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Das „ZIchopouer Lagiblatt und Anzeiger" erlcheint'werktäglich. Monatllcki B«mgrprsio 1.70 NM. Zustellgebühr 20 Pf. P-st-Mmgen werden in unferer SeschAl5st.,von den Boten, sowie von ollen Postanftalten angenommen. WopMer V Tageblatt und Anzeiger An?« ig«np r«is« r DI« 4S mm breite ÄliMmetsrieil« 7 Pf.; die YZ mm breite Nlillimeterzeil« im Text- t-il 25 Pf.: NachlaWaffel L: Ziffer- und Nachweisgeolihr 25 Pf. juzüglily Porto. -rk , ic » ° klatt und A n 1 -! g«r - ift das ,ur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen des Landrats ,u §§ha und der Bürgermeisters TU Zschopau behördlicherseits KmmZ 'Ltt" °unV!nL" die Etlichen" ^LLungen' de- S'namam^ e. s. m. b. H. Zschopau. SemeindegirLonta Zschopau Nr. 24t. Zeitung für dl« Orte: Börnlchen, Dittersdorf. Dittmannsdorf, Sornau, tzohndorf, Krumhermersdorf, Scharfenftein, Schlößchen Porschendorf. Waldkirchen, Weißbach. Wilischthal. Witzschdorf K». 191 d»»» 14. Jul! 1989 19?. England geht aus Vauemsang VropagandaaMon unter Patenschaft von Lord Halifax entlarvt Plumpes Manöver der Einkreiser — Das verfangt nicht mehr I« den letzten Wochen wird Deutschland mit einer Flut scheinbar privater Briefe überschüttet, die mit der Post aus England kommen. Alle diese Briefe sind geschrieben worden, um zu versuchen, das deutsche Voll gegen seine Führung auszuhetze». Wir haben diesen britischen Bemühungen bisher keine Beachtung geschenkt, da sie uns zu lächerlich und zu unwichtig erschienen. Neuerdings liegt wieder ein in grosser Anzahl verbreiteter Brief von Stephen King-Hall vor, der in einer selten dummdreisten Weise versucht, den „lieben deutschen Leser" anzugehen, um so im deutschen Volke eine defaitiftischc Stimmung zu erzeugen. Angesichts der Tatsache, daß dieser Brief in besonders vielen Exemplaren nach Deutschland geschickt worden ist, sind in Loudon n ä h e r e Erkun d i g u n g e » nach der eigentlichen Urheberschaft angestellt worden, deren Ergebnis verblüffend war. Besonders gut unterrichtete und eingeweihte Kreise haben nämlich festgestellt, daß Herr Stephen King-Hall gar n i ch t d e r P r i v a t m a u n ist, für den er sich ansgibt, sondern daß er im Dienste der neugegründeten, unter der Leitung von Bansittart stehen den Propagandaabteilung des Foreign Office steht, und daß der englische Außenminister Lord Halifax persönlich nicht nur diesen Brief kennt, sondern sogar bei seiner Abfassung Pate gestanden hat. Dieser also beauftragle King-Hall Wendel sich nun in sei nem Bries an den „lieben deutschen Leser" und teilt mit, daß er als britischer Marineossizier von 1906 bis 1928 in der Kö niglichen Marine gedient hätte. Danach will er sieben Jahre in der wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Königlichen Instituts für auswärtige Angelegenheiten gearbeitet haben und sei, wie er selbst mitteilt, zum „Kandidaten" für das Paria- ment ernannt. «Leider verschweigt er von wem.) Vor drei Jahren habe er diesen Nachrichtendienst angesangen, der «etzt schon 40 Leute beschäftige. In Paranthese wird hinzugefügt, daß das Personal dieses Dienstes nur sünf Tage in der Woche arbeite und einen Monat bezahlte Ferien bekäme. Diese Hebung verbreite sich in Großbritannien immer mehr. King- Hall betrachtet seinen Nachrichtendienst als eine privat geleitete t'femliche Einrichtung und will dem Publikum von der Tages presse und anderen Einflüssen völlig unabhängige Informa tionen geben. „Warum schreibe ich Ihnen nun?" so fragt er den Empfänger des Briefes, „ich