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^75 ten. Der Traum von der Einheit aller Deutschen ist Wirklichkeit geworden. Im mitteleuropäischen Naum steht der große deutsche Block. Es gibt keine Länder, keine Staaten mehr, es gibt nur das Großdcutsche Reich, das fast 90 Millionen Menschen umfaßt, und das uns keine Macht der Erde mehr ent reißen kann! * Zschopau während der nationale« Er hebung im Jahre 1813. Zu dem 1809 zwischen Frankreich und Oesterreich ausgebrochenen Kriege mußte Sachsen, das mit Napoleon ver bündet war, ein Kontingent Truppen stellen, doch blieb Sachsen zunächst von den Kriegsnöten verschont. Der Auf marsch des Napoleonische» Riesen- Heeres gegen Rußland im Frühjahr 1812 berührte Zschopau wenig, da die Heerstraße über Ehcmnitz führte. Neun Monate waren seit dem Durch zuge der Napoleonischen Heeressäulen durch Lachsen etwa vergangen, da schwirrten wieder allerlei Gerüchte von Mund zu Munde. Aber böse diesmal. Sie erzählten von dem schauerlichen Brande der Kaiscrstadt Moskau, von dem erwachten Kämpscsmut der Russen, von ernstlichen Verlegenheiten der gro ße» Armee, vom russischen Winter, von Hunger, Frost und Blöße, von schreck licher Bedrängnis, von unglücklichen Gefechten, Rückzug und Flucht, von grausigem Tod in eisiger Flut oder auf schneebedecktem Felde. Und immer be stimmter lauteten die Nachrichten. Toch Gewisses war nicht zu erfahren. Die amtlichen Berichte suchten die Mei nungen noch längere Zeit zu täuschen, war doch Sachsen mit Napoleon ver bündet. Sorge zog in manche Familie ein, da doch auch Zschopaucr Stadtkinder am russischen Feldzuge beteiligt waren. Noch im Jahre 18t>0 lebte auf der Wie- scnstraße ein Mitkämpfer von 1812—13, der Rösch-Lob. Er besaß einen Orden, den er mit berechtigtem Stolz bei jeder Gelegenheit recht offensichtlich zur Schau trug. Da brachten Reisende gegen Weih, nachten aus der Hauptstadt die Kunde, daß Napoleon ohne jede Begleitung und ohne längeren Aufenthalt durch Dres den gekommen, im Kurländcr Palais übernachtet, und mit größter Eile nach Paris zu weitergcfahrcn sei. Nun konnte doch kein Zweifel mehr bestehen: die Gerüchte hatten die Wahrheit ge sprochen, das Napoleonische Nicscnheer war vernichtet. „Mit Mann und Noß und Wagen hat sie der Herr geschla gen". Vom Januar 1813 an wälzten sich die Heerstraße von Dresden her die Reste der ehemaligen großen Arme«. Män- ncrgcstalten von erbarmungswürdigem Aussehen. Diese abgemagerten herun tergekommenen Gestalten in zersetzten Kleidern, krank und elend,' alle strebten sie ihrer Heimat zu. Den traurigsten Anblick boten die Rückzüglcr, die nicht mehr vermocht hatten, sich fortzuschlep- pcn. Man brachte sie auf Wagen ge fahren. Mitleid erweckten sic überall, und was getan werden konnte, um ihr Schicksal zu mildern, wurde getan. Durch den Hauptmann Brück erging der Befehl, daß wie in Chemnitz, im Schlosse Augustusburg sofort ei» Hospi tal eingerichtet werden müßte. Am Fastnachts-Dienstage <2. März 1813) kamen bereits die ersten Wagen mit kranken Soldaten von Flöha herauf an. Den meisten waren Hände und Füße erfroren, denn die Kleidung war eine sehr mangelhafte. Sehr bald nach ihrer Unterbringung trat unter den Soldaten der Typhus auf. Auch in den Orten Flöha, Gückclsbcrg, Plaue usw., wo die Kranken durchge^ahrcn wurden, um ins Augustusburger Spital zu ge langen, trat das Fieber sehr stark auf. In Gückclsbcrg z. B. gab cs nur zwei Häuser, in denen niemand krank dar- nicderlag. So berichtet der Chronist Gottlieb Harnisch Auch unter den Be wohnern von Augustusburg brach das Ncrvcnficber, wie man damals den Typhus nannte, aus, und im Hospital wurde es viel schlimmer. Tic Lchloß- kirche, in der damals die gottesdienst lichen Handlungen stattsaudcn, wurde