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u- . >a,l un,«rttg aus. Er ist ein hagerer, etwas auf- geschossener, ruheloser Mann, dem das drängende Feuer seiner Talkraft au- den Augen schaut. „Herbolzheimer! Herrgott... wie herrlich, daß Sie hier sind! Hat Sie der . .. der Chef geschickt?" „Ja. Ter Herr Geheimrat hat mich hierherbcstellt. Haben Sie eine gute Reise gehabt, Herr Doktor?" „Dante, es ging. Aber bitte ... zwischen uns beiden keine Titel. Ich sage Herbolzheimer, und Sie, lieber, alter Freund, nennen mich bitte, wie in meiner Peuuälerzeit, einfach Arno. Hallo . . . Dienstmannl Schassen Sie diese beiden Koffer nach Haus Rhein felden!" „Aber Herr Doktor, dafür bin ich doch da!" „Ho! TaS wäre noch schöner! Nein, wenn schon einer von nnS beiden, dann höchstens ich! Aber ich weiß für uns zwei etivaS viel Besseres! Wir steigen gemächlich die Anhöhe hinan, dabei kann ich mir die Gegend gut besehen, und wir schmähen einander vor, was wir auf dem Herzen haben. Herrgott, wie lange habe ich das nun schon alles nicht gesehen!^ Er wischt mit einer weiten Handbewegung über den Himmel und das gesegnete wette Tal. „Fast an die fünf Jahre, Herr Doktor!" „Sie sind gräßlich mit Ihrem Doktor, Herbolzheimer! Aber Sie lassen es fa doch nicht bleiben! Gut. Sagen Sie eben Doktor. Also fünf Jahre? Ja, das kann stimmen. Seit er mich damals . . . hopp! . . . hinaus- geworfen hat. Wissen Sie noch, Herbolzheimer?" „beider, Herr Doktor! Ich werde den unglückseligen Tag so schnell nicht vergessen. Der Herr Geheimrat hat vier Tage zu Bett gelegen nach jener. . . jener Aus- spräche!^ Die beiden Männer schreiten der Anhöhe zn. Die Ichtcn Häuser liegen hinter ihnen, Obstgärten begleiten den schmalen Fußsteig, der abseits der Fahrbahn hinauf führt nach Haus Rheinfelden. Vor Hellmann tancht der Tag wieder auf, an dem er zum letzten Male hier entlanggegangen ist. Es war kurze Zeit nach seinem Doktorexamen. Glückstrahlend war er hergceitt, dem Onkel alles zu berichten. Er ver dankte dem Onkel ja alles. Sein Vater hatte ihm nichts hinterlassen als die Er- tunernng an seine unglückliche Mutter. Oh, das waren böse Tage damals, als er vor dem Nichts stand! In jenen Tagen hatte der Onkel mit fester Hand in sein Leben eingegrifjen und ihm alle Wege geebnet. Er hatte des Onkels Wunsch befolgt, hatte Kunstgeschichte studiert — nebenbei hatte er Literatur und auch Han- delswissenschaft gehört — nun aber brannte nur ein Wunsch in seinem Herzen: praktische Arbeit leisten „u können. Er fühlte es, daß Kunst zwar viel für ihn be- deutete, daß sie allein aber nie sein ganzes Leben aus füllen konnte. Er brauchte harte Mannesarbeit. Ta lagen des Onkels Werke: Die Druckerei, die Papierfabrik, der Verlag, die Zeitung . . . ein großes, zusammenhängendes Werk, das von der Tatkraft und der Schaffensfreude seines Gründers zeugte! Warum sollte er dort nicht Mitarbeiten? Er redete mit aller Glut seiner vierundzwanzig Jahre, er bat, er versprach ... cs war alles umsonst. Ter Onkel blieb hart bei seinem „Nein!" „Tu hast Kunstgeschichte studiert, du bleibst Kunst wissenschaftler. Ich will dich nicht im Geschäft sehen. Ich will keinen ans unserer Familie noch einmal im Ge schäft sehen. Denk an deinen Vater!" „Vater hat sich zu dösen Geschäften hinreißcn lassen. Er hat seine Frau darüber glücklich werden lassen. Er hat Maß und Ziel vergessen. DaS alles stimmt. Er war ein besessener Mensch. Aber