schreibe deshalb, weil ich de» Frieden will." Der Durchschnittsengländer sei entrüstet über die „schandbare Art", in der die Reichsregierung das Ab kommen von München verletze. So schrecklich das klinge, so müsse er doch sagen, daß das Wort Adolf Hitlers in England recht „geringen Kurswert" habe. Es bestehe nicht die geringste Aussicht dafür, daß England irgendwelche Konzessionen an Deutschland mache, bevor das Vertrauen in Deutschlands Wort wiederhergeslellt sei. Kolonien auszuhändigen, nachdem, was in Prag geschehen sei, „sei einfach keine praktische Politik". King-Hall behauptet dann, daß Deutschlands Politik in vielen Punkten unverständlich sei und bestreitet auch die Tatsache der Einkreisung. —— Der Briefschreiber stellt dann die in einem englischen Munde neue Behauptung auf, dgß ein wohlhabendes Deutsch ¬ land ein Aknvposten sür den Welthandel sei. Auch droht er mit einer Teilnahme der Vereinigten Staaten am Krieg und einer Blockade und rät uns, von den Engländern Außenpolitik zu lernen. Des weiteren strotzt dieses Pamphlet von Be- schimpiungen der Italiener und gipfelt schließlich in der Dro- hung, daß der Versailler Friedensvertrag noch ein Kinder spiel sein werde im Vergleich zu dem Friedcnsvertrag, der an« Ende eines neuen Krieges stehen würde. Die endgültige Entscheidung liegt nach dem englischen Briefschreiber bei uns. Der Brief schließt mit der Aufforderung, einmal „selbständig nachzudcnken", den Bries mit Freunden zu besprechen und ge gebenenfalls Bemerkungen an King-Hall zu schicken. Freund lichst gestattet er uns, in unserer Antwort kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Wir waren schon immer überzeugt, daß die britische Politik ohne viel Skrupel betrieben wird und waren des- halb über dieses allerdings dankenswerte blöde Machwerl nicht sehr erstaunt. Wir fühlen nns aber verpflichtet, das deutsche Volk darüber aufzuklären, wie die englische Pro paganda, die Herr Chamberlain vor einigen Wochen am kündigte, aussieht. Wir kennen dies» Methoden Englands, mit denen es versucht, einen Keil zwischen Führung und Volk zn treiben. Reichsminister Dr. Goebbels nimmt auf Grund des Tatsache, daß dieser Brief in offiziellen! Auftrag verfaßt und versandt worden ist, im „Völkischen Beobachter" untei der Neberschrift „Antwort an England" ausführlich dazn Stellung. Wir brinaen diese Antwort IN folgendem Auszug: Antwort an England von Reichsminister Sc. Goebbels Sie, Herr Stephen KinWHall, versuchen sich in einem Pamphlet, mit dem Sie eiüe Unmenge von deutschen An schriften bedenken, wie Sie sagen, an das deutsche Volk zu wenden. Wenn wir Ihnen auf Jchre Stilübungen überhaupt eine Antwort erteilen, so glauben Sie bitte nicht, daß wii Sie deshalb wichtiger halten, als Sie in Wirklichkeit sind. Wir hätten von der Tatsache, daß Sie sich das Recht Heraus nahmen, mit der deutschen Oeffentlichkeit einen Disput zu beginnen und antideutsche Propagandaschrtften, als englisch« Liebesgaben verpackt, an wett« Kreise des deutschen Volkes zu senden, überhaupt keine Notiz genommen, weun Sie in der Tat, wie Sie schreiben, An Privatmann wären. Run ab r hat ein für Sie unglücklicher, für uns aber nm so glücklicherer Anfall un« Kenntnis davon gegeben, da« Sie im Dienste deS englische« Foreign Office stehen, da« Ihre Briefe im Auftrage und unter gütiger geistiger Mithilfe von Lord Halifax selbst geschrieben, gedruckt und versand« weeden. Sie wenden sich gleich in Ihrer Anrede an den „lieben deutschen Leier". Daß er deutsch ist, steht fest; ob er lieb ist, wollen