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staltung. Er schuf zahlreiche Opern und Bal lette, Orchester-, Kammermusik- und Vokal werke. Wenn auch das Konzert für zwei Vio linen und Orchester, das zweite in der Reihe solcher Werke nach dem Duo con- certante von 1937, gewissermaßen als Gele genheitskomposition gelten kann, ist es doch zugleich ein bezeichnendes geistvoll-klassizi stisches Werk aus seiner Spätzeit. Es entstand zwischen dem 1. Mai und 10. Juni 1950 in New York auf Bestellung der Zwillinge Gerald und Wilfred Beal, hervorragende Geigertalente, die auch die ersten jugendlich-temperament vollen (damals 17jährigen) Interpreten wa ren: bei der Uraufführung am 8. Januar 1951 in Dallas (Texas) und bei der New Yorker Re prise noch im gleichen Jahr. „Das Konzert von Martinü ist wie für sie geschaffen — sein mo derner Stil entspricht ihrer Generation, seine Klarheit, seine Rhythmen und seine Melodik sind ein Spiegelbild ihrer Jugend; sie spielen es brillant" — äußerte der Kritiker Miles Ka stendieck im „New York Journal-American". Originell an dem nicht eben tiefsinnigen, doch wohlklingenden Konzertwerk ist die Um wandlung des Hauptthemas des Mittelsatzes (Moderato), das von Mozartscher Schlichtheit ist, zum Grundelement des Schlußrondos. In der alten Zählweise der Sinfonien Anto ni n Dvoraks erschien die Sinfonie Nr. 6D-Durop. 60 als erste, war sie doch die erste, die veröffentlicht wurde und die der bescheidene Komponist als gültiges Werk ver trat. Er hatte lange Zeit gebraucht, hatte viele harte Entbehrungen auf sich nehmen müssen, ehe er mit seinen Kompositionen in der mu sikalischen Welt bekannt wurde. Die „Slawi schen Tänze", die „Slawischen Rhapsodien" und die „Klänge aus Mähren“, Werke, deren musikalische Struktur ganz aus den nationa len Intonationen der reichen böhmischen Volksmusik erwachsen waren, trugen den Ruhm des Komponisten dann jedoch in die Welt und vermittelten Dvorak die Bekannt schaft und verehrende Freundschaft einiger Großer der Musikwelt wie Johannes Brahms, Joseph Joachim und Franz Liszt. In dieser freudvollen Zeit der wachsenden internationa len Anerkennung seines Schaffens entstand die D-Dur-Sinfonie, auch mittelbar durch die Erfolge des Komponisten im Ausland veran laßt, hatte doch der bekannte Dirigent Hans Richter nach einer Aufführung eines „Slawi schen Tanzes" den Wunsch geäußert, mit sei nen Wiener Philharmonikern auch einmal ei ne Sinfonie des Meisters zu spielen. Von der Freude über die Anteilnahme, die man seinen Werken allerorts zollte, wesentlich bestimmt, entstand die Sinfonie in ungemein kurzer Zeit. Drei Wochen benötigte Dvorak für die Nieder schrift der Skizze, drei weitere für die Ausar beitung der Partitur. Am 25. März 1881 ge langte das Werk, das Hans Richter gewidmet war, durch das Orchester des Tschechischen Theaters in Prag zur Uraufführung. Die Sinfonie verleugnet in keinem Takt die nationale Herkunft des Komponisten, dennoch gehört sie bereits zu jenen Werken Dvoraks, in denen er, über die starke Anlehnung die böhmische Folklore hinauswachsend, immer stärkerem Maße die sinfonischen Form probleme und die harmonische Entwicklung der westeuropäischen Romantik für sein Schaf fen wirksam werden ließ. Zwar läßt auch in dieser Sinfonie der Musikant Dvorak manch mal noch ein wenig die Zügel durchgehen, führt in nimmer ermüdender musikantischer Kraft eine thematische Erfindung nach der an deren ins Treffen und gelangt noch nicht ganz zu der Bändigung der hervorquellenden Ener gien, wie das in seinen letzten Sinfonien der Fall ist, die Frische aber der Erfindung, die kraftstrotzende Gesundheit der Verarbeitung ist von so überzeugender Echtheit, daß man leichten Herzens kleine formale Unebenheiten in Kauf nimmt. Der tschechische Dvorak-For scher Otakar Sourek