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Nr. ,62 2. Beiblatt zum Zschopauer Tageblatt uab Anzeiger ».»«.»«n-,». I«» ' . , t_t -tHIM !O ' I. . .^UIW > M >» ...-L-^—-R--» „ 1.I '. ^'M' Zum fieventen Lag Casanova mit Kopftuch und Hornbrille regeMNmg »il Vicl« de Sowa Bon Theodor Riegler. Der Herr mit der Hornbrille und dem Kopftuch, dem ich in den Jodannisthaler Filmateliers begegne, ist Victor de Kowa. Während der Mittagspause leiste ich ihm in der Kantine Ge sellschaft. Er schlingt das Essen hinunter und sübrt mich zu einer kleinen Frellult-Unterhaltung auf das Gelanoe. Wo die Aielierwelt mit einem Bretterstapel vernagelt ist, bleiben wir stehen. De Kowa sieht salopp und scharmant aus wie immer. „Wie machen Sie daS bloß, Herr d« Kowa? Sie spielen. Sie bearbeiten und schreiben Stücke, Sie zeichnen und malen, und außerdem führen Sie noch Regie!" „Es kommt immer auf die fröhliche Initiative an!" lächelt c- n bester Laune. „Das Leben ist wie ein Apfel. Man mutz 1 nehmen und reinbeißen! Da ist mal eine Made drin, die i 8 man ausspucken! Man darf nicht eine zu gemütliche und bequeme Jugend gehabt haben. Ich habe mich im Leben immer gerührt und mich gekümmert. Mir hat niemand einen Knopf geschenkt. Ich bin von Pontius zu Pilatus gerast." Und dann entwickelte er feine „Hemden-Philosophie". Sie klingt im ersten Augenblick etwas snobistisch, aber sie hat einen liefen Sinn. Als de Kowa an der Volksbühne spielte, hatte er den Spitznamen „der Graf", weil er immer „tiptop in Schale" war. Er hätte eher seinen Magen darben lassen, nach dem Satz: lerne knurren, ohne zuklagen, als daß er auf ein seidenes Hemd vernichtet hätte. Die Luxushemden Märkten sein Innenleben. Die geschmackvollen Schlipse gaben ihm einen Halt. So war Herr Brummel — und so ist er noch heule. Er hat sich nie hoch mütig in die gestärkte Hemdbrust geworfen, sondern ist immer der nette, junge Mann geblieben. Während ich auf dem Bretterstapel meine Notizen mache, plaudert er m einem eleganten Rekordtempo über sein Lebe« und seine Entwicklung. Er ist aus einem sehr festen und elasti schen Holz geschnitzt. Wenn man das Leben mit einem Zug ver- gleicht: de Kowa ist immer im richtigen Augenblick ausgesprun gen. Er hätte keinen Augenblick gezögert, sich auf die Puffer zu setzen, um sein Ziel zu erreichen. Er Hal sein Gleichgewicht selbst bei den schärfsten Kurven nicht verloren und nie die Not- bremse gezogen. Obwohl der Zug durch jo manchen Tunnel fuhr! Von allen Kochtöpfen des Schicksals hat er die Deckel ab gehoben und so lange gekostet, bis er sein Leibgericht fand. „Als ich den nassen Windeln entstiegen war, ging ich mal im Garten tpazieren und sagte zu meiner Mutter: .Weißt du — das Gras ist der Erde ihre Haare!' Da meinte sie, ich würde ein Dichter werden." Schon früh zeigen sich die Wesenszüge seines Charakters: eine beglückende Frechheit, das Leben zu duzen und mit dem Schicksal umzusprmgen. Die romantische Unverfrorenheit eines Idealisten, dem kein Baum zu hoch und kein Wasser zu tief ist. Ein naives Selbstvertrauen von nachtwandlerischer Sicherheit. Eine leichtfüßige Energie. Als er zum Kadettenkorps will, schreibt er hinter dem Rücken seines Vaters an den König von Sachsen einen Brief. Und der König benimmt sich jo, wie jeder Märchenkönig sich benehmen würde: er läßt den Knirps zu sich kommen und finan ziert seinen halbwüchsigen Wunschtraum, dem die Revolution ein Ende macht. Wilhelm Busch würde an dieser Stelle sagen: j „Dieses war der erste Streich, doch der zweite folgt joglcich ..." Von Streich zu Streich klettert de Kowa die Himmelsleiter zur Prominenz empor. Wenn man an einer Kunstakademie