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Joseph Haydn, der „Vater“ und der Mei ster des klassischen Streichquartetts, erreicht in dem Streichquartett C-Dur op. 76 Nr. 3, dem sogenannten Kaiserquar tett, einen großartigen Höhepunkt seiner Ge staltungskraft. Es gehört zu einer Serie von sechs Quartetten, die um 1797, gleichzeitig mit der „Schöpfung“, entstanden. Die weitgespann te Entwicklung des Allegro wird von einem ein zigen melodischen Thema getragen. Das po.’y- phone Satzbild birgt einen unausschöpfbaren Reichtum an Kontrapunkten, Themen- und Mo tiv-Umdeutungen, versteckten und offenkundi gen Beziehungen zwischen Linie, Klang, Rhyth mik, Dynamik und Harmonik. Seinen Namen verdankt das Quartett dem Poco Adagio can tabile. Darin hat Haydn seine Melodie zu „Gott erhalte Franz den Kaiser“ variiert. Zunächst bringt er sie in schlichtem vierstimmigem Satz, dann gibt er sie unverändert nacheinander der 2. Vio.ine, dem Cello, der Bratsche und endlich der 1. Violine. Variiert werden nur die Gegen stimmen, die das jeweils führende Instrument begleiten. Ein energisches Menuett, dessen schroffes Drängen ein sanftes a-Moll-Trio be schwichtigt, leitet zum Finale-Presto hin, das ein gleichwertiges (auch formal verwandtes) Gegenstück zum Kopfsatz bildet. Es beginnt in c-Moll, hellt sich aber im Ausklang nach C-Dur auf. Zwischen Kammermusik und Sinfonie angesie delt zeigt sich das Oktett F-Dur op. 166 für Streicher und Bläser von Franz Schubert. Im Jahre 1824 als Auftragswerk für den Grafen Ferdinand von Troyer geschrie ben, ist es doch mehr als eine Gelegenheits komposition, wurde zu einer Vorstudie für neue, geplante sinfonische Schöpfungen, „überhaupt VORANKÜNDIGUNG: will ich mir auf diese Art den Weg zur großen Sinfonie bahnen“, schrieb Schubert damals. In der Tat weist das Werk nicht nur in seiner Klangfülle, sondern auch in der fast sinfoni schen Weite der Ecksätze über die Kammermu sik hinaus. In dem ersten der insgesamt sechs suitenartig zusammengefügten Sätze tritt zu nächst in einem kurzen Adagio die geschlos sene Gruppe der Streicher (2 Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabaß) den zusammenge faßten Bläsern (Klarinette, Horn, Fagott) gegenüber. Thematische Anklänge berei ten in dieser Einleitung das folgende Allegro vor, das von zwei gegensätzli chen Themen bestimmt ist. An zweiter Stelle steht ein Andante un poco mosso, sen wohllaute Melodie die Klarinette stimmt. Pleitere, volksnahe Tanzweisen folgen im Scherzo, in dem wieder der für das ganze Werk typische punktierte Rhythmus vorherrscht. Einen gesanglichen Kontrast zum kraftvollen Gestus des Hauptsatzes gibt das ruhigere Trio. Wie im Forellenquintett reiht sich nun ein Va riationssatz an, dessen zuerst von der 1. Vio line vorgetragenes Thema aus Schuberts Oper „Die Freunde von Salamanka“ (1815) entlehnt ist. Sieben einfallsreiche, farbige Variationen bieten den Instrumenten vielfältige Gelegen heit zur Entfaltung ihrer Eigenart. Ein ge dämpftes Nachspiel beschließt den Satz. Mit dem Menuett folgt wieder ein Tanz, hier stiller, lyrischer als im Scherzo. Den ländlichen Ton, den der Hauptsatz mit seinem schlichten Thema anschlägt, verstärkt noch das behagliche Trio, überraschend düster wirkt die Einleitung zum Finale, bevor die Streicher ein kraftvolles Wan derlied anstimmen. Eine ausgelassene kleine Weise tritt seinem festen Schritt entgegen und regt zum sorglos-munteren Musizieren an, das nur noch einmal von dem Nachtbild der Ein leitung unterbrochen wird. Sonnabend, den 8. April 1989, 19.30 Uhr (Anrecht D) Haus der DSF (Blockhaus) 6. KAMMERKONZERT Ausführende: Philharmonie Brass Dresden sowie Wer ner Metzner, Klarinette, Dittmar Trebel- jahr, Klarinette, Michael Lang, Fagott Werke von Mozart, Beethoven und Arrangements für Blechbläserquintett. Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Dipl. phil. Sabine Grosse Chefdirigent: GMD Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1988/89 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 0,15 JtG 009-11-89 EVP -.10 M