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Nr. 25 Zfchopaner Tageblatt «ab Anzeiger hWlmsuMliW des ZUS- und Gr»MWkscreiiis ^^pan W» llWkSmz Am Sonnabend fand im «aale der Mcisterhausc» die lastung von den drückenden Lasten könne dem Hansbcsitz ordnungSaeinäfi einbcrufene Saupiversanimlnng des Haus und Grundbcsitzcrvcrcins Zschopau und Umgebung statt. Veremssührer Emil Schmidt eröffnete die Lkrsammlung mit begrüßenden Worten, insbesondere galt sei» Willkommens- gruh dem Rcdn«r des Landesverbandes Or Hofmann IDres- - n). dem Ehrenmitglied Adolf Zierold und dem Vertreter der Presse. Anschließend gab er einen Rückblick auf das er eignisreiche Jahr 1938, das uns nicht nur die Rückkehr der Ostmark und des Sudctenlandcs brachte, sondern einen fühl baren Aufschwung unseres gesamten Wirtschaftslebens. Ge genüber diesen großen Erfolgen des neuen Reiches treten naturgemäß die Sorgen des Hansbcsitzes zurück und weitere Opfer müsse man bringen, bis auch hier eine Lösung ge funden sein wird. Mit Hoffnung und Vertrauen können wir in die Zukunft unseres emporstrebenbcn Staates blicken. Hieran schloß sich «ine schlichte Totenehrung für das lang jährige Mitglied Emil Wüstner. Tann erhielt der Redner des Landesverbandes I>. Hvf- uiann iTreSdc») das Wort. Zunächst trat er der viel ver breiteten Ansicht entgegen, daß die Organisation des Haus- besihcs keinen Zweck habe. Gerade unser Verband biete außerordentlich viel« Vorteile, insbesondere in Rechtsfragen und cs sei nur zu begrüßen, wenn sich die Mitglieder vcr- trnnciisvoll an die Geschäftsstelle des Verbandes wenden, dort werde ihnen stets Hilfe geboten werden. Dann wandte sich Redner dem Thema zu: „Wissenswertes zur endgültigen Regelung der Fälligkeit alter Hypotheken und Grundschul den, sowie über den Prciöstop ans dem Gebiete der Mieten und Pachten". In außerordentlich klarer und verständlicher Weise ging er auf das Hypothekenwesen ein, legte all die Bestimmungen dar, die eine Kündigung derselben möglich machen unnd gab beherzigenswerte Winke über all die Mög lichkeiten, welche bestehen, um diesen Sorgen des Oausbcsihcs zu begegnen. Es würde zu weit führen, hier näher auf die interessanten Ausführungen des Redners einzugchen, nur soviel sei gesagt, daß sic viele beherzigenswerte Winke und Anregungen boten und cs ist nur zu bedauern, baß der Ver sammlung so viele Mitglieder fern geblieben sind. Hier hätten sic sich gerade über die Kündigung von Hypotheken und deren ost bittere Folgen orientieren können und im ge gebenen Falle hätten sic gelernt, wie man diesem Notstand wirksam entgegentvetcu kann. Dann wandte sich Redner dem Gebiete des PrciSstops der Mieten und Pachten zu. Wir leben in der Zeit des Vicrjahresplancs, der bezweckt, das deutsche Volk unab hängig vom Ausland zu machen und mit allem zu versehen, was es zum Leben notwendig braucht. Nach dem libcrali- stischeu Wirtschaftssystem wurden die Preise durch die Kon junktur bestimmt, >var das Angebot groß, so fielen die Preise, war cs klein, so stiegen sic. Dies hätte zur Folge gehabt, daß bei der herrschenden Wohnungsnot die Mieten gestiegen wären. Sie gilt nicht nur für alles andere, sondern auch für die Mieten, denn diese bilde einen großen Posten im Ein kommen der Volksgenossen, der nicht erhöht werden dürfe, denn die Regierung will der großen Masse auch die Kultur güter erschließen. 