eine Freistelle bekommen will, packt man seine Siebensachen zusam men — Zeichnungen, Plakate, Illustrationen — und geht da mit quiesichvergnügt zur Post. Manche Laufbahn scheitert am Aufkleben einer Briefmarke, an dem lctzien Nest von Energie. Nicht so bei de Kowa. Er ist der muntere Markcnkleber, der an das Leben Briese schreibt.. Und das Leben ist so höflich^ sie um ¬ gehend zu beantworten. De Kowa erhält prompt dl« Freistelle an der Kunstakademie. Der dritte Streich hängt mit dem Schauspieler Erich Ponto zusammen. Als ihn de Kowa in einer Rolle sieht, will er an ,Ort und Stelle Schauspieler werden. Wie macht man daS, meine Damen und Herren? Das Rezept ist einfach: man geht so selbstbewußt zu Erich Ponto, als Ware man der Geldbrieftrager. „Hören Sie mal zu, Herr Ponto, ich möchte gerne Schauspieler werden! Und dann spricht man vor, keck und unbefangen, wie einem der Grünschnabel gewachsen ist. Die Folge ist, daß man gratis und franko Unterricht bekommt. Wenn man 25 Stunden genommen hat und der „schüchterne Liebhaber" vom Dresdner Staatstheater abaeht, kann man für ihn in die Bresche springen. Man bewirbt sich hinter dem Rücken PontoS um ein Engage ment, wird sofort verpflichtet und begrüßt am nächsten Morgen seinen Lehrer mit den Worten: „Guten Tag, Herr Kollege!" „So spielte ich denn weiter und weiter", plaudert de Kowa, indem er liebenswürdig seine Mittagspause opfert. „AIS ich alle komischen Rollen gespielt und sämtliche Bonvivants ab geklappert hatte, empfand ich das Bedürfnis, mich intensiver und in einer neuen Form mitzuteilen. Aus diesem Impuls begann ich Stücke zu bearbeiten und selber welche zu schreiben. So kam ich auch zur Regie — es war kein leichter Weg, denn ich wollte von Anfang an dabei sein: beim Buchschreiben, bei den Dialo gen, bei der Besetzung. Ich mußte meine Mitarbeiter selbst aus suchen dürfen!" ,^Jch liebe die Komik, wenn sie ins Filigran geht!" sagt er mit einem etwas elegischen und verschleierten Temperament. „Ich halte mehr vom Schmunzeln als vom Lachen. Ich lache mehr über die Kleinigkeiten des Lebens als über die großen Sachen." Er sagt das ganz schlicht: De Kowa mit Hornbrille und Kopftuch. Ein Mann, der sich nicht mit Ellbogen durchsetzt, son dern mit einem ans Wehmut und Kühnheit gemischten Lächeln. Cem Gemüt ist auf Seide gefüttert. Selbst wenn er in seinen Nollen tobt, liegt ein Abglanz des Versöhnlichen über der Szene. Selten kann einer so bezaubernd schmollen und Krach schlagen, so lässig die Flinte ins Korn werfen, so anmutig wirrköpfig hinter einer Idee herrennen, fo großspurig aufdegehren und so windelweich klein werden. Salonlöwe und Gassenjunge, Prinz und Bettelstudent, Vagabund und Hans-Guck-lN-die-Luft. Er ist ein Träumer mu allerhand lustigem Unkraut in den Ge danken und der Wurstigkeit eines großen Jungen. Der Bruder Lustig mit dem melancholischen Herzen. Casanova, Schaukel- Philipp und Till Eulenspiegel in einer Person. Er kann flott und elegant fein, ironisch und überlegen, müde und. traurig, frech und naiv, spleenig-charmant und auf eine wehmütige Art verlottert. Ein Liebhaber, der ohne PalhoS durchs Leben zigeu nert. Ein Sammler von Seifenblasen und Luftschlössern. Mit der de-Kowa-Stirnlocke, die das Barometer seiner Gefühle ist. Man könnte ein eigenes Kapitel über daS Innenleben seiner Frisur schreiben. Aber das würde zu weit führen... Außerdem muß de Kowa ins Atelier. Wenige Minuten später sitzt er als Regisseur in einer kleinen Laube mit Stroh dach zu Alt-Tüsseldors. Rosensträucher sind von Scheinwerfern zauberhaft erhellt. Auf der Wand im Hintergrund der Laube zittert ein feine- Schattenspiel. Ter