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Zschop«»«, Togedln« »nd Anzei»«« Freitag, d«n 17. F^d »-r 1SLS. R». 41 ZMopauer Hausfrau MMk chsim:»ng->vclö. des Tischlelhaudiverts, Photo: HciiM)^c (5 I len ihn uns stark genug wünschen, Vorbild zu sein für die, ! die auch heute noch nicht ohne Glorienschein vor sich selber „Deutsches Wohuen 1939". dem Titel „Deutsches Wohnen 1939" vom augenblicklichen Stand der Entwicklung des deutschen Möbels Zeugnis ab legen. Die Möbelschau „Deutsches Wohnen 1988" auf der Leip ziger Herbstmesse ist uns noch in frühlingshafter Erinne rung. Tie war ein Bekenntnis zum schlichten feinen hand werklich sorgfältig durchgearbeiteten Möbel. Die Herrschaft des schwülstigen Prunkmvbels ist vorbei, nach Jahren aus sichtslosen Kampfes gegen Repräsentiersucht und Protzentum kann man fetzt zukunftsfroh das einfache deutsche Volks möbel erwarten. Das schlichte deutsche Möbel ist keine Stilart, die sich im Formalen genug sein läßt. Es ist der Ausdruck einer gei stige» Haltung. AuS all den Kindern, die um 1909, 1919 herum die Wohnungseinrichtung ihrer Eltern kritisch be trachtet haben und sie zu voll, zu dunkel, zu steif und zu langweilig gefunden haben, und die Sinnlosigkeit all des Schnörkel-, Schnitz- und Schmuckwerks längst erkannt hatten, sind mittlerweile Erwachsene mit klaren Wünschen und ener gischen Zielen geworben, die sich Wohnungen bauen aus ihrer tiefen Sehnsucht heraus nach einem Heim des Friedens und der edlen Harmonie. Ihr Wohnen ist ihnen wichtig wie ihr täglich Brot, aus ihrem Heim ziehen sie sich Kraft zum Frohsein, zum Besserwerden, zum Durchhalten. Was meinen wir eigentlich für Möbel? Wir haben ein kleines Bild ansgesucht, das wir hier abbrucken, daS uns typisch scheint für den reinlichen unpathetischen Stil heutiger Möbel. Man spürt «ine klare dünne Luft wie oben auf einem Berge: gesund und natürlich stemmen sich die Beine des kleinen Tisches, ein guter Gessel steht babei, sparsam im Polster, sinnvoll der Bau der Arm- und Rückenlehnen. Der auskommen. Natürlich sind noch sehr viele Gegner da, die im heutigen Volksmöbel nur eine Art Sparmöbel sehen, eben doch nur bas „Kistenmöbel", bas sie als stillos bekämpfen. Aber man kann hoffen, baß sie nur schlecht unterrichtet sind, schließlich haben wir uns alle über die nüchternen kistenähnlichen An- und Aufbaumöbel geärgert, die eben nur ein Uebergang waren zum klargegliederten sorgfältig gefeilten liebens würdig- anmutigen Möbelgegenstanb -er Gegenwart. Unsere Tischler haben inzwischen «ine Unmenge gelernt, sind von neuen in die Schule gegangen, bilden sich heran zu wirklichen Meistern im guten alten Sinne, denen fachgerechter Möbel bau ein verantwortungsvolles Tun ist vor dem Gelbver- -ienen. „Deutsches Wohnen 1989" wirb im Februar in Leipzig zu beweisen haben, -aß es über bie Leistungen des Jahres 1938 hinausgewachsen ist. Das versprach uns der Reichs- innungsverband des deutschen Tischlerhandwerks. Wir sind zur Gefolgschaft bereit. Was locht die tüchtige HanSfra«? Küchenplan der Abteilung Volkswirtschaft/Hauswlrtschaft im Deutschen Frauenwerk, Gau Sachsen. Sonntag mittag: Karpfen gebraten, Rotkraut, Kartof feln, Preißelbeeren aus dem Vorrat, abenbS: Kartoffelsalat, warme Wurst, geriebener Meerrettich. Montag mittag: Haferflockenbratling«, gedünstet«« Grün kohl, Kartoffeln, Buttermilchspeise, aben-S: Bratkartoffeln (Restverwertung), Endiviensalat. Dienstag mittag: Fischpudding mit Tomatensoße, Kar- toffeln, abends: Hollunberbeersuppe laus dem Vorrat) mit Grießschnitten. Vollkornbrot. klein« Bücherschrank stellt zwanglos neben ein paar gute Bücher hier ein« Bas«, dort eine kleine Skulptur. Mehr Bücher habt Ihr nicht? denkt vielleicht Herr