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ZUR EINFÜHRUNG Im Schaffen Antoni n Dvoraks nehmen Konzertouvertüren nur einen bescheidenen Platz ein. Drei waren ursprünglich für Theater stücke bestimmt: die Dramatische Ouvertüre, Mein Heim und die Hussiten-Ouvertüre. Drei weitere konzertante Ouvertüren sind in einem Zyklus zusammengefaßt, der den Titel „Natur, Leben und Liebe" trägt. Um die Zeit seines 50. Geburtstages, im September 1891, arbei tete er in Vysokä daran. Ursprünglich plante er den Zyklus als geschlossenes Werk unter der Opuszahl 91. Erst nachträglich wurde jedes Stück gesondert bezeichnet: „In der Natur" op. 91, „Karneval" op. 92 und „Othello"op. 93. In diesen Werken schlägt sich Dvoraks wach sende Neigung zur Programmusik nieder, wie sie sich in seiner letzten Schaffensperiode ab zeichnete. Der Komponist wollte hier die Na tur als schöpferische Kraft des Lebens mit ih ren schönen und auch leidbringenden Gaben besingen. Ein gemeinsames musikalisches Mo tiv, eine Art Naturthema, das alle drei Ouver türen verbindet, will diesem Zusammenhang Ausdruck geben. Im ersten Teil „In der Natur“ wird die Natur ehrfurchtsvoll als Spenderin und Hüterin allen Lebens betrachtet. Den Wir bel des Lebens, im Bild bunten Faschingstrei bens, stellt der Teil „Karneval" dar, und die Ouvertüre „Othello", betitelt nach Shakespeares Tragödie, versinnbildlicht den elementaren Urtrieb des Lebens: die Liebe in all ihren Äußerungen, in ihrer beseligenden, aber auch in ihrer vernichtenden Kraft, der Eifersucht als „böser Schwester der Liebe". Auf ruhig ausgeglichene Stimmung (Lento) folgt ein leidenschaftlich erregtes Allegro con brio, in dem ein schmachtendes Seitenthema die aufbrausenden Regungen der Eifersucht zu beschwichtigen sucht. Ein aufstrahlender Hymnus mündet wieder in entfesselte Leiden schaft, die zum tragischen Ende führt. Das zum Geheimnisvollen veränderte Naturthema erinnert an das Walten böser Kräfte. Während der Arbeit an diesem Zyklus hatte Dvorak einen Vertrag mit dem Nationalkon servatorium in New York unterzeichnet. So wohl in seinem Abschiedskonzert in Prag am 28. April 1892 als auch in seinem ersten Kon zert in New York am 21. Oktober desselben Jahres standen die drei Ouvertüren auf dem Programm. Dvorak dirigierte sie selbst. Viktor Kala bis gehört zu den führen den Komponisten der CSSR, die auch für die internationale Musikszene Bedeutung erlangt haben. In der DDR ist er vor allem durch sein sinfonisches Schaffen bekannt geworden. In Dresden waren u. a. seine 4. Sinfonie (Staats kapelle) und die Sinfonischen Variationen (Philharmonie) zu hören. Am 27. Februar 1923 in Cerveny Kostelec geboren, liegt seine Be gabung und deren Förderung bereits in der Musikverbundenheit seines Elternhauses be gründet. Sein Großvater z. B. war ein bedeu tender Organist. Seine Ausbildung begann mit Privatunterricht im Klavierspiel, in Musik theorie und Dirigieren. Sie wurde nach dem Ende des zweiten Weltkrieges mit dem K<^jk Positionsstudium fortgesetzt, zunächst Prager Konservatorium bei Emil Hlobil (1945 bis 1948), danach an der Akademie der musi schen Künste in Prag bei Jaroslav Ridky (1948 bis 1952). Daneben absolvierte er die Karls- universität in den Fächern Musikwissenschaft und Dirigieren (bei Pavel Dedecek). Von 1953 bis 1972 war Kalabis als Musikredakteur am Tschechoslowakischen Rundfunk in Prag tätig und förderte das Musikleben seines Landes darüber hinaus aktiv in wichtigen gesellschaft lichen Funktionen. Seit 1972 lebt er als frei schaffender Komponist; er