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3. ZYKLUS-KONZERT RICHARD STRAUSS 1. JUGEND-KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonntag, den 11. Dezember 1988, 11.00 Uhr Sonntag, den 11. Dezember 1988, 19.30 Uhr Montag, den 12. Dezember 1988, 19.30 Uhr oresoner olnilbiQrooooio* Dirigent: Jörg-Peter Weigle Solist: Sebastian Weigle, Berlin, Horn Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Rainer Lischka geb. 1942 Konzert für Horn und Orchester D-Dur KV 412 Allegro Allegro Begegnungen Impetuoso — Comodo Malincönico Leggiero Angoscioso — Feroce Entusiastico Auftragswerk der Dresdner Philharmonie Uraufführung Wolfgang Amadeus Mozart PAUSE Konzert für Horn und Orchester Es-Dur KV 495 Allegro moderato Romanza (Andante) Rondo (Allegro vivace) Richard Strauss 1864-1949 Till Eulenspiegels lustige Streiche (nach alter Schelmenweise in Rondoform) op. 28 Das Konzert wird vom Sender Dresden aufge zeichnet und im „Dresdner Abend" am 20. De zember 1988 übertragen. ST IAN WEIGLE, 1961 in Berlin geboren, ist seit 1. Solo-Hornist der Staatskapelle Berlin. Seine Ausbildung begann mit Musikunterricht beim Vater und ersten Unterweisungen auf dem Horn bei Siegfried Schergaut. 1974 bis 1977 war er Schüler von Bodo Ulrich an der Spezialschule, danach bis 1982 Student bei Kurt Palm an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler" Ber lin. Neben dem Horn-Studium lernte er in einem drei jährigen Zusatzstudium Dirigieren bei Horst Förster. Seit 1984 ist Sebastian Weigle selbst Lehrbeauftragter für das Fach Horn an der Berliner Musikhochschule. 1986 wurde er Mitglied des Jazz-Orchesters „Vielharmo nie", 1987 außerdem künstlerischer Leiter des Kammer chores Berlin. Bereits seit 1975 gehört er dem Berliner Bläserquintett an, mit dem er mehrfach Wettbewerbs auszeichnungen erhielt. Auch im Ergebnis seiner Teil nahme an verschiedenen internationalen Leistungsver ¬ gleichen als Solist schlägt sich die außerordentliche Be- aabunq des jungen Musikers nieder. So erhielt er u. a. 1980 und 1982 den 3. bzw. 1. Preis beim Internationalen Instrumentalistenwettbewerb Markneukirchen, gelangte 1983 beim ARD-Wettbewerb in München auf den 4. Platz und erhielt den Sonderpreis „Hans Pizka", 1985 wurde ihm im gleichen Wettbewerb der 2. Preis verliehen. Als Solist und Kammermusiker konzertierte er bisher in der Sowjetunion, CSSR, in Ungarn, Bulgarien, Polen, Kuba, Frankreich, Schweden, Japan, Österreich und in der BRD. Seine erste Schallplatte als Solist produziert Se bastian Weigle mit der Dresdner Philharmonie: Im De zember 1988 und im April 1989 nimmt er mit unserem Orchester unter Leitung von Chefdirigent GMD Jörg- Peter Weigle sämtliche Hornkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart auf. ZUR EINFÜHRUNG Im 18. Jahrhundert betätigte sich ein Komponist von Instrumentalmusik in der Regel zugleich auch als ausübender Musiker, und wenn er ein Solokonzert schrieb, so tat er das vor allem des halb, weil er es selber aufführen wollte. Die wenigsten Komponisten in dieser Zeit konnten nur allein vom Komponieren leben, deshalb be stritten sie immer wieder Konzerte, die vom Publikum vor allem deshalb besucht wurden, weil die Aufführung eines noch unbekannten Konzerts einen Anreiz darstellte. Das beste Beispiel ist Wolfgang Amadeus Mo zart, der die meisten seiner Klavier- und Violinkonzerte für den eigenen Gebrauch bei Aufführungen schrieb. Bei den Bläserkonzerten Mozarts indessen lie gen die Dinge anders; sie schrieb er als Auf tragskompositionen für andere: etwa den Flö tisten de Jean und den Duc de Guines oder die Freunde Stadler und Leutgeb. Obwohl das von der Jagdmusik kommende Horn schon vor 1700 in der konzertanten