist das Symbol einer chemisch technischen Entwicklung, ohne die wir uns heute die Zivili sation überhaupt nicht mehr vorzustellen vermögen. Wie lange eS dauert, bis dieses Stadium der Selbst verständlichkeit, des Eingehens in die Allgemeinbildung er reicht wird, das erleben wir jetzt wieder einmal an einem anderen Beispiel aus der Chemie, an einer anderen Karriere, an der Laufbahn eines für den Chemiker selbst nicht mehr „neuen", dem breiten Publikum in seiner Bedeutung aber heule noch fast unbekannten Stoffes. Wir meinen das Azetylen. Der Azetylenbaum gehört noch nicht zur all gemeinen Bildung, und es wird Wohl auch noch eine Weile dauern, dis er, der heute schon zu ähnlich weitreichenden Ver- weigungen herangewachsen ist wie der Teerstammbaum, auch o stark ins allgemeine Bewußtsein seine Wurzeln hinein- enken wird. ei« Haus hmeutteyen könnte. Da liegt daS Ungetüm, üSer- mannshoch und von zwei Armen nicht zu umspannen. Ring- herum hat die Nachbartruppe einen Zaun aus Draht gezcmen. „Achtung, Blindgänger!" steht auf einem sauber gemaltem Schild, und zwei dicke, 10 Zentimeter breite Kupferlinge umspannen den Stahlkoloß. der den Sprengstoff zentnerweise enthält. Semmling hat ungeduldig auf die Ablösung gewartet. Er Linkert Len Kameraden zu. „Gehst du los?'"— „Ja, jetzt gleich." Dunkel ist es noch, als er endlich bei seinem Blindgänger riesen aukommt. Er springt über den Absperrdraht. Da liegt der Brocken, und da... fühlt die Hand die Ringe mit Rillen so tief, als seien es Feldbahnschienen. Ach was, der ist tot — überlegt Semmling... mit seiner Angel setz« er den nicht in Bewegung, wenn auch zwanzig Manu dran ziehen. Den frisch geschärfte« Meißel setzt er an, die Hammerichläge klingen dumpf auf... eins — ho... zwei — ho... Wie diäi der Ring ist., kiloweise Kupfer... noch mal: ho!... feste... jupp... Im Laufgraben, der 80 Bieter von Semmlings „Arbeits stelle" vorbeiführt, klingen Stimmen. Der Divisionskommandeur ist aus seinem Stabsquartier gekommen, um im Morgengrauen Persönlich die Stellungen zu besichtigen. Gleichzeitig nutzt er die Gelegenheit, sich den immerhin seltenen Blindgänger von 38 Zentimeter Kaliber anzusehen. .Zier, Exzrllenz", sagt der Oberst, und weist auf eine niedrige Stelle, au der man de» tiefen Laufgraben leicht verlassen kann. Fahle Dämmerung zeigt sich im Osten. Semmling ist heiß geworden von Ler Arbeit. Er hat seinen Rock neben sich gelegt, die Haare hängen ihm von der schweißnassen Stirn. Hurtig, schnell, bevor es ganz hell wird! Mit voller Kraft hämmert er auf den Meißel. Zäh ist da- Kupfer... rumm... hack... bumm... Der Oberst verfärbt sich, als er dir metallisch klingende» Schläge hört. Hier wird doch nichl gebaut! Seine Exzellenz hält Len Schritt oa... „WaS ist das, Herr Oberst?" fragt er. Ei« Adjutant springt vor. Semmling ist jo im Eifer, daß er nichts hört und steht als „seine«" Ring und jein Klopfen. „Ein Wahnsinniger..." ruft der Aöjmant und stürzt zu rück, „ein Selbstmörder! Ter ^kerl will sich und «ns in die Lust sprengen." Tie Herren machen kehrt. Metallische Hammerfchläge klin gen ihnen noch in den Ohren, als sie längst wieder im StabS- qimrUer angrkommen sind. Die stiebenden Gestalten mit den OffizierSmützen und dem roten Mantelkragen Hal der eifrige Semmling doch noch gesehen. Inzwischen