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Nr. S» Zschopau«, Tageblatt und «»zeig«. Mo«,ag, oea L7. Februar1Sf Hm Grünland «egen die srMn Relema! Umbruch macht auch schlechtes Grünland ackcrsüylg. Betrachtet man rückblickend die Ertragssteigerungen unserer Kulturpflanzen, so erkennt man bald, daß sie nicht gleichmäßig, sondern völlig verschieden verlaufen sind. Im Durchschnitt des Jahrzehntes >879/1888 wurden z. B. 9,8 Doppelzentner Wimer- roggen, 80,8 Doppelzentner Spätkartoffeln und 29,7 Doppelzentner Wiesenheu je Hektar geerntet. Ein halbes Jahrhundert später, im Durchschnitt der Jahre 1929/1938 betrug die Ernte an Roggen 17,4 Doppelzentner, an Kartoffeln 165,3 Doppelzentner und an Wicsenhen 42,8 Doppelzentner je Hektar, d. h. die Erträge an Roggen haben sich um rund 77,5 v. H. und die an Kartoffeln sogar um fast 105 v. H. vermehrt, die au Wiesenhcu dagegen nur um 44 v. H. Diese Tatsache läßt erkennen, daß der Förde rung des Ackerbaues weit größere Aufmerksamkeit Angewandt wurde als der Verbesse rung der Wiesen. Dasselbe dürfte zweifellos für die Weiden gelten. Wollen wir also höhere Erträge ans der Landwirtschaft erzielen, so kann dies am leichtesten dort ge schehen, wo bisher am wenigsten getan worden ist, also auf den Wiesen und Weiden. Der Neichsbaucrnführer N. Walther Darrä faßte diese Erkenntnis in dem kurzen inhalt- reichen Satz zusammen: „Im Grünland liegen die größten Reserven." Es gilt daher in den zukünftigen Abschnitten der Erzcugungsschlacht, dem Grünland besondere Auf merksamkeit zuzuwcnden. Schlechtes Grünland umtzrechen! Allerdings ungeeignete und minderwertige Flächen als Dauergrünland zu pflegen, hat keinen Zweck. Sie müssen verschwinden und in Ackerland nmgewgndelt werden. Deshalb wurde der Umbruch derartiger Flächen seit 1937 durch Neichsmittel gefördert; bisher konnten rund 270 000 Hektar minderwertige Grünlandflächcn in Acker umgewandelt werden. Zwar wird ein Teil dieser Flächen nach mehrjähriger Ackcrnutzung wieder dem Grünland zugeführt werden; der größte Teil wird aber zweifellos ständig als Acker genutzt werden. Ob diese Umbruchaktion weiter durch- gcführt wird, läßt sich zur Zeit mit Bestimmtheit nicht sagen. Voraussichtlich werden Umbrnchbeihilfen künftig nur in Verbindung mit anderen Landeskulturmabnahmen gewährt werden. Die Regelung -es Wasserhaushaltes Was kann nun aber zur Verbesserung des „echten" Grünlandes geschehen? Erste Voraussetzung ist die Regelung des Wasserhaushaltes. Wir wissen, daß die Klee- nnd Gräserarten der Wiesen und Weiden mehr Feuchtigkeit zu einem frohen Gedeihen benötigen als die Ackerfrüchte. Es kommt also nicht allein auf die recluzeitigc Ent- .vässerung an, sondern mindestens ebensosehr auf die Bewässerung. D. h. in der modernen Grünlandwirtschaft genügt es nicht, Gräben oder Drainagen zu ziehen, die sofort jedes Wasser ablcitcn, sondern zweckmäßig ist es, in ihnen kleine Stauvorrich- tnngen einznbauen, die in den trockenen Monaten das Wasser auch zurückhalten können, Auch Grünland braucht Stallmist. falls nicht — wie cs allmählich immer mehr geschieht — direkte Bewässerungsanlagen errichtet werden. Ein großer Teil unseres Grünlandes leidet allerdings unter zu starler Feuchtigkeit, besonders im Frühjahr« hier-ist die Entwässerung natürlich Haupt- crfordernis. Geschieht die Entwässerung durch Gräben, so müssen diese jährlich min destens einmal gründlich gesäubert werden. Die geeignetste Zeit hierfür ist der Winter, wenn der Boden nicht gefroren ist. Wer es bisher also