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PAVEL PERINA ist stellvertretender Solo-Bratscher der Prager Sinfoniker. Er wurde 1952 in Ostrava geboren, wo er mit dem Bratschenunterricht begann. Er setzte ihn an der Prager Akademie der musischen Künste bei Prof. M. Skampa und Prof. J. Motlik fort. 1975 errang er den 1. Preis im Interpretenwettbewerb des Ministe riums für Kultur der CSSR in Hradec nad Moravici, worauf ihm ein Stipendium überschrieben wurde. Nach seinem Studium war er mehrere Jahre Mitglied des Suk-Kammerorchesters. Als Solist trat er bisher in der CSSR, in Großbritannien, Polen und Österreich auf. MIROSLAV PETRAS ist Solo-Cellist der Prager Sinfo niker. Er begann seine Ausbildung am Konservatorium in Ostrava bei Ivan Merka, studierte 1968/69 in Wien bei Prof. Vladimir Orlov und absolvierte die Akade mie der musischen Künste in Prag bei Sasa Vectomov. 1966 errang er den 1. Preis im Beethoven-Wettbewerb der CSSR in Hradec, 1970 war er jüngster Kandidat des Internationalen Musikwettbewerbes „Prager Frühling" und erhielt den 3. Preis als bester tschechischer Künst ler, zwei Jahre später gewann er den Interpreten Wett bewerb des Ministeriums für Kultur der CSSR in Pi'sek und 1975 erhielt er ein Diplom und den silbernen Po kal beim Internationalen Gaspar-Cassado-Wettbewerb in Florenz. Produktionen für Funk und Fernsehen sei nes Heimatlandes ergänzen seine Konzerttätigkeit, die ihn bisher u. a. in die DDR, nach Schweden, Öster reich, Ungarn, Polen, Bulgarien, Frankreich, Italien und in die UdSSR führte. art entspricht, die ein ungehindertes Strömen der Musik zuläßt. Lyrik und Leidenschaftlich keit der Aussage halten sich die Waage. Vik tor Kalabis widmete sein zweites Violinkonzert dem bedeutenden tschechischen Geiger Josef Suk, der es auch im Juni 1980 mit der Tsche chischen Philharmonie unter Wolfgang Sawal- lisch uraufführte. „Don Quixote "-Fantastische Va riationen über ein Thema ritter lichen Charakters" überschrieb R i - c h a r d Strauss sein Opus 35, das 1898 in Köln seine Uraufführung erlebte. Auch in die- »r Komposition erkennen wir ihres Schöp- rs Bestreben, Programmatisches in vorhan denen musikalischen Formen wiederzugeben, der Gefahr des Auseinanderfließens durch Bindung an die gewählte Form zu begegnen, wie das im Rondo des „Till Eulenspiegel" oder in der frei behandelten Sonatenhaupt satzform des „Don Juan" geschehen war. Doch konnte man in den frühen Tondichtungen, im „Macbeth" oder im „Don Juan", auch in „Tod und Verklärung“ seine Bindung an ein Pro gramm im Wesentlichen als eine Bindung an eine Idee verstehen, galt hier noch mehr das Beethovensche Wort über die Pastoralsinfonie, „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei", so erweist sich der Strauss des „Don Quixote" — so wie später der der „Sinfonia domestica" oder der „Alpensinfonie" — als artistischer Be herrscher musikalischer Detailzeichnung, mehr als Illustrator denn als Programmatiker. Aber spürt man auch die offensichtliche Freude des Komponisten an der musikalischen Schilderung äußerer, manchmal sogar äußerlicher Ge schehnisse, so bewundert man darüber hinaus die Meisterschaft, mit der Strauss es versteht, den kauzigen, zutiefst tragikomischen Charak- Jä des „Ritters von der traurigen Gestalt" pla- ^Bbch wiederzugeben, in den verschiedenen Situationen zu variieren, ihn mit der erdver bundenen Schläue der Sancho-Pansa-Thematik zu kontrastieren und ihn zudem — besonders am Schluß — mit der Warmherzigkeit mitfüh lender Empfindung zu überglänzen. So wächst gerade der „Don Quixote" über zweifellos vor handene filmisch illustrierende Momente zur gleichsam sinfonischen Charakterkomödie hin aus. Aus der Vielzahl der Episoden, die den herr lichen Roman des Cervantes so prall füllen, wählte Strauss zehn aus, denen er jeweils eine Variation widmete. Die Introduktion zeigt — nach Strauss’ eigenen Worten — „Don Quixote, mit der Lektüre von Ritterromanen beschäftigt. Er verliert den Verstand und be schließt, als irrender Ritter durch die Welt zu ziehen." Skurril klingt schon hier in der Ein leitung das Quixote-Thema an, dazu kommt eine sehnsüchtige Oboenmelodie, dem idea listischen Streben des Ritters und seinem Seh nen nach der schönen Dulcinea Ausdruck ver leihend, schließlich ertönt noch ein kriegeri scher Fanfarenstoß der gedämpften Trompe ten. Die eigentliche Themenaufstellung erfolgt aber erst später: In bizarrem Melos, auch rhyth misch kompliziert gezeichnet, tritt das „ritter liche Thema" daher im solistischen Violoncel lo, dem als Begleiter das Sancho-Pansa-The- ma beigegeben ist, humorvoll, bauernschlau, ein wenig plustrig in Baßklarinette und Tenor tuba, von der redseligen Solobratsche fortge führt. Diese beiden Gesellen, diese beiden Themen begeben sich nun in den Strudel der an „kriegerischen" Erlebnissen, an musikali schen Variationen reichen Ereignisse. Variation I: Don Quixote und Sancho Pansa reiten in die Welt. Sie haben den Kampf mit den Windmühlen zu bestehen. Variation II: Eine blökende — von Strauss na turalistisch wiedergegebene — Hammelherde stellt sich in den Weg. Sie wird besiegt. Variation III: „Gespräche, Fragen, Forderun gen und Sprichwörter Sancho Pansas. Beleh rungen und Verheißungen Don Quixotes." Die beiden Soloinstrumente werden ausführ lich gegenübergestellt. Farbig wird die Ver heißung vom phantastischen Königreich in gro ßer ausdrucksvoller Steigerung ausgemalt. Variation IV: Don Quixote bekämpft eine Pro zession von Pilgern (Choral in Fagotten, ge dämpften Trompeten und Posaunen) und wird fast totgeschlagen. Am Ende erwacht er wie der. Variation V: Don Quixote denkt an seine ge liebte Dulcinea — großer kadenzartiger Mo nolog des Solovioloncellos. Variation VI: Sancho Pansa führt eine derbe Bäuerin seinem Herrn als die geliebte Dulci nea vor, was diesen entrüstet. Variation VII: „Luftfahrt" des Ritters und sei nes Knappen. Hier zieht Strauss alle Register seines Könnens, setzt in artistischer Weise Windmaschine und alle Finessen des Orche sters zur Beschreibung der Luftfahrt ein. Variation VIII: Don Quixote und Sancho müs sen auf ihrer Kahnfahrt — wiegende Wellen bewegung der tiefen Streicher und Holzblä ser — einen Kampf mit einer Wassermühle aus fechten und kentern dabei, doch werden sie gerettet.