Kameramann und seine Gehilfin lummen em Lied, das immer weitere Kreise zieht. „Die Stimmung ist oui!" hat de Kowa gesagt. „Die gute Laune ist das Wichtigste!" Man siebt es an der Art, wie er Regie führt: mit leichten Bonmois und einer hauchzarten, kameradschaft lichen Ironie. Und dabei geht ibm schon wieder ein Stück durch den Kopf. Welch Glück, das er ihn nicht verliert! Sudanromanlik Nächtlicher bestich lm Araberdorf Von Anbr Welcher Wind hat mich eigentlich in diesen Hafen geweht? das heiß: Aus dem Nolen Meer ging es noch, da war wnugileus noch Fahrtwind. Aber hier in Port Sudan? Nein, Las ist Loch etwas zu viel. Lieber acht Tage Maschinentörn im Fnünchen Ozcan! Ta kann man sich wenigstens noch ab und zu mal unter den Lüster stellen, hier gibt es das nicht. Sonne, Conne und nochmals Sonne... Sauber ist es hier, das muß man zugeben. Aber nur das. Lancuam ichlendere ich mit meinem Kameraden durch die Stadt. Sagte ich Stadt? Oh, Verzeihung, Stadt natürlich nur nach afrikanischen Begriffen Sieh mal da! Ein Neger hockt pech rabenschwarz in einem blendend weißen Burnus auf der Straße mit einer Flasche neben sich — und wäscht sich die Füße. Ja, janber ist es hier. Und da der Markt? Sicher sehr interessant. Wir sind aber schon sechs Tage in Port Sudan und haben ebenso oft den Markl gesehen, die feilschenden, laut ihre Ware anprcisendcn Sudanneqer, Inder, Araber und Chinesen bewundert, wir keimen diese Bazare des Ostens außerdem zur Genüge. Was nun? Sollen wir durch diese von Weißen, fensterlosen Häusern umrahmten Straßen schlendern, ans denen kein Mensch zu sehen ist, da sie alle vor dieser erbarmungslosen Hitze und Glut in die Häuser geflüchtet sind, sollen wir in einem Kaffee aus unappetitlichen Tassen diesen herrlichen türkischen Kaffee schlurfen oder sollen wir etwa an Bord gehen und langsam, aber sicher am Sonnenstich oder Hitzschlag zugrunde gehen? Man könnte ja auch mit dem Motorboot mit Glasboden zum Rifs fahren und dort die Korallengebilde betrachten, diese eigen artigen, roten Gebirge mit der lebenden Fisch- und Schaltier welt. TieS sieht man zwar auch gern, aber doch nicht jeden Tag! Also gehen wir in das Hotel. Wir kommen aus einem Backofen, wir haben noch den Widerschein dieses Glutballs, der Sonne, die man in der Heimat als die segensreiche, wärmende herbeisehnt, die man hier aus dem Grunde des Herzens heraus verflucht, in den Augen, wir sind schweißgebadet, staubüberpudert und treten in ein Paradies. Kühl, unheimlich kühl, es sind bestimmt 27 Grad, as Grube. aber der Gegensatz zu draußen ist sehr groß. Ventilatoren surren, dämmerig ist daS Licht, lautlos gleiten indische Boys auf nackten Sohlen über die Teppiche, bequeine Korbsessel laden zum Sitzen ein. „Have a drink." Weshalb sprechen wir eigentlich englisch? Ter Besitzer dieses einzigen Hotels in Port Sudan ist za ein Deutscher! Wie gut schmeckt das doch, man hat bei dieser Hitze, die jeden Tropfen aus dem armen Körper saugt, gelernt, auch Wert auf „Kujambelwasser" Sammelbegriff für alle kalten, unalkoholischen Getränke, zu legen. Wie kommt eigentlich der Engländer an unseren Tisch? Na, ist ja ein netter Kerl. Ach, er war auch mal Seemann, daher! Na ja, ist nichts los hier, er gibt es ja auch zu. Im Kino? Ja, da waren wir, im Freilichtkino. Daß man während der Vorstellung Bier trinken und rauchen kann, ist zwar sehr fchön, aber noch mal so einKi blödsinnigen amerikanischen Film sehen? Nein, ohne uns. Im Araberdorf? Nein, da waren wir noch nicht. Doch, sehr gern wollen wir da hin. Was, Ihr Auto wollen Sie uns borgen? Ja, vielen Dank! Immer geradeaus durch die Wüste. Allright, werden schon klar