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denken, den der Vater nach Padua und Pavla zum Studium gesandt hatte, in der Hoffnung, ihn eine« Tages als gelahrten Doktor heimkehren zu sehen. Und setzt redet der alte Arzt, der um den einzigen Sohn bangt und sorgt, von einer Befürchtung und ahnt gar nicht, daß er damit <»ine längst vollendete Tatsache ausspricht. Denn er weiß ja nichts davon, daß Ulrich die Studien aufgegeben und den Spies; genommen hat, in Florenz ist Jörg ihm begeg net, dort stand er als Söldner im Dienst der Mediceer, von diesem Zusammentreffen hat Jörg keinem Menschen erzählt, niemand in Nürnberg weiß, daß Ulrich überhaupt noch am Leben ist. Achtzehntes Kapitel. Der alte Aiblinger hat sich's nicht nehmen lasten, immer noch in der Werkstatt tätig zu sein, aber allmählich muß er das Bunzieren und Hämmern aufgeben, seine zitternden Hände sind znr Feinarbeit untauglich geworden. Weil aber Jörg nur mit einem Gesellen, dem Sebastian Bollert, die Arbeit meistern will, obgleich sie non Tag zu Tag zunimmt, so daß oft genug das Tagewerk vis in die Nacht ausgedehnt und bei Kerzenlicht geschafft werden muh, so will Aiblinger nicht hinter den beiden jurüüstcben und bedient jetzt den Ofen, überwacht das Silberschmelzen, während der Geselle das Gießen besorgt. An Tagen, an denen nicht gegossen wird, hat der alte Mann es leichter, dann reinigt er das beim Verarbeiten durch die Löthitze und durch Guß verfärbte Silber im Säurebad, poliert fertige Stücke uud ist guter Laune bet seiner Arbeit bis — etwa ein Kunde die Werkstatt betritt, dann verschwindet er regelmäßig so schnell und unauffällig, wie er es nur möglich machen kann. Wenn auch der stunde ein guter alter Bekannter sein sollte und mit ihm ein Weilchen plaudern möchte, Aiblinger ist nicht zu halten, er mag sich von niemand sehen lassen, weil er als alter Meister sich der „Lchrbubenarbeit" schämt, wie er seine heutige Tätigkeit zu nennen Pflegt. So will er auch wieder die Flucht ergreifen, als eines Lages der Natskonsulent, Doktor Christoph Scheurl, in die Werkstatt kommt. Aber der Doktor hat ihn schon gesehen. Er lacht und ruft ihn. „Ihr dürft Euch nicht verstecken, Meister Aiblinger, grade mit Euch habe ich ein Wörtchen zu reden." Mit einem leisen Widerstreben kommt der Meister jurück und begrüßt den Doktor, der in Nürnberg eine gewichtige Rolle spielt. .^chr werdet mir doch nichts Widriges Mitteilen wollen?" fragt er beunruhigt. Neber Christoph Scheuls Gesicht huscht ein vergnügtes «kacheln. „Weiß nicht, ob's Euch zuwider ist, wenn ich sage, daß Eure Werkstatt ein schöneres Gesicht bekommen hat, seit der alte zerkratzte Schautisch diesem neuen mit dem herr lichen Schnitzwerk Platz gemacht hat. Und auf dieser Treppe da," er deutet auf den Aufbau aus dem Tisch, „stehen Eure Becher und Schalen so zierlich und zum Kaufe lockend ausgestellt, daß es mir jetzt eine rechte Freude ist, Eure Werkstatt zu besuchen. Das wollte ich Euch sagen. Meister Aiblinger, daß das ein guter Gedanke von Euch war." „Herr Doktor, das hat sich mein Neffe allein aus gedacht. und er hat's auch durchgesührl gegen meinen Willen, da ich die Kosten dafür gescheut habe. Hernach aber hat mich mein Einspruch gereut, weil ich sah, daß es gui wurde, und daß Ihr mir das bestätigt, dafür danke >ch Euch." „Also der Meister Jörg Schott hat das ausgedacht? Schau einer an. Und mir erzählt er, das sei Euer Werk gewesen. Jedenfalls gefällt's mir und meinem Freunde, dem Herrn Pirkheimcr, auch, besonders, daß Ihr jetzt