116 Prozent der Fricdensmictc ist.dic ge- schliche Miete. Als Stichtag gilt der 17. Oktober 1638. Grundsätzlich ist «ine Mictsprciserhöhung verboten, auch wenn der Mieter damit «inverstanden ist. Nur mit Ge nehmigung der Preisprttfungsstclle kann unter gewissen Be dingungen der Mietpreis erhöht werden. Unter welchen Umständen dies geschehen kann, erläuterte der Redner an Beispielen. Nicht die Erhöhung der Mieten, sondern Ent- hclfen, denn hohe Mieten seien volkswirtschaftlich nicht ge rechtfertigt. Die Reichsregierung wolle ja nur das Beste für jeden Volksgenossen. Wir als organisierte Hausbesitzer müs sen an die Negierung Herangehen und der Verband werde alles tun, um hier «ine Besserung zu erreichen. Reicher Bei fall dankte dem Redner, der noch einige Anfragen aus der Mitte der Versammlung zufriedenstellend beantwortete. Nun wurde in die eigentliche Tagesordnung eingetreten. Vcreinssührcr Schmidt dankte mit herzlichen Worten dem Redner Or. Hosmann für seinen Vortrag, dann bedauerte er lebhaft den schwachen Besuch der Versammlung, denn bei 174 Mitgliedern hätte der Saal vollständig gefüllt sein müs sen. Dann trug Kassierer Müller den Kassenbericht von 1638 vor. Die Einnahmen beliefen sich auf 1631,86 Mark, die Ausgaben auf 996 86 Mark, sodaß ein Kaffenbestand von 61,59 Mark verbleibt. Hierzu kommen noch einige auf das neue Jahr bezahlte Beiträge, die letztere Summe auf 142 Mark erhöhen. Die Rechnung wurde geprüft und für richtig befunden und dem Kassierer Entlastung erteilt. Der letzte Punkt der Tagesordnung, Eingaben und Ver schiedenes, brachte noch manches Interessante zu Gehör. In seinem Schlußwort wies der Vcreinssührcr Schmidt darauf hin, baß der Verein im nächsten Jahre sein 46jühriges Bestehen feiern kann und gab der Hoffnung Naum, daß bis dahin alle noch außenstehenden Hausbesitzer sich dem Verein anschließen möchten. Denn die Organisation sei die beste Interessenvertretung der Hausbesitzer, sie stehe jederzeit mit Nat und Hilfe jedem Mitglied zur Verfügung und feiten des Verbandes werde alles getan werden, um die Lage der Haus besitzer zu bessern. Mit einem dreifachen Sicgheil auf unsern geliebten Füh rer wurde die Versammlung geschlossen. Ihr Einsatz ist AorSild Totenehrung für die gefallenen Polizeilameraden In Dresden sand anläßlich des „Tages der deut schen Polizei" aus dem Avolf-Hitlcr-Platz eine eindrucks volle Totenehrung für die in Ausübung ihres Dienstes gefallenen Polizcikameraden statt. Mit den Hinterblie benen wohnten u. a. der Kommandant von Dresden, Gene ralmajor Mehnert, und Bürgermeister Dr. Kluge von Dresden als Ehrengäste sowie Offiziere und Mannschaften sämtlicher Polizeisormationcn der Feierstunde bei, bei der Polizeipräsident ^-Standartenführer Herrmann die Ge denkrede hielt. Darüber hinaus brachten zahlreiche weitere Volksgenossen durch ihre Teilnahme die enge Verbunden heit des deutschen Volkes mit seiner Polizei zum Ausdruck. * Li: Verkehrszeichen reichten nicht — so viel freudige Spender Waren die Vorführungen der Feucrlöschpolizei Dresden wohl von den meisten Zuschauern umgeben, so litten doch Vie Fahrten aus dem Feuerlöschboot und aus den verschiedenen Polizeifahrzeuaen nicht darunter. Fröbes Treiben entwickelte sich auf den „Reitbahnen". wo die Polizeipserde zum Kinder- reiten zur Verfügung standen. Auch die Technische Nothilse gab mit Bruckenbauten und Filmvorführungen ei..en Ausschnitt aus ihrer Arbeit. So waren die Abzeichen im Nu vergrissen. Aber die Volksgenossen gaben auch so, erfreuten die Kameraden von der Polizei und der ss, wie die vereinigten Musikkorps durch ein Wecken, durch Platzkonzerte und durch ein Großkonzert im Ausstellungspalast Dresdens Einwohner begeisterten. BerewlWW in Aussig SlaLsches Lotze und Eauleiter Henlein sprachen zur SA Truppe Sodetenland In der mit Fahnen des Dritten Reiches geschmückten Elbe stadt Aussig sand in Anwesenheit des Stabsches der SA. Viktor Lutze und des Kauleiters Konrad Henlein die feierliche Vereidigung der SA. des Sudeienlandes statt. Schon im ersten Morgengrauen rollten Conderzüoe mit den