Lehmann, dicke Ringe an den Fingern. Nein, mehr haben wir nicht, nur diese zwölf teuer er kaufte» liebgewonnctten, vielleicht kan» ich später mehr kaufen. Typisch scheint uns bas Bild sür ein Zim- ! wer von unausdringlicher Eleganz und heiterer Harmonie. Wie anders müssen die Menschen gewesen sein, ' die, doch auch von innen her schaf fend, Fenster mit Samten, Türen mit Portieren verhängten, das Bett einer Fran mit Wolken von Schleier- ! stoff überdachten. Heraus aus den Vermummungen! weg mit den Stoff- ! mengen! Licht her und Fenster auf! ' Gute klare Lust! Tas alles ist nun endgültig vorbei! Ansgekehrt im Sturm der Zeiten. Und der Vc- i wohner unseres klaren Zimmers lebt sein freundliches L ben ganz ohn« Dünkel und Aufgeblasenheit, eben schlicht und ehrlich und wohl wollend gegen jedermann. Tut er i das? Wir wollen ihn so hinstellen I als Ausdruck unserer Zeit und wol- Am 28. Februar wird in Leipzig im Nahmen der großen ! Frühjahrsmesse auch in diesem Jahr «ine Möbelschau unter Mittwoch Morgenfrühstück: Haferflockensuppe gesüßt mit verbilligter Marmelade, Schulfrühstllck: Butterbrote (Voll- kornbrot) mit Schnittlauch, mittag: Hammelfleisch mit Gräupchen und Porree, Rhabarberkompott laus deni Vor rat), abends: Selleriebrei, Deutscher Käse, Vollkornbrot. Donnerstag mittag: Lungenklein, Kartoffelbrei, Ra- pünzchensalat, abend: Matjessalat mit Schalkartoffeln. Freitag mittag: Gekochte Fischklöße, Pilzsoßc, Kartof fel», abends: Soßenkartosfeln (Nestverwertg.), Gemüs«sülze. Sonnabend mittag: Weiße Bohnen mit Hammelfctt un- Kartofseln, abends: Streichwurst, Senfbuttcr, Vollkornbrot, Hagebuttentee. 8! c z e p t e: Karpfen gebraten: Waschen, vierteilen, falzen und 1^ Stunden stehen lassen. Tann Fischstücke in Mehl und Semmelbrösel wälzen, in Margarine goldbraun braten. Haferflockcnbratlinge: Ucbcr 289 Gramm Ha- ferflockcn Liter kochende Milch (entrahmte oder Trocken milch) gießen, 1 Stunde zugcdcckt stehen lassen. 59 Gramm Mehl, 8 Lösel Ncibkäse, 1 Eigelb, 1 Eischnee und etwas ge wiegte Petersilie darunter mischen, mit Salz abschmecken, mit einem Löffel flache Klöße formen und in heißem Misch fett oder Margarin« auf beiden Seiten goldbraun backen. Fischpu übing: 590 Gramm Seefisch, 19 Gramm Speck, 1 Stang« Porree, 1 gekochte Kartoffeln, ein einge weichtes, gut ausgedrücktes Brötchen durch ben Wolf geben, Petersilie hacken, dazugeben, mit Salz abschmecken, in eine eingefettete Puddingform füllen und etwa 30 Minuten im Wasserbad koche». Sell«ri«brei: 2 kleine oder eine dicke Sellerie knolle gründlich waschen, gardämpf«n, schälen, durch ein Sieb streichen, mit einem Eßlöffel Mehl, Fett, Brühe oder Milch durchkochen, mit Zucker und Salz abschmecken, etwas roh ge riebenen Selleris -aruntermischen und mit gerösteter ge riebener Semmel anrichten. Matjessalat: Möhren gründlich waschen, gar- dämpfen, schälen, tn Würfel schneiden, Gewürzgurke und eine Zwiebel zerkleinern, Matjesheringe putzen, in Stücke schneiden, allo Zutat«n gründlich mischen, mit Essig und Oel abschmecken und mit deutschen Kapern verzieren. Senfbutter: Aus 80 Gramm Margarine und 50 Gramm Mehl eine Mehlschwitze Herstellen, mit Milch auf füllen, so daß es eine -icke Soße gibt, mit Zucker und Salz abschmecken, 2 Eßlöffel Senf unterrühren und alles schaumig schlagen. SO Gramm Margarine für sich schaumig rühren, «tn hartgekochtes Eigelb zerdrücken und baruntermengen, die Soße zugeben, gut mischen, mit Tomatenmark schön färben. * Die praktische Hausfrau. Ein sicherer Mottenschutz ist folgende einfache Behandlung: Man packt di« Sachen, nachdem st« gut ge reinigt und geklopft sind, mit einigen Vermutstengeln in «inen Karton, den man mit Papier umwickelt und an allen Rändern fest verklebt. Tintenfässer, diestarkangesetzthaben, wer- d«n leicht gereinigt, indem man st« mit verdünnter Salz säur« o-er Essig füllt und einige Tage stehen läßt. Darauf gibt man Sand hinein, schüttelt tüchtig und spült sie darauf gut aus. Mit Perlen oder Steinen besetzte Ring« sollten beim Händewaschen stets vom Kinger gezogen werden, da -er Glan» und das Feuer -er Steine zu sehr öurch di« Seife leiben. Der Sm von St. Sebastian Roman von Gert Nothberg. 