Hai daS Telephon gearbeitet. „Ter Man«, der den Riettnblindgänger in die Lust sprengen will, ist festzustelle». Meldung zur Division." Der Abjchnittskommaadeur schickt eine» Unteroffizier los. Der bleibt im Laufgraben. „Mensch, komme« Sie mal her!" Semmling tut gerade die letzten Schläge. „Gleich geht er hoch... uuh!" antwortet er mit verstellt dumpfer Stimme »ad rollt wild dre Suge«. Der Uut«rosfizi«r har keine Lust, sich bei einem so dummen Anlaß von emem Irrsinnige« ms Jes seils befördern zu lallen. Er verschwindet. Ler -Waü«sm»iae" hat ei« schwere« Stück v«» Kupstk- Ser Baumeister Eine Legende vö« Margaret Hohmann Es war eine große Not in ihm. Der ganze Bau stanv da, der König kargte nicht mit Ehren, der Abt nicht mit heiligen Sprüchen und seinem Segen, und beide ermunterten ihn, das letzte Stück deS Jnnenbaues zu Vollender«, nämlich den Kapitel saal zu wölben und auszumalen. Daß seine Decke das erste Mal eingestürzt war und einige Bauarbeiter begraben hatte, bedrückte ihn und hatte seine Bau herren, den König und de« Abt, im Augenblick gegen ihn ein genommen, nun aber war nach seinen neuen Berechnungen ein Unglück ausgeschlossen. Dennoch erlaubte die hohe Baukommission ihm nur, Verbrecher daran arbeiten zu lassen, die, sowieso schon ihres Lebens verlustig, eS nun hier em wenig früher und grau samer verlieren konnte«. Der Baumeister knirschte mit den Zäh nen. So wenig traute man seinen Berechnungen, weil auf all die vielen gute» Bauten ein einziger Fehlschlag gekommen war. Aber wußten die Herren eigentlich, was er geplant? Machte« sie sich die Tragweite feiner Gedanke« klar? Etwas, das «och nie dagewesen, ein schwebendes Gewölbe, ohne Stützen, sollte den Raum überdache«. Es war ein Rausch in ihm, ei« fiebern des Warte». Diesmal mußte es halten, es mußte halten. Aber das Warten rjß an seinen Nerven. Und eine höhnische Stimme kicherte heiser: „Und wen» es nicht hält, wenn eS wieder welche begräbt, dann bist du ihr MöZer..." „Ach WaS, diesmal such es Verbreche^ die auch sonst bald de« Tod erleiden müssen", keuchte er iu solche» Stunden der Schwäche. „Aber vor Gott", kreischte die Stimme, „vor Gott rechnet jede Seele und jede Minute, die mau ihr hier mißgönnt und verkürzt." Der Baumeister litt schwer unter diesen Vorstellungen, aber sein Werk ließ er nicht im Stich. In ihm war der Rausch des Schöpfers, des Entdeckers neuen Tragwilleus, eS war wie ei« Fieber, das ihn trieb und in das er die mit hineinzwang, die ihm halfen. Und einer Tages war die Wölbung fertig, und sie hielt wirklich. Sie stürzte nicht zusammen. Die Arbeiter verabschiedeten sich von ihrem Herrn und gingen in ihre Zellen zurück. Er blieb allein im gewölbten Raum, und eine große Freude kam in sein Herz. Er hatte es geschafft. Die Decke hielt. Bald würde sie mit allem, WaS es an Schmuck gab, bedeckt sein und der Be wunderung des Jahrhunderts freigegebeu werden. Seinem Kopf war dieses Werk entsprungen! Ohne ihn wölbte sich jetzt nicht der herrliche Bogen, den vald die Nippe« anmutig gliedern würden, der, mit Figuren und Arabesken be malt, das Auge entzücken würde. Der Baumeister war sehr müde. Nächtelang hatte er nicht recht geschlafen. Da lag auch eine Decke, die einer der Arbeiter vergeßen hatte und sein Buch mit den Berechnungen. Er legte es sich