Sie bitte nach Lektüre Vieser Änttvort entscheiden. Sie schreiben, Sie sind britischer Marineoffizier und haben 21 Jahre, von 1Ä06 bis 1SS8, in d^r Königlichen Marin« gedient. Das ist schon sehr wichtig und aufschlußreichI Daun dien- ten Sie also auch in jener Königlichen Marine, die von 1914 bis 1918 ein« LcbenSmittelblqckade gegen Deutschland durch- führte und damit, getreu den Prinzipien der allbewährten bri tischen Politik im Bnrenkrieg, der 27 000 Burenfrauen und -linder in englischen Konzentrationslagern zum Opfer fielen, den Weltkrieg auch gegen wehrlose Frauen und Kinder exer- zierte und viele Hunderttausrnde von ihnen — entgegen allen geschriebenen «ud ungeschriebenen Regel« de» Völkerrechts — dem Lunaertode vreiSaad Eina wirkt ick, lisck>e Qualifikation gerade für Sie, um von Recht und Mensch lichkeit zu sprechen. Haben Sie englische Kolonialgeschichte studiert? Sie haben sich danach, wie Sie mit vielem Wortaufwand berichten, ,^uf das öffentliche Leben vorbereitet". In sehr unvollkommener Weise, wie Ihr Bries dartutl Sie arbeiteten „sieben Jahre in der Wissenschaftlichen Forschungsabteilung des Königlichen Instituts für auswärtige Angelegenheiten". Da hatten Sie, wie wir annehmen müssen, auch hinreichend Gelegenheit, die englische Kolonialgeschichte zu studie ren, und Wben da gewiß einiges von den Greueltaten des englischen Empires gegen wehrlose Völker gehört und erfah ren, die, aus englische Versprechungen bauend, entweder dumm genug waren, sich selbst in dir Botmäßigkeit Londons zu be geben oder sonst brutal unterjocht wurden. Ist Ihnen dabei beispielsweise ausgefallen, daß Liverpool >771 zum Haupthafen für die Verschiffung farbiger Menschen- «asten in alle Welt bestimmt wurde? Daß Liverpool damals 105, London 58, Bristol 25 Sklavenschiffe besaß? Daß damals unter englifck^r Flagge jährlich bis zu SO 000 Schwarze ver- schleppt wurden und vast auf dies« Tatsache ein gute» Stück des heutigen englischen Reichtum« zurückzufahren ist? Erinnern Sie sich deS englischen Bombardement« auf die Insel Sansibar aus dem Jahre 1896, in dein 20 000 Granaten auf eine völlig wehrlose Stadt geschossen wurden? Haben Sie eine Ahnung, wie die Eroberung deS ehe maligen Königreichs Birma im Jahre 1896 vor sich ging? Wenn nein, dann hören Sie zu: Durch eine einseitige englische Erklärung wurde ganz Birma in das Indo-Britische Reich «inbezogen; wer dagegen Widerstand leistete, wurde als Auf- ständischer behandelt und als Räuber erschossen. Kennen Sie das enalisch« Blutbad von Amritsar aus dem Jahrs 1919? Spitzen Sie Ihre Ohren! Am 11. April 1919 eröffneten englische Soldaten ein Schnellfeuer aus eine Ver sammlung von 5000 Menschen. In zehn Minuten gab es 500 Tote, 1500 Schwerverwundete, und 261 Personen wurden zur Auspeitschung verurteilt. Haben Sie bei Ihren Studien auch die Niederschlagung des Aufstandes von Waziristan ans dem Jahre 1937 nicht übersehen, bei der 720 Aufständische getötet, fast gleich viel schwer verwundet und zehn Dörfer bombardiert wurden? Und wissen Sie auch, wie angesehene Engländer über diese segen- spendenden Methoden der britischen Kolonialgeschicht, urteilen? Der englische Staatsmann William Ewart Gladstom sagte am 8. April 1840 im Unterhaus über den Opiumkrieg! „Ich bin nicht zuständtg, zu beurteilen, wie lange dieser Krieg noch dauern kann... Aber das kann ich sagen, daß ich keinen Krieg kenne und noch nie von einem solchen gelesen habe, der ungerechter i« seinem Ursprung war und in seinem Verlaufe mehr dazu an- actan. dieses Land «Ennland!) mit Schande zu bedecken." Der englische Historiker James Anthony Froud« tft genug berühmt, um auch Ihrem Forschertrieb nicht entgangen zu sein. Er schreibt in seinem Werke „Oceana" über die Ein drücke seiner Weltreise 1884—85: „Wir Engländer sind drei mal in Afghanistan eingefallen, haben den Bazar in Kabul niedergebrannt und viele tausend Menschen getötet, um ihnen betzubringen, uns zu lieben. Wir sind befriedigt mit der Auf fassung, daß, wenn w t r diese Dinge tnn, es sür das Wohl dei Menschheit ist, aber wenn andere es tun, ist es gottlos und darf nicht erlaubt werden. Solch eine Ausrede wird kaum in Verkehr der Nationen untereinander als gültig angenommen werden." WaS sagen Sie dazu, Kapitän? Und wie beurteilen SI< den Ausspruch Ihres ehemaligen Ministers George Lans bury, der in seinen» Blich „My England" schreibt: „Keine» unserer Väter, die Indien eroberten, gingen dorthin, um cs blühend zu machen. Sic alle gingen mit Naubabsichtcn. sei es mit Gewalt oder — bei den Zivilisierteren — als Handels leute, um einen sehr großen Verdienst zu machen." Sie sordern von uns, daß wir selbständig Nachdenken. Hier über lohnt es sich wirklich, selbständig nachzndenken! Und auch darüber, daß Edith Sitwell ti» ihrem Buch „Victoria os England" schreibt: „Unglücklicherweise wuchs Seite an Seil« mit der zunehmenden Aufklärung der regierenden Schichten eine Neigung, sich in die Angelegenheiten aller Nationen zu mischen. — Natürlich zu ihrem Besten, und well Britannien nun einmal vom Himmel sür diese Arbeit ausersehen ist." Sie werden sagen: Das sind olle Kamellen. Lesen Sie den „Daily Expreß" vom 3. Februar 1939, in dem Lord Beaver, brook der englischen Regierung den Nat gibt, an dem Ausbau eines Kolonialreiches zu arbeite«, das England „Ehre machy anstatt Schande über es zu bringen". Oie klassische britische Methode lind diese englische Kolonialpraxis möchten sie gern an Deutschland — zum wievielten Male versuchen sie das — auch einmal ausprobieren, nicht wahr? Erst die Völker innerlich zersetzen und sturmreif machen und sie dann brutal Niederschlagen! Das ist die klassische eng- lische Methode. Aber bei u»»S nicht! Wir haben das einmal 1918/19 erlebt. DaS war sür uns die schrecklichste Lehre t« unserer Geschichte. DaS passiert dem deutsche»» Volke deshalb auch kein zweites Mal! Sie wollen uns „völlig unabhängige Informationen" geben. Die Frage lautet nur: Wovon unabhängig? Wahr scheinlich von der Wahrheit, von der die englischen Infor- mationen sich in letzter Zeit immer mehr emanzipier» haben! Und dann legen Sie dem lieben deutschen Leser die etwas skurrile Frage vor: „Warum schreibe ich Ihnen?" Jetzt sangen Sie, bezahlter Herr Propagandamacher nur noch mit der Menschlichkeit und der Verständigung an! Und richtig« „Ich si^reibe deshalb, weil ich den Frieden will." Da haben DaS ist wohl dieselbe FrtedenSmissisn, die England In Versailles veranlaßte, ein »»ehrloses Volk abzuwiirgen, rS 14 Jahre lang zu unterdrücken, auszuraubcn und nuSzu- plündern. Ans diesem Geiste hat man uns außer der Kriegs- auch die Handelsflotte genommen, unsere Kolonien geraubl und nns obendrein gcyuält und gedcmütigt, wo man mw konnte. Warm» haben Sic, seiner Gentleman, in dieser langen Zeit nicht ein einziges Mal für den Frieden und für vi« Verständigung gesprochen und geschrieben? Warum haben Ei« , die Blitze Ihres Zornes nicht auf Ihre eigenen englischen Staatsmänner geschleudert, als sie Deutschland und damit letzten Endes ganz Europa in seine schwerste Katastrophe hin« einstürztcn?