erhielt 1969 den Klement-Gottwald-Staatspreis und wurde 1983 Verdienter Künstler der CSSR. Kalabis’ kompositorisches Schaffen umfaßt bis her fünf Sinfonien und andere Orchesterwerke, neun Solokonzerte, zahlreiche Kammermusik werke sowie Kantaten und Lieder. Seine ein fallsreiche, mannigfaltige und kontrastreiche Musiksprache knüpft an die Klassiker der Mo derne, vor allem an Strawinsky, Hindemith, Prokofjew und Bartök an. Sie zeichnet sich durch innere Logik und einen ausgeprägten Sinn für formale Ordnung aus. Dazu gesellen sich dramatisches Empfinden und markag^e melodische Invention. Obzwar auf traditio^B len Kompositionsmitteln beruhend, erzielt s^ ne Musik durch ganz eigen-artigen Ausdruck neue Wirkungen. Diese Züge spiegeln sich auch in dem 1978 entstandenen Konzert für Violine und Orchester Nr. 2 wider, das heute zur DDR-Erstaufführung ge langt. Hier gesellt sich bei durchaus sinfoni scher Anlage des Werkes — es lehnt sich in seinem Aufbau an die klassische Sonatenform an — das virtuose Element hinzu, das dem So listen neben musikantischer Einfühlsamkeit auch hohes technisches Können abverlangt. Es ist in eine einsätzige Form gefaßt, was Kala bis’ Neigung zur bündig-gedrängten Schreib- JIRI BELOHLÄVEK wurde 1946 in Prag geboren. 1960 bis 1966 studierte er am Prager Konservatorium die Fächer Violoncello und Dirigieren, 1966 bis 1972 Diri gieren bei den Professoren B. Liska, A. Klima und R. Brock an der Akademie der musischen Künste Prag. 1968 und 1969 nahm er an Dirigentenkursen Sergiu Celibidaches in Stockholm teil. 1970 gewann er den 1. Preis in einem nationalen Wettbewerb junger tsche chischer Dirigenten, 1971 den 5. Platz beim Internatio nalen Karajan-Wettbewerb in Westberlin. 1967 bis 1972 war er Leiter des Kammerensembles Orchestra Puella- rum Pragensis; 1972 bis 1978 wirkte er als Dirigent der Staatlichen Philharmonie Brno. Seit 1977 ist Jin Beloh- lävek Chefdirigent der Prager Sinfoniker (FOK), dar über hinaus seit 1981 auch Dirigent der Tschechischen Philharmonie. Er dirigierte alle führenden Orchester seines Heimatlandes und gastierte u. a. in zahlrei chen Ländern Europas, in den USA und in Japan. Auch als Operndirigent betätigt er sich im In- und Ausland, und umfangreich ist seine Diskographie. Bei Dresdner Philharmonie ist der Künstler seit 1975 ^■ndiger Gast. IVAN ZENATY wurde 1962 in Lomnice nad Popelkou geboren. An der Musikschule seiner Heimatstadt er hielt er vom siebenten Lebensjahr an Geigenunter richt. Am Konservatorium und an der Akademie der musischen Künste in Prag setzte er seine Ausbildung bei Prof. Nora Grumlikovä fort und schloß sie 1987 ab. Während seines Studiums war er bei mehreren natio nalen Wettbewerben erfolgreich. 1982 gehörte er zu den ausgezeichneten Teilnehmern des VII. Internatio nalen Tschaikowski-Wettbewerbes in Moskau, und 1987 siegte er im Internationalen Violinwettbewerb „Prager Frühling". Auf verschiedenen Sommerkursen intensi vierte er sein Studium, so z. B. in Weimar bei Andre Gertler (Belgien), Wladimir Malinin und Igor Besrodni (UdSSR). Ivan Zenaty konzertiert mit allen führenden Orchestern der CSSR und reiste bisher als Solist in die UdSSR, DDR, nach Österreich, Spanien und Italien. Beim Tschechoslowakischen Rundfunk und Fernsehen wird er zu Aufnahmen herangezogen. In der kurzen Zeit seiner Konzerttätigkeit erarbeitete er sich bereits ein Repertoire von zwölf Violinkonzerten sowie um fangreiche Kammermusikliteratur, wobei sein beson deres Interesse auch dem zeitgenössischen tschecho slowakischen Musikschaffen gilt.