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Malers und Architekten Viktor Hartmann, der kurz zuvor (1873) verstorben war und zu Mus- sorgskis besten Freunden gezählt hatte, und schildert die Eindrücke, die der Komponist bei der Betrachtung einiger dieser Bilder empfing. Die so entstandene — übrigens dem bedeuten den russischen Kunstkritiker Wladimir W. Stas sow gewidmete — Komposition, ein äußerst plastisches, nuancenreiches und nach Charak ter und Stil ganz und gar russisches Werk, enthält die musikalische Darstellung von zehn Bildern Hartmanns und gliedert sich demge mäß in zehn Teile. Die einzelnen Sätze wer den durch thematisch immer ähnliche soge nannte „Promenaden" verbunden, die gleich sam das Promenieren von Bild zu Bild wieder geben. Die in ihrer klanglichen Differenzierung fast orchestral konzipierte Klavierkomposition reizte verständlicherweise andere Komponisten zur Instrumentation. Die Orchesterfassung Mau rice Ravels aus dem Jahre 1922, die am 3. Mai 1923 in Paris unter Sergej Kussewitzky uraufgeführt wurde, errang die größte Popu larität, schöpft sie doch orchestral alle Mög lichkeiten der musikalischen Charakteristik und der Klangfarbe aus, die dem Original Mus- sorgskis immanent sind. Im folgenden sei das Programm, der Inhalt der einzelnen „Bilder einer Ausstellung" kurz er läutert. Nach der als Einleitung erklingenden „Promenade" folgt das erste Bild „Gnomus". Die Vorlage dazu war ein Entwurf Hartmanns für einen holzgeschnitzten Nußknacker in der Form eines grotesken, buckligen, krummbeini gen Zwerges, dessen plumpe, ungelenke Be wegungen in Mussorgskis Komposition durch große Intervallsprünge, hinkende Rhythmen, unerwartete Stockungen charakterisiert wer den. Eine lyrisch-elegische Ständchenmelodie fand der Komponist für das zweite Bild, „Das alte Schloß" betitelt. Hartmann hatte den Vorwurf seines Bildes, das eine italienische Landschaft mit einer Burg und einem Troubadour im Vor dergrund zeigt, auf einer Studienreise in Ita lien gesehen. Die Gärten der „Tuilerien" in Paris sind der Schauplatz einer eleganten musikalischen Genreszene, die spielende und streitende Kinder schildert. „Bydlo" nennt sich das nächste Bild. Ein rum pelnder polnischer Ochsenkarren mit riesen Programmblätter der Dresdner Philharmonie Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Härtwig großen Rädern, der diesen Namen trägt, kommt des Weges und entfernt sich wieder. Das „Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen" geht auf Kostümentwürfe Hartmanns für eine Ballettaufführung zurück. Mussorgskis Kompo sition ist in leichtem Scherzocharakter gehal ten; die Küchlein hacken an ihren Schalen, tanzen graziös und piepsen in Vorschlägen und Trillern. Die scharfe, treffende Charakterisierung zweier polnischer Juden, eines reichen und eines ar men, gibt der Komponist in „Samuel Golden berg und Schmuyle" in einem musikalischen Dialog. Hartmann zeichnete die beiden im Ghetto von Sandomir. Marktgeschwätz und Streiten kreische keifender Weiber schildert der siebente der Suite, „Der Marktplatz von Limoges", in einem besonders anschaulichen Klangbild nach einem Aquarell Hartmanns. Eine düstere Episode bringen die „Katakom ben". Durch die Vorlage, ein Selbstporträt Hartmanns in den Pariser Katakomben, wird in einer gespenstischen Vision die Erinnerung an den toten Freund heraufbeschworen. Den zweiten Teil dieses Satzes überschrieb der Komponist „Cum mortuis in lingua mortua" („Mit den Toten in der Sprache der Toten") und gestaltete ihn gleichsam zu einer Zwie sprache mit dem Verstorbenen. Hartmanns Bild der „Hütte auf Hühnerkral len" der Baba Jaga, der Hexe des russischen Volksmärchens, inspirierte Mussorgski zur musikalischen Darstellung eines wilden Hexen rittes durch die Lüfte. „Das große Tor von Kiew" beendet den Zyklus. Das majestätische akkordische Thema dieses letzten Klangbildes wurde aus dem Themd der „Promenade" abgeleitet. Kraftvoll-feierliche Klänge von typisch nationalrussischem Kolorit gemahnen an alte russische Heldensagen. VORANKÜNDIGUNG: Sonnabend, den 19. November 1988, 19.30 Uhr (Anrecht A 1) Sonntag, den 20. November 1988, 19.30 Uhr (Anrecht A 2) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 3. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Jörg-Peter Weigle Solist: Bernard Ringeissen, Frankreich, Klavier Werke von Mozart, Saint-Saens und Reger Chefdirigent: Jörg-Peter Weigle — Spielzeit 1938,89 Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 2,85 JtG 009-54-88 EVP -.25 M