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5. KAMMERKONZERT im Blockhaus Sonnabend, den 3. März 1990 19.30 Uhr philbiQmnoni Ausführende: Birgit Lieh, Flöte Wolfgang Bemmann, Oboe und Englischhorn Klaus Jopp, Klarinette und Baßklarinette Mario Hendel, Fagott Steffen Gaitzsch, Violine Holger Naumann, Viola Mattfftas Bräutigam, Violoncello Peter Krauß, Kont abaß Frank Petzold, Klavier Frank Petzold geb 1951 Hans Vogt geb. 1911 Rainer Lischka geb. 1942 Präludium und Passacaglia für Violine, Viola und Klavier Rondo sereno für Violine und Viola (1987) Memento für Englischhorn, Baßklarinette, Fagott, Viola, Violoncello und Kontrabaß (1989) (Dem Andenken Eugen Röders gewidmet) Andante Risoluto Vivace Blues Auftragswerk der Dresdner Philharmonie Uraufführung PAUSE Ludwig van Beethoven 1770-1827 Acht Variationen über „Reich mir die Hand.^P mein Leben" aus Mozarts „Don Giovanni“ für Flöte, Klarinette und Fagott Franz Benda 1709-1786 Sonate für Violoncello und Kontrabaß F-Dur Moderato Polonaise-Lento Presto Jan Baptist Vanhal 1739-1813 Quartett für Oboe, Violine, Viola und Violoncello F-Dur op. 7 Nr. 1 Allegro mode ato Cantabile (Adagio) Menuett Presto Frank Petzold, 1951 in Zwickau gebo ren, studierte 1968—1974 an der Dresdner Mu sikhochschule (Komposition bei Siegfried Köh ler, Klavier bei Gerhard Berge, Dirigieren bei Rudolf Neuhaus) und war 1979—1981 Meister schüler für Komposition an der Akademie der Künste der DDR bei Rainer Kunad. 1974—1977 wirkte er zuerst als Chordirektor, später als 1. Kapellmeister am Theater der Altmark in Stendal, 1977—1979 als Schauspielkapellmei ster an den Bühnen der Stadt Magdeburg, 1979—1981 als Pianist der Jazz-Formation „Hu mus”. Seit 1981 ist er freischaffend tätig als Komponist und Pianist, zunächst in Magde burg, heute in Cottbus. 1973 erhielt er den •lerungspreis des Carl-Maria-von-Weber- tbewe.bes Dresden, 1984 den Hans- Stie- ber-Preis. Er schrieb u. a. die Kammeroper „Das Kälberbrüten" (nach H. Sachs), ein Kla vierkonzert, die Sinfonie in F (Uraufführung am 16./17. Juni 1990 bei der Dresdner Philharmo nie), zahlreiche Kammermusiken, Chansons, Lieder, viele Jazz-Titel bzw. Kompositionen, die eine Synthese von Sinfonik und Jazz anstreben. Der namhafte BRD-Komponist und Musik schriftsteller Hans Vogt, 1911 in Danzig geboren und heute in Mannheim lebend, stu dierte 1929—1934 Komposition bei Georg Schu mann an der Preußischen Akademie der Kün ste und Schulmusik an der Hochschule für Mu sik in Berlin. Seine nach dem Studium begon nene Kapellmeisterlaufbahn, die ihn über Bie lefeld und Detmold 1938 als städtischen Mu sikdirektor nach Stralsund führte, endete 1944 mit der Einberufung zum Militär. Seit 1949 zu nächst als freischaffender Komponist tätig, lehrte er von 1951—1978 als Professor für Kom position an der Musikhochschule Mannheim. Daneben liefen Lehraufträge an der Univer- «t Heidelberg sowie an britischen und iri- :n Universitäten. Sein eigenständiges Kompositorisches Werk, das zahlreiche inter nationale Pieise, darunter zweimal den „Prix Reine Elisabeth de Belgique“, Brüssel, erhal ten hat, umfaßt alle Gattungen von der Oper bis zum Klavierstück. (Kolja Lessing und die Dresdner Philharmoniker stellten 1987 sein Violinkonzert als DDR-Erstaufführung vor.) Den Streichern gilt das besondere Interesse des Komponisten, der bemüht ist, jeder Arbeit — und auch der kleinsten — eine exempla-ische Prägung zu geben. Das Rondo s e r e n o entstand in der Fas sung für Violoncello und Kontrabaß 1980 für die Berliner Philharmoniker Jörg Baumann und Klaus Stoll, in der Fassung für Violine und Viola 1987 für die Dresdner Philharmoniker Steffen Gaitzsch und Holger Naumann. Das im Takt 6 einsetzende Thema der kleinen Komposition gehört zu den sogenannten „Noels", volkstümlichen (Weihnachts-) Liedern, die im Frankreich des 17. und 18. Jahrhunderts sehr verbreitet waren. Der Dresdner Komponist Rainer L i s c h k a wurde 1942 in Zittau geboren. Er studierte Musikerziehung und Komposition an der Dresdner Musikhochschule, an der er seit 1970 selbst Tonsatz und Komposition unterrichtet. Seine Lehrer waren Johannes Paul Thilman, Manfred Weiss, Günter Hörig und Carlernst Ortwein (Komposition) sowie Theo Other und Wolfgang Plehn (Klavier). Die Stadt Dresden zeichnete ihn 1986 mit dem Martin-Andersen- Nexö-Kunstpreis aus. Lischkas Kompositionen sind oft stark' rhythmisch geprägt und verar beiten Stilelemente der Unterhaltungsmusik und des Jazz. Er schrieb u. a. sinfonische und konzertante Werke (das Auftragswerk „Be gegnung" brachte die Dresdner Philharmonie 1988 zur Uraufführung), Kammermusik ver schiedenster Besetzung, Orgelstücke, Chorlie der sowie zahlreiche Kompositionen für Kinder und Jugendliche, die ihm bei internationalen Wettbewerben in Budapest, Berlin und War schau erste Preise eintrugen, über das heute erklingende Werk äußerte der Komponist: „Das Stück .Memento 1 ist einem hervor ragenden und enthusiastischen Musiker ge widmet, den der Tod ungewöhnlich früh aus seinem Leben gerissen hat: Eugen Röder. Er war Solo-Kontrabassist der D.esdner Philhar monie und ist vielen Konzertfreunden auch als ausgezeichneter Kammermusiker und Improvi sator in Erinnerung. Ich habe seine Interpre tation meines Kammermusikstückes .Kontakte" für Altflöte, Vibraphon und Kontrabaß und meines Kontrabaßkonzertes noch im Ohr und bin noch heute von seiner engagierten und temperamentvollen Musizierweise beeindruckt. So sind in .Memento 1 zwei gegensätzliche Ge fühlshaltungen zu finden: zum einen Schmerz und Trauer um den Tod eines nahestehenden Menschen (Liedzitat , Der grimmig Tod mit seinem Pfeil 1 ) und zum anderen die Ausstrah lung seines Enthusiasmus, der doch weiterlebt; hier ausgedrückt durch zunehmend lebendigen Einsatz des Solo-Kont abasses. Den Abschluß bildet ein bluesähnlicher Teil, dessen gedeck ter Bläserklang sich allmählich auflöst. 11