umer den Kopf, streckte sich aus, deckte sich mit der Decke des Arbeiters zu und schlief im Schutze feines Gewölbes ein. Sein letzter Gedanke war dieser: „So kann ich am besten fest stellen, ob die Decke auch über Nacht hält, WaS sie am Tage versprach." Am Morgen, als die Arbeiter wieder zu ihrem Dienst an- traten, fanden sie ihn da schlafend unter dem Gewölbe, seinem großen Werk, aber nicht zerschmettert von Steinen, sondern über wältigt von seinem Werk. Ter Baumeister war tot. Die Menschen, öcnen das Leben nur noch kurze Zeit blühte, waren erschüttert. Und manch einer hätte gern das seine gegeben, um dem berühmten Bauherren zu weiterem Schaffen zu helfen, doch «S ging nicht an. Der Tote war tot, aber sein Werk lebte u«ch hielt nicht nur für den Tag, sondern Wölble sich in di« Jahr hunderte hinein. Und alle die unter dem hängenden Stein wandelten, erfuhren die Geschichte seines Bauherrn, und es er griff sie in Ehrfurcht ob der Schönheit deS Raumes und in Grauen ob seines Opfers ferner zum Azeto«, einem immer wichtiger werdenden Roh stoff der Lack- und Farbenindustrie; schließlich zur Azetyl- Zellulose, die wiederum der Ausqangsstoff der Azetatkunstseide, des Azetatfilms und anderer Produkte ist, wobei heute an gemerkt werden darf, daß möglicherweise die Zukunft der synthetstchen Spinnstoffe vorwiegend auf der Verbindung des Azetylenprodukts mit der Zellulose liegen wird. Das ist nur einer der vielen neuen Ausblicke, die der Azetylenstammbaum für die neue Werkstoffwirtschaft eröffnet. Noch gibt es jedes Jahr, fast jeden Monat auf diesem weiten Felde etwas Neues. ES ist besonders interessant, daß bei diesen neuen Auf gaben zusehends das Bild der Produktionsstätten sich wandelt, und zwar auch für den Laien noch deutlicher als schon bei anderen großen Synthese-Arbeiten. Die neu entstehenden Fabriken und die schon vorhandenen Werksabteilungen längeren Datums sind überhaupt keine „Fabriken" im her kömmlichen Sinne mehr, denn dazu fehlen ihnen vor allem die Wände, die Mauern. Je mehr man dazu übergeht, di« chemischen Reaktionen sich nicht in voneinander abgetrennten Gefäßen, Behältern, Bottichen vollziehen zu lasten, je mehr aus dem ganzen Produktionsprozeß ein kontinuierlicher Vor- gaug wird, bei dem man am Anfang einen "Rohstoff hinein steckt, um am Ende das fertige Erzeugnis hervorgehen zu laste», desto mehr ergibt sich eine Zusammenfassung in einem einheitlichen System von Röhren. Diese Röhren lösen die Gefäße ab, was, rein wirtschaftlich betrachtet, große Vorteile in bezug auf die Wandstärke ergibt, mit denen man arbeiten kann, und somit durchaus im Sinue sparsamer Materiak- wirtschast liegt; zugleich erhält der Produktionsprozeß dadurch eine ganz neue Geschlossenheit, die erst recht dazu führt, das neue Fabrikbild, die „Fabrik ohne Wände" herauszustellen. Eine solche Fabrik hat an ummauertem Raum nur ein kleines Häuschen zur Aufnahme der Meß- und Kontrolle eiurichtungen neben den Röhrensystemen sieben, wobei zu gleich »och gewissermaßen als Nebenprodukt die Sicherheits- Vorteile anfalleu, die sich aus der Tatsache ergeben, daß bei spielsweise Explosionen in solchen Betrieben auf ihren un mittelbaren Herd beschränkt bleiben. Vielleicht gehört also auch vo« dieser Seite her betrachtet die Zukunft der Fabrik ohne