kommen. Plötzlich ist die Sonne verschwunden, die Dunkelheit setzt chlagartig ein. Wir trudeln los, der Scheinwerfer unseres Ford rißt sich in die Dunkelheit. So eben, wie ich es mir vorgestellt rabe, ist die Wüste anscheinend doch nicht, man humpelt ganz chön durch die Gegend. Ob er eine falsche Richtung angegeben hat? Siehst du was. auch nicht? Mensch, da ist es ja schon! Im Kegel unseres Scheinwerfers tauchen Hütten auf, Lehmhütten mit Barrikaden umgeben. Wir fahren unter lautem Getute durch eine offengelassene Lücke und trudeln dann in einen aufgeregten Haufen von schwarzen, verwegen gekleideten Menschen. Vor den Hütten sitzen sie an Feuern, malerisch zucken die Flammen über ihre wilden Gesichter, irgend etwas, wir stellen nachher fest, daß es Hammel ist, drehen sie ackf einem Spieß über den Feuern. Wir gehen langsam die Dorfstraße entlang, begleitet von einem wild gestikulierenden Haufen. Eine Kamel karawane wankt in dem eigentümlich wiegenden Schritt der Paßgänger i« daS Dorf, ruhig, schwetzsam, ein Gegensatz zu bkik schnatternden Eingeborenen. Wir wollen in eine der Hütten hineinsehen, gleich baut sich eine Mauer starker Männer davor auf und verwehrt uns den Eintritt. So spannend kann eS Wohl darin auch nicht auSsehen, das ganze Lebe« spielt sich offenbar auf der Straße ab. Aber eine Frau hätte ich gerne erblickt. Da« ist jüwch scheinbar aus geschlossen, sobald wir in die Näh« kommen, flüchten sie laut kreischend. Di« Männer sehen in solche« Augenblicke» noch etwa» wilder aus. Interessiert bleiben wir an einem Feuer stehen, daS hätten kvir aber nicht tun sollen, denn kaum ist es geschehen, steckt unS ein nicht gerade sehr sauber aussehender Eingeborener mit fett- und schmutzstarrenden Händen, mit ollen blendend weißen Zähnen grinsend, ein besonder» schönes Stück Hammelfleisch entgegen. WaS soll man machen? ES abzulehnen ist Wohl sehr nnböfl'ch. aber von diesem, im Gegensatz zu den Negern auS Port Sudan wirklich sehr dreckigen Schwarzen auS der bloßen Faust Hammelfleisch anzunehmen? Ich denke mit Schrecken an unseren letzten Ruhrkranken, übersehe die entgegengestreckte Hand und gehe schnell weiter. WaS ist denn daS da für ein Auflauf? Eine kompakt« Maste von schwarzen Leuten in schmutzig-weißen Burnussen kommt unS entgegen. Weshalb werden sie eigentlich ArabS ge nannt, eS handelt sich nach meinen Begriffen um eine besonders schwarze Ausgabe von Sudannegern? Schön sieht es ja aus,' wie sie da von den roten Flammen der Lagerfeuer umzuckt langsam auf uns zuschreiten, aber blitzartig fällt es mir ein — wir sind zwei Weiße, da steht eine Legion von Negern, es ist Nacht, sie denken vielleicht, wir hätten Wertsachen bei uns —> oder haben wir vielleicht ihre strengen Sitten arg verletzt? Na, wir werden es schon merken. Jetzt sind sie da. Ihre Reihen offnen sich, jetzt haben sie unS umringt, wir stehen vor einem ehrwürdigen alten Mann, der zum Kennzeichen seiner Würde eine Glocke trägt, offenbar also der Dorfschulze — oder sagt man vielleicht Häuptling?! Dieser Mann hat jedenfalls den Vorteil, daß er englisch rade brecht und auch sonst ganz verständlich mit Händen und Füßen redet. Er macht uns begreiflich, daß es verboten sei, daS DorH zu betreten. Ich frage ihn auf deutsch, weshalb denn keine Tafel mit „Eintritt verboten" am Eingang stände, daS gehöre sich doch so, was er wiederum nicht versteht. Er verfällt vielmehr in seine Muttersprache und erzählt uns aufregende Geschichten. Wir erfreuen unS an seinen Gebärden und unverständlichen) aber um so seltsamer klingenden Lauten. Da! habe ich es nicht geahnt? Plötzlich reißen alle diese sympathischen Herren auS irgend