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ErMb.Dolksfrnmd. ^7^. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Königs und stSdlischen Behörden in Sue, grünhain, Hartenstein, Johann- sch.«^«<» ^NINvO^üN georgenstadt, Lößnitz, NeuMleh Schneeberg, 8chwarjm6erg hzw. Mldenfek. Nr. 25. Der „arzgetirgische VoMfreund- erscheint täglich mit Ausnaime der Inn« nach den Sonn, und Sesttagen. Abonnement vierlrljährltch 1 Marl 80 Pia. Inserate werden pro 8 aelbaltene geile mit 10 Pf., im amtlichen Lbeil di» Lgekpaltene geil« mit 10 Pfg., Reklamen die 8 »«spalten« geile mit »8 Psg. berechnet; tabellarischer, außer-ew-hnlicher Satz nach «rhihlem Daris. Mittwoch, den 31. Januar 1900. Post-Zeitn-gSiisl« Nr. «lL Inseraten-Annabme sürdie am Nachmittag erscheinende Nummer bi» vor mittag» Uhr. «ine Bürgschaft für die nächsttägige Ausnahme der Anni««» btj. an de» vorgeschriebenen Tagen sowie an bestimmter Stelle wird nicht gegeben. Auswärtige Aufträge nur gegen Borausbeiahlung. Für Rückgabe eiagesandler Manuskript« macht sich di« ««daction nicht verantwortllch. 53. Jahrgang Grundsteuer Schneeberg betr. Die Grundsteuer per 1. Termin 1900 ist - 3 bis längstens den 10. Februar dss. Js. bet Vermeidung sofortiger Zwangsvollstreckung an die hiesige Stadtsteuereinnahme ab zuführen. Schneeberg, den 30. Januar 1900. Der Stadtrat h. vr von Woydt. B. Johanngeorgenstadt. Feueralarm- Einrichtung betr. Nach der dem städtischen Fmcrwächter auf dem hiesigen Kirchthurme ertheilten Instruktion hat der Feuer Wächter, wenn er eine Feuersbrunst in den fünf Nachbarorten WittigSthal, Jugel, Steinbach, Georgenthal und Breitenbach bemerkt, dies durch Läuten einer kleineren Glocke der Einwohnerschaft anzuzeigen. Mit derselben Glocke ist auch daS übliche Früh- und Abendläuten zu bewirken. Bei dieser Einrichtung liegt eS nahe, daß Verwechselungen stattfinden und es ist auch beim Brande des großen Sägewerks von Nestler u. Breitfeld in WittigSthal am 16 Oktober 18S9 das Alarmläuten als Frühläuten angenommen und deshalb nicht gehörig beachtet worden. Um derartige Verwechselungen künftig zu vermeiden, treten an Stelle der bis herigen Einrichtungen nach übereinstimmenden Beschlüssen des StadtgemeinderatHS und des Kirchenvorftands vom t. Februar 1900 ab folgende Feueralarmeinrichtungen in Kraft: .Sobald der Thürmer innerhalb der Stadt Johanngeorgenstadt oder m den angrenzenden Ortschaften WittigSthal, Jugel, Steinbach, Georgenthal und Breitenbach den Ausbruch eine- Feuers wahrnimmt und daS Helle Feuer sieht oder sobald ihm von dem Branddirektor oder dem Feuerwehrhauptmann oder von einem Schutzmann hierzu Auftrag ertheilt wird, hat er bei einemIFeuer a. in der Stadt Johanngeorgenstadt ein viermalige- Anschlägen, d. in den Ortschaften Witt'gsthal, Jugel, Steinbach, Georgenthal und Breiten bach ein dreimaliges Anschlägen zu bewirken. Dieses Anschlägen an der großen Glocke hat der Thürmer mindestens zwei Minuten lang fortzusetzen. Bei Tage hat er die Richtung, in der das Feuer au-gebrochen, durch da» Herausstecken der rothen Fahne, nach eingetretener Dunkelheit und bei Nacht durch da- Herausstecken einer angebrannten Laterne zu bezeichnen. Bei dem Ausbruch eines Feuers in Orten, die oben nicht aufgeführt und entfernter gelegen sind, ist die Richtung des Feuers ebenfalls bei Tage durch Herausstecken der rothen Fahne, bet Nacht durch das HerauSstecken der ange brannten Laterne zu kennzeichnen, überdies aber der Branddirektor oder der Feuerwehrhauptmann sofort von dem Orte des Brande- in