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2. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Freitag, den 30. Dezember 1988, 19.30 Uhr Sonnabend, den 31. Dezember 1988, 15.30 Uhr Sonnabend, den 31. Dezember 1988, 19.30 Uhr Solisten: Birgit Fandrey, Dresden, Sopran Andreas Conrad, Berlin, Tenor Johann Strauß 1825-1899 Rosen aus dem Süden — Walzer op. 388 Tritsch-Tratsch - Schnellpolka op. 214 Figaro-Polka op. 320 „Komm in die Gondel" Lied des Caramello „Was mir der Zufall gab" Lied der Annina „So sind wir endlich denn allein" Duett Annina Herzog aus „Eine Nacht in Venedig" Krönungsmarsch op. 183 Josef Strauß 1827-1870 Ohne Sorgen — Polka schnell op. 271 Johann Strauß „Draußen in Sievering" Lied der Fanny aus „Die Tänzerin Fanny Elßler" An der schönen blauen Donau — I Walzer op. 314 PAUSE Ouvertüre zu „Die Fledermaus" „Klänge der Heimat" Csardas der Rosalinde aus „Die Fledermaus" Josef Strauß Die Libelle — Polka mazur op. 204 Johann Strauß Schatz-Walzer op. 418 „Als ich ward ihr Mann" Arie des Grafen aus „Wiener Blut" Johann Strauß (Vater) 1804-1849 Josef Strauß Eduard Strauß 1835-1916 Chineser-Galopp op. 20 Rudolfsheimer Polka op. 152 Mit Dampf — Polka schnell op. 70 Johann Strauß Johann Strauß (Vater) „Wer uns getraut“ Duett Saffi / Barinkay aus „Der Zigeunerbaron“ Fortuna-Galopp op. 69 Die Familie der „Sträuße“ Aus der Fülle derer, die zu Beginn des 19. Jahrhunderts den tanzfreudigen Wienern auf spielten und neue Tanzweisen komponierten, fallen zwei Namen auf: Josef Lanner und Jo hann Strauß, der Vater. Am 14. März 1804 als Sohn eines Bierwirtes in Wien geboren, war Johann schon als kleiner Junge ein ge schickter Geiger. Einer Buchbinderlehre entzog er sich durch Flucht. Aufgegriffen und nach Hause gebracht, erteilten die Eltern ihre Zu stimmung zu geregeltem Musikunterricht. Fünfzehnjährig nahm ihn der drei Jahre äl tere Lanner in sein Quartett auf, das er bald zu einem ansehnlichen Orchester erweiterte. Lanners Kompositionen hatten Erfolg, die An gebote, in renommierten Etablissements zu spielen, wurden größer, so daß er seine Ka pelle zahlenmäßig erweitern und teilen mußte. Die Leitung seines zweiten Orchesters übergab er Strauß, der heimlich begonnen hatte zu komponieren. Am 1. September 1825 schied dieser nach dramatischen Auseinandersetzun gen mit Lanner aus der Kapelle seines Freun- aus. Inzwischen hatte er geheiratet. Am 25. Oktober 1825 wurde dem jungen Paar das erste Kind geboren: Johann. Der Vater mußte, wie einst Lanner, bescheiden anfangen. Doch schon im Herbst 1826 war sein Quintett zu einer 14-Mann-Kapelle angewachsen. Seinem ersten Walzer, dem „Täuberlwalzer", folgten weitere Kompositionen, die beim Publikum Anklang fanden und um die sich Verleger re gelrecht rissen. In der Folgezeit entspann sich eine Art musikalischer Wettstreit zwischen Lan ner und Strauß, der Wien in zwei Lager spal tete: die „Lannerianer" und die „Straußia- ner". 1830 bewarb sich Strauß um die Stelle des Musikdirektors beim „Sperl", wo er in den folgenden Jahren Triumphe feierte. Strauß’ Ruhm war ins Ausland gedrungen. Eine Reihe von Kunstreisen, u. a. nach Un garn, Frankreich und England, brachten ihm Weltruhm als Dirigent und Komponist ein. Seinen Sohn Johann wollte er in einem Bank haus unterbringen, verbot ihm daher jede musikalische Betätigung. Die Mutter hinge gen unterstützte die musikalische Ausbildung ihrer Söhne (am 22. August 1827 war Josef geboren worden, dem am 15. März 1835 Eduard folgte), so daß es zu unerfreulichen Szenen zwischen den Ehegatten kam. 1843 verließ Vater Strauß seine Familie, die Kinder blieben bei der Mutter. Strauß kontra Strauß 1843 verstarb Josef Lanner, Johann Strauß war jetzt alleiniger Herrscher im Reiche der heite ren Muse. Doch der eigene Sohn wurde ihm zum Konkurrenten, von dem er einmal einem Freunde gegenüber geäußert hatte: „Jetzt will der Mistbub, der Johann, auch Walzer schrei ben, wo er keinen Dunst davon hat — und es doch mir, der ich in meinem Fach der Erste bin, schreckliche Mühe macht, in den Rahmen von acht Takten — manchmal brauch ich auch zwölf Takte — noch irgend etwas Neues zu bringen." Violinunterricht hatte Johann Strauß vom Ballettrepetitor der Hofoper, Kohlmann, erhalten, der ihm solides Handwerk vermit telte, Theorieunterricht bei Professor Joseph Drechsler, der ihn unbedingt zum Sinfoniker und Kirchenmusiker ausbilden wollte. Als Jo hann sich nach einjährigem Studium bei ihm selbständig machte, gab ihm Drechsler ein la konisches „Aus Ihnen wird nix" mit auf den Weg.