27. Fortsetzung Mission! Ja, sie mutzte Kronau befreien, uns es muhte einen Weg geben, um den Vater trotzdem zu schonen. Aber wo war dieser Weg? Es war Kronau doch nicht zuzumuten, dah er schwieg über das Verbrechen, das man an ihm begangen. Elme ging wieder ins Haus. Es war inzwischen fast Mittag geworden. Also war sie viele Stunden im Garten gewesen. Die beiden Mädchen, die im Hause schafften, sahen sie verwundert an. Ihr Gesicht war trotz des langen Auf enthaltes im Freien erschreckend bläh und schmerzlich ver zogen. Sie sah dann im Wohnzimmer, die Hände gefaltet, und wartete auf den Vater. Vielleicht kam er doch einmal zu ihr. Dann würde sie ihm einfach alles sagen. Alles! Und Ler Vater kam wirklich. Er setzte sich zu ihr, legte dr» Arm um sie. „Elme, Annette hat mich betrogen. Du kannst also rußig hietvleibcn, sie wird niemals nach St. Sebastian kommen. Und cs wäre auch ganz unmöglich gewesen, dah sie in die. ser Einsamkeit hätte leben können. Sie das sieggewohnte, verwöhnte Geschöpf! Ich war ein Tor, dah ich auch nur fünf Minuten lang an dieses Glück glauben konnte. An nette hätte bei uns ja nicht einmal atmen, geschweige denn leben können. Sie ist an lautes Treiben gewöhnt. Einsam keit erträgt sie nicht, wenn es auch nur auf einige Mo nate im Jahr gewesen wäre. Aber meine Anstaltspraxis darf ich ja nicht aufgeben. Um deinetwillen nicht, mein Kind. Ich — was liegt an mir! Mein Leben hat Annette zerbrochen." „Vater!" Erschüttert lehnte Elme den Kopf an seine Schulter. Es war so unendlich schwer, ihn zu demütigen, ihm zu sagen, dah sie alles wusste, dah jener angebliche Karsten Ernst Rainer Kronau war. Sie hob den Kopf. „Vater, ich möchte etwas mit dir besprechen." „Bitte, mein Liebling." , „Wer ist Kaufmann Karsten?" Der Stuhl fiel polternd zurück. Doktor Binder stand mit geballten Händen vor seiner Tochter. „Was soll das heißen, Elme?" „Ich weih, dah Kronau wider seinen Willen hier ge- fangengehalten wird." „Du wirst »och h«ut« St. Sebastian verlassen, Elme!" Hart, fremd, unerbittlich Nan- d«» Doetor» Stimme. „Ich -eh« nicht, Vater. Richt «h«r, al, bi» Kronau sretlätzt. Ich weih, datz du im Auftrag seiner Verwandten handelst. Wie durftest du dich darauf einlassen? Ist das nicht schwerste Freiheitsberaubung?" Doktor Binder sah aus, als wolle er sich auf seine Toch ter stürzen, als wolle er sie vernichten. Er zitterte am aan- zen Körper und 'seine Hände griffen nach einem Halt. Dann aber hatte er sich überraschend schnell gefaßt. „Es bleibt also dabei, Elme, du reist noch heute ab. Ich bringe dich zu Frau Vuschkötter nach Hamburg. Du kannst dort noch verschiedenes lernen. Lor allem, dah man seinem Vater nicht nachspioniert, was du getan hast. Ich habe..." Es klopfte. Auf des Doktor» Zuruf erschien eins der Mädchen und meldete, daß ein neuer Patient gebracht werde. Doktor Binder schien angenehm berührt. Er nickte leb haft. Sagte dann: „In mein Sprechzimmer, Agnes! Wer bringt den Kranken?" „Der Herr Sohn. Sie kommen aus Schneidemühl." „Schön. Sie wissen also Bescheid. Und melden Eie, ich käme sofort." „Sehr wohl, Herr Doktor." Das Mädchen warf noch einen neugierigen Blick auf Elme und ging dann schnell hinaus. Doktor Binder wandte sich wieder seiner Tochter zu: „Packe also!" „Ich kann