Kenntniß zu setzen. Sollte der Branddirektor oder der Feuerwehrhauptmann die Alarmirung der Feuerwehrmannschaften zum Zwecke de- AuSrückenS derselben nach dem Brandorte für nöthig erachten, so hat der Thürmer nach ergangener Anord nung des Branddirektors oder des Feuerwehrhauptmanns die Alarmirung durch zweimaliges, mindestens zwei Minuten lang fortzusetzendes Anschlägen Ml der großen Glocke zu bewirken." ES wird hiermit Solches zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Johanngeorgenstadt, am 27. Januar 1900. Der Stadtgemeinderach. Müller. DageSgeschichE Deutschland. — Im Reichstag stand gestern bei sehr mäßig be setztem HauS zur Verschling die Einführung des Postcheck verkehrs, ein LteblingSprojskt des Staatssekretärs von Pod- bielski. Zu dessen Vertheidigung ergreift er mindestens ein Halb Dutzend Mal das Wort; jeder Redner, der an der Vorlage etwas aukzusetzen hat, wird vom Generalpostmei ster sozusagen auf »frischer That" aä absurdum geführt, nicht immer mit zwingenden Beweisgründen, aber stets in gutgelaunter, liebenswürdiger Art, in jener jovialen, halb ironischen, halb gutmüthigen Beredtsamkeit, die ihm schon so manche Freunde errungen. Gegen die Vorlage selbst hat im Grunde von allen Parteien des Hauses gär Niemand etwas einzuwenden; links und rechts begrüßt man sie als -eine Erleichterung des Grldverkehrs, wenn Einzelne auch über die praktische Handhabung, wie sie in der Vorlage ge dacht ist, ihre Bedenken tragen. Herr Dr. Rösicke möchte beispielsweise die Landwirthschaft, sein Schmerzenskind, nicht -allzu stiefmütterlich behandelt sehen, Herr Gamp findet eben so wie der Schweriner Bankdirektar Büsing die Gebühren viel zu hoch, während Herr v. Podbielski wiederholt ver sichert, von „Fiskalität" sei in der Vorlage keine Spur; er werde doch nicht — meinte er unter schallendem Gelächter deS HauseS — seinem eigenen Kinde durch übertriebene FtS- Ealität den Hals abschnetden. Schließlich einigte man sich, die Vorlage der Budgetkommission zu überweisen, wo sie gründlich in all ihren Einzelheiten und Möglichkeiten ge prüft werden soll. In aller Eile wurde dann noch ein Stübchen vom Postetat gefördert und gegen 5 Uhr bereit- erklärte Graf Ballestrem, eS lohne sich nun nicht mehr, mit der Berathnng eu es neuen Titels zu beginnen. So ging man denn frohgemuth nach Hause und überließ den Rest der Tagesordnung dem heutigen Tage. Primkenau, 29. Jan. Dec Kaiser und die Kai serin sind heute Nachmittag 5 Uhr abgereist, Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein und Gemahlin geleiteten die Majestäten nach dem Bahnhöfe. — Zur Ermordung deS Kaufmanns Conrau wird der K. Z. aus Victoria (Kamerun), 2. Jan. gemeldet: In unserm Schutzgebiet sieht es noch imrner traurig au«. Im Süden rumoren die Buli weiter; alle Factoreien find noch nicht wieder geöffnet, doch ist die Wiederaufnahme der Geschäfte bald zu erwarten. Auch beabsichtigen die beiden großen Hamburger Lagos Firmen Gayser u. Co. und Witt u. Büsch nach der Herstellung friedlicher Zustände Factoreien im Kribi-Bezirk zu eröffnen. Noch ist der Trauerfall v. Quei» in lebhaftester Er nnerung und schon kommt eine neue Hiob», botschaft. Herr Conrau, den der Gouverneur entsendet, zu nächst um Leutnarrt v. Queis Hülfe zu bringen, dann um die Verbindung nach der Station am Croß-Fluß herzufiellen, ist auf dem Marsche dorthin von Bangwe gefangen, beim Versuch zu entkommen durch Speerstiche verwundet worden und erschoß sich dann mit seinem eigenen Revolver. Lonrau, der viele Jahre in jener