Wände. Dieser Fortschritt geht Hand in Hand mit der neuesten Entwicklung der Groß-Chemie der Synthesen, der Gebui l der neuen Werkstoffe. Es zeigt sich gerade bei den neuesten, auf der AzetykeuLasiS entwickelte« Kunststoffen immer deuttüher, Laß man «S hier gar nicht so sehr mit Austauschstoffe« zu tun hat, sonder« vielmehr mit neuen, ein Eigenleben führenden Erzeugnissen. Immer stärker rrrr, Dor allem Ler besondere Charakter hervor, der darin be steht, daß Ler Werkstoff-Produzent sich de» Bedürfnissen des Verarbeiters, das heißt also dem Verwendungszweck anpaßt. Alle erwünschten Eigenschaften werden in der Retorte ent- wickett. Manches mutet heut« schon wie Zauber«! au, aber eS ist eine höchst vernünftige Zauberei. müßen wir uns das Azetylen selbst kurz betrachte«, feine Her kunft und seine» Werdegang. Es ist verhältnismäßig einfach, denn es ist hier nur zur Kohle — oder zum Koks, der prak tisch ia einen nahezu reine« Kohlenstoff darstcllt — der Kalk getreten, und aus der Verbindung dieser Elemente ergibt sich Las Karbid, aus diesem wiederum durch Hinzufügung von Wasser das Azetylen. DaS ist gewiß nichts Neues, zumal jeder ältere Mensch das Erzeugnis und auch die letzten Sta tionen seines Werdegangs aus einem simplen Vorgang selbst kennt: unsere gute« alten Fahrradlampcn verbrannte« ei» Gas, das aus Karbid und Wasser sich entwickelte und das in der Tat nichts anderes war als Azetylen. Insofern haben wir es also mit einer keineswegs neuen Sache zu tun, aber neu ist nun all das, was im Lause der beiden oder der drei letzten Jahrzehnte aus dem Azetylen ent wickelt worden ist. Wir können hier — um im Bilde des Stammbaums zu bleiben — nur Lie wichtigsten Aeste nnd nur die blatter-reichste« Zweige kurz ueuncn: das Azetylen dient zur Herstellung von Äzetaldehyd, Aethylalkohol und synthetischer Essigsäure, und diese Zwischenerzeugniffe führen wiederum zu folgende» Produkten: den sogenannten Vinyl- verbiubungen, di« in der Kuuststoffgetviunung eine Rolle von wachsender Bedeutung spielen und hier sogar im Begriff stehen, andere Ausgougsstoffe auf diesem Gebiet zu ver- vrangen; sodann zu dem sogenannte« Methanol, einer Art von synthetischem Sprit; zum ÄutaLiem, dem Ausgangsstoff für den deutschen Kautschuk, Buna, also für ein Produkt, LaZ ganz neue Möglichkeiten auf dem Werkstoffgebiet eröffnet hat; Nachbarabschmu, beim Schloß Zo«nebele liegt ei» Blindgänger der 36-Zentmie:e»Kano»e. Den muß man gesehen haben! Die Tranattocher seiner „Kameraden" simd so rEMhast, Laß man Semmling, der Graualeuangler Eine Kricgserinerung von Friedrich Wilhelm Bruns. , 1«, irden. Häu- eren" »Itie nveit t der »deie Jetzt e die das war römt «tsa- l gr- Der- Hem iSllig Outz- steht, hmt« Wir tagen im Iserabschnitt, den Franzosen geaenüber, die den vielumkamxften Kanal in ihrem Rücken hatten. Nachmittags, fast täglich zur selben Zeit, beschoß eine Revolverkanone unseren kümmerlichen Graben. Mau horte Abschuß und Einschlag, aber die kleine» Grauätchev machten uns kaum Kopfzerbrechen. Sie durchschlugen nicht einmal die Sandsackpackungen, und vor ihren Splitterchen war man in jeder Grabenecke gedeckt. Kaum ging al;o sie Knallerei los, da verschwand olles im Unterstand und Hütter der Brustmehr. Nicht so der Neue, der gestern gekommen ist. Er flitzt aus »em