Volltext Seite (XML)
ZUR EINFÜHRUNG Die Prager Komponistin Sylvie Bodoro- v ä, ausgebildet am Konservatorium in Bra tislava, an der Janäcek-Akademie der musi schen Künste in Brno (bei Prof. Ctirad Kohou- tek) und an der Akademie der musischen Künste in Prag, vervollkommnete ihre Ausbil dung durch Studienaufenthalte in Italien (bei Prof. Franco Donatini), in Polen (bei Prof. Po- lubicki) und durch ihre Teilnahme am Inter national Composer’s Workshop in Bulgarien (bei Prof. Ton de Leeuw). Ihre Kompositionen, vor allem Orchester- und Kammermusikwerke, haben bei Wettbewerben im In- und Ausland viele Preise errungen. Im Mittelpunkt ihres Schaffens stehen die kon zertanten Arbeiten, da sie die technischen und ausdrucksmäßigen Möglichkeiten der Soloin strumente besonders interessieren. Starke An regungen empfing Silvie Bodorovä von der polnischen Schule. Melodische Erfindung und Farbenvielfalt des Klangbildes sind die Ele mente, denen sie bei der Ausprägung ihrer musikalischen Sprache vor allem Aufmerksam keit widmet. Nicht selten begegnet eine ge wisse Vorliebe für kirchentonartliche Bezüge. Gern wird auch die gleichsam improvisierende Musizierweise der Heterophonie eingesetzt, die bei gleichzeitigem Vortrag einer Melodie linie in mehreren Stimmen in Tonfolge und Rhythmus variiert. Die 1986 komponierte Sonnen-Suite wurde im gleichen Jahr vom Sinfonieorchester in Hradec Krälove uraufgeführt und 1987 von den Prager Sinfonikern unter Jin Belohlävek auch in Prag vorgestellt, über ihre Komposi tion hat Sylvie Bodorovä geäußert: „Die Sonnen-Suite besteht aus fünf Teilen. Jeder von ihnen bringt zum Ausdruck, was für den Menschen wesentlich sein sollte, was ihm helfen und was ihn auch erfreuen sollte. Die Komposition versucht, das Stückchen Sonne in uns — sei es auch manchmal ein wenig ver deckt, aber dennoch stark und unzerstörbar — aufzuspüren." Bohuslav Martinü, der bedeutendste tschechische Komponist um die Mitte unseres Jahrhunderts, studierte Violine und Orgel am Prager Konservatorium, war 1913 bis 1923 Gei ger der Tschechischen Philharmonie und lebte 1923 bis 1940 in Paris. Hatte den Komponisten in Prag Josef Suk beraten, so wurde in Paris Albert Roussel sein Mentor, zugleich Lehrer und Freund. Nachdem Dvorak und Debussy sein frühes Schaffen beeinflußt hatten, be kannte er sich nun — nicht zuletzt von den freundschaftlichen Begegnungen mit Ravel, Strawinsky, Honegger und Milhaud beein druckt — zum Neoklassizismus. Gleichzeitig machte sich seit den 30er Jahren die immer stärkere Betonung eines national-tschechisch gefärbten Ausdrucks bemerkbar, das Bemü hen, die großen Traditionen der tschechischen Musik in der Gegenwart fortzuführen, immer auf der Suche nach neuen Ausdrucksmöglid^ keiten, bedrängt aber auch vom Zwiespalt vielen Stilwandlungen seiner Zeit, deren Ve^ gänglichkeit er fühlte. Nie gebärdete er sich als Radikaler, doch ebensowenig kann man seine Haltung konservativ nennen. Er war ein wahrer Musikant, dem Inspiration, Phantasie, Spielfreudigkeit mehr galten als theoretisch technische Erwägung. Das große Pathos liebte er nie: „Ich bin zutiefst von der inneren Würde der Gedanken und Dinge überzeugt, die ein fach sind und ihre ethisch-menschliche Bedeu tung besitzen, ohne durch hochtrabende Wor te und schwer verständliche Phrasen erklärt werden zu müssen." Vor dem Hitlerfaschismus floh er in die USA, wo er 1941 bis 1953 lebte. Die letzten Jahre hielt er sich abwechselnd in Frankreich, Italien und der Schweiz auf. Obwohl er den größten Teil seines Lebens fern von der Heimat ver brachte, verlor er nie seine innere Bindung an die Heimat, was sich in vielen seiner Werke, in der Emotionalität seiner Tonsprache äußerte. Oft waren es Gedanken an die okkupierte tschechische Heimat, an das Schicksal des tschechischen Volkes im zweiten Weltkrieg, die Martinü zu Kunstwerken anregten. So entstand 1939 eine „Feldmesse" für die freiwilliaÄh tschechoslowakischen Einheiten, die in Fra^^ reich gegen die Hitlerarmee kämpften, 1943 die sinfonische Dichtung „Lidice" — ein Pro test gegen die Ausrottung des gleichnamigen tschechischen Dorfes durch deutsche Faschi sten. Auch das 1938 komponierte Doppelkon zert für zwei Streichorchester, Klavier und Pau ken kann als Ausdruck seines Protestes gegen den Faschismus gelten. Das vielseitige und umfangreiche Lebenswerk des Komponisten, für das sich zahlreiche nam hafte Interpreten eingesetzt haben und im mer wieder einsetzen, beeindruckt durch sei nen starken emotionalen Gehalt, seinen Klang reichtum, seine geistvolle, differenzierte Ge- LUDEK CAP studierte bis 1930 am Konservatorium Ostrava bei Prof. Vlastimil Pacäcek und an der Janä cek-Akademie der musischen Künste in Brno bei Adolf Sykora. Im Jahre 1978 gewann er den 1. Preis des Beethoven-Violinwettbewerbes in Hradec und zusätz lich noch den Preis für die beste Interpretation des Beethovenschen Violinkonzertes. Ludek Cap ist Grün dungsmitglied des Kubin-Quartettes der Janäcek-Phil- harmonie Ostrava, das in der vergangenen Spielzeit in den Kammerkonzerten der Dresdner Philharmonie gastierte. Er konzertierte als Solist mit verschiedenen Orchestern der CSSR und unterrichtet am Konservato rium Ostrava. FRANTISEK KRYSTVNEK, 1950 in Tlumacov geboren, studierte am Konservatorium Ostrava bei Prof. Krücek sowie an der Janäcek-Akademie der musischen Künste in Brno bei Prof. B. Smejkal. 1975—1978 wirkte er an der Pädagogischen Schule in Novy Jicin, zugleich war er Mitglied des Kammerorchesters „P. J. Vejvanovsky". Seit 19/8 ist er — in der Gruppe der I. Violinen — Mit glied der Janäcek-Philharmonie Ostrava und betätigt sich zugleich kammermusikalisch im Ostravaer Streich quartett.