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ZUR EINFÜHRUNG Wolfgang Amadeus Mozarts Sin fonie D-Dur KV 3 85 (Haffner-Sinfonie) — nicht zu verwechseln mit der sechs Jahre früh- her geschriebenen Haffner-Serenade KV 250 — entstand aus einer zweiten Serenade, die der Komponist im Sommer des Jahres 1782 auf Wunsch seines Vaters für die befreundete Salz burger Familie Haffner schuf, und zwar diesmal zur Feier der Nobilitierung (Erhebung in den Adelsstand) des gleichnamigen Sohnes des Salzburger Bürgermeisters Sigmund Haffner. Mozart komponierte das Werk Ende Juli und Anfang August in größter Eile während drin gender Nacharbeiten zu seiner im Juli uraufge führten Oper „Die Entführung aus dem Serail". Als ihm Leopold Mozart die Festmusik im Fe bruar des folgenden Jahres zurückschickte, konnte sich der Sohn bereits gar nicht mehr an diese Komposition erinnern: „Die Neue Haffner Sinfonie hat mich ganz surpreniert — denn ich wußte kein Wort mehr davon; — die muß gewiß guten Effekt machen", äußerte er in einem Brief an den Vater vom 15. Februar 1783. Wir kennen das liebenswürdige Werk, zu dem ur sprünglich noch ein am Anfang und Schluß er klingender Marsch und ein wohl verlorengegan genes zweites Menuett gehörten, heute nur noch in der Form als viersätzige Sinfonie, in der es der Komponist — unter Hinzufügung von Flöten und Klarinetten in den Ecksätzen — am 23. Februar 1783 in einer seiner Akademien in Wien aufführen ließ. „Recht feurig gehen" muß nach Mozarts Anga be das Einleitungs-Allegro, dessen Verlauf fast ausschließlich von dem unisono einsetzenden, durch seine kühnen Sprünge sehr charakteristi schen Kopfthema bestimmt wird. Dieses rhyth misch prägnante, mit seinem Umfang von über zwei Oktaven erstaunlich weit ausholende The ma, in seiner Anlage etwas betont prunkvoll und leicht theatralisch, wird in dem reich gear beiteten Satz mit ungewöhnlicher kontrapunk- tischer Kunst durchgeführt. — Anmutig gibt sich das liebliche, melodisch schlichte Andante. Es folgt ein festliches, kraftvolles Menuett mit ei nem wirksam kontrastierenden, graziösen Teil das der Mozart-Forscher Alfred Einstein als den hervorragendsten Satz der Komposition be zeichnete und bereits mit dem Menuett der be rühmten späten Es-Dur-Sinfonie KV 543 von 1788 verglich. — Das schwungvolle Finale, ein Presto-Satz in Verbindung von Sonaten- und Rondo-Form (nach Mozart „so geschwind, als es möglich ist" auszuführen), besitzt wie der erste Satz teilweise ein wenig opernhafte Züge. Das hübsche Hauptthema des Finalsatzes zeigt Verwandtschaft mit der Osmin-Arie „Ha, wie will ich triumphieren“ aus der „Entführung", so die Entstehung der Sinfonie im gedanklichen Umkreis dieser Oper demonstrierend. Die aus der mährischen Ortschaft Nova Rise stammenden Brüder Pavel (1756—1808) und Antom'n Vranicky (1761 — 1820) haben eine her vorragende Rolle im Musikleben Wiens ge spielt, wo sie hauptsächlich und bis zu ihrem Tode wirkten. Pavel Vranicky, unter Joseph Haydn Geiger in der Kapelle des Fürsten Ni kolaus Esterhazy in Eisenstadt, leitete seit 17^h das Wiener Hofopernorchester und erwarb ÜM trächtliches Ansehen durch seine Singspiele und Ballette. Sein „Oberon" war die erste deutsche „Geisteroper" und verweist schon auf die frühe Romantik. An ton in Vranicky war Schüler Johann Georg Albrechtsbergers in Wien. Seit 1790 stand er im Dienst des Fürsten Fr. J. M. Lob- kowitz (seit 1797 als Kapellmeister) und 1814 wurde er noch Orchesterdirektor des Theaters an der Wien. Seine Werke — 15 Sinfonien, 14 Violinkonzerte, ein Konzert für zwei Violen, Klavier-, Kammer- und Kirchenmusik — sind stilistisch an Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart orientiert. Eine Bearbeitung der „Schöpfung" für Streichquintett (1800) fand den Beifall Haydns. Das Konzert für zwei Violen und Orchester C-Dur demonstriert die Vor liebe tschechischer Komponisten für seltene Instrumentenzusammenstellungen. Vor allem belegt es die Fähigkeit des Komponisten, die ganz eigenen klanglichen Möglichkeiten der Soloinstrumente, die zu einem echten Dialo gisieren geführt werden, auszuschöpfen. Auch der große melodische Reichtum des Stückes beeindruckt, das bei aller Verwurzelung klassischen Mutterboden schon frühromantiscn^ Klangschwelgerei kennt. Dem ausgedehnten liebenswürdigen ersten Satz folgt eine innige Romanze (mit Kadenz); den Abschluß bildet ein musikantisches, frisch konzertierendes Rondo. Carl Philipp Emanuel Bach — der zweitälteste und insgesamt wohl bedeutendste Sohn Johann Sebastian Bachs — ist nach sei nen Wirkungsstätten unter dem Namen eines „Berliner" oder „Hamburger" Bach in die Mu sikgeschichte eingegangen. 24jährig wurde er Kammercembalist Friedrichs II. von Preußen, in dessen Dienst er fast dreißig Jahre lang tätig Andrea Ihle Elisabeth Wilke Ralph Eschrig Wir danken Herrn Roland Schubert, Leipzig, für die kurzfristige Übernahme der Baß-Partie in "Magnificat" von C. Ph. E. Bach.