versäumt hat, sollte es noch im Februar und März nachholcn und dabei auch nicht die Vorflut vergessen. Denn was nützt es, wenn das Wasser oben gut abfließt, unten aber nicht weiter kann? Ge meinschaftliches Denken und Arbeiten erspart hier besonders viel Mühe und Aerger. Schleppen un- Walzen Die Pflege des Grünlandes beginnt t» zeitigen Frühjahr. Zuerst ebnet man dl« Maulwurfshaufen mit einer Schlqw« ein. Hat man tm Winter Kompost ans da» Grünland gebracht, so benutzt man besser ein« Glieder- ober Dorneneag«, dte den Koni« Post sofort in di« Grasnarbe etnreidt. Di« nächste stlrbett, di« ans W« «all durch. geführt werden sollte, ist das Walzen mit einer schweren Walze, je schwerer um sj besser. Sie drückt die durch den Frost gelockerten Pflanzen wieder in den Boden unh sichert so die Wasserzufuhr der Pflanzen. Ueber die Anwendung besonderer Eggest auf dem Grünlande ist mail vielfach getrennter Ansicht. Im allgemeinen dürfte ss sich auf guten Flächen aber erübrigen. Nur dort, wo sich viel Moos in der Narbt findet, sollte dies soweit als möglich durch Eggen entfernt werden. Die spätere Pflege des Grünlandes erfordert verhältnismäßig wenig Arbeit. Sie muß aber durchgeführt werden, wenn das Grünland Höchstcrrräge liefern soll. Dazu gehört vor allem daj Fladcuoerteilcn nud das Abmähen des überstündigen Grases nach jedem AbweideiL Grun-iase für Düngung, Stallmist un- Kompost Ganz besondere Aufmerksamkeit gebührt der Düngung. Denn erst sie schasst die Voraussetzung für Höchstleistungen. Ebenso wie auf dem Acker bilden auch hier die wirtschaftscigcnen Dünger die Grundlage. Alle drei bis vier Jahre einmal sollte das Grünland Kompost oder Stallmist erhalten, Düngemittel, die in Gebirgsgegenden, durch die Gülle ersetzt werden. Den Kompost fährt man am besten im Winter aus« der Stallmist kann allerdings in gut verrottetem Zustand auch tm Sommer gegeben werden, und zwar nach dem ersten Schnitt oder Umtrieb. Er führt dem Boden dann nicht nur Nährstoffe und Humus zu, sondern schützt die abgebissenen Pflanzen auch vor den heißen Strahlen der Sonne. Fehlt in dieser Zeit der Stallmist, so benutzt, man vielfach anch altes Kurzstroh, Kaff, Kartoffelkraut oder ähnliches, die zwar eins geringere Nährstoff-, aber die gleiche Schutzwirknng wie Stallmist ausüben. Auch dcq Kalkzüstand muß beachtet werden. Ueber ihn unterrichtet am sichersten eine Boden» Untersuchung, die gegen eine geringe Gebühr von der Landwirtschaftsschule durch« geführt wird. Nach deren oder des Wirtschaftsberaters Angaben ist dann die Kall« gäbe zu bemessen, die im allgemeinen alle vier bis fünf Jahre zu wiederholen ist. NiM zu wenig Han-elS-ünger! Zu diesen wirtschaftseigenen Düngern und dem Kalk kommen dann die Handels« dünger. Grundsätzlich sollten hierbei Kali und Phosphorsäure schon tm Spütwinlest oder frühen Frühjahr in der ganzen Höhe der endgültigen Gabe ausgestreut werdens Die Stickstoffgabe dagegen ist zu teilen, und zwar derart, daß etwa die Hälfte ebenMs im Frühjahr, der Rest aber nach dem ersten Schnitt bzw. dem ersten und zweiten Um« trieb gegeben wird. Dadurch werden die Pflanzen nach dem ersten Schnitt sofort zif verstärktem Wachstum angeregt. Die Höhe der wirtschaftlichen Handelsdüngergab« Trockengertiste verbessern das Heu. stellt man zweckmäßig durch kleine Versuchsparzellen oder auch durch Bodeuunter-^ suchungen fest. Im allgemeinen sind die bisherigen Gaben für das Grünland aber viel zu gering. Zwei bis drei Doppelzentner 40prozentiges Kalisalz und zwei bis vier Doppelzentner