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k.leUg Nekiamestügc.. damit der Vvrschilsi heruntcr- kvniuu, »nd dann die Arbeit. Die Abhandlung über die Arzneipflanze» must fertig werden. Vielleicht findet sich einer, der sie druckt. Vielleicht kann man dann mal irgendwo an einem Institut als Assistent ... ach Gott, das liegt alles noch in grauer Ferne! ... Es ist dunkel geworden über ihm und um ihn. Tausendfach haben sich die Stimmen des Abends ver. stärkt, aus Gras und Kraut tönt der Gesang des Som mers. Die kleine Welt erwacht, nachdem das fruchtbare, heiße, strahlende Gestirn verschwand. Peter erhebt sich. Ihm ist ein wenig toll im Kopf. Aber er denkt nun nüchtern und scharf. Ja ... ich hab' dies Mädel lieb. Aber ehe ich sie mir hole, muß ich etwa- fein. Punktum. Darum zunächst: Mund zu und fort von hier. Trolle dich, Peter, es wird dunkel! Langsam stapft er den ersten Lichtern zu, die vom Dorfe her scheinen. Hinter ihm tönt Musik. Einer der schölten weißen Rheindampfer kommt von seiner Fahrt znrück. Tausend Lichter läßt er glänzen über dem Strom. Menschen singen und jubeln. Dazwischen das Tschingbumm -er Musik. Die haben'- gut! denkt Peter. Er malt sich aus, wie das wohl wäre, wenn er mit Babett da vorn am Bug des Schiffes säße, Hand in Hand . . . Herrgott, die haben's gut! Das Lichterschiff entschwindet in der Ferne. Ein paar verwehte Klänge der Musik — dann ist Stille rings um ihn. Als er die Gaststube betritt, schlägt es ihm dunstig und lärmend entgegen. Es ist mächtiger Betrieb. Fremde, Reisende, die hier ihren letzten Schoppen trinken vor der Heimkehr. Dort am Fenster aber lacht und lärmt eine Gesellschaft junger Menschen, die aus dem Ort sein mögen. Es klingt mörderisch, ist aber höchst harmlos. Peter geht mitten durch das Gewimmel. Sein Platz in der Nische ist ja frei. Essen mag er nicht. Nur trinken. So sitzt er lange in sich versunken.' Sein Abendbrot steht unberührt. Alle Fremden sind längst fort, aber am Fenstertisch scheint's hoch herzngehen. Ein junger Mensch, städtisch gekleidet, mit dem Tonfall des Fremden, führt das grohe Wort. Er hält anscheinend die ganze >unge Ge sellschaft frei. Da . . . die Rede mißglückt thml Er hat zu viel vom guten offenen Wein getrunken und verhaspelt sich stammelnd. Lautes Gelächter schallt ihm von seinem Tüch entgegen. Doch der Bursche scheint keinen Spaß vertragen zu können. Er springt plötzlich ans. knallt beide Hände auf den Tisch und brüllt los. „Lacht nicht! Ihr Affen! . . . Wer hat gesagt, daß ihr lachen sollt!'? Lacht ihr etwa über mich?! He'?! Ihr dreckiges Pack, wißt ihr nicht, wer ich bin'? Ich bin ein Maler, ein Maler, von dem man nach hundert Jahren noch reden wird . . .!" „Weil du so bannig sausen kannst, Alfons!" „Du . .. halt dein Maul! Ich bin der heimliche Sohn eines Fürsten! Und ihr seid Dreck! Dreck! Aber ich werde es euch zeigen! Laßt nur erst den Alten da oben ... Ha, ich kaufe euren ganzen Plunder hier auf! Alles . . . alles! Und dann 'rauS! 