S'Z 1452 Gedenktage für das Zahr ^939 Von Reinhold Timm«. Tief verschneit lag Stabt und Flur, als das Weihnachtsfest herankam. Das „Wochenblatt" schrieb in seinem Weih nachtsartikel unter anderem: „Nun läuten die Glocken bas Weihnachtsfest ein, mit ehernem Munde verkünden sie das deutsche Weihnachten, das Fest der allumfassenden Liebe. Und nach altem schönen Brauche ertönen in der Christ nacht vor unseren Häusern die herr- lu .n Weihnachtslieber von der seligen schlichen, gnadenbringenden Weih nachtszeit. Wohl trägt das Fest das c 'crliche Gepräge der vergangenen ^agre und doch welch greller Gegensatz zu den Jahren des Friedens. Während sonst bas Fest der Liebe alle Glieder der Familie um den Tannenbaum scharte, stehen heute hunderttauscnde unserer Brüder fern von der geliebten Heimat in Feindesland im Kampfe ge gen Mißgunst und Neid, gegen Herrsch sucht und Barbarentum. Und doch feicrr die Liebe gerade an diesem Wcih- uachtsfcstc Triumphe wie nie zuvor. Die Liebe allein baut uns Brücken zu den fernen Brüdern und Gatten im Felde draußen: sie allein macht es jenen möglich, wider Gesahr und Tod den Zwecken ihres Vaterlandes zu die nen und alle eigenen, persönlichen dar über zu vergessen, sogar den allereigen sten und urpersönlichen der Lebens erhaltung. So findet uns dieses Weih- nachtssest im Kriege Gebend wie znvvr. Welch eine große LiebeSarbeit ist nicht in den letzten Wochen bewältigt worden. Da gab es wohl lein HauS, keine Fa milie, in denen nicht gesorgt und gepackt wurde, um die Zehn- und Einpsund- pakcto pünktlich und vorschriftsmäßig fertig-,«stellen. St«« sind all die Schach teln und Kisten schon auf dem Wege zu unseren Lieben im Feld, möchten sie ihnen allen die beabsichtigte Wcih- nachtsfreude hinaus'"ingen nach Osten und Westen! — Und wie werden unsere tapKrcn Feldgrauen das Weihuachtsfest begehen? Viele kleine Weihnachts- lSchluß) bäumchen sehe ich flimmern — klein mit den bescheidensten Mitteln hergerichiet, aber doch trotz ihrer Kleinheit von unsern treuen Kämpfern in den Schüt zengräben und Unterständen, in den Baracken und Wohnlöchern, voll in niger Heimatsfreube betrachtet. Der Weihnachtsbaum leuchtet im Felde wie in der Heimat als ein sichtbares Zeichen für alles das, was im deutschen Volke als »ut und «del gilt. In allen Herzen in Deutschland und den ihm verbünde ten Landen verschmilzt sich mit dem Weihnachtslicht aufs neue der Schwur der Treue für das Vaterland. Aber wie unsern Kriegern an den Grenzen des Reiches und weit in Feindesland die Weihnachtsbäumchen als Grüße aus der Heimat gelten, so möge auch unS Zurückgebliebenen der Weihnachts gedanke neue Kraft geben, auszuhalten in diesen schweren Zeiten bis zum Ende, bis unsere Feinde niedcrgcrungen und uns ein goldener dauernder Frieds. bcschiedcn sein wird." Die Gottesdienste an den Weihnachts- feiertagcn waren sehr gut besucht. Am l. Festtage predigte Pfarrer Thicrgcn über Jes. 9, S,l>. Das Mcndelssohnschs „Jauchzet dem Herrn" gab dem Gottes dienst einen besonders festlichen Ton. Am 2. Festtage predigt Pastor Eggers über Eph. 2, 14. Tas Weihnachtslied: „Heilge Nacht auf Engclschwingcn" wurde von der Kantorei dargcbot.'n. Am 28. Dezember lnd Pfarrer Thicr gcn zu eincm Vaterländischen Abend nach dem „Stern" ein. Gemeinsame Gesänge, Gedichtvorträge, ein drama tisches Zeitbild „Ich bin ein Deutscher", Lichtbilder aus Deutschlands großer Zeit 1870/71, bildeten das Programm. Tas denkwürdige Jahr 1914 neigte sich seinem Ende zu Noch einmal ließ das deutsche Volk seinen Blick rück wärts fallen auf all das große Erlebte der letzten Monate, auf all di« ruhm reichen Taten unserer Truppen im Osten und Westen. Fromm und gläu-