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Nr. »80 2. Beiblatt zum Lfchopauer Tageblatt und Au-elger -»nnavan-, s. Zum sSeventen Tas Goethe in Wiesbaden Von Liesbet Dill. Auch hier wandelt man auf Goethes Spuren. In dem tiefen Schatten grüner, hoher Alleen, in de« Wäldern, auf den Höhen, am Rheinufer zu Biebrich ist er gegangen. Auf Wiesbadens Höhen stand er und schaute entzückt auf die dun stige, sonnenbestrahlte Ebene des Rheins, und die fernen, blauen Höhenzuge des Taunus. Schon als Kind fuhr er mit seiner Mutter nach Wiesbaden. Die Mutter gebrauchte hier die Kilr, er wurde „mitgenommen". Sie wohnten in den ältesten Wiesbadener Badehotels, dem Schwarzen Bock, dem Bär und dem Adler. Ihre Fundamente wurden schon zu Goethes Zeiten von den unerschövflichen heißen Salzquellen umrausch», die hier kochend der Erde entströmen. Der kleine Goethe, der eilenden Fußes über die Wies badener Straßen ging, wurde plötzlich von einem heißen Dampf eingehüllt, der aus der Erde quoll. Man kann sich denken, wie der junge Mensch, der sich für alle seltsamen Naturerscheinungen interessierte, damals m die Keller der Hotels hinunterstieg und sich die heißen Sprudel zeigen ließ, die Hausfundamente und Pfeiler brodelnd umzischten. Im Jahre 1815 mußte Goethe wegen ernstlichen rheu matischen Leidens zu einer mehrwöchigen Kur nach Wiesbaden gehen. Er unterbrach sie, um eine herbstliche Rheinreise mit Minister vom Stein zu machen. Ueber alles hat er mit seiner gewissenhaften, ausführlichen Weise in seinem Tagebuch be richtet. In alten Wiesbadener Badelisten wird er angeführt unter einer Frau Weber (Textor), Handelsfrau, Franksorth, als „Exzellenz Geheime-Rath Goethe mit Bedienung", Zimmer Nummer neun, im „Bären". Ein andermal im „Adler", zwischen einer Demoiselle Moser, Frankforth, und einem Herrn Wecker, Gastwirt aus Frankforth, als „Herr von Goethe, Wei mar, mit Bedienung". Es ist ein „schöner, alter Herr", der im Wiesbadener Kurgarten wandelt und die seltenen, exotischen Gewächse be staunt. Er läßt sich hier von Raabe nialen. Wozu hatte ein Goethe nicht Zeit? Während seiner rheumatischen Kuren stieg er die ersten Tage ini „Adler" ab. Hier war es ihm aber zu unruhig. Die vornehme Ruhe, die im „Bären" herrschte, zog ihn mehr an als^as unruhige Treiben des eleganteren „Adler". Das Fremdenbuch jener Tage gibt noch heute dar über Auskunft. Besonders gern wanderte er am Abend auf den Gaisberg, auf das Hofgut auf dem Berggipfel, um mit seinen Wies badener Freunden ein Glas Rheinwein zu trinken, den be rühmten „Elfer"... Aber die Bedienung, ein mürrischer, alter Kellner, gefiel Goethe nicht, und diesem unfreundlichen, bockigen Burschen verdanken wjr die spritzigen, boshaften Verse aus dem Westöstlichen Diwan: „Setze mir nicht, du Grobian, den Krug so derb vor die Nase!" Er wollte nicht . mehr von ihm bedient sein, schreibt Glaser-Wiesbaden, in seinem Tagebuch, und ließ sich künftig von einem blonden Jüngling den Wein bringen. „Du zierlicher Knabe, du komm herein, was stehst du denn da auf der'Schwelle? Du sollst mir künftig der Schenke sein" ... Goethe liebte die Jugend, besonders die jungen Mädchen. Obwohl damals seine Neigung zu Marianne von Willemer eine große Rolle in seinem Leben spielte und seine Gefühle beherrschte, sah man ihn auf Wiesbadens gepflegten Prome naden meist in Gesellschaft hübscher, frischer Mädchen, die er neckte und die ihn anregten. Er ließ sich Zeit, sogar den Prü fungen in der de Laspceschen Mädchenschule, Wiesbaden, bei- xuwohnen, und schenkte mehreren jungen Mädchen Exemplare der Erstausgabe von „Hermann und Dorothea . Die jungen Damen knicksten und dankten erfreut, ohne zu ahnen, welche kostbaren Schätze ihnen da in die Hand gegeben waren. Eines der schönsten Mädchen aus Wiesbaden, Philippine Lade, hatte er auf einem Kurhausfest kennengelernt. Pikant, heiter und elegant war sie, eine echte Rheinländerin. Sie ging oft zum Tanz in der alten „Klostermühle", einer Mühle, die man friedlich daliegen sieht in dem grünen Wiesental, wenn man nach Schwalbach fährt. Dorthin kam auch Blücher gerne, um zu tanzen, als er noch schlank und nicht steifbeinig war. Und eines Tages sank er vor diesem Mädchen auf die Knie und gestand ihr spontan seine Liebe. Sie lachte ihn aus. Goethe hatte denselben Geschmack, er suchte die schöne Lade immer wieder auf, wenn er nach Wiesbaden kam. Man sah die beiden zusammen im Kurgarten, in den Alleen, auf Spaziergängen im Wald. Er lehrte sie deklamieren, sie saß in seinem Wagen, wenn er nachmittags aiKfuhr. Zwei große Männer haben die schöne Lade geliebt, und doch ist sie unvermählt geblieben. — In Wiesbaden hat Goethe unter dem Eindruck seiner Liebe zu Marianne von Willemer den Westöstlichen Diwan geschrieben, seine „Suleika" ist auf Wiesbadener Boden ent standen und das Gedicht über den „Gingkobaum" aus China, der im Wiesbadener Kurgarten stand, dem Weiher gegenüber. Er ist auf einein Kupferstich verewigt, welcher den Wies badener Kurgarten iin Jahre 1830 darstellt'und der aussieht wie ein Gutshof in einem Dorf in Polen. Goethe, der auf alles in der Natur achtete, hatte den Baum gesehen und schickte der Willemer ein Blatt: „Dieses Baumes Blatt, der von Osten meinem Garten anvertraut... als Sinnbilo meiner Freundschaft... Fühlst Du nicht an meinen Liedern, daß ich eins und doppelt bin...?" Verschwunden ist heute der Gingkobaum, der von Goethe besungen ward, die alten Badehotels Wiesbadens aber stehen noch an derselben Stells sie tragen nur andere Namen. Schon im 15. Jahrhundert badeten die Könige im „Schwarzen Bock". Ein „Pferdeheilbad" war im Souterrain eingerichtet, später „offene Bäder" für die Kranken, die hier gemeinsam und fröh lich in ihren Holzwannen auf dem Kranzplatz Lasten, während draußen ein Flötenspieler umhcrging, der „den Badenden, die Zeit mit lustigem Flötenspiel vertrieb".,,. So mltzl man GehirnstrSme! Von K. v. Philippoff. Die Wissenschaft hat festgestellt, daß unser Gehirn aus Milliarden kleiner Äadebatterien besteht, von denen eine jede eine winzige Menge elektrischen Stromes ausschickt. Man ist noch einen Schritt weiter gegangen und kann jetzt genau messen, wieviel elektrischen Stromes dieser oder jener Teil des Gehirnes ausstrahlt. Ein neues Meßgerät dient dazu, die geringsten Störungen im Nervensystem festzustellen, und man braucht hier nur die Meßwerte eines kranken Menschen mit denen eines gesunden zu vergleichen. Ein Menschenhirn ist wahrlich ein wunderbares und kom pliziertes Ding, und es hat Jahrhunderte angestrengtester Arbeit bedurft, ehe man erfuhr, wie sich die Vorgänge im Ge hirn abspielen, obwohl die Heilkunde recht frühzeitig erkannte, welche Gehirnteile sich mit jedem unserer Sinne und unseren Bewegungen befassen. Verstärker und Kathode registrieren..