'Naus mit euch, sage ich!" Er steht mit wutverzerrtem Gesicht mitten tm Zim mer. Es ist still geworden. Die Mädel weichen in die Ecken zurück, hinter die Burschen, die verlegen dasitzen und nicht wissen, was sie tnn sollen. Beruhigend spricht der Wirt auf den Trunkenen ein. „ S ist der Cznka, der verrückte Maler, der beim Ge heimrat oben wohnt!" meint er entschuldigend zu Peter. „Er ist immer ein wenig grantig, wenn er eins über den Durst hat!" Der Trunkene aber drückt den Wirt mit unwilligem Knurren beiseite. „Hab' . . . habe ich dich gerufen'? Scher' dich zum Teufel, du hinterlistiger Halunke, von einem Gastwirt! illllc könnt ihr euch zum Teufel scheren! Alle ,..! Bloß ... bloß du nicht!" Grünend tappt er auf ein Mädchen zu Gott, das arme Ding zittert vor Furcht und Abscheu, aber er hat sie schon bei der Hand gepackt. „Lassen Sie mich los!" schreit daS Mädchen. Doch er lacht nnr unb versucht sie enger an sich zu ziehen. Die Burschen, der Wirt, sie wollen dem Besessenen tu den Arm fallen, doch Ne kommen nicht dazn. Peter Bogel ist aufgesprungen und hat den jungen Menschen zu sich herumgeriffen. „Finger weg! Und nun marsch nach Hause. Ber standen'?!" Peters Miene läßt keinen Zweifel an dem Ernst feiner Worte zu. Der andre begreift tm ersten Augenblick gar nicht, dgun aber faßt er hinter sich, packt eine der schweren, dunkelgrünen Weinflaschen... ein gellender Aufschrei . .. aber da tst's auch schon vorüber. Der Bursche krümmt sich am Boden, als müßte er sterben. Dumpf kollert Lie Flasche über Lie Erde. Peter streicht sich seinen Anzug glatt und setzt sich ruhig aus seinen Platz. Er ist zufrieden mit sich. Der Schlag saß. Der Flegel wird drei Tage an ihn denken. Die andern stehen einen Augenblick starr, dann aber brechen sie in Helle Begeisterung aus. Daß Peter der Flieger ist, das wußten sie,' daß er auch ein ganzer Kerl ist... das reißt sie als Sportfreunde zu Beifallskund gebungen hin. Der Geschlagene erhebt sich mühsam, schleicht ächzend zur Tür. Niemand hilft ihm. An der Tür bleibt er noch einmal stehen. Ein Blick, drohend und voll ohn mächtiger Wut, fliegt zu Peter hinüber, aber der be achtet lhn gar nicht. Er sitzt schon wieder hinter seinem Tisch, und nach diesem erfrischenden Zwischenspiel schmeckt's ihm. Als er beinahe fertig ist, kommt einer der Burschen zu ihm und fragt, ob er nicht mit herüberkommen wolle an ihren Tisch. Er sei der Bruder jenes Mädchens, daS er da vor dem Maler beschützt habe. Peter sagt nicht „Nein. Nach einer guten halben Stunde sitzt er mitten unter ihnen und vernimmt, was alle im Dorfe wissen: das wüste Leben des Malers, seine Reden gegen den Herrn Geheimrat, der ihn doch gerade beschütze und ernähre. Ja, einige wollten sogar von geheimnisvollen Reisen wissen, über die Grenze hinweg. Aber das wäre wohl Rederei, dummes Zeug, das sich d,ie Leute selber zurecht machen. Jedenfalls könne keiner etwas Bestimmtes sagen. Fest und sicher sei nur, daß er oft verreise, wenn er aber hier sei, oft tagelang herumstrolche und dann manchmal abends sich betrinke. Wenn nicht der Geheimrat wäre, der Wirt hätte ihn schon längst 'rausgeworfen! Aber Peter mag von all diesen Geschichten nichts wissen. „Was geht mich der Flegel an! Was schert mich euer Geheimrat! Hallo, laßt uns lieber vergnügt sein! Oder habt ihr kein Geld?!" „Ob wir Pfennige haben? Nee, aber für 'ne Hand- voll Schoppen, da langt's noch immer, Gott sei Dank!" So wird es ein kreuzfideler Abend. Peter ist von allen der Ansgelasscnste. Er läßt das Grammophon nicht zur Ruhe kommen, er schwenkt alle Mädels der Reihe nach herum. Besonders mit der kleinen Blonden tanzt er, die vorhin beinah dem Maler in die Finger gefallen wäre. Er redet, lacht, singt, tanzt und trinkt, alles nur, um sein Herz nicht zu fühlen und die stille eindringliche Melodie: Ich hab' sie lieb ... ich hab' sie lieb . .. Als er den heißen Schädel draußen in der linden Sommernacht ein wenig kühlen will, taucht plötzlich eine Gestalt neben ihm auf. Er kann es im ersten