einen Ser neue Schiffsjunge Skizze von Paul Jacob-Langen Heck Als ich noch den kleinen Nahschoner fuhr — so ^zahlte der Bestmann — bekamen wir in Stettin einen neuen Jungen air Bord, einen ebenso gutmütigen wie schwerfälligen Pom- mern. Friedrich hieß er. Tie Frau unseres Schiffers mochte ihn gern leiden, denn rr konnte gewandt Kartoffeln schälen, aber nach Ansicht ihres Mannes halte jeder Schiffsjunge, und noch dazu ein gelb- haariger Pmnmer, dumm und unbeholfen zu sein/ Bis um Skageu ging alles klar. Dann aber lief die Nord see gegen unseren Schoner und brachte ihn ins Schlingern und Stampfen. Unser neuer Junge glaubte, vor Uebelkeit sterben zu müssen. Er jammerte und stöhnte erbarmenswert, und wenn der Schoner einen Satz machte, klammerte er sich wie irr an das Kojenbrett. Nur nach Hause wollte er uoch, oder in einen tillen Wald. Selbst die Mittclchcn unserer Schiffersfrau halfen dieses Mal nicht. Gegen Abend kam eine steife Brise auf. Das Nahscgel mußte geborgen werden. Der Schisser stand am Ruder, trampelte mit den Füßen und fluchte, wie Kapitäne immer fluchen, wenn sie ein Segel wegnehmen müssen. Ich auf der Rahe merkte bald, daß mir der zweite Mann fehlte, denn die Böen rissen mir den flatternden Lappen immer wieder aus den Fingern. Der Schiffer sah das, und er sah auch, daß ich mehrere Male nach ihm hinblinzelte. Endlich, meine Arbeit dauerte ihm doch wohl zu lange, ließ er sich von seiner Frau ablöscn. Ich atmete auf, aber der Schiffer rannte am Mast vorbei und hinein ins Mannschaftsroof. „Badding —!" rief die Frau hinter ihm her, und noch einmal, wie in banger Ahnung „Vater!" Aber Vadding war sehr in Fahrt. Nau- wenigen rcugcn- blickcn kam er an Deck zurück, den Jungen vor sich her jagend. Bis in die Nähe der spritzcrnmscgten, stcucrbordschcn Ver- schanzung stieß er ihn, dorthin, wo die Wanten in den Fock mast führen. „Enter auf!" brüllte er. Doch Friedrich umklammerte fest die Taue und starrte völlig hilflos in die Takelage, die über ihm wilde Kreise beschrieb. Um keinen Preis schien er in die pfeifende Hölle zu wollen. Ta packte der Schiffer einen Lampen. Der Junge aber, Plötzlich völlig verändert, riß fast gleichzeitig einen schweren, eisernen Koffeenagel aus der Nagclbank am Want, und breitbeinig stemmte er sich gegen die Verschanzung. „Schlagen lasse ich mich nicht!" rief er trotzig. Und wie er so zu den Worten den Kopf in den Stacken warf, blickte er kurz nach der Schisfersfrau, die aufrecht im heulenden Wind, umoampft von den prasselnden Spritzern, in die Speichen des Ruders griff. Von Seekrankheit und Heimweh war dem Jungen nichts mehr anzumerken. Der Schiffer stutzte, zog den Kopf zwischen die Schultern, und, im Gesicht blaurot vor Wut, ging er schwer und wuchtig auf den widerspenstigen Jungen los, in der Hand das ge- schönen bequemen Sessel für Ture Besucher stehen habt.» Der Herr Christoph Scheurl setzt sich auch gleich in den gepriesenen Sessel und lehnt sich behaglich an die gepol sterte Rückenlehne. „Nun will ich Euch einen Auftrag geben, Ihr sollt mir einen Petschierring auferftgen. Hatte da der ver- ehrunaswürdige Kardinal Lorenzo Campeggio einen Ring, ich habe mir eine kleine Skizze von ihm gemacht," er holt ein Zettelchen auS der Gürteltasche, reicht es Jörg, der hinzugetreten ist, „schaut Euch die Zeichnung an, solches Fingerreif möchte ich haben." Während nun Jörg einen Schubkasten aus dem Tische zieht, aus dem eine Anzahl Ringe, fein säuberlich auf blaues Tuch gelegt, dem Doktor entgegenblinken, geht der alte