jetzt nicht reisen, Vater. Bitte, erkenne doch, daß ich nur dein Bestes will! Du mußt aus dieser Sache heraus. Es ist ein Verbrechen." „Schweig! Oder willst du, dah ich mich noch vergesse? Was gehen dich meine Angelegenheiten an?" „Ich kann es nicht mit ansehen, daß Kronau, der völ- lig gesund ist, in der Irrenzelle eingesperrt ist!" „Aha! Nun, Iah es bei diesem albernen Mitleid be- wenden. Aber möchtest du mir nicht gefälligst sagen, wo her du plötzlich dieses Interesse für den Kranken hast? Ich leugne gar nicht, daß er der Schlohherr von Kronau sein will. Was hast du also? Gerade um dieser fixen Idee wil len wird der Mann ja in Gewahrsam gehalten. Seine Verwandten wollen es so. Er ist sehr rabiat und muß be- sonders scharf bewacht werden. Das ist alles." „Nein, Vater, es ist anders. Ganz anders." Doktor Binder starrte seine Tochter an, dann hob er die Hand. „Da — hast du! Du ungeratenes Geschöpf! Mache dich fertig! Wir reisen noch heut« abend. Ich kann dich hier nicht brauchen." Doktor Binder ging. Elme stand und sann. Auf ihrer Wange brannte der Schlag, den ste soeben erhalte». Der Weg war falsch. Ganz falsch! Mei» Vater ist mir fremder hem, L ynh keift Wort von meiner Seite «na ftmal» etwa» «rkrn. Wanick habe ich gesprochen?, Warum? Ich soll noch heute St. Sebastian verlassen. Und nun kann ich mein Wort nicht halten! — Der neue Krank« wurde über den Hof geführt. Er sah sich lächelnd um. Der Sohn führt« den Vater. Der Pa tient schien gutartig zu s«in. Der Sohn hatte gemeint, sein Vater sei nur mächtig mit den Nerven herunter, und da hätte er, der Sohn, die Anzeige gelesen, daß man in St. Sebastian noch schwer Nervenkranke aufnehme. Man möge den Kranken ja recht gut verpflegen. Auf das Geld käme es nicht an. Hier seien vorläufig tausend Mark. Der Vater sei sonst körperlich ein gesunder und noch sehr rüstiger Mann. Aoer er müsse einmal gründlich ausspannen, wen» eg nicht eines Tages ganz aus sein sollte. Zudem sei der Großvater in einer Irrenanstalt gestorben. Da müsse man besonders achtgeben. Der Chefarzt hatte eifrig genickt. Gute Zahler brauchte er sehr notwendig. Und es standen so viele Zimmer und Zellen leer. Es war mehr al» angenehm, daß dieser neue Patient, für den gut bezahlt werden konnte, gerade jetzt gekommen war. Da unterbrach der Kranke Binders Gedanken, er hätte! Hunger und ob man dann auch wirklich gleich die große! Konferenz ansetzen wolle, wegen der er einzig und allein! hierhergekommen sei. Der Sohn zwinkerte dem Doktor zu. Das hieß so viel wie: Jetzt ist er schon wieder mitten drin in seiner fixen Idee. Doktor Binder erfaßte die Situation sofort und er widerte: „Aber gewiß doch. Erst wird gegessen und dann kom men die Herren. Keiner hat abgeschrieben." Da schien der Kranke sehr zufrieden, er rieb sich di» Hände und trippelte auf und ab. Er beachtete seinen Sohn nicht mehr, und als sich dieser von ihm verabschiedete, sagt« «r nur: „Ich muß also länger fortbleiben, Fritz. Mach' du kei nen llnfinn. Die Aufträge für Holland führe ich selbst aus, wenn ich in drei Tagen zuriickkomme. Aber erst muß ich der ganzen Welt sagen, was ich auf dem Herzen habe? „Gut, Vater, ich richte mich ganz nach deinen Anwei sungen." Der Kranke trat vergnügt ans Fenster. Er nahm et» Blatt aus seinem Notizbuch und las es eifrig durch. Dan« sah er hinaus. Dabei pfiff er. Doktor Binder meinte draußen lächelnd zu dem Soh» des Eingelieferten: „Es ist, soviel ich jetzt schon sehe, kein allzu schwere« Fall. Einig« Wochen, vielleicht sogar ein paar Monat« kann es natürlich dauern." „Wochen wäre» mir schon lieber. So eingearLeitet bitz tch doch noch nicht* entgegnet« der junge Mann «in wenW ängstlich. Dan« setzt« er hinzu: (Fortsetzung folgt)