« Als man Ende des vorigen Jahrhunderts feststellte, daß unser Gehirn elektrische Ströme ausschickt, war dies ein großer Fortschritt. Es fehlte aber damals an empfindlichen Meß geräten, um diese sehr schwachen Ströme zu registrieren Später baute man neben dem Kopf der Versuchsperson eine Antenne auf. Die empfindlichen Geräte machten Ansschläge, keiner wußte aber, was sie zu bedeuten hatten. Man forderte endlich ein Instrument, das die Gchirnteile bei ihrer Arbeit einzeln prüft. Finden nämlich die Aerzte, wel cher Gehirnteil nicht normal arbeitet, so wissen sie, wo die Be handlung angreifen soll. In mehreren deutschen wissenschaftlichen Instituten gibt es jetzt solche Apparate. Die Hirnerforschung auf dem Wege der Messung elektrischer Reaktionen bezeichnet der Gelehrte als „Elektroencephalographie". Der Elektroencephalograph ist eine Verbindung von Verstärkern, wie wir sie vom Rundfunk ken nen, mit einer Kathodenröhre, dem Herz des Fernsehgerätes. Damit kann man die Gehirnvorgänge beobachten uno mitein ander vergleichen. Vielbeicht erscheint einem der Gedanke, daß das Gehirn elektrische Ströme ausschickt, nicht so seltsam, wenn man sich entsinnt, daß auch der Körper aus Atomen aufgebaut ist, und diese aber Verbindungen von Elektronen sind. Die Elektronen jedoch sind der Ursprung aller Elektrizität. Wie eine Wasserwellenhaube..« In einem kleinen Raum im obersten Geschoß eines großen Krankenhauses warten Männer, Frauen und Kinder auf die Untersuchung. Der nächste Patient tritt ein. Wir sehen, wie das klug ausgedachte Gerät arbeitet. Fritzchen ist dran! Zunächst ist Fritzchen etwas schüchtern. Der Arzt beruhigt ihn mit einigen Worten. Auf dem Tisch hinter dem Stuhl, auf dem Fritzchen Platz genommen hat, befinden sich einige Geräte, die einem veralteten Rundfunkempfänger und einem Fernseh gerät ähneln. Fritzchen ist nicht beim Friseur, obwohl man cs zunächst annehmen kann, wenn man ihn so sitzen sieht. Das komische Diadem, das er auf dem Kopfe hat, ist nur eine Bor- Achtung zum Festhalten kleiner Kontakte an seiner Kopfhaut. Diese Kontakte fangen die elektrischen Ströme auf. Wenn Fritzchen die Augen öffnet und schließt, die verschiedenen Teile seines Gehirnes arbeiten läßt. Diese Ströme laufen die Drähte zu den Geräten entlang und registrieren... Um sich zu vergewissern, daß nichts von den winzigen elektrischen Energiemengen verloren geht, hat man Fritzchens Kopf mit Alkohol getränkter Watte abgerieben und an den Stellen, wo die Kontakte befestigt werden, noch mit je einem Tropfen Kochsalzlösung benetzt. Vier Kontakte läßt man unter Fritzchens seltsamer Kopf bedeckung gleiten, und jeder von diesen ist an positive und nega- tive Pole angeschlossen. Sämtliche Drähte führen zum Ver stärker. Dieser hat zur Aufgabe, die sehr schwachen Gehirnströme dermaßen zu verstärken, daß sie eine Wellenlinie auf dem Schirm der Kathodenröhrc beschreibt. Das menschliche Gehirn erzeugt Ströme mit von einem Zweihunderttausendstel bis zu einem Tausendstel Volt Span nung, und infolgedessen ist es leicht zu begreifen, daß eine un geheure Verstärkung nötig ist, ehe auch empfindlichste Geräte reagieren. Zchnmillionenfach wird der winzige Impuls verstärkt, ehe er in den empfindlichen Oszillographen geleitet wird, das andere Gerät, das ungefähr so wie ein Fernsehgerät aussicht. Der Oszillograph, der heutzutage für die verschiedenartigsten elektri schen Messungen benutzt wird, besteht in der Hauptsache auZ einer Kathodenröhre. Die elektrischen Stöße werden hier auf dem fluoreszierenden Schirm der Kathodenröhre in Gestalt von Wellenlinien sichtbar gemacht. Während Fritzchen ausführt, was ihm der Arzt sagt, staunt man über die Vielfältigkeit des bläulichen Lichtmusters auf dem Schirm. Schließt beispielsweise Fritzchen die Augen, dann sieht die Aufzeichnung seiner elektrischen Ströme ganz anders aus als wenn er die Augen öffnet. Regt er sich auf, dann nehmen die Wellenlinien wieder andere Gestalt an, und man gewinnt die Ueberzeugung, daß man nunmehr die Gehirntätigkeit wirk lich beobachten