Er schrecken nicht erkennen, da fühlt er, wie sich zwei weiche Arme um seinen Nacken pressen, ein duftendes, atmen- WeWeMg Ihr seid nicht tot, und weiter blüht Uns euer Leben wunderbar. Der Liebe frohe Kraft umglüht Uns immer geistigschön und klar. Im Wandel aller Zeiten rinnt Auch euer Blut durch jedes Her«. Und jeden neuen Tag beginnt Auch ihr unb teilet Lust und Schmerz. JHr seid nicht tot und wandert her Und hin durch unser Lebenslicht. Wir rufen euch oft voll Begehr, Und unser Glück vergißt euch nicht. Franz Cingia. LeS Etwas -rängt sich zu iW, und zwei heiße Lippkü suchen die seinen. „Hallo!" Mit starkem Griff hat er sich freigemacht und schiebt das Bündel im Hellen Sommerkleid ein wenig von sich, „Hallo ... das ist ja eine nette Ueverraschungl Hör' mal, Mädel, so haben wir nicht gewettet! DaS ist ja das kleine Fräulein mit den blonden Zöpsen, das den bösen Malersmann nicht mochte! Aber mich würdest -n ganzgerne nehmen, was?" Das Mädchen steht stumm und gesenkten Kopfes. Ein Schluchzen bebt durch ihren Körper, lautlos, aus ganz verborgenen, ihr selbst unbekannten Tiefen heraus. Er wird ernsthaft, nimmt ihre Hand und spürt einen glatten Ring. „Berlobt bist du auch, was? Nein, Mädelchen, ich bi» ein fröhlicher Kerl, aber solche Geschichten macht der Peter Vogel nicht. Dir ist dein kleines Herz vom Wein und all der Aufregung durcheinandergekommen. Glaub mir, morgen früh ... da tat dir alles leid. Und außer dem ... du bist die Erste und Einzige, der ich das an vertraue . .. willst du mir versprechen, daß du schweigst gegen jedermann?" Sie nickt ernsthaft, den Blick jetzt groß und voll auf ihn gerichtet. „Ja ... ich versprecht" (Fortsetzung folgt.) Mtsel-ELe Ergänzungs-Aufgabe. ...bstahl sausträger erlohn .arragona ... schau ... ffenbach .... krieg ...ulaner .... rat. Die Punkts sind durch Buchstaben zu ersetzen, damit si§ waagerecht neun Wörter lesen lassen, dis bezeichnen: 1) straf bare Handlung, 2) Bote 3) Abfindung 4) spanische Stadt am Mittelmeer, 5) Stadt an der Weichsel, 6) bekannter Maler 7) Völkerringen, 8) Inselbewohner, 9) Gerät. Bei richtiger Lösung nennen die eingesetzten Buchstaben (in gleicher Reihenfolge abgclcsen) einen Wcrberuf. MWst ins Feld Erzählung von Bernhard Schulz. Am Nachmittag hatte die innge Frau lange am Fenster gestanden und auf den Regen gelauscht, der vor den Scheiben unermüdlich niedertroff, auch ein zähnefletschender Wind war über die Bäume gekommen und hatte die Beerensträucher im Garten jchier aus dem Boden gezerrt. Jetzt in der Dunkelheit kam der Mann von den Höfen hinab ins Dorf, wie stets um diese Stunde. Sie konnte sich genau darauf verlassen, daß er kam, und es hatte sich auch scheinbar nichts verändert, nicht das geringste. Es war der gleiche klirrende Schritt, der da kam. Sogar die Stimme, Wie sie „guten Abend" sagte, war dieselbe, die sie seit Jahren kannte, warm und gnt und ein wenig hungrig. Sie hält« jetzt das Essen fertig haben müssen. Aber mit einem Mal« hatte sie doch nicht die Kraft, tapfer zu sein, und sie sank am Tisch schwer in die Knie. Ja, nun war es Wohl aus, das Glück, und dem Herzeleid standen Tür und Tor offen... Der Mann half der Frau auf, und sie saßen beide eine Weile da und schwiegen. Sie würden nun oft und jeden Abend an diese Stunde zurückdenken. Sie, die zu Hanse blieb, und er, den sie ins Feld gerufen hatten. Ja, und dies hatte er ihr also milgcbracht, eine Schürze, nichts weiter als dies Bunte, man konnte längst nicht mehr kriegen, was