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Wo ist das Lamm für diesen Opfer brand? Baritonsolo Da band ihn Abraham mit Gurt und Strick, Und baute Unterständ und Gräben tief, Und zog den Dolch, zu stechen seinen Sohn. Tenor- und Baritonsolo Doch hört! Ein Engel rief ihm aus der Höh’ Und sprach: Leg nicht die Hand an deinen Sohn, Noch tu das Leiseste ihm an. Schau, dort im Strauch Fing sich ein Widder mit dem Horn; Opf're des Stolzes Widder, nicht den Sohn. Baritonsolo Aber der Alte wollt’ nicht so, er bracht’ ihn um, Tenor- und Baritonsolo Und halb Europas Samen, Mann um Mann. Knabenchor Dir, o Herr, bringen wir Gebete dar und Opfer des Lobes; nimm sie an für die Seelen, derer wir heute gedenken. Herr, laß sie vom Tode hinübergeh’n in das Leben. Das Du dem Abraham und seinen Kindern verheißen. Chor Das Du dem Abraham und seinen Kindern verheißen. SANCTUS Sopransolo Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen! Chor Himmel und Erde sind erfüllt von Deiner Herrlichkeit. Hosanna in der Höhe! Sopransolo und Chor Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Chor Hosanna in der Höhe! Baritonsolo Nach ferner Blitze zuckender Gewalt, Dem Donner in Wolken, dem Kriegs getön, Nach dem der Zeiten Trommelschlag verhallt, Rückzugssignale im Westwind ver- wehn. Wird Leben Tote wecken? Wird denn dann durch IHN Tod nicht mehr sein, noch Schmerz und Not? Füllt ER Adern mit neuer Jugend an Und wäscht das Altern fort und dann den Tod? Als ich das Alter frug, sagt’ es nicht mehr: „Mein Haupt ist schwer von Schnee." Und als ich horchte in die Erd’, sprach sie: „Mein feurig’ Herz, es bricht vor so viel Leid. Und auch kein Ruhm in meinen Narben liegt. Noch meiner Tränen Flut, ein Meer, versiegt." AGNUS DEI Tenorsolo Er immer hängt, wo Feuer liegt, Und dort Er auch sein Bein verlor. Die Jünger flohen ihn, besiegt. Jetzt nur Soldaten sorgen vor. Chor Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; gib ihnen die Ruhe. Tenorsolo Um Golgatha schleicht mancher Pfaff' Dem Stolz das Antlitz bloß entstellt. Daß ihm der Bestie Zeichen traf, Die nicht zum milden Jesus hält. Chor Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; gib ihnen die Ruhe. Tenorsolo Und bald das Volk zugrunde geht, Weil Schreiber preisen ihren Staat. Chor Lamm Gottes, Du nimmst hinweg die Sünden der Welt; Tenorsolo Nur wer die wahre Liebe versteht. Legt ab den Haß, wie Christus tat. Chor Gib ihnen die ewige Ruhe. Tenorsolo Dona nobis pacem. Gib uns den Frieden. LIBERA ME Chor Erlöse mich Herr, vom ewigen Tod an jenem Tage der Schrecken: Wann erschüttert werden Himmel und Erde: Wann Du kommen wirst, die Welt zu richten im Feuer. Sopransolo und Chor Zitternd muß ich steh’n und in Ängsten: Wann die Rechenschaft naht und der drohende Zorn. Jener Tag, o Tag des Zornes, Tag voll Weh und Jammer: Großer Tag, so bitter ohne Maßen! Erlöse mich, Herr. Tenorsolo Es schien, daß aus dem Kämpfen ich entkam Abwärts, durch dunkle Tunnel, tief und krumm. Durch Felsen, die titanischer Krieg wohl schuf. Doch dort noch Männer stöhnten, wie im Schlaf, Ganz tief im Traum, im Tod schon ungerührt. Dann, wie ich hingreif’, springt wer auf und starrt, des Wiedererkennens Mitleid klar im Äug’, Hebt er die schwache Hand wie segnend auf. Kein Einschlag dröhnt, hier das Geheul verstummt. „Fremder Freund", sag’ ich, „hier keine Klage stimmt." Baritonsolo „Nein", sagt der andre: „denn verlor'ne Zeit Bleibt unerfüllt. Hoffst Du auch unverzagt, ebenso trag ich’s, ging jagen wild, Folgte der wildesten Schönheit in der Welt. Denn durch mein Glück hätt’ mancher wohl gelacht. Und wenn ich weinte, blieb etwas zurück, Und das stirbt jetzt. Die Wahrheit ungesagt: Der Jammer des Krieges, der Jammer, den er zeugt. Nun freut die Welt sich unsrer Missetat Und tut sie’s nicht, erstickt sie auch im Blut. Sie werden schnell sein, schneller als der Tiger, Keiner bricht aus, flieht Fortschritt auch den Sieger. Versäumen wir den Marsch mit dieser Welt In leeren Zitadellen ohne Wall.