Einheiten der SA. in Aussig ein. Kegen Mittag begann der Einmarsch in die Kampfbahn. Nachdem der Stabschef die Front de» Ehrensturmcs der Standarte „Feldherrnhalle" abgeschritlen hatte, übernahm er aus der Tribüne die Cturmfohne des Stormes IV/42 und über gab sie dem Clurmfllhrer. Im gleichen Augenblick übergaben auf der Kampfbahn die Sturmsührer die Sturmsahnen ihren nunmehrigen Trägern. Unter den feierlichen Klängen des Lie des vom Guten Kameraden lenkten sich dann die Fahnen zur Totenehrung, die in ihrer Eindringlichkeit zu einem unvergeß lichen Erlebnis wurde. Dann sprach Eauleiter Konrad Henlein, der u. a. aus- führte: „Mit dein Augenblick, da sich die Fahnen neigen und die sudetendcutschcn SA-Männer vere'digt werden, muß ich aus- drllcklich versichern, daß die Männer, denen jetzt ihre Fahnen übergeben werden leidgestählt kampferprobt und treu sind. Diese Menschen haben zwanzig 2abre hindurch Not Leid, Kerker und Arbeitslosigkeit erlitten. Trotz allem hat sich keiner unterkricaen lassen. In ihren Herzen glühte die Liebe zu Deutschland und zum Führer, und ihre Kraft und ihr inneres Wollen waren stärker als sremde Uebermacht und die Not, die sie durchleben mußten. Und so soll es immer sein, wir danken alles dem Führer und wollen stets bereit sein, die größten Opfer aus uns zu nehmen und die größten Aufgaben gestellt zu erhalten. Kurze Kommandos tönen auf. und die Vereidigung begann. Der Ehrensturm der Standarte Feldherrnhalle" präsentierte das Gewehr. Die Männer der SA. leisteten den Eid und sind nun ausgenommen in die große Gemeinschaft der SA. Stavschef Lutze führte dann in feiner Ansprache u. a. fol gendes aus: Zum ersten Male stehe ich vor einer geschlossenen Abteilung von SA.-Führern und SA.-Männern der neuen Gruppe Sudeten. Es ist symbolisch, daß ich Euch heute eine Fahne über gebe. Sie erinnert uns an einen Tag vor neunzehn Jahren, va ein unbekannter Mann einer kleinen Gruppe von Männern ebenfalls eine Flagge in die Hand gab, die er für seine Bewe gung selbst entworfen hatte. Damals in München forderte er oie Hand jedes einzelnen daraus, daß diese Flagge einmal die Flagge des deutschen Volkes und des Deutschen Reiches werde. Nun ist diese Fahne wirklich als das Symbol des neuen Deutschen Reiches durch das Brandenburger Tor und durch die Wilhelmstraße an unserem Führer Adolf Hitler vorbei siegreich getragen worden. Wenn Ihr den Glauben an die Standarte des Führers nicht im Herzen gehabt und mit diesem Bewußtsein nicht die ganzen Jahre ausaehalten hättet, dann würdet Ihr heute nicht hier stehen und dürftet nicht mit Stolz ausrufen: Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Euer Glaube hat gesiegt, weil er der Glaube unserer Fahne war. Es ist Eure heiligste Verpflichtung, diesen Glauben nie preiszugeben, und Ihr, meine SA.-Führer, seid mir dafür ver antwortlich, daß dieser Glaube in Euch und im letzten Kameraden stark und groß bleibt. Die Fahrt des Stabschefs und seiner Begleitung zum Thea terplatz gestaltete sich zu einer neuen Jubelkundgebung, die sich noch steigerte, als die Kraftwagenkolonne vor dem Theater ein traf Tausende und aber Tausende erlebten hier zum erstenmal den Vorbeimarsch der SA. Sudeten vor ihrem Stabsches und dein Eauleiter. Frontliimpserehrentteuz lür Henlein Der Reichsminister des Innern Dr. Frick überreichte am Vorabend des Tages der nationalen Erhebung und der ersten Sitzung des Eroßoeutschen Reichstages Gauleiter Konrad Hen lein als erstem Sudetendcutschen das Ehrenkreuz für Front kämpfer. Jee 8m ssa st. Sebastian Roman von Gert Nothberg. 