du, Onkel! Hast du nicht auch in deinen Werken gearbeitet? Hast du nicht alles erst geschaffen und auf die Beine gestellt? Die Druckerei in Leipzig, die Papierfabrik in Pirna ...? Es sind doch deine segensreichen Werke! Und habe ich nicht das gleiche Recht wie du auf Arbeit? Auf Arbeit, die meinem Herzen zusagt?!" Darauf war der Onkel sehr still geworden, hatte daS Zimmer verlaßen, und nach'einer Weile kam Herbolz heimer, brachte ihm einen Brief uird meldete, saß das Gepäck fertig sei. Der Brief enthielt des Onkels Bitte, ibn zunächst nicht wieder zu besuchen und die Hoffnung, daß er recht oal» als Prinaroozene der Kuustgefajllyle ! gute Erfolge Haden m' .. Kein Wort von allem, was sie gesprochen haben! -e. Herr Geheimrat tat, als sei nichts vorgefallcn. Zuerst war er entschloßen, ihm alles vor die Füße zu werfen: Geld, Unterstützung, sich irgendwo als Arbeiter, als Angestellter einzureihcn. Im Zorn ging er von dannen. Daun aber erreichte ihn Herbolzheimers Brief, der von der Erkrankung des Onkels erzählte, der davon sprach, wie fehr der einsame Mann trotz allem an ihm, dem letzten seiner Familie, hänge, und die Bitte, -och jede wettere Aufregung zu vermeiden. Da hatte er nachgegebcn. Er brachte eS nicht über- Herz, dem Mann, dem er doch alles verdankte, den Schmerz einer endgültigen Trennung zuzufügen. In seinen kunstgeschichtlichen Arbeiten fand er freundliches Genügen. „Fünf Jahre ist das nun alles her, Herbolzheimer!" > sagt er aus seinen Erinnerungen heraus. „Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Wie werde ich ihn da oben an treffen?" Herbolzheimer gibt nur zögernd Antwort, und daS macht Hellmann ein wenig betroffen. Die Antworten -es Alten zeichnen sich sonst durch Kürze und Klarheit aus. „Nanu daS klingt ja sonderbar!" wundert sich Hell mann. „Warum wollen Sie denn nicht mit der Sprache heraus? Gesundheitlich geht es ihm unverändert, also daS kann's nicht sein. Was haben Sie denn sonst auf -cm Herzen?" Herbolzheimer bleibt stehen und sieht den jungen Doktor an. „Sie werden zu niemand davon sprechen, was ich Ihnen jetzt sage?" Hellmann lacht verwundert ans. ,,Das klingt ja ganz geheimnisvoll! Aber wenn Sie mich zum Schweigen verpflichten . . .!? Dann soll natürlich niemand etwas von mir erfahren." „ES ist nur, weil ich eigentlich nichts Bestimmtes weiß! Ich habe nur so ein Gefühl . .. und das könnte täuschen." „Bitte ohne Vorreden! Sprechen Sie sich aus, alter Freund! Sie haben mit Ihren zwanzig Jahren Dienst in Rheinfelden jedes Recht dazu!" „Also . . ." beginnt Herbolzheimer, „eS handelt sich um unsere Hausgenossen." „Hausgenossen?" Hellmann blickt ganz verdutzt. „Seit wann gibt es auf Rheinfelden Hausgenoßen ...? Dauergäste? Unsinn! Rheinfelden ... und Gäste! Lassen Sie mich nicht lachen! Vielleicht heute zur Gra tulation . . . aber sonst? Nein!" ,,Es ist leider der Fall, Herr Doktor. Wir haben leit beinahe zwei Jahren ständige Hausgäste. Ich denke da bet nicht an den Herrn Sanitätsrat . .." „Ach, Trommsdorff! Der alte, bärbeißige Tierfreund und Hnndenarrl Ist er noch immer der Hausarzt?!" „Ja ... das wohl. Aber die Herren spielen nicht mehr Freitags Schach." „Ach nein? WaS ist denn da vorgefallen? TrommS- dvrff war doch der einzige Mensch, der dem Onkel über haupt etwas sagen konnte und durfte?!" „Der Herr Sanitätsrat scheint unsre Gäste nicht zu lieben." „Nun schlägt'S aber dreizehn! Herbolzheimer, Eie laßen sich