welchen mystischen Falten ihrer Burnusse krumme Araber dolche und halten sie uns unter die Augen. Muß ich also hiev sterben? Eigentlich hatte ich doch den Tod auf See verdient) Vor, neben und vermutlich auch hinter mir sind Dolche, ich spüre eS an dem unangenehmen Gefühl im Nacken, knimm sind sie und nicht einmal sauber. Ist es nun Rost, oder sind eS Blutspuren? Gibt es denn so etwas überhaupt, kann man so nahe der Zivilisation eines so romantischen Todes sterben? Ich glaube, ich versuche es mit Loskaufen, auch diese Leute sind ver mutlich nicht unempfindlich für bares Geld, das sie ja aller- oings auch erhalten würden, wenn sie mich umbrachten. Ich fische in meiner Hosentasche und bringe zehn Shilling in Silber zutage. Kaum habe ich das Geld in der Hand, drängt sich alleS- um mich. Verschiedene versuchen, mir Dolche in die Hand zu. drücken, andere Wirbeln damit in der Luft herum, alles ist in Aufruhr. Plötzlich lacht mein Kamerad neben mir wie ein Verrückter. Er hat die Situation erfaßt. Wie konnte man auch mir auf so romantische Gedanken kommen! Natürlich wollten »ns die handelstüchtigen Eingeborenen ein paar verrostete Dolche aufschwatzen. Well, das haben sie gut gemacht, so schnell hat mich noch, keiner von dem Wert einer Ware überzeugt. Wir kaufen! pflichtschuldigst unseren Dolch, lehnen aber den üblichen Ge schäftsabschlußkaffee ab, wir haben mit einmal keine Freude mehr an der Romantik dieses Dorfes. Eiligst klettern wir in unseren Wagen, ratternd seht er sich in Bewegung, .freundlich entblößen die „Arabs" zum Abschied ihre Zähne. Wir fahren durch die Nacht,., SohleNM- im »Ml Vergiftungen durch Kohlenoxyd sind bekanntlich nicht selten. Es hat sich daher eine Reihe von Verfahren herausgebildet, die den Nachweis dieses Giftes im Blut ermöglichen. Nicht alle diese Methoden haben sich praktisch bewährt. Die Ergebnisse waren vielfach durch Fehlerquellen im Werte gemindert. Besse ren Erfolg verspricht ein neues Verfahren, das Scholten-Düssel dorf auf einer wissenschaftlichen Tagung unlängst mitteilte. ES beruht auf der Erfahrung, daß gewisse Metallsalze durch das Kohlenoxyd in reines Metall umgewandclt werden. Man nimmt also ein Silbersalz, in Ammoniak aufgelöst, und mischt es mit dem zu untersuchenden Blute. Nach einer gewissen Erwärmung entsteht eine Verfärbung, aus der sich der Giftgehalt ermitteln läßt. Die Untersuchung erfordert nur eine geringe Enmahme aus der menschlichen Ader. Auch am Blute eines bereits Ver storbenen ist das Verfahren noch anwendbar. Solche Feststellun gen sind besonders für den Richter von Wert, da sie über die Ursache des Todes Aufschluß geben können. Egestorfs spricht platt Jeder Hannoveraner weiß, was seine Stadt dem alten Jo hann Egestorfs verdankt: die Begründung der Industrie an dem „Hohen Ufer". Er war Böttchergejelle und fertigte für eine Kalkbrennerei Kalkfässer an. Bald darauf ging das Unter nehmen in Konkurs. Da ersah Egestorfs die Gelegenheit Mit dem Gelde, das man ihm vorstreckte, übernahm er den ganzen Betrieb. Ter berühmte Niedersachse war übrigens nicht nur ein tüchtiger Arbeiter und ein Liebling der Glücksgöttin. Er hatte auch ein geschwindes Mundwerk. DaS zeigte sich eines Tages auf drastische Weise. Der Regent von Hannover, der Herzog von Cambridge, verlieh dem rührigen Manne damals für seine mannigfachen Verdienste den Titel eines Hoflieferanle« und überreichte ihm dazu noch einen Orden. Der grobe Kalen- beiger betrachtete sich die Auszeichnung eine Weile. Dann schüttelte er den Kopf: „Wat schall eck mtt den Dinge? Wenn Se meck wat schenken willt, Herr Herzog, denn schenket Se meck de ki« Sckivvabrt na Brämen!"