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überbaute Brück« angebrannt morden, doch konnte das Feuer wieder gelöscht werden. Auch der König von Neapel, ein stattlicher, schöner Mann in gold gestickter Uniform, war, als er von dem Gefecht Kenntnis erhielt, mit sei nen Generälen aufgebrochen. Er ritt den Schloßberg herunter, kehrte aber bald darauf wieder zurück. In der folgenden Nacht hatten sich sämtliche Franzosen zurückgezogen,' sie stellten sich aber am ander» Morgen wieder ein und entwendeten alles, was zu gebrauchen war, besonders Lebens mittel. Die Einwohner flohen zum größten Teil in den Wald. Am Markt in Augustusburg, zwischen dem Lchn- gericht und dem Klempner Weigelschen Hause, wurde ein großes Biivakfcuer unterhalten, sodaß man jeden Augen blick befürchtete, die Häuser müßten in Flamme» aufgehen. Abends zogen die Franzosen nach Mittweida ob. Während sich die im Schlosse versam melten Soldaten zum Abmarsch rüste te», kam durch das sogenannte „Schwarze Tor" ein Mann in länd licher Kleidung nach Augustusburg. Er bat Sen dort stehenden Boten Harnisch um einen Schluck Branntwein und Brot, da er die ganze Nacht herumge wandert sei, ohne etwas genießen zu können. Er habe für den Fürsten von Schwarzenberg als Spion tätig sein müssen. Die Kleider, die er trage, hätte er aus Krumhermersdorf, seine Uniform sei dort aufbewahrt. Zwar habe er eine gute Belohnung erhalten, aber als Spion lasse er sich nicht wie der gebrauchen. Wenn auch auf Zschopauer Fluren keine Schlachten geschlagen wurden, keine rauchenden Trümmerstätten von verheerenden Kämpfen zeugten, so wa ren doch die drückenden Kriegssteuern und dis öfteren Truppendurchmärsche schwere Lasten, die von -er ohnehin durch die Teuerung schwer heimgesuch ten Bürgerschaft kaum aufzubringen waren. Ein wehmütiges Gefühl um sängt den, der in vergilbten Blättern die Ereignisse jener Zett an sich vor über ziehen läßt. Teile der böhmischen Hauptarmce waren es vorzugsweise, die über die Gebirgspässe herunter zogen, welche unsere Stadt berührten. War das Benehmen dieser Soldaten auch meist gut, der Befehl von oben mochte auS Rücksicht auf Sachsen sehr streng dnrchgeführt werden, so wurden doch hin und wieder Klagen laut, ja aus den Grenzbezirkcn des Erzgebirges meldete man Erpressungen, die in Plünderungen ansartetcn und den Be wohnern groben Schaden znsügte». Anfang Oktober 1813 begann der Vormarsch der großen böhmischen Ar mee auf Leipzig. Der Hauptteil mar schierte über Komotau, den Sebastians- bergcr Paß hinauf, über Marienberg und Zschopau auf Ehemnih zu. Ucber sämtliche Pässe des Erzgebirges er gossen sich die Scharen dieser Armee. In diesem bedrängten Zeitraum will -er damalige Jnstizamtman» Gottschald zu Augustusburg, wie Simou in seiner Chronik mitteilt, „durch sein patrio tisches Betragen und durch seine er wiesene Gastfreiheit, die ihm nach sei ner zum Geheimen Finanzkollcgio er statteten Anzeige aber wenigstens 536 Taler siir Wein und Branntwein, 3M Taler für Wildpret, Fleisch, Brot, Butter, Bier und Zugemüse, ohne die baren Geld-Douceurs, die es demselben aus seinen eigenen Mitteln gekostet, seinen ihm anvertrautcn Amtsbezirk, wo nicht vom gänzlichen Untergänge, doch wcnigstcns von Plünderungen, Sengen und Brennen, bewahrt haben, wofür er jedoch eine Gratifikation von WO Talern als Entschädigung von ge dachtem Kollcgio ausgczahlt erhalten hat." Dis oben genannte böhmische Armee, österreichische, preußische und russische Truppen, die teils in Böhmen, teils auf dem Kamm des Erzgebirges stand, trat in ihrer Vorhut bereits am 27. und 88. September den Vormarsch nach Leipzig an, nachdem ihre Stellungen -Ukch die Truppen des russischen Ge nerals Benningsen besetzt worden waren. Heber 7OOOO Mann standen bereits End« September in Sachsen an den