Thomasmehl bzw. Superphosphat oder Rhenaniaphosphat sollten nebest zwei bis vier Doppelzentner eines 20prozentigen Stickstoffdüngemittels die Regel seins Lagern infolge zn starker Düngung dürste nur in den seltensten Fällen zu befürchten seir^ Sm Bor-ergrun- -ie RSHwei-e Sehr wichtig ist nun die Nutzung d«S Grünlandes. Wenn nicht besondere Ver» hältnisse vorliegen, die das Grünland einseitig p»r Wiese oder einfettig zur Weidi stempeln, so ist die gemischte Nutzung als Mähweide auf jeden Fall vorzuziebcuf Denn die Wechselnutzung als Wiese und Weide hat in den fortschrittlich geleiteten Be« trieben nachweisbar die größten Nährstofsmenge» geliefert. Hierzu muß dann aller dings das Grünland eingezäunt und in verschiedene Koppeln unterteilt werden. Mb Hilse besonderer Reichszuschüsse konnten seit 1937 rund 300 000 Hektar Wiesen uu! Weiden eingezäunt und unterteilt werden, wodurch es nach Angaben von Oberland wirtschaftsrat Dr. Geith möglich war, den Ertrag" meist um mehr als SO v. H. z« steigern. Diese Zuschüsse werden auch in Zukunft beibehalten, wenngleich sie im nächsicii Geschäftsjahr voraussichtlich herabgesetzt werden. Außer dieser Ertragserhöhung Hai die Einzäunung den Vorteil, den Arbeitsaufwand bei der Viehpflege herabzusetzen, da durch die Ausdehnung des Werdeganges die Sommerstallfüttcrung eingeschränks werden kann. Eiweißreiches Heu Je größer die Zahl der Koppeln ist, um so günstiger ist es. In mindestens achp besser noch in zehn oder zwölf Koppeln sollte die Gesamtgrünlandfläche eingeteilt sei» damit die Tiere ihren Leistungen entsprechend den ganzen Sommer über auf ds« Weide ernährt werden können. Die Tiere werden in Gruppen eingeteilt, und zwar so, daß die frischmelkenden die erste Gruppe bilden und stets die neuen Koppeln er« halten. Ihr folgt die zweite Gruppe mit den altmelkendcn Tieren und dann di« letzte Gruppe, die sich aus den Jungtieren und Fohlen zusammensetzt. Jeden zweiten dritten oder vierten Tag wechseln die Tiere von Koppel zu Koppel. Die Koppeln;; die nicht abgewcidct werden, werden gemäht und liefern das Heu für die Winter-» fütterung. Wichtig ist dabei, daß die Gräser frühzeitig gemäht werden, und zwar dann, wenn der größte Teil von ihnen kurz vor der Blüte steht. In diesem Anaew blick enthält der Gesamtbestand der Pflanzen nämlich den höchsten Gehalt an Eiweiß- jenem Nährstoff, an dem wir in der Fütterung erfahrungsgemäß den größten Mangel! leiden. Die Hcuwcrbung selbst sollte aber nicht wie üblich auf dem Boden erfolgen- sondern das Gras ist auf Trockengerüste zu packen und dort bis zur endgültigen! Trocknung zu belassen. Dadurch vermeidet man die großen Verluste, die teils durch Abbrechen der eiweißreichen Blätter, teils durch Auswaschung infolge Regen oder Tm entstehen. Schon heute gibt es in den Alpen und in Sachsen Gebiete, in denen meh als 70 v. H. der gesamten Heuernte aus Reuter, Hütten oder Heinzen getrocknet werden- Bei richtigem Einsatz der Gerüste entsteht leine wesentliche Mehrarbeit, vielmehr kann bei unsicherem Erntewettcr der Arbeitsaufwand durch sie wesentlich vermindert werden. Betrachten wir daraufhin unsere sämtlichen Grünlandflächen, so werden wir zugebeu müssen, daß bisher viel unterblieben ist und daß von ihnen tatsächlich noch sehr viel höhere Erträge gewonnen werden können. Ein- unserer wWtigsten Ziele wird «S also in den nächsten Jahren sein, die «och tm Grünland liegenven Reserven Mr nns «ad die deutsche Volkswirtschaft insgesamt ««-bar zu mach««. «nfnahme fl): Reichsnährstand