1l. Fortsetzung. Von Ekel geschüttelt, trat er zurück. Er wußte, daß man hier eine nichtswürdige Komödie vorspielte, um sich das Wohnrecht in Schloß Kronau zu erzwingen. Aber was sollte er tun? Jetzt konnte er sie doch nicht Hinauswelsen. „Gut! Bleiben Sie hier, bis Ihre Frau Mutter sich wieder erholt hat. Das Auto kann die Sachen vorläufig in den Gasthof bringen. Ich bestelle Zimmer. Meine Mamsell wird Rat schaffen, ich werde sie rufen." Kronau ging. Frau Kronau richtete sich sofort auf, als die Tür leise zufiel. „Was sagt ihr?" Guido zuckte mißmutig die Schultern, dann meinte er ungehalten: „Ich meine, daß er nicht hereinfällt. Er hat jetzt Zeit genug gehabt, mein Schwesterlein zu sehen, und sie hat ihm ja auch Augen gemacht. Er will uns so rasch wie mög lich wieder los fein, nichts weiter. Fuß fassen läßt er uns hier nicht. Das wißt ihr hoffentlich jetzt genau." „Vorsicht!" Fannys feine Ohren hatten ein leises Geräusch ver nommen. Es klopfte, und gleich darauf trat Mamsell Martha über die Schwelle. Frau Kronau war wieder ohnmächtig gewor den und Mamsell bemühte sich um die Dame. Dabei mußte sie selbst mit Uebelkeit kämpfen, als sie das aufdringliche Parfüm der beiden Damen in die Nase bekam. Kein Wun der, wenn der Schloßherr diese Verwandtschaft nicht hier haben wollte. Man sollte nicht für möglich halten, daß diese Leute zu dem alten Geschlecht der Kronau-Holstens gehör ten! Aber leider war es jo und da hatte man eben höflich und freundlich zu sein. Frau Kronau erholte sich jetzt. Sie seufzte schwer und sagte: „Dann wollen wir also so schnell wie möglich ins Hotel. Ich möchte ins Bett, es ist mir nicht gut." Ernst Rainer kam zurück, sprach einige freundliche Worte mit Fanny und die dachte schon, sie hätten Oberwasser, als der Cchloßherr freundlich sagte, der Wagen, sein Privat wagen, stehe draußen. Die Herrschaften würden damit be- guemcr fahren als im Mietwagen, der inzwischen mit dem Gepäck vomusgesahren sei. Er brachte die Verwandtschaft bis zum Wagen. Dabei erhaschte er noch einmal einen haßerfüllten Blick der älteren Dame, und er war froh, diese Gesellschaft nicht im Schloß untergebracht zu haben. Gr wollte sich mit der Notlage der Familie näher befassen, vielleicht würde er die Rente für die beiden Damen erhöhen, der Junge mochte gefälligst ar beiten. Der Diener Christian fuhr mit. Er saß vorn neben dem Chauffeur. Die drei im Hinteren Teil des Wagens sahen sich an. Jeder von ihnen sann an demselben Gedanken. Einem Gedanken, der dem Ziel galt, den Kronauschen Besitz zu erlangen. Wie es geschah, war ganz gleich. Aber es mußte geschehen. Christian erzählte nach seiner Rückkehr Mamsell Martha, daß er noch einen lauten Streit der beiden Da men und des Herrn gehört hätte. Mamsell sagte schroff: „Christian, es handelt sich um Verwandte des Herrn Kronau!" Da schwieg Christian und ging kopfschüttelnd daran, das Silber zu putzen. Einige Tage später saß Ernst Rainer Kronau seinen Verwandten abermals in der Halle gegenüber. Er hatte sie hierhergebeten, um einiges mit ihnen zu besprechen. Er hatte es sich überlegt. Sie sollten das kleine villenartige Gebäude beziehen, das zur Mühle gehörte und von Herrn Brendler stets an Sommergäste vermietet worden war. Das war die beste Lösung. So hatte er die ganze Gesellschaft unter den Augen, sie wohnten aber doch nicht im Schloß, und da kamen sie auch mit der Rente aus. Und der Junge, Guido, konnte als Volontär hier arbeiten. Vielleicht konnte man ihm später ein Gut in Pacht geben. Man würde ja sehen. Er eröffnete seinen Verwandten den Plan. Mutter und Tochter sahen sich zufrieden an. Das war mehr, als sie nach dem Fiasko ihres Ueberfalles hatten erhoffen können. Das Weitere würde sich dann schon finden, wenn sie nur erst hier waren. Guido starrte finster zu Boden. In ihm kochte es. Lehr ling sollte er hier werden? Warum griff denn Mama nicht ein, als