ausholen wie daS dreizehnte Buch Moses« Wer sind denn diese legendenhaften Gäste?" „Erst ein Herr Czuka nun auch der Herr Etadtrat Derenburg. Herr Czuka ist Maler und ordnet die Stiche des Herrn Geheimrats... Sie wissen: feine Samm lungen ...! Und der Herr Stadtrat... er ist es übri gens nur dem Namen nach und ich fürchte, er trägt den Titel nicht mit voller Berechtigung , . . also der Herr Stadtrat ist der geschäftliche Vertreter des Herrn Ge heimrats." Hellmann ist ehrlich erschrocken. „Was sagen Sie La? Ein Maler, der sich für meines Onkels Sammlungen interessiert, das mag noch ver ständlich sein. Aber ein Stadtrat, der geschäftlich« Arbeiten erledigt. . .?" „Es ist gewißlich fo. Der Herr Etadtrat ist sozusagen Licht wird rot, Sturm wird still, Wölke steht, Die noch eben Nordwärts zog Acsendes Wild Schreit ahnend auf Und flieht dann fort In raschem Lanf. Dann bebt der Boden Mit den Wurzeln seines Grase». Die Vögel schwirren Angstverwirrt ans ihren Nestern, Die der fallende Niese Solange betend und liebend Auf seinen Aesten trug K. L. Kamossa. «MM Scherz-Aufgabe Was ist mehr: Drei Paar Wiener Würstel, eine Elfe und einer, der gekündigt bekommen hat — oder zwei Ver kehrspolizisten? MM M» Im Gehänge Seiner Zweige Sitzt der Tod. Der Holzfällen Setzt die Axt an. - allmächtiger Sekretär. Er nimmt dem Herrn Geycimrar alles ab, was mit dem Geschäft in Zusammenhang steht. Der Herr Geheimrat scheint sehr zufrieden mit ihm zu fein! Also muß er schon tüchtige Arbeit leisten." „Und der Geheimrat hat diesen Mann angestellt?" Hellmann packt die Helle Wut, wenn er daran denkt, daß diesem Unbekannten mühelos in den Schoß fällt, was er sich vergeblich seit Jahren wünscht. Es ist un begreiflich. „Das entzieht sich meiner Kenntnis." weicht Herbolz heimers Antwort vorsichtig aus. „Ich habe nur die Besorgnis, daß der enge Verkehr mit diesen beiden Herren Lem Herrn Geheimrat nicht nützlich ist." „Und woraus schließen Sie das?" „Ich habe eben keine Beweise für meine Behaup tungen. Hätte ich sie. so hätte ich nicht gesprochen, son dern längst gehandelt. So aber ist eS nur mein Gefühl, Las mich warnt. ES erscheint mir so ... fo unnatürlich, das ganze Verhältnis der drei Herren. Der Herr Ge heimrat paßt nicht zu ihnen, und die beiden Herren wiederum fcheinen mir nicht nach Rheinfelden zu ge hören." „Aha," denkt Hellmann. „Hier ist etwas tm Fluß, das ich noch erfassen muß. Hier sind fremde Kräfte am Werk, die vielleicht mitbauen am Widerstand -eS Onkels gegen meine Wünsche, auch gegen meine Heirat. Herbolz. Heimer ist kein Schwätzer. Er weiß, was er sagt. Ich werde Augen und Ohren offen halten!" „Und wie ist der Geheimrat zu diesen sonderbaren Gästen gekommen?" „Herr Czuka hat mit dem Herrn Geheimrat scheinbar längere Zeit korrespondiert, kam dann zu seinen wißen« schaftlichen Arbeiten inS HauS . .. und blieb -a. WaS den Herrn Geheimrat bewogen hat, ihn als ständigen Gast aufzunehmen, weiß ich nicht." „Und dieser Stadtrat?" „Kommt aus Leipzig. Er war bisher wohl kauf männischer Direktor in der Druckerei des Herrn Ge heimrats. Jetzt will eS mir so scheinen, als ob er die gesamten Betriebe leitet. Jedenfalls hat sich der Herr Geheimrat seit -er Ankunft -er bei-en Herren voll ständig von seinen Werken zurückgezogen. Er lebt ganz keiner Gesundheit und seinen Sammlunaen." (Fortsetzung folgt.) Mit»... Erzählung von Konrad Seiffert. Sie waren sich beide klar darüber, daß sie mit »er Heirat noch warten mutzten, als sie sich verlobten. „In einem Jahr» spätestens in einem Jahr verdiene ich genug", sagie Hans, „dann kannst -u deine Stellung aufgeben!" Elli war damit einverstanden. Eie hätte aber auch nach der Heirat gern noch, wenn eS hätte sein müssen, eine Zeitlang weiter Geld verdient, um Lem jungen Haushalt zu helfen. Davon wollte Klaus jedoch nichts wissen. Nein, meinte er, Las Geld- oerdienen sei Sache des ManncS. Ein Jahr ist eine kurze Zeit. Ein Jahr vergeht besonder- dann schnell, wenn an seinem Ende ein Ereignis steht, auf da- man sich freut. Elli freuie sich. Irden Monat hielt sie einen Teil ihres Gehaltes zurück. Sie taufte Wäsche und andere Kleinigkeiten, die sie später gebrauchen würde. Und außerdem trug sie noch ein paar Mark auf die Sparkasse. Tas Jahr verging. Klaus mußte zugebcn, daß es mit seiner Stellung doch nicht so klappte, wie er eS sich gedacht hatte: ,Hch acrdiene noch zu wenig. Wenn wir jetzt schon heiraten würden, dann wären wir mitten in der Sorge drin und kämen nicht mehr heraus. Warten wir!" Nun gut. Elli sah ein, daß es das beste war, wenn die Heirat noch etwas hincmsgcschobcn wurde. Sie hatte dann Zeit, verschiedenes andere noch zu kaufen, was zum Haushalt gehörte. Tie Mutter, die von ihrer Pension lebte, konnte nicht viel helfen. Es waren noch zivei Schwestern da, jünger als Elli, die ja auch an die Ehe dachten, und die auch nicht mit ganz leeren Händen Weggehen sollten. Am Schluß des zweiten Jahres trat endlich der ersehnte Umschwung ein: Klans verdiente mehr, wesentlich mehr. Jetzt bot sich ihm Gclegcnbeit, seine Fähigkeiten und sein Können zu zeigen. Eine weitere Gehaltsaufbesserung wurde ihm in Aussicht gestellt. Gleichzeitig schickte ihn sein Werk zu einer Zweignieder lassung nach Süddeutschland. Er werde dort, wurde ihm gesagt, ein halbes, vielleicht auch ein ganzes Jahr bleiben. Klau- ging gern hin. Er halte jetzt das Tätigkeitsfeld, das er suchte und das er brauchte. Elli war traurig: „Nun gehst du so weit weg! Wer weih, lvann wir uuS sehen werden! Und heiraten? Ans Heiraten ist jetzt doch erst recht nicht zu denken!" „Nein. Du mußt doch zugeben, daß das vorläufig wirklich nicht geht! Ich bleibe ja mcht für immer in Skddeutschland. Ich komme doch zurück!" Gewiß. Klaus kam zurück. Aber hätte man nicht doch heiraten können? Zwei Jahre wartete Elli schon. Allem An schein nach dauerte es nun noch ein Jahr. „Haben wir zwei Jahre gewartet, dann kommt es auf ein paar Monate auch nicht mehr an!" tröstete sie KlauS. Und Mi ließ sich trösten. Sie wartete. Den Urlaub verlebte sie bei ihrem Verlobten. Sie sah, daß Klaus ei« „großer Mann" geworden war. Und sie war siolz auf ihn. Ell, Krach mit Km über ihre Sorgen und ihre Freuden, über die Dinge der Alltags, in dem sie stand, über dre schöne Zeit, die kommen würde für beide, in der Ehe. Klaus erzählte ihr von seinen Plänen, von seinem Aufstieg, von den Möglich keiten, die sich ihm boten, wenn er nicht nur ein Jahr, sondern länger hier unten blieb. Da erschrak Elli: „Und die Heirat?" „Die Heirat! Wenn ich für immer hierbleiben wollte, dann könnten wir jetzt heiraten. Aber ich bleibe ja nicht hier. Ich komme zurück!" Ein Jahr ist eine lange Zeit, wenn man in Ungewißheit lebt. Elli dachte mit Bangen an die Zukunft. Sie hätte ja gern, wie bisher, an Klaus geglaubt. Aber sein Zögern ließ sie schwan ken und klein werden im Glauben. Das dritte Jahr