man wollte. Um Brot zu bekommen, mußten sie stundenlang anstehen. „Daß du daran gedacht hast..." Die zarten Hände der Frau warfen sich über dis harten des Mannes, und sie lagen beide da auf der bunten Schürze wie Blüte und Wurzel, braun nnd bleich und ein bißchen ineinander vcrknäuelt, wie es sich für Bäume gehört. Und nun wollten sie zusammen Abendbrot essen. Die >unge Frau hatte seit langem gespart auf diesen einen Abend, der unter vielen seinesgleichen der denkwürdigste I sein würde. Eier, Fleisch und Brok, sie komucn es kaum aus einmal vertilgen; den Rest wollte sie ihm empackcn für die Reise. Erst schien der Abend kein Ende nehmen zu wollen, in der Ferne pfiff eme Lokomotive, und sie halten beide eine diebische Freude daran, aus das Rattern und Stampfen des Zuges zu achten, der icnscits der Berge im Tale dahinbranste. Eie konnten es minutenlang hören, cs war gar nicht so schlimm, sich vorzustcllen, daß der Zug immer und immer wieder fahren würde, talauf, talab, und einmal würde der Krieg ja doch wohl abgeblasen werden. Ter Mann sagte: „Denke, daß ich eine Zeitlang unter wegs sein muß, in der Fremde, wie im Frieden .. „Tu mußt dir aber ost Urlaub geben lassen", sagte -ie Frau. „Aber Kind", erwiderte der Mann säst väterlich, „im Felde ist daS nicht so wie im Frieden." Aber dies konnte die junge Frau nicht recht verstehen. Dann mar er also doch nicht einfach unterwegs, als Handels mann in ver Fremde, wie im Frieden —? Sie wollte sich nicht selbst belügen, wie es der Mann gemeint hatte, und sie würde schon eine List ersinnen, daß es dennoch für ihn möglich wäre, zu kommen. „Ich lasse dir ein Telegramm schicken. .Komme sofort, Anna schwer erkrankt, Mutter."' Doch davon mochte der Mann nichts wissen. Eine List? „Nein, laß Vas, Kind." Und dann hatte die junge Frau wie in Freude gelacht und sich auf die Knie ihres Mannes gesetzt, den Arm um feinen Hals gelegt, und sie hatte dann doch weinen müssen. Es kam alles so, wie sie es seit Monaten gewußt hatte: Tie Eisenbahn rollte auch durch ihr Herz hindurch, und alle Geleise lasteten schwer auf ihrem Leibe. Sie zitterte unter der Macht des Schicksals, das über sie Verhängt war, vor kurzem hatte sie noch darüber lächeln können. Nun war es soweit. Es klopfte draußen hart ans Fenster, eine Stimme forderte den Abschicdnehmenden aus, sich zu be- eilen. Mitten in der Nacht geschah dies, und als die Türe sich hinter dem Manne geschlossen hatte, war die Helle Wand oes Flurs vom Sturme mit nassem Schnee bepeitscht. Bis zum Hellen Morgen hörte sie noch diesen schweren klirrenden Schritt, und am Nachmittage konnte sie sich auch auf alles andere wieder besinnen. Aber da war sie allein mit sich und der bunten Schürze und mit der Hoffnung, die sie unter dem Herzen trug. Ans den Höfen mußten nun die Frauen und Kinder ein- springcn für die. Männer, jeder hatte jetzt seinen Posten und seine. Verantwortung, und der Mann der jungen Frau, dem alle diese Arbeiten wie Pflügen, Säen und Pfcrdanschirrcn viel leichter von der Hand gegangen wären, der marschierte m Frankreich, oder, wenn man es recht bedachte, dann lag er Wohl im Graben, in einem nassen, kalten Loch, und starrte immer nur nach vorne hin, wo hinter dem Trichterfeld der Franzose sich festgcbissen hatte. Manchmal konnle auch ein anderer Soldat an seiner Stelle liegen und er selbst kroch dort hinlen herum, im Hagel der Geschosse, und schleppte Muni» tionskästen und Kochgeschirre. Oder er trug auf seinem Buckel verwundete Kameraden