Unterstand, springt auf eine Faschine und späht über die Deckung. Aber nach hinten... warum denn bläß? „Mann, was mache« Sie... der Franzmann sieht doch her?" Semmling läßt sich nicht stör«». „Ach... mo« so..." brummelt er. Kaum har daS Kanönchen zu feuern ausgehört, ist Semm- ino mlS dem Graben heraus, kriecht eine Strecke übers Feld, mddctt mit den Händen in Ler Erde. Komischer Kerl. „Vor- ickn. Menich!" rufe» Kameraden. „Ter Franzmann kann Lich eben." Semmling buddelt ruhig Weiler. Da hat er was gesun den... steckt eS in die Rocktasche, kommt zurückgekrochcn. „Zeig her!" Einen rettende« kleinen Blindgänger, noch warm, wiegt er in Ser Hand. „Ter geht los!" warnt jemand. Semmling lächelt. Zwei kleine Kupfer ringe hm das Geschoß und glänzt frisch wie polierte- Silber. Semmling wartet nun täglich aus das Bombardement der Revolverkanone, die bei fast jedem vierten Schuß einen Dlind- flänoer hat. Man hört das genau. Und wenn mal ein anderes Siück unseres Grabens Desch offen wird, rennt der Neue eiligst »er,hin. Immer hat er Deute, Wens rr zurück kommt. „WaS machst du bloß mit de« dummen Dingern, Senn., ling?" — „Andenken", jagt er. „Sind doch hüvfch... was?" Bald genüge« dem Brancuenjäger seine Spietzeuggrauale« nicht mehr. Ter Fernd schießt za auch mit Feldlanoncn, und die habe» ebenfalls Blindgänger — mit Kupferlingen. Aber fie sind gefährlicher, Haden Zeitzünder, und mit der bloßen Hand kann man Fe nicht au» Ler Erde holen... Tas ist auch Semm- luig zu gefährlich. Er konstruiert also eine 8luget. Ewen Draht mit «mer feste« Schlinge legt er vorsichtig um die Granate, an dem Draht Hang! «in« würge Schaur. Nun wird — aus respekt voller Entfernung — gezogen. Stuck! Nichts. Noch einmal krösti- ger... ruck, Pick... wieder nichts. Und dann fester... Ta kommt fie aus der Erde, Lie Granate. Tas ist für Semmling der Beweis. Satz sie „wt" ist. Er gehl hi», den Mergel anarsrtzl.., mu dem Hammer drauf. Bald ist der Kupferring gelöst. Wir habe» Le« Almhmlt anoechfelt, liege» jeyi vor WylL- scharre. Härr schütze» keine RevÄveckanoncn, dafür — vom Lcmmel her — eoglifche SchiffHefchützc mit 38-ZcntiMe:er- Emmat«». Nach ein paar Tagen hat eS fich herumgesproche». I« Lie WeBgerz der MetseodSre» Bisher Hal man dem großen Anieisenbär Südamerikas wenig Intelligenz zugeschrieben und ihm jede Eignung zum Haussier abgesprochen. Diese Meinung wurde dadurch unterstützt, daß dieser Ameisenfresser in seiner Heimat ein ausgesprochener Ein- iedler ist und deshalb Wohl kei»« Veranlassung hat, ein Ge- elligkeitsverhältnis mit dem Menschen emzugehen. Tiesin An- chauungen widerspricht nun das Forschungsergebnis von Pro- essor Bastian Schmid, der einen wichen Ameisenbären aus Südamerika beobachtete. Es zeigt sich, daß dieses Tier einen ausgesprochen guten Orientierungssinn besitzt, sofort erlernt, ein Futter an einer bestimmten Stelle zu suchen, und daß eS einen Herrn sehr wohl erkennt. Als e» nämlich »ach Abschluß >er Versuche an den Kölner Zoo abgegeben wurde, erkannte eS eine» iHv drf»che»de« Herr» »ach L3 Lage» deutlich wieder. Nur er durfte daS Tier kraulen, ohne feinen Hieb mit der Klaue befürchte» M «Äsen. Bei Professor Schmid ist Ler Ameisen bär außergewöhmlch zahm, ja geradezu anhänglich geworden.
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