verging und dann auch das vierte. KlauS kam nicht zurück. Seine Briefe waren kurz und sachlich. _ Er schrieb von seiner Arbeit. Immer größer wurden die Abstände von Brief zu Brief. Elli stellte das traurig fest. Sie beantwortete jeden der Briefe sofort. Sie beklagte sich nicht. Sie wurde müde dabei. Aber sie sprach nicht davon. Ich kann ihm nicht nachlaufen, sagte sie sich. Und sie wäre ihm gern nachgelaufen, wenn ihr das möglich gewesen wäre, wenn das Zweck gehabt hätte. Wenn sie vor dem Spiegel stand, dann prüfte sie ihr Gesicht. Sie lächelte chrem Spiegelbild zu und fand, daß sie sich in den Jahren deS Wartens eigentlich nicht zu ihrem Nachteil verändert hatte. Alt? Müde? Häßlich? Keine Spur! Aber es war ein krampfhafte- Sichhochreißen, ein gewalt samer Zwang zur Heiterkeit. Wie lange noch wurde sie daS alle- ertragen? Die jüngste Schwester heiratete. Während der Hoch zeitsfeier bemühte« sich all« Gast« um Mi. Sie sah die bedauern den Blicke, da- Mitlewder Mensch«« tat ihr weh. Sie entschloß sich, während ihre- nächste« Urlaub- zu KlauS zu fahren. W war notwendig, daß sie «Mich Var sah, daß si« wußte, woran sie war. Nein, sie wollte nicht länger warten. Aber je näher der Urlaub herankam, desto mehr wurde sie schwankend i« ihrem Entschluß. Und dann unterblieb die Reise. Ein paar Monate danach wurde Mi von einer ihrer Schwestern mit dcr Nachricht überrascht, daß Klaus zurückgekom- men sei: „Ich habe ihn gestern abend gesehen und erkannt, eS ist gar kein Zweifell" Mi war erstarrt. Warum hatte er ihr kein Wort von seiner Rückkehr geschrieben? Warum hatte er sie noch nicht auf- gesucht? Vielleicht war er schon länger Hierl Seine« letzten Brief hatte sie vor etwa drei Wochen bekommen. Zugleich aber jubelte sie: wenn er hier ist, dann wird alle- gut werden! Wozu nun noch warten mit der Heirat? Am nächsten Tage sahen sie sich. KlauS sagte, er habe ihr nicht schreiben können, weil alles Hals über Kopf gegangen fei mit seiner Abreise, und er habe hier so viel Arbeij, ungewohnte und auch unangenehme, vorgefunden, daß er mit sich genug zu tun gehabt habe. Von der Heirat wurde kein Wort gesprochen. Elli jcheute sich, das Thema zu berühren. Sie wartete darauf, daß Klaus etwas davon sagen würde. Er lat es nicht. Sie beobachleie ihn genau. Und sie sand, daß er anders, ganz anders geworden war. All das Jugendhafle, das sie so gern gehabt halte an ihm, war verschwunden. Sein Mund War hart geworden, jeine Augen l«Il. Er stand mit beiden Beinen fest auf der Erde und wußte, was er wollte. Und das sprach er dann auch aus. Er schrieb Elli: „Ich bin gezwungen, .nir LaS Leben anders einzurichlen. Meine Stellung verlang: das von mir. Ich glaube nicht, daß mir das möglich ist, wenn du " Der Mann, den sie geliebt halte, auf den sie so viele Jahre gewartet hatte, wollte sie nicht heiralen, weil er gezwungen war, sich „da- Leben anders einzurichten". Sie ging nicht hin zu rhm. Sie bat und bettelte nicht. Sie forderte nicht. Sie sah ihn nie wieder. Was sie erlebt hatte, da- erlebten auch andere. Es war eine Geschichte, die sich jo ost wiederholte, daS wußte Elli. Und sie wußte, was sie jetzt zu tun hatte: auch sie mußte sich da- Leben anders einrichlen. ES war spät geworden dazu, sie hatte viel Zeit verloren. Aber es war noch nicht zu spat. und Verlag: Wochenblatt für Zschopau UN- Umgegend: Richard Voigtländer t« Zschopau. Schriftlettung: Margaret« Votgtlän-er t« Zschopau,