zurück. Sein Gesicht war gleichmäßig hart geworden, kalt und ernst, und seine Hände kannten nur diesen einen Griff noch: Gewehr einziehcn, und dann mit dem Finger nach dem Abzug tasten, langsam, sicher, krümmen, ab- ziehen, laden — blitzschnell... Er war darin zu einer kalicn Genamgkcit gekommen. Der Drill, den er ans dem Kasernen hof erfahren hatte, wandelte sich ihm zu sturer Härte. Er dachte jetzt auch kaum noch an Zuhause... Ta kam das Telegramm. „Komme sofort, Anna schwer erkrankt, Mutter." Er steckte es ein und lachte. Ja ja, die Weiber, sieh mal an! Nun muß man m wohl Urlaub ein reichen, zu lange soll sie denn doch nicht warlen, die lunge l Frau. Er konnte sich nun auch genau darauf besinnen, wie ! re aussah, wie sie die Schürze trug und wie sie am Bahnhof tehen würde. Uebrigens könnte jetzt ihre Stunde gekommen sein. Er konnte sich ein kleines Kind im Arme der jungen Mutter gut vorstellen. Nun, den Urlaub sollte er haben, aber erst wollten sie raus sein aus diesem Loch, die Ratten kamen ihnen schon bis an die nackte Haut. Es waren zehn Tage ver gangen, seit ihn die Botschaft erreicht hatte. Da hatten sie endlich hinter der Front ein wenig Ruhe, und der Mann konnte fahren. - Erst im Zuge freute er sich richtig, heimfahren zu dürfen, und er machte es sich im Abteil so bequem wie möglich. Draußen lichtete der Frühling durchs Land, weiße Wölkchen kullerten über die saftigen Wicsenhugel, und goldrot funkelt« die Sonne am Himmel. Er kroch ganz in sich selbst hinein, sah nichts, hörte nichts mehr. Die Front, di« Kameraden, der Feind, das alles lag weit hinter ihm. Er horchte jetzt nur noch auf das Klopfen seines Herzens und auf das ewige Tacktack der Näder, die heimwärts rollten, talauf. Sie hatten damals auch dies besprochen... talab, talauf... nun war cs endlich so weit. Es fiel ihm alles ein, woran er lange nicht mehr gedacht hatte, Anna und die bunte Schürze, die Küche mit den Tellern und Töpfen und die Hühner im Stall, sogar ihr« Stimme börte er deutlich an sein Ohr klingen. Ja ja, du Racker von einem Mädchen, nun hast du es doch zuwege gebracht, mich heim M kriegen, da bin ich nun, Liebste... Der Zug hielt schnaufend an, der Soldat stieg auS. Da I stand die Mutter, alt, gebeugt und schwarz, hatte schon lange da gestanden, Tag um Tag, Zug um Zug. Sie nahm de» Sohn fest in den Arm. „Jetzt kommst du erst?" — „Freust du dich, Mutter?" — „Ja ja, aber Anna geht es nicht gut, mein Sohn." — „Hahaha! Wieso? Das weißt du nicht, Mutter. Wir haben nämlich eine List vereinbart. Da siehst du mich groß an, was Mutter?" Die alte Frau taumelte fast. „Nein, nein", sagte sie mühsam, „es ist nicht so, wie du denkst. Anna ist wirklich krank... sehr krank... du mußt jetzt stark sein." Da zitterte der Mann, und es fuhr wie ein Sturm durch Ihn hin. „Das kann doch nicht sein... nein, das ist... nicht ...so..." Aber er wußte nun, daß Anna krank war. Viel leicht war es mit der Geburt nicht gut abgelausen. Er lief, so schnell er konnte, und als er in die Straße embog, in der sein Haus stand, da trugen sie aus seiner Türe «inen Sarg. Alte, schwarzgekleidete Männer, Greise fast, setzten den Sarg aus die ErU und standen plötzlich wie erstarrt, wußten nichts zu sagen und sagten auch nichts. Sie traten nur ein wenig von der Leiche zurück, sie hatten jeden Tag auf ibn den Feldgrauen, gewartet. Und nun konnte er ja mitgehcn. Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer In Zschopau. Lchrtftleitung: Margaret« Voigtländer In Zschopau.