man ihm, Guido, solch entwürdigende Nolle zu- fchob. Er versuchte, seine Mutter durch Blicke zu verständigen, aber diese sah ihn lächelnd an und reagierte nicht darauf. Dann wandte er sich mürrisch ab. Seine Gedanken ar beiteten fieberhaft. Fanny sah heute sehr vorteilhaft aus, doch das Puppen hafte, Dreiste an ihr blieb. Der erste Eindruck verwischte sich nicht, trotzdem blieb Kronau sehr höflich und aufmerk sam gegen die Damen. Er bat die Verwandtschaft dann, mit ihm zu essen, und später stellte er auch seinen Freund Werther vor. Werther war erschrocken. Um Gottes willen, was waren das für merkwürdige Menschen! Daun durchleuchtete ihn ein Gedanke. Herr Kronau-Holsten in Schlesien war alt gewesen. Viel leicht hatte er gar noch im vorgerückten Alter seine Wirt schafterin oder irgendeine ungebildete Frau verheiratet. Sie hatte ihm die Kinder geschenkt, und solange sie den Namen Kronau-Holsten trugen, gehörten sie eb«n mit zur Familie, mochte man alle drei noch so unangenehm empfinden. Die Damen interessierten ihn auch weiter nicht. Er dachte nur ehr angestrengt über den Mann nach. Den hatte er be- timmt schon irgendwo gesehen. Aber wo nur? Diesen cheuen Blick, den kannte er. Na. vielleicht besann er sich noch, wo er das Jüngelchen einmal getroffen haben konnte. Man plauderte, und Kronau sagte, daß viele schöne, alte Möbel in Schloß Kronau umherständen. Ob die Damen etwas davon haben möchten oder ob sie für moderne Sachen wären? Fanny sagte gleich, sie möchte alles modern haben, so alte Möbel... Aber da unterbrach Frau Kronau-Holsten sie würdig: „Nur nichts Modernes, möglichst noch geschmackloses Zeug, wie es heute hergestellt wird. Ich möchte mir doch dann lieber hier etwas aussuchen." Lächelnd sagte Ernst Rainer zu. Irgendwie hatte er dis Empfindung, daß ihm noch viel Unangenehmes bevorstand. Vielleicht war die ganze Gesellschaft eine SHwindlerbande: dann konnte man sich ja noch auf einen Heidenspaß gefaßt machen. Fanny verteilte ihre lockenden Blicke zwischen ihm und seinem Freunde. Wieland Werther blickte seinen Freund Kronau einmal ganz entsetzt an. Aber dieser lächelte ihm zu. Die Verwandtschaft blieb dann noch zum Kaffee. Kronau hatte das so eingerichtet, weil er die Herrschaften seinem alten Freunde Golfen vorführen und dessen Urteil hören wollte. Malte Golfen kam dann. Er dachte: Wie albern von dem Jungchen, dem Kronau, daß er die netten Leutchen nicht hierbehalten will. Da hätte er doch Gesellschaft. Spa- ter dachte Onkelchen etwas anders. Er hatte einen Blick ge sehen, den die Mama mit dem Sohn wechselte. Hallo, was ist denn das? Oder habe ich mich da ge täuscht? Ich bin doch ein rechter alter Nörgler und Schwarz seher geworden. Malte Golfen sagte den Damen eine Schmeichelei nach der andern, um sein Unrecht, das er in seinem Innern ge gen sie gehegt, wieder soviel wie möglich gutzumachen. Als er hörte, daß die Herrschaften die kleine nette Villa beziehen würden, freute er sich. „Das ist großartig. Das ist vernünftig. Die ganze Ver^ wandtschaft ist beisammen und sitzt sich doch nicht zu dicht auf dem Halse. Das ist nämlich nicht gut. Dabei kommt immer Zwietracht 'raus. Immer! Da wird ja unser Kreis hier noch um eine junge Schönheit reicher. Da wird's aber in Kürze Hochzeiten geben! Ich freue mich schon auf all den Wirrwarr und die Ehen, die Ämorchen stiften wird." Man lachte. Frau Kronau-Holsten sah den alten Herrn beinahe liebevoll an. Nur Guido blieb mürrisch und ver drossen, weil sich kein Mensch mit ihm befaßte. Er ahnt« nicht, daß Wieland Werther ihn noch immer scharf beob achtete. Den Kerl kenne ich. Weshalb läßt mich mein miserable« Gedächtnis schon wieder mal im Stich? dachte Wieland Werther. > IFortsetzung folgt).