Musik Verwendung fand, blieb sein Tonumfang auf die Naturtöns beschränkt, bis schließlich zu Beginn des 19. Jahrhunderts das Ventilhorn erfunden wurde. Allerdings wurde schon in den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts eine virtuosere Spieltechnik, mit der weitere Töne erzeugt und die auf dem Instrument spielbaren Tonarten vermehrt wur den, dadurch erreicht, daß man die rechte Faust in die Stürze „stopfte™. Vor allem der berühmte Hornvirtuose Jan Stich (oder Giovan ni Punto, wie Mozart seinen Namen übersetz te) muß in diesem Zusammenhang genannt werden. Doch nicht für ihn, sondern für Ignaz Leutgeb, den Salzburger Hornvirtuosen, Freund und Freimaurerkollegen, der sich ab 1777 in Wien als Käsehändler niedergelassen hatte, schrieb Mozart sein Hornquintett und die Hornkonzerte. Mehr als einmal wandte sich der von permanenten Geldsorgen geplag te Komponist in seinen letzten Lebensjahren an Leutgeb und bat um Unterstützung. Früher hingegen hatte Mozart Leutgeb geholfen, in dem er für ihn Konzerte geschrieben hatte. Wiederholt war Leutgeb aber auch die Ziel scheibe Mozartschen Spotts gewesen. So er hielt er beispielsweise das Manuskript von KV 495 in verschiedenfarbigen Tinten geschrieben. Den Hornkonzerten ist eine trotz der Beschrän kung auf die Naturtöne reiche thematische Er findung eigen. Mozart machte zudem umfäng lich Gebrauch von virtuosen Läufen, die er mit breiten melodischen Linien wechseln ließ. So erfaßte er die reiche Skala des Soloinstruments vom Lyrischen bis zum Fanfarenhaften. Wäh rend dem 1782 entstandenen Konzert für Horn undOrchesterD-DurKV412 ein langsamer Satz fehlt - die Zusammenge hörigkeit der beiden Allegro-Sätze wird schon auf Grund ihrer unterschiedlichen Instrumen tierung (im Rondo-Allegro fehlen die Fagotte) angezweifelt -, ist die Romanze des Kon zertes für Horn und Orchester Es- Dur KV 495 von 1786 besonders ausdrucks voll und empfindsam komponiert. Die heite ren, volkstümlichen Rondo-Finalsätze weisen auf ihre Herkunft von den Jagdmusiken. Rainer Lischka wurde am 25. April 1942 in Zittau geboren. Er studierte Musikerziehung und Komposition an der Hochschule für Mu sik „Carl Maria von Weber" Dresden. Seine Lehrer waren Johannes Paul Thilman, Man fred Weiss, Günter Hörig und Conny Odd (Komposition) sowie Theo Other und Wolf gang Plehn (Klavier). 1969—71 erhielt er vom Ministerium für Kultur der DDR das Felix- Mendelssohn-Bartholdy-Stipendium. Seit 1970 unterrichtet er selbst an der Dresdner Musik hochschule Tonsatz, Gehörbildung und Kom position. 1987 wurde er zum Dozenten für Kom position berufen. Die Stadt Dresden zeichnete ihn 1986 mit dem Martin-Andersen-Nexö- Kunstpreis aus. Lischkas Kompositionen sind stark rhythmisch-metrisch geprägt und verar beiten Stilelemente der Unterhaltungsmusik und des Jazz. Als sein musikalisches Credo können wohl die in einem Presseinterview vom Juni dieses Jahres geäußerten Gedanken gel ten: „Das Leben ist weder nur ernst noch nur unterhaltsam. Das Prinzip des Vergnügens in der Kunst spielt eine wichtige und ernste Rol le .. . Leichtigkeit und heitere Sprache kör^fe nur dann ihre Wirkung tun, wenn sie von^^ nerem Ernst getragen sind." Seine nicht all tägliche Begabung, Humor in die „ernste" Mu sik einzubringen, durchzieht die meisten sei ner Werke: die Kammermusik verschiedenster Besetzungen, Orgelstücke, Chorlieder, das Märchen mit Musik „Das tapfere Schneider lein" und vor allem die zahlreichen Werke für Kinder und Jugendliche, die ihm bei internatio nalen Kompositionswettbewerben für Kinder lieder (OIRT) in Budapest, Berlin und War schau erste Preise eintrugen. Die im Oktober abgeschlossenen „Begeg nungen" sind das dritte von vier Orchester-