kann. Vor einem Menschenalter hätte man jedermann ausgelacht, der behauptet hätte, daß so etwas mög lich wäre. Aber wer weiß... Fräulein Veronika Von Heinrich Zerkauten. Sie wurde Fräulein Veronika genannt, solange sie denken l.".:. e. Vis auf den heutigen Lag. Manche ihrer Schülerinnen :n den Vaiernameu der Lehrerin erst kennen, wenn sie an .. .,nungslür zum erstenmal nach Fräulein Veronika fragten. Uiw es waren nicht wenige, me zu ihr kamen. Denn eS haue sich herumgeiprochcn, daß Fräulein Veronika mehr um —r Kunst als um des Geldes willen unterrichtete. Obgleich Fräulein Veronika um der Kunst willen ohne Schülerinnen hätte leben können. Jeder, der dem Fräulein Veronika begegnete, freute sich an ihrem weißglänzende« Haar und an ihren schwarzen Auaeu. Ke kn dem ebenmäßigen Gesicht wie ruhige Lichter stanken! Leuchtturmlichter, stetig brennend. Tag und Nacht bewacht von der wärmenden Zucht deS Wissens um das Leben. Und der klare Schein dieser Augen ließ kein Menschenboot kentern, da- in ihren Lichtkreis zog. So gingen denn viele in dir Schule Fräulein Veronikas, und manchen unter ihnen wollte es scheinen, als lernten sie mehr denn Klavier spielen oder ein Liev singen. In dem größten Raum der kleinen Wohnung, dicht unter dem Fenster, stand der Flügel dergestalt, daß Fräulein Veronika, wenn sie vor den Weißen und schwarzen Tasten saß, gleichsam immer im Lichte war. Ob die Sonne über das blaue Meer des Himmels segelte, ob bleich der Ta^ durch heruntergezogene Wol ken äugte, stets war Licht um Fraulein Veronika. Und'flohen einmal ihre Gedanken von den Notenbildcrn fremder Meister fort — im langgestreckten Raum, der vor dem Flügel sich breitete, fingen sie sich wieder auf. Dieser Raum war längst zur Herzkammer in seglichem Sinne geworden. In ihm lebten die Jahre, da Fräulem Veronika gelebt, und diese Jahre waren sichtbar an manchem Zeichen der Erinnerung von den Eltern und Großeltern her bis zu den Achselstücken des im Kriege gefallenen Bruders. In diesem Raume ließ sich nichts verrücken. Offen lag in ihm die Zeit, Vergangenheit und Gegenwart, so offen, wie in Fräulein Veronikas ebenmäßigem Gesicht. Nichts stand quer, es schien eines aus dem anderen gewachsen. Uno das Licht des Tages beherrschte den Raum, wie die Augen das stille Gesicht des Fräuleins: auch eine verhängte Sonne ließ dennoch irgend wie verborgenen Glanz erkennen. Das alles glich den Sonaten der Meister und den Melodien der Lieder, glich den Blumen, die hier und dort umherstanden, glich den Ereignissen des Lebens und jedes einzelnen Tages. Das Wesen der Dinge begann erst hinter dem Gegenständlichen, und es lief alles nur darauf hinaus, sich dem Leben binzuhalten wie ein Baum sich hinhäli der Glut der Sonne und oer Gewalt des Sturmes. Erst hinter dem Notenwerk schwang bas wirkliche Lied. Erst hinter der Aeußerlichkeit des weißglänzenden Haares begann das Leben Fräulein Veronikas. Dies zeigte sich am deutlichsten an jenem Tag des Jahres, den Fräulein Veronika den „Flügel- gebu'rtstag" zu nennen Pflegte. Es war dies der Tag des Ge heimnisses in ihrem Leben. Der Tag begann damit, daß auf den Flügel eine Schale mit Blumen gestellt wurde. Dann spielte Fräulein Veronika einen Choral, den sie aufbau.tr wie ein Haus mit Quaderblöcken satter Akkorde, mit dem Heißen Mörtel ihres Blutes aus Er innerung und Wachsein. Vor vielen, vielen Jahren hatte sie den Flügel unter Preis gabe aller Ersparnisse gekauft. Fast wie eine Sünde Wider die Zucht und Geradheit ihres Seins war ihr dieser Kauf erschienen. Denn Fräulein Veronika hatte nicht an Unterricht und Erwerbs möglichkeit