Hieronymus hinauf in die Wohnung. Er findet Frau Elisabeth eifrig an einem Kinderhemdchen nähend, neben ihr am Fenster steht das Körbchen, in dem Brigittes Kind schläft. Unwillig verzieht er das Gesicht und kommt langsam näher. „Man könnte bald glauben, Ihr wäret die Mutter, Frau Elisabeth." „Ich wünschte, ich wäre die Großmutter." „Hm", brummt der alte Meister, setzt sich schwer in einen Stuhl, sieht auf das winzige Kindergesicht mit finsteren Blicken. Mehrmals lüftet er sein Käppchen, drückt es wieder fest auf sein weißes, schütteres Haar, räuspert sich. »Ja, Frau Elisabeth, wie soll das werden", er deutet mit einer Handbewcgung auf das Kind. „Ueberlaßt doch das unserem Herrgott, er wird's schon recht machen." Eine Weile schweigt der Alte, blickt dann mißmutig auf Frau Elisabeths rastlos nähende Hände. „Hm", beginnt er wieder, „ich mein, es wäre gescheiter, sie gäbe das Kind in die Findel." „Warum wollt Ihr härter sein als Euer Neffe, Aiblinger? Jörg hat gesagt, die Mutter mag das Kind bei sich behalten, wo vier essen, wird's fünfte auch noch satt werden..." „Aber die Leute..." „Was geht's die Leute an?" „Sie reden..." „Schwätzen tun sie." „Sagt selbst, Frau Elisabeth, soll das hier im Hause nun so bleiben, wie's ist? Der Jörg lebt in seiner Kammer für sich, und die Brigitte in der ihrigen..." „Ueberlaßt das doch dem Herrgott; wenn er die beiden wieder zusammenbringen will, wird er die Stunde schon wissen. Was wollt Ihr Euch da eindrängen in sein Werk, glaubt Jhr's besser zu machen?" „Besser oder nicht besser, ich pfusche nicht unserem Herrgott ins Werk. Aber es tut einem doch in der Seele Weh, wenn man schauen muß, wie die Brigitte werkt und schafft und sich abmüht, alles zu tun, was sie uns von dLn Augen ablesen kann. Sie ist wie ein demütiger Hund, und der Jörg hat nicht einen Blick für sie und auch nicht für das Kind." „Ist nicht sein Kind." „Ja, warum läßt er es dann nicht zu, daß das Kind ins Findelhaus gegeben wird, wenn er sich doch nie mit der Brigitte aussöhnen und auch dem Kind nicht ein Vater sein will?" „Aiblinger, alles braucht seine Zeit, um schließlich zum guten Ende zu führen. Ich glaube an ein gutes Ende, sonst hätte Jörg nicht die Brigitte ausgenommen, sie nicht her nach im Hause behalten, nicht auch die Fortgabe des Kindes abgelehnt. Laßt Euch's nicht kümmern, ob der Jörg di« Brigitte wieder als Eheweib zu sich nimmt oder nickt." Gewitter Hinter hohen Wipfeln steigt's empor wie «in schweres Schlachtschiff, bunkel-brohend. Blitz grellt auf, wie Münbungsfeuer lohend; Donner rollt wie der Geschütze Chor. Und schon ist die große Schlacht im Gang! Wilde Angriffsböen brechen brausend; in den aufgewühlten Lüften sausend, heult und jauchzt verwegner Kampfgesang. Aber jäh die Wut gebrochen ist: Auf Les schwarzen Panzerschiffes Türmen hat die Sonne, trotzend allen Stürmen, goldene Flaggen ihres Siegs gehißt! Heinrich Anacker. ' „Ich glaub' nicht, daß sich der Jörg anders besinnt. Als ich ihm anbot, daß wir aus der Schlafstube gehen und sie ihm und der Brigitte überlassen wollten, wie's ehedem war, fuhr er mich zornig an: ,Nix da, 's bleibt alles, wie's vor der vermaledeiten Hochzeit war!' Nun sagt Ihr, ob Ihr noch immer an eine Wandlung glaubt?" Neunzehntes Kapitel » Wieder einmal nach längerer Zeit besucht Jörg di« Vischerhütte am Katharinengrabcn. Er findet den alten Meister und seine Söhne mitten in der Arbeit. Peter drückt ihm in aller Eile die Hand. „In einer argen Hetz' triffst uns, Jörg, wir wollen grad 'nen größeren Guß