sagte über die Sinfonie: „Satz für Satz ist sie genial stilisierte Daseins heiterkeit, Lebensmut, Freude und Frohsinn. Dabei ist das Werk seinem Geist und Aus druck nach urtschechisch. Mit seinen Wurzeln haftet es im Grund und Boden der tschechi schen Provinz, und die Liebe des Tondichters zu diesem Boden, der ihn hervorgebracht hat, seine Liebe zur heimatlichen Natur und zä tschechischen Volk durchwärmt und leitet den Gedanken des Werkes, jeden einzelnen Takt. In dieser Sinfonie leben Humor und Hochgefühl, Frohsinn und Leidenschaft des tschechischen Volkes, atmet der Duft und jauchzt der Gesang der böhmischen Fluren und Wälder. Hier gibt es kein lastendes Ge wölk, nicht einmal Wölkchen." Sind diese Worte auch für die ganze Sinfonie bestimmt, so treffen sie doch in besonderem Maße für den ersten Satz (Allegro non tanto) zu. Erst nach einem zweimaligen Auftakt kommt das frische Hauptthema zum Vorschein, von den Hörnern synkopisch begleitet. Ein Ne bengedanke entwickelt sich rasch, dann kommt wieder das Grundthema im Grandioso daher. Alle weiteren Gedanken sind aus den einzel nen Motiven dieses Grundthemas abgeleitet, atmen die gleiche musikantische Frische wie dieses. Die Durchführung dient der weiteren Zusammenführung der einzelnen Gedanken, sie vermeidet große dramatische Spannungen. Die Reprise weicht nur geringfügig von der Ex position ab; eine ausgeweitete Coda führt den kraftvollen Grundcharakter des Satzes zu ei nem letzten Höhepunkt. Nach einem Zurück gehen in ein gehaltenes Pianissimo überrascht eine Fortissimo-Kadenz. Von slawischer Gefühlstiefe ist der zweite Salz (Adagio). Süß zieht der sehnsuchtsvolle Ge- Hhpke dahin, der in Rondoform noch einige Wrale wiederkehren soll. Ein wenig rascher im Tempo erklingt ein tänzerisches Thema in den Oboen, um dann einem besonders zarten Mo tiv zu weichen, das erst in der Dur-, dann in der Mollterz erscheint. Dieser letzte Einfall wird im Verlauf des Satzes noch zu besonders sinnlichen Steigerungen geführt. Erstmalig in der sinfonischen Literatur dürfte es sein, daß ein richtiger Volkstanz, ein Fu- riant, Eingang in die sinfonische Satzfolge findet. Sourek gibt uns für den Charakter die ses Tanzes und für seine Entstehung folgende Erklärung: „Das Wort furiant bezeichnet im tschechischen Volksmund einen Bauernbur schen oder Bauern, der in allen Lebenslagen selbstbewußt seinen Mann stellt . . . Ein im Milieu des begüterten tschechischen Bauern tums einstmals recht verbreiteter Menschen typus, in dem sich Dünkel, Prahlsucht, aber auch steifnackiger Mannesstolz zu einer un entwirrbaren Charaktereinheit vermengten. Von diesem bäuerlichen Lebenstypus erhielt der Dorftanz Furiant seinen Namen, ein hur tig bewegter Tanz mit wechselnder Taktart und scharfen, höchst bezeichnenden Akzent verschiebungen, der eben diesen menschlichen Dorftypus musikalisch-tänzerisch versinnbild licht.“ Bekannt ist ja beispielsweise der hin reißende Furiant aus Smetanas „Verkaufter Braut". Von ähnlichem tänzerisch animieren dem Feuer ist auch der Furiant aus Dvoraks D-Dur-Sinfonie. Ganz deutlich sind die gegen den 3 /4-Takt geschriebenen Zweiermetren er kennbar, denen dann die wirbelnde Dreivier telfigur nachgestellt ist. Auch in der wiegen den zweiten Periode sind die metrischen Bin dungen verschoben. Freundlich und ein wenig pastoral gibt sich das Trio, das eine etwas du delnde Beweglichkeit aufweist und deutlich zu dem dann wieder daherfegenden Furiant kontrastiert. Das wiederum in Sonatenhauptsatzform gear beitete Finale (Allegro con spirito) beweist mit seiner Vielzahl an thematischen Erfindun gen von immer mehr sich steigender Kraft fülle und Lebenslust all die Worte, die Dvo raks Biograph über die Schönheit und den Frohsinn, die überschäumende Lebensfreude dieses prächtigen Werkes gesagt hat.