gedacht. Der Flügel war nichts anderes gewesen als der Inbegriff des Schönen: funkelnder Klana hinter dem Melo dienbogen eines Liedes, vergleichbar einer Landschaft, die man nie schaute, die aber im Traum lebte und lockte. Langsam wurde der Traum zur Bitternis umgeformt. Der funkelnde Klang hatte sich aufgelöst in die Stetigkeit sachlicher Uebungen der Schülerinnen. Die Landschaft war verblüht, war zerronnen in die Alltäglichkeit der vielen, allzu vielen Jahre. Daß nichts mehr übrig blieb. Daß nichts mehr übrig blieb? Fraulein Veronikas Haar schimmerte weiß, ihre Augen standen wie Leuchtfeuer im ebenmäßigen Gesicht. Und sie spielte 'am Flügelgeburtstag ihren Choral. 'Mit dem Geheimnis ihres Lebens aber war es dies: der Flügel, einst auS Lust am Schönen erworben, war Klang und Lanoschäft und Traum geblieben, war ein Aehrenfeld, das reif im Korn stand und Brot schenkte. Brot auch für die suchende Seele. Diesem Flügel zur Ehre spielte Fräulein Veronika ihren Choral. Tiefer Flügel hatte sie be wahrt vor Not und Armut, vor Dürre und grauem Tag. Auf seinem Rücken trug er an seinem Geburtstag dre Schale mit Blumen wie eine Krone. Am Flügelgeburtstag gab es keinen Unterricht. Aber die Schülerinnen kamen dennoch. Und sie brachten Blumen und Geschenke, da sie glaubten, zu Fräulein Veronikas Geburtstag zu kommen. Fräulein Veronika nahm es hin. Denn was wußten die unbekümmerten Gäste vom Geheimnis und vom Sinn eines wirklichen Geburtstages? Fräulein Veronikas Haar schimmerte weiß, ihre Augen umsorgten das junge Volk. Aber ihre Seele lauschte hingegeben einem Klang, den niemand im Raume sonst vernahm. Und es wollte dem jungen Volk am Flügelgeburtstag, an dem es doch nichts zu arbeiten und zu schaffen gab, irgendwie scheinen, als habe es mehr gelernt denn Klavier spielen oder ein Lich singen. Nachtarbeit und Tagesrhythmus. Im Ablauf der Lebensvorgängc eines Menschen besteht ein eigenartiger und genau umrissener L4-Slunden-Rhythmus. Nach Untersuchungen von vn Jores-Hamburg tann dieser Rhythmus auf hormonale Einflüsse zurückgeführt werden, und zwar auf einen Wirkstoff des Hirnanhangs der Hypophyse. Diese Unterfuchunaen baben beispielsweise ergeben, daß die Zahl der weißen Blutkörperchen, die Körperwärme und die Wasser- ausscheiüungen in der Nacht gegen 4 Uhr früh am niedrigsten sind, während der Zuckergehalt des Blutes um diese Zeit ain höchsten ist. Bevor die Wissenschaft auf das sogenannte Hiru- anhangshormon, das diesen Rhythmus regelt, aufmerksam ge- macht worden war, glaubte man, daß die rhythmische Erschei nung mit der Arbeit, der Bewegung und dem Wachsein des Menschen einerseits, mit der Ruhe, dem Schlaf und der Reglosig- keit des Körpers während der Nacht andererseits zusammen hingen. Jedoch haben eingehende Untersuchungen, die an Nacht- arbeiten, vorgenommen wurden, erwiesen, daß auch bei ihnen »rotz der völligen Umkcbr von Arbeit und Schlaf, von Bewegung und Ruhezeit, die erwähnten Rhythmen die gleichen bljcbcn. Spate Kunde. Eine Flaschenpost, die in dem japanischen Hafen Hirataro- mura gefunden wurde, hat unlängst von einer im Jahre 1784 erfolgten Katastrophe Kunde gegeben. Wie sich aus den Schrift- stücken ersehen ließ, hatten sich in dem genannten Jahre 45 Manische Fischer zur Schatzsucl-e aufgemacht. Sie sind nie mals zurückgekehrt. Erst jetzt hat man von ihrem Geschick erfahren. Man weiß nun, daß die Fischer nach zweimonatiger Irrfahrt auf eine klein« unbewohnte Insel verschlagen wurden, wo sie elend umkamen. Der letzte von ihnen hat, als er sein Ende nah« fühlte, sein und "seiner Gefährten tragisches Schicksal ausgezeichnet.