vornehmen. Der Meister steht schon am Ofen, überwacht die Schmelzmasse, wir werden gleich beginnen können." „Habt wohl ganz besonders Großes vor euch, daß ihr alle so erregt seid?" „Nun, so etwas Besonderes ist's grad nicht, weißt, eine Grabtafel, wie wir schon hundert gegossen haben. Aber die Bestellungen werden rar. Schon ein Auftrag im Jahre ist heute eine große Sache, die Aufregung her vorruft." Jetzt tritt auch der Altmeister heran, begrüßt Jörg. „Ja, Jörg Schott, werden Wohl bald nur noch Kannen gießen, Zapfhahnen und Türklopfcr. Grabtafeln bestellt man nicht mehr, und eine große schöne Tumba schon gar nicht." Der Hans kommt herzu. Er hat des Vaters letzt« Worte noch gehört. „Ist das nichts, was ich vorhabe?" grollt er. Der Vater will beschwichtigen und klopft ihm freund lich auf die Schulter. sFortsetzung folgt.) «älsel-Ecke Auflösung Les Rätsels aus voriger Nummer Les Zscho- pauer Tageblattes: Dan—ksagung Zig—a rett« War—tezimmer Ist—anbul Und—ankbarkeit - Bleibt—reu Deutsch—ostafrika — Danzig war, ist und bleibt LeutsH! schmeidige Tauende. Unwillkürlich dachte ich an meine eigene Schiffsjungenzeit. „Vadding —!" rief da die Frau wieder vom Ruder her. Ein einziges Mal nur, und ganz laut. Es klang aber ganz anders wie vorhin. Der Schiffer blieb sofort stehen, besann sich, knurrte und brummte noch etwas, ließ das Tauende los, ging dann lang sam nach achtern und nahm wieder das Ruder, während der Junge nur nach der Frau sah, die trotz des heftig stampfenden Schiffes ruhig und sicher die schwere Kappe der Kajüte öffnete, um nach unten zu gehen, denn es war inzwischen höchste Zeit geworden, das Abendessen klar zu machen. Polternd fiel der Koffeenagel an Deck. — Erneut griff ich in das knallende Segel. Ganz leicht ging plötzlich die Arbeit, denn der neue Junge stand da neben mir und riß an den Zeisingen, als ob er etwas nachzuholen hätte. Bis auf die äußerste Rahennock jumpte er, wo ja auch beim Scgelbergen fein Posten war. Später, beim Abendbrot, futterte er für drei. Oben an Deck aber steckte der Schiffer den Koffeenagel wieder in die Nagelbank und legte säuberlich das Tauende herum, mit dem er den Jungen eigentlich verprügeln wollte. Dann ging er in die Kajüte. Als er eintrat, griff der neue Junge die breite Hand feines Schiffers und bat um Verzeihung. Der Schiffer strich ihm über den breiten pommerschen Dickschädel, durch das stroh gelbe Haar, schnell, Wohl damit es keiner in der Kajüte sehen sollte. Seine Frau merkte es aber doch, und mit einem keinen Lächeln stellte sie das Essen auf den Tisch. Sie Schillscheu Weuiere Mit brutaler Faust hatte Napoleon die europäischen Völker unter jein Joch gezwungen. Dennoch brannte der Geist der Freiheit in vielen deutschen Herzen. Er erlosch nicht, obgleich die Legende von der Unbesiegbarkeit des Korsen wie eine dämonische Macht den Mut zu lähmen schien. Immer wieder loderte da und dort die Empörung auf. Wenn auch den todesmutigen Rebellen keine Volkserhebung gelang, so nährten sie doch durch ihren Kamp; und Tod den glimmenden Funken und waren leuchtendes Beispiel. Der tollkühnste der Empörer war Ferdinand von Schill, der mit seinen fünfhundert Husaren den Anstoß zu einer nord deutschen Volkserhebung geben wollte. Das Wort „Mit dem Mutigen ist Gott" schien sich bewahrheiten zu wollen. Uederall, wohin der schweigsame Major mit seiner kleinen Schar kam, schlossen sich ihm die begeisterungsfähigen Jünglinge an. In hitzigen Gefechten blieb er auch gegen feindliche Uebermacht erfolgreich. Napoleon fchäumte vor Wut und ließ den dreisten Husarenmajor für vogelfrei erklären, sein Bruder JörSme setzte gar auf den Kopf des „RäuberhauptmannS namens Schill" einen Preis von zehntausend Franken. Ein Detache ment von Franzosen, Hollandern und Dänen erhielt den Auf trag, die kleine Schar unschädlich zu machen. Doch kümmerte ich der Räuberhaüptmann, namens Schill, den Deubel um üe feiner Person angetane Ehre und flickte den Schelmen- ranzoscn ain Zeug, wo er konnte. Zweihundert Mann seines Jnfanteriebataillons waren von Berlin aus zu ihm gestoßen, lauter blutjunge Kerls, die für ihren Major durch dick und dünn, und wenn es sein mußte, in den Tod gingen. In dem Gefecht bei Dömitz in Mecklenburg geriet ein Trupp dieser Pikeniere, der allzu ungestüm die Verfolgung der bereits geschlagenen Franzosen ausgenommen hatte, m einen Hinterhalt und wurde trotz verzweifelter Gegenwehr gefangen genommen. Groß war darob der Jubel bei den Franzosen. Aber als der General d'Albignac sich die Gefangenen vor führen ließ, war er baß erstaunt über ihre knabenhaften Gesich ter. „O lala", sprach er zu seinen Offizieren, „diese Kinoer! Das ist blamabel! Was machen wir mit ihnen?" Halb ärger lich, halb belustigt schritt er die Front der Rebellen ab. Die trotzigen Gesichter verrieten weder Angst noch flehende Unter würfigkeit, sondern das Gegenteil: finstere Entschlossenheit und jungenhafte Auflehnung. Darüber erboste der General nicht wenig. Um seine Ueberlegenheit zu zeigen und zu beweisen, wie ein alter Soldat ihr ganzes Tun einschätze, ließ er ihnen spöttisch verkünden, ihre Kriegsführung sei in seinen Augen eine dummejungcnhafte Spielerei, und aus Mitleid mit den Eltern, denen sie übermütigerweise davonaelausen seien, wolle er sie väterlich bestrafen: man möge jedem der Milchgesichter zwanzig Stockschläge verabreichen, dann dürften sie zu ihren Müttern heimkehren, damit diese sich nicht länger um die Bengels sorgen müßten. Die Offiziere lachten hellauf und zollten ihrem Komman deur lebhaften Beifall. Diesen tollpatschigen Jungen werde die Lektion erteilt, die sie verdienten. Mit einem Fußfall hätten sie sich für die wirklich glimpfliche Behandlung zu bedanken. Selbstgefällig beobachtete der General die Wirkung feines Befehls. Als die Pikenicre den Dolmetsch verstanden hatten, wurden ihre Gesichter noch einen Schein blasser, dann aber fluteten glutrote Wellen der Scham über sie, und in bitterer Entschlossenheit trafen sich die Augen der also Gemaßregelten. Wie ein Schrei schlug dein General aus dem bisher so schweig samen Häuflein ein empörtes „Nie"! entgegen, so daß er, nicht recht begreifend, Ivas denn diese Tollköpfe eigentlich erwartet hatten, mit drohender Miene hart an sie herantrat und sie anfanchte: „Was wollt ihr, Rebellen?" Und nun wurde der General bleich, so deutlich las er in den lodernden Gesichtern, und es hätte der Worte gar nicht mehr bedurft, die ihm zornbebeud entgegen geschleudert wurden: „Wir find Soldaten, keine Buben! Laß uns erschießen! Wir lassen uns nicht prügeln!" Die Offiziere verstummten. Aber Spott und alle Ucber« heblichkeit waren Plötzlich sortgeweht von dem Hauch diese- Geistes. Der General blickte über die Schar der Pikeniere hinweg. Seine Augen wurden weit nnd groß, als sähen sie etwas Neues, bisher völlig Unbekanntes. Dann hob er salu tierend den Degen und gab den Befehl, die Freischärler als Kriegsgefangene nach Frankreich zu schafsew Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau. Schriftleitung: Margarete Voigtländer t« Zschopau.