Gegend gereist war, wurde vor wenigen Tagen unter günstigen Bedingungen von der Gesellschaft Nordwest-Kamerun angestellt. Man bringt hier waS wobl leicht zutreffend sein dürfte, beide Unfälle nicht in unmittelbare Verbindung. Während die Bevölkerung, .mil der Leutnant v. Queis zu thun hatte, durch Maßnahmen erregt worden" war, welche die Verwaltung erfordert und die fast nie ohne Kampf abgehen, war bei Conrau der Grund der, daß von dem Stamme der Bangwe-Leute, die zur Pflanzungsarbeit zur Küste geschickt waren, ein Theil gestorben war. Der Häuptling wollte Herrn Conrau als vorläufige Geisel zurückbehalten. Conrau, der dem Gouver neur über seine Gefangennahme Nachricht hatte zugehen lasten, hatte ausdrücklich gebeten, Verstärkung nur bis zu zu einem bestimmten, näher bezeichneten Ort zu schicken, den er zu erreichen hoffte. Bei diesem Fluchtversuch ist das Unglück geschehen. Oesterreich. Wien, 29. Januar. Die deutsche Flottenvorlage be sprechend, schreibt die »Neue Freie Presse": In der geplan ten Verstärkung der Kriegsmarine liegt daS offene Bekennt- niß zur Weltpolitik. In dem neuen Entwurf liegt die Kundgebung, daß das deutsche Reich eine starke deutsche Flotte schaffen will, die den Frieden in Ehren bewahren will, wenn aber erforderlich, auch der stärksten Seemacht mit Aussicht auf Erfolg die Spitze bieten kann. Das Blatt führt aus, Deutschland sei in di« Bahnen der Weltpolitik nicht durch Abenteuerlust und Eroberungssucht geführt wor den, sondern durch die wirthschaftliche Nothwendigkett. In Folge der Zunahme der Bevölkerung sei Deutschland genöthigt gewesen, entweder Menschen zu expmttren, oder Waaren. Letz teres sei geschehen. Heute sei Deutschlands gesammteS Wirth- schaftSleben unlösbar mit dem Netze der Weltwirthschast ver knüpft. Sollte aber diese Verflechtung nicht eine Abhängigkeit vom Weltmärkte herbeiführen, dann müsse hinter dem deut schen Gut und dem deutschen Kaufmann auch eine Macht stehen. Will Deutschland heute leben, so muß es zur See fahren, will es zur See fahren, so muß cs Geltung zur See haben, und diese schafft allein eine starke Flotte. Aber auch um seiner Großmachtstellung willen muß Deutschland der Entwickelung der Weltmachtspolitik folgen, und dies Gebot ist hier wiederum die Verstärkung der Kriegsmacht zur See. Die Deutschen in Oesterreich, die den Ruhm» und das Glück des Deutschen Reiches müfühlen, wünschen, daß bet der Prüfung der Vorlage im Reichstage die großen Gesichtspunkte der Vorlage vorherrschen. Je gründlicher die Prüfung, desto bester. Aber Gründlichkeit ist nicht identisch mit Rechthaberei und Kleinlichkeit. Im deutschen Volke ist die Ueberzeugung, daß mit der Flottenverstärkung eine große nationale und wirthschaftliche Aufgabe erfüllt wird, ständig im Wachsen. Die Größe, Macht und Blüthe Deutschlands steigen aus der parteipolitischen Verschüttung wieder vor die Plasten an daS Helle Licht deS Tage-. Wir in Oesterreich haben für diesen neuen Frühling im Reich vielleicht sogar ein schärferes Auge, al» unsere Freunde drau-' ßen, weil wir den Dingen ferner stehen. So glauben wir auch zuversichtlich, der Reichstag werde sich den Gründen für die Flottenverstärkung ebenso wenig entziehen, wie dem Drängen de» Volke». Die Bewilligung de» Flottenge, setze» durch den Reichstag wird «ine Kundgebung bedeuten, die wie ein Heroldruf der neuen Zett die Wett durchbraust I Prag, SS. Januar. Der Kohlenarb etterstretk' tnSchadowitz ist beendet und die Arbeit wieder aus genommen. Im Duxer Revier sind 500, im Brüxer Revier 100 Arbeltcr mehr angefahren als in den letzten Tagen. -hremkrsich. — Tie regierenden Kreise «ollen di« Ergebnisse der vor ¬ gestrigen S e naiv rrnw a h l e n durchaus rosenfarben sehen die amtliche Mittheilung an die Presse faßt diese Ergebnisse folgendermaßen zusammen: Republikaner 92, Nationalisten 3, wiedergewählte Monarchisten 4. Diese Klassifizirung ver schleiert jedoch die Wahrheit. Als Nationalisten sind nur hier Mercier, de Montfort und Gaurhier bezeichnet. Thar sächlich sind doch aber de Frcycinet, General Lambert, Ge neral Japy, Francis Charmes, Expert Besancon mindestcnS ebenso nationalistisch wie diese drei. Die Verfasser der amt lichen Aufstellung begnügten sich mit dem Etikett »Repu blikaner". Dieses ist jedoch nichtssagend, denn General Mercier, General Lambert und de Freycinet bezeichnen sich unerschütterlich als Republikaner. Die Wahrheit ist, daß vorgestern zwölf reine Nationalisten und 34 Bewerber, die sich ausdrücklich als Anti-DreyfusardS vorstellten, gewählt wurden; das giebt mit den vier Monarchisten 50 gelinde gesagt unsichere Kantonisten gegen -49 vielleicht zuverlässige Republikaner. »Gaulois" hat nicht-unrecht, wenn er seinen Wahlbericht mit den Worten überschreibt: »Die Vergeltung der Vaterlandsfreunde' und nach drei einleitenden Rufen: »Hoch daS Heer!", „Nieder mit dem Hinterhof!" (nämlich dem Staatsgerichtshof,) „Nieder mit den DreyfusardS!" fortfährt: „Gewiß, die sturmfreie Festung ist noch nicht geschleift. Aber unsere Freunde When sie schon erschüttert. Die Annäherungsarbeiten sind jedenfalls begonnen, und bald werden wir zum Sturm vorgehen können. Es ist das Er wachen drs Vaterlandes, die Vergeltung de- Heeres, die Verurtheilung des Bundes der Menschenrechte und oller, die um ihn kreisen, Trarieux', Reinach-, Picquarls, Ao S Guyors, der »Aurore', des „Eisele", des „Figaro" u. s. w. — Mercier sagte nach der Wahl einem „Gaulois"- Mitarbeiter: „Meine Wahl ist die beginnende Vir^eltung der Affaire. Man hat da- Land gefragt: Was ziehst Du vor, das Heer, das Dich oertheidLat, Dich liebt, Dich groß sehen will, oder Berufspolitiket^M unfähig sind, Dir eine Demüthigung oder BeschiyrpfüMM ersparen? Das Land hat geantwortet: Mir üst ^ lieber. Das ist der Sinn meiner Wahl." URWt minder bedeutungsvoll als Merciers Wahl ist dichenige Freycinet- und Experl- Besancons und Ranes Niederlage in Paris. „Rappel" versucht eine Wählerstattsttk und findet SS 699 republikani sche, 3659 nationalistische und 1688 monarchistische Stim men. Auch diese Statistik giebt keine Vorstellung der wirk lichen Verhältnisse, da beispielsweise FrcycinetS und sogar LamberkS Wähler als republikanische gezählt sind. Tde- venetS Niederlage wird ebenso schmerzlich empfunden wie diejenige Ranes. Paris, SS. Januar. Der Ausstand der Zimmerleute auf dem AuSstellungSterrain scheint beendet. Tie Mehr zahl nahm heute früh die Arbeit wieder auf. «»glemd. London, SS. Januar. Es verlautet, die Thronrede werde das Bedauern darüber ausdrücken, daß der Friede mit den Buren gebrochen worden sei, sodann werde sie kon» ftatiren, daß die Beziehungen Großbritanniens zu alle« fremden Staaten die freundschaftlichsten sind. Einer der wichtigsten Punkte der Thromrde werde der Hinweis sei«, daß Vorsorge für da» erhebliche Anwachsen der MilttärauS- gaben getroffen werden müsse Ferner werde di« Thronrede große» Bedaurrn über die Verluste der Truppen in Süd afrtka au-drücken, gleichzeitig aber